Volltext Seite (XML)
Großenhainer Unterhaltung-- und Anzeiseblatt. Seite 2. Nr. 18. Tagesnachrichten. Sachsen. Die zweite Kammer verhandelte in ihrer Sitzung am 8. Februar über die Petition des Vereins „Diakonenbildungsanstalt mit Rettnngshaus zu Obergorbitz" um Zulassung des AnstaltSgeistlichen ?. Höhne zu den geist lichen Pensionskassen. Nach längerer Debatte wurde der Deputationsantrag, die Petition übereinstimmend mit dem Beschlusse der ersten Kammer der königl. Staatsregierung zur Berücksichtigung zu empfehlen, mit 42 gegen 22 Stim men abgelehnt und die Petition auf sich beruhen gelassen, dagegen mit 36 gegen 28 Stimmen der weitere Antrag der Deputation angenommen, die königl. Staatsregierung zu ersuchen, dieselbe wolle erwägen, ob sich behufs Regelung des Verhältnisses der ordinirten Geistlichen des Vereins für innere Mission in Sachsen der Erlaß einer Novelle zu dem Gesetze vom 8. April 1872, die Emeritirung der evangelisch lutherischen Geistlichen betreffend, als räthlich erweise, und eventuell dem nächsten Landtage eine entsprechende Vorlage zugehen lassen. — Am 9. Februar, an welchem Tage beide Kammern Sitzungen abhielten, nahm die erste Kammer den Gesetzentwurf über das Pfandleihgewerbe mit mehreren von ihrer ersten Deputation beantragten Abänderungen an. In der zweiten Kammer stellte zunächst auf Grund stattgefun dener Erörterungen Staatsminister Or. v. Abeken eine Reihe thatsächlicher Behauptungen, welche Abg. Bebel bei Berathung des Justizetats bezüglich mehrerer beim Dresdner Landgericht vorgekommener Untersuchungsfälle aufgestellt hatte, richtig, worauf die Kammer in die Berathung des Etats des Mi nisteriums des Innern eintrat. Eine längere General- diScussion wurde veranlaßt durch den Abg. Liebknecht, der in nahezu zweistündiger Rede den Nachweis zu führen suchte, daß bei den letzten Reichstagswahlen die socialdemokratische Partei in Sachsen rechtlos gewesen sei. Die Kammer be willigte hierauf die Capitel42 —45 und in einer auf Nach mittags 5 Uhr anberaumten zweiten Sitzung die übrigen Capitel des gedachten Etats nach den Deputationsanträgen. Seit 8. Februar Mittags sind alle drei Dresdner Elb- brücken eisfrei; auch giebt es innerhalb Sachsens auf dem Elbstrome überhaupt nirgends eine Eisdecke mehr. Die in Böhmen an vereinzelten Stellen der Elbe und Moldau noch stehenden Eisdecken dürften bei jetziger Temperatur wahr scheinlich ebenfalls bald brechen und abschwimmen. In verschiedenen Orten des Erzgebirges werden sehnlichst baldige Niederschläge gewünscht, da infolge der abnormen Witterung die Quellen versiechen und die Gewässer immer mehr zurückgehen. Die sächsische Webstuhlfabrik in Chemnitz, vormals L. Schönherr, beging am 6. Februar ein beachtenswerthes Fest; es gelangte nämlich der 20,000. Webstuhl zur Ver sendung. Die weltbekannte Firma hat von ihrer Gründung im Jahre 1852 bis 1872 die ersten 10,000 und in weiteren 16 Jahren wieder 10,000 mechanische Stühle geliefert. Am 4. Februar gerieth in Schwarzenberg ein 21 Jahre alter Eisenbahnarbeiter infolge eines Sturzes zwischen die Puffer zweier Baulowries, wodurch er sich einen Splitter bruch des Schädels, sowie verschiedene andere schwere Ver letzungen zuzog. — In Raschau bei Schwarzenberg starb am 30. v. M. das 6 Monate alte Kind des Maurers Burkert. Da bereits am 23. Jan. die Mutter des Kindes sich über die Mißhandlung des Letzteren feiten ihres Ehemannes beim dasigen Gemeindevorstand beklagt hatte, wurde die Beerdigung