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Großenhainer UnterhaltuM- L Anzeigeblalt. Lmig^ati tler Königs. Anäs^aupimMN^ast, äe8 Königs Kmkgerickig unä «les Liaäimikis M Eroßensinin Ersckeinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Inserate werden bis Tags vorher früh 9 Uhr angenommen. Abonnement vierteljährlich 1 Mark. Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Verantwortl. Redacteur: Herrmann Starke sen. Gebühren für Inserate von auswärts werden, wenn von den Einsendern nicht anders bestimmt, durch Postnachnahme erhoben. Nr. 20. Donnerstag, den 16. Februar 1882. 70. Jahrgang. Oessentliche Sitzung des Bezirksausschusses Donnerstag, den 23. Februar 1882, Vormittags 11 Uhr im Verhandlungssaale der Amtshauptmannschaft. Großenhain, am 14. Februar 1882. Die Königliche Amtshauptmannschast. i. v.: v. Mayer. Zr an die Stadthauptcasse zu bezahlen. Großenhain, am 30. Januar 1882. Der Stadtrath. Bogel, Stdtr. Bekanntmachung. Die den 1. Februar s. e. fälligen Grundsteuern auf den ersten Termin 1882 sind nach zwei Pfennigen von jeder Steuereinheit längstens bis zum 18. Februar 1882 Das Erwürgen der deutschen KationatiM. in Angarn und Siebenbürgen. X Je freundschaftlicher unsere Beziehungen zu Oesterreich- Ungarn officiell sind, desto mehr muß es befremden, daß nicht nur in Cisleithanien, sondern noch viel mehr in Ungarn ein deutschfeindlicher Geist das Regiment führt. In Deutsch-Oesterreich hat es die Versöhnungspolitik des Grafen Taaffe soweit gebracht, daß Deutsche und Slaven sich grimmiger als je einander gegenüber stehen, und in Ungarn arbeitet Koloman Tisza mit eiserner Energie an der Erwürgung des Deutschthums. Ungarn (incl. Siebenbürgen, Kroatien und Slavonien) ist ein vielsprachiges Land und zählt unter seinen 15 V2 Mill. Bewohnern nur 6 Mill. Magyaren, denen 2 Mill. Slovaken, 350,000 Ruthenen oder Kleinrussen, 2^ Mill. Serben, 2^/2 Mill. Rumänen und 2 Mill. Deutsche gegenüber stehen. Die Magyaren bilden demnach in den Ländern der Stephans- krone nur 40 0/0 der Gesammtbevölkerung, die anderen Nationen 60 0/^. Trotzdem werden diese 60 der Be wohner, besonders die Deutschen, nicht als gleichberechtigt, sondern nur als geduldet angesehen. Obwohl die ungarischen Gesetze ausdrücklich Gleichberechtigung der Nationalitäten proklamiren, so wird doch von Seiten der Regierung wie des ganzen magyarischen Volkes alles, was deutsch heißt und denkt, in rücksichtsloser Weise bekämpft. Heilige, den Siebenbürgner Sachsen durch die Verfassung garantirte Rechte werden verletzt und alle Vorstellungen und Beschwerden über diesen Gewaltakt von Reichstag und Behörden mit Hohn zurückgewiesen. Alle magvarischen Zeitungen, besonders auch die in deutscher Sprache erscheinenden, athmen einen glühenden Haß gegen alles Deutsche und überbieten oft durch ihre Rohheiten noch die Tschechenblätter Böhmens. „Hergelaufene Krämer und Hausirer, Landesverräther" sind noch nicht die schlimmsten Ausdrücke, mit denen man die Deutschen beehrt. Der Klausenburger „Magyar Polgür", ein Organ der Familie Tisza, ist frech und schamlos genug, die Deutschen das Ungeziefer Ungarns zu nennen. Im ungarischen Reichstage wird von L. Mocsary die deutsche Sprache eine Sprache der Hausknechte genannt, in ultra magyarischen Blättern flugs aber die Sprache Göthe'S und Schiller's zu einer Viehsprache degradirt. Als die Magyaren durch den Beust'schen Ausgleich 1867 zu der herrschenden Nation jenseit der Leitha gemacht wurden, begannen sie ihre Herrschaft mit der Austreibung der deutschen Beamten: aus allen Verwaltungszweigen wurden sie, die des Magyarischen nicht kundig waren, entlassen. 1873 folgten ihnen sämmtliche Beamten der Eisenbahn- und Dampfschifffahrtsgesellschaften nach. Hunderte von braven Männern mußten ihre Stellen niederlegen und ins Elend wandern, wenn sie nicht im Stande waren, die asiatische Hordensprache sich in kurzer Zeit anzueignen. Blühende deutsche Schulen, Gymnasien, Academien und landwirih- schaftliche Anstalten wurden magyarisirt und damit ruinirt. Den 500,000 Deutschen an der Temes im südlichen Ungarn entzog man zu derselben Zeit, als das deutsche Volk welt geschichtliche Thaten vollbrachte, das Recht, in ihrer deutschen Sprache Gemeindeangelegenheiten zu berathen und beschließen, während man den benachbarten Serben in ihrer Sprache zu verhandeln