des Kindes vorläufig beanstandet und die Sache zur Kennt- niß der zuständigen Behörde gebracht. Die hierauf am 3. d. vorgenommene Section des Kindesleichnams ergab, daß das Kind an einer eitrigen Gehirnhautentzündung gelitten und daß deren Ursprung bestimmt durch eine gewaltsame äußere Einwirkung auf den Kopf des Kindes zu suchen ist. Der unmenschliche Vater des Kindes wurde infolge dessen vom königl. Amtsgericht Schwarzenberg in Haft genommen und sieht nun seiner gerechten Bestrafung entgegen. Schon wieder wird ein größerer Brand aus dem Voigt- lande gemeldet. Am Montag Abend sind in Mylau durch ein auf unermittelte Weise entstandenes Feuer 13 Häuser vernichtet und etwa 40 Familien obdachlos geworden. Deutsches Reich. Die „N. A. Z." bemerkt zu einer Betrachtung über die Möglichkeit einer Frühjahrssession des Reichstages, daß, falls dieselbe stattfände, der Entwurf des Unfallversicherungsgesetzes jedenfalls, ohne erst die Ergeb nisse der Berufsstatistik abwarten zu können, würde vor gelegt werden müssen. Was letztere betrifft, so liegt das betreffende Gesetz gegenwärtig dem Kaiser zur Vollziehung vor, die voraussichtlich in diesen Tagen erfolgen wird. Daß die Erhebung der Berufsstatistik schon im März vor sich gehen könnte, was der Reichsregierung erwünscht gewesen wäre, ist nicht anzunehmen; wohl aber ist, wie man hört, ein Termin im Anfang Mai in Aussicht genommen. Das preußische Abgeordnetenhaus verwies am 8. Febr. nach zweitägiger lebhafter Discussion die kirchenpolitische Vorlage an eine Commission von 21 Mitgliedern. Der Gesetzentwurf zur Ergänzung des Gesetzes, betreffend die evangelische Kirchenverfassung in den acht älteren Provinzen der Monarchie, wurde ohne Debatte in erster und zweiter Berathung angenommen. Baden. Bei Berathung des Justizetats in der zweiten Kammer wurde feiten der Clericalen unter Hinweis auf die vielen Meineide und fahrlässigen Eide angeregt, entweder die Zulassung zum Eide weiter zu beschränken, oder die geistliche Vorbereitung wieder einzuführen. Oesterreich. Das Abgeordnetenhaus des Reichsraths beschloß am 8. Februar in namentlicher Abstimmung mit 157 gegen 145 Stimmen, in die Specialdebatte der Pe troleum-Steuer-Vorlage einzugehen. Der Finanzminister Dunajewski erklärte wiederholt, daß der vorliegende Ent wurf und der Zolltarif nur gleichzeitig Gesetzeskraft er langen könnten. Ein der „Polit. Corresp." zugehendes Schreiben hebt den beruhigenden Eindruck hervor, welcher bei den jüngsten Berathungen der Delegationen die Erklärungen des Mi nisters des Aeußern über die internationalen Beziehungen der Monarchie ob ihres eminent friedlichen Charakters allenthalben, namentlich auch, den angesehenen russischen Blättern zufolge, in ganz Rußland hervorgebracht haben. Selbst vorgeschrittene nationale russische Organe können den friedlichen Charakter der Erklärungen des Grafen Kalnoky nicht geradezu leugnen; sie behaupten nur, Oesterreich werde, wenn die insurrectionelle Bewegung unterdrückt sei, nicht stille stehen, sondern die angesammelten Streitkräfte zu weiterem Vordringen auf der Balkanhalbinsel benutzen. Zur Widerlegung dessen weist das Schreiben auf die stricte Er klärung Kalnoky'S im Ausschüsse der ungarischen Delegation hin, welche in dem Satze gipfelt, daß der Gedanke einer Ausdehnung oder Erweiterung der Occupation nicht existirt. Das Schreiben erinnert daran, daß Sectionschef Kalley, sowie die Minister Haymerle und Andrassy dasselbe ver sicherten, wonach es hoch an der Zeit sei, das Märchen von dem Vormarsche nach Salonichi endlich fallen zu lassen. Der „Gazeta Narodowa" zufolge sollen die in den russisch-galizischen Grenzdistricten dislocirten russischen Gar nisonen bedeutend verstärkt worden sein. England. Alsbald nach der Parlaments-Eröffnung traten am 7. Febr. beide Häuser zu Sitzungen zusammen. Im Oberhause beantragte Lord Fingall, unterstützt vom Lord Wenlock, eine die Thronrede paraphrasirende Adresse. Der StaatSsecrelär des Auswärtigen, Earl Granville, wies im Verlaufe der Adreßdebatte die Angriffe des Marquis v. Salisbury gegen die Politik der Regierung zurück und erklärte hierbei, die Regierung wolle keinen Handelsvertrag mit Frankreich, der England ungünstiger als bisher stelle. Die von Salisbury herbeigeführte gemeinsame Action Eng lands und Frankreichs in der egyptischen Frage sei das einzige Mittel, die Verwaltung Egyptens zu bessern. Er glaube auch, daß das neue französische Cabinet bezüglich Egyptens mit England in den Hauptpunkten übereinstimme. Die englische Politik gehe dahin, die Rechte des Souveräns von Egypten, die Stellung des Khedive und die Freiheiten des Volks aufrechtzuerhalten. Die englische Regierung habe Grund zu glauben, daß auch die anderen Mächte mit ihr übereinstimmen, und hoffe, falls irgend welche Intervention nothwendig werden sollte, mit den anderen Mächten coope- riren zu können, um die Nothwendigkeit einer gewaltsamen Intervention zu verhindern. Die Adresse wurde sodann ohne Abstimmung angenommen. — Das Unterhaus nahm zunächst den Antrag Northcote's auf Nichtzulassung Brad- laugh's, welcher den Eid leisten und denselben als bindend betrachten wollte, ohne Abstimmung an. Die Adreßdebatte begann am 8. Februar und vertheidigte hierbei der Premier Gladstone in wiederholt mit großem Beifall aufgenommener Rede die Politik der Regierung. Smyth (Irländer) bean tragte einen Zusatz zur Adresse, welcher besagt, die einzig wirksame Abhilfe in dem bedauerlichen Zustande Irlands sei eine Revision der politischen Beziehungen Englands zu Irland, welche auf der Unionsacte vom Jahre 1800 be ruhten. O'Connor Power unterstützte das Amendement und sagte, alle versöhnlichen Maßregeln seien bisher fehlgeschlagen und würden ferner fehlschagen, bis die irische Verwaltung und Gesetzgebung allein in irischen Händen lägen; eine Zer stückelung des Reichs sei nicht beabsichtigt. Die Fortsetzung der Debatte wurde schließlich vertagt. Zu Beginn der Sitzung bestätigte der Generalsecretär für Irland, Forster, daß ein Brief an ihn gesandt worden sei, welcher einen in trockenem Zustande gefährlichen Sprengstoff enthielt. Durch Selbstentzündung von altem Hanf brach am 8. d. auf der Slaatswerft von Devonport eine Feuerbrunst aus. Der Schaden beläuft sich 20,000 Pfund Sterling. Türkei. Der Sultan hat neuerdings behufs Regelung der schwebenden Schuld einen besonderen Ausschuß ernannt, dessen Verhandlungen der (deutsche) Unterstaatssecretär Wettendorf leiten wird. Der Großscherif von Mekka versichert in einem Schreiben an den Sultan seine vollste Loyalität und behauptet, daß er an dem Aufstande in Jemen gar nicht betheiligt sei. Die dortigen Insurgenten haben die Belagerung von Sena, wo die türkische Garnison tapfern Widerstand leistete, auf gegeben und sich auf der Straße nach Damar zurückgezogen; sie wollen hier Zuzüge aus dem Norden abwarten. Neueste Nachrichten. Rom, K. Februar. Die Steuereinnahmen im Januar d. I. übersteigen die Januar-Einnahmen des vorigen Jahres um 1^/4 Millionen. London, 9. Februar. Unterhaus. In Beantwortung einer Anfrage Simon's erklärte der Premier Gladstone, die Consulatsberichte über die Judenverfolgungen in Rußland würden dem Hause vorgelegt werden; die Vorgänge müßten Jeden mit den Gefühlen der Trauer und des Abscheues er füllen (Beifall), aber sie seien die internen Angelegenheiten einer anderen Negierung und könnten nicht zum Gegenstand einer officiellen Correspondenz und Untersuchung gemacht werden. Nur gelegentliche freundliche Vorstellungen seien möglich, andere Schritte würden nichts nützen, sondern eher schaden. Unterstaatssecretär Dilke antwortete auf eine An frage des Deputirten Worms, der russisch-persische Grenz vertrag werde vorgelegt werden, sobald eine Abschrift desselben eingegangen sei. Der entfernteste Grenzpunkt sei noch weit von Sarakhs entfernt; die Angelegenheit sei augen blicklich Gegenstand diplomatischer Communicationen. — Wie das Hofjournal meldet, wird die Königin sich im März nach Mentone begeben, weil die Aerzte Ruhe und Luftwechsel für wünschenswerth erachten. Bald nach Ostern dürfte die Rückkehr erfolgen. Odessa, 9. Februar. Der englische Dampfer „Kosmos" ist auf der Fahrt von Sebastopol nach England mit 12,000 Lschetwert Getreide an Bord unweit Kilia unter gegangen. Der Kapitän und 26 Mann von der Schiffs mannschaft haben ihren Tod in den Wellen gefunden. Vermischtes. Der deutsche Dichter Berthold Auerbach (geb. am 28. Fe bruar 1812 zu Nordstetten im würtembergischen Schwarzwald) ist am 8. Februar in Cannes verschieden. Bezüglich der Katastrophe an der Jnvalidensäule in Berlin theilt das „D. T." mit, daß die militärgerichtliche Untersuchung gegen den Füsilier Werner bereits wieder ein gestellt und derselbe auf freien Fuß gesetzt ist. Die fort gesetzten Steinwürfe, welche den Soldaten dazu reizten, von der Waffe Gebrauch zu machen, hatten, wie das ge nannte Blatt mittheilt, nicht nur deutliche Spuren an dem Helm zurückgelassen, sondern demselben auch eine blutende Gesichtswunde beigebracht. Der Knabe Büttner lebt noch. Das Gerücht, daß derselbe gestorben sei, scheint darauf zurückzuführen zu sein, daß der Knabe nach seiner Ueber- führung in das Augusta-Hospital längere Zeit bewußtlos dagelegen hat. Der ebenfalls mit verwundete Knabe Lehmann befindet sich auf dem entschiedenen Wege der Besserung. (Geistesgegenwart eines Dienstmädchens.j Aus Berlin wird berichtet: „Einer schrecklichen Scene, bei welcher ein Mensch in äußerster Lebensgefahr schwebte, ist durch die Geistesgegenwart eines jungen Dienstmädchens ein glück liches Ende bereitet worden. Ein auf der Schönhauser Allee im Bracht'schen Hause wohnender Restaurateur ließ durch einen Schlosser einen Glockenzug nach der im Hofe in der vierten Etage gelegenen Schlafstube seines Haus dieners anlegen, zu welchem Zwecke der Schlosser eine Außenwand zu durchbohren hatte. Die Localität ließ das Ansetzen des Steinbohrers von innen nicht zu und so kletterte der Schlosser waghalsig auf einen dachartigen Vorsprung zwischen der dritten und vierten Etage und begann von hier aus seine mühsame Arbeit. Plötzlich wurden die Haus bewohner durch von der höchsten Todesangst ausgepreßte Hilferufe auf den Schlosser aufmerksam und sahen entsetzt diesen hoch oben mit beiden Armen an der Rinne des kleinen Daches hängen. DaS Blut gerann den Leuten in den Adern bei dem Jammergeschrei des armen Menschen, aber in der Bestürzung wußte Niemand einen Rath zu geben, und auf das kleine Dach wagte sich auch Keiner hinaus. Da schrie ein junges Dienstmädchen, welches im Nebenhause am offenen Fenster stand, mit weithin schallender Commandostimme: „Die Betten aus den Fenstern und den Heuwagen dort im Hofe dicht an die Mauer geschoben." Im Nu löste sich die allgemeine Erstarrung, alle Fenster öffneten sich und Berge von Betten bedeckten den umgebenden Raum um den von zahlreichen Armen unter den oben schwebenden Körper gezogenen hochbeladenen Heuwagen. Endlich verließen den Aermsten oben die Kräfte und unter dem von der Aufregung erpreßten Aufschrei der Menge durchsauste der Körper die Luft. Die Wucht des Falles war so schwer, daß der glücklicherweise den Wagen in der Mitte treffende Mensch wie ein Gummiball wieder in die Höhe schnellte und nun vorbei auf einen Berg Betten fiel. Der Schlosser war ohne die geringste Verletzung davon gekommen, hatte aber in Folge der übergroßen ausgestandenen Todesangst einen starken Ohnmachtsanfall." Aus Alexandrien, 8. Februar, wird gemeldet: Ein heftiger Sturm weht seit drei Tagen und in Folge dessen ist der Verkehr auf dem Suezcanal gestoppt. Die Dampfer „Manora" und „Lydian" sind im Canal auf Strand gerathen. In Virginien sind 32 Bergleute durch Explosion in den Midlothian Kohlengruben abgesperrt und es ist keine Hoffnung, sie herauszuholen. Verschlungene Bahnen. Zeitroman von Ferdinand Kießling. (10. Fortsetzung.) IX. Aron's Vorsicht, seine Gäste durch die Hintere Thür zu entlassen, war nicht überflüssig gewesen, denn kaum einige Minuten nach deren Entfernung ertönte die Hausglocke und vor dem öffnenden Aron stand Franz, der Sohn des Justiz- rathes. Aron führte ihn in Las Zimmer. Mit einer an Frechheit streifenden Nonchalance trat Franz ein, warf sich auf einen Stuhl und blies nach einem kurzen Gruße dem Juden die dichten Rauchwolken seiner Cigarre ins Gesicht. „Habt Ihr meinen Brief erhalten, Aron?" begann er. „Ja!" „Und was meint Ihr zu meinem Vorschläge?" „Vorerst meine ich, daß Sie wegnehmen die Cigarre; auch hab' ich immer gehört, daß anständige Leute, wenn sie kommen in ein fremdes Zimmer, vom Kopfe nehmen den Hut." „Oho!" sagte etwas beschämt Franz, „haltet Ihr so streng auf Etiquctte?" „Nein, nur auf Anstand", entgegnete Aron. Franz warf die Cigarre durch das geöffnete Fenster und nachdem er sich auch des Hutes entledigt, sprach er: „Nun also, Aron, seid Ihr gewillt, das Geschäft mit mir zu machen?" „Es kommt darauf an", entgegnete Aron, „was Sie mir geben können für Sicherheit." „Nun, einen Wechsel auf drei Monate." „Wie heißt, Wechsel!" entgegnete Aron. „Wenn Sie nicht - haben eine andere Sicherheit, kann aus dem Geschäft nichts werden." „Aron, ich zahle gute Zinsen! — Ich muß die dreihundert Thaler heute haben, und Ihr wißt, mein Alter hält mich mit dem Gclde sehr knapp." „Was nützen mir die guten Zinsen, wenn ich verliere das Kapital." „Nun, was verlangt Jbr für Sicherheit, Aron?" „Jede genügt mir, die den Werth von dreihundert Thalern für mich hat." „Ich wüßte in der That nicht, was ich Euch bieten könnte." „Nun, ich will Ihnen machen einen Vorschlag", entgegnete der Jude. „Sic sollen nicht sagen, daß der Aron ist ein un billiger Mann. — Ich bin ein Freund von alten Büchern; und Sie sollen ja haben sehr viele." „Alte Bücher?" fragte verwundert Franz. „Gewiß, alte Bücher; — wenn ich mir darf aussuchen in Ihrer Bibliothek drei Stück, so zahle ich für jedes den Kaufpreis von hundert Thalern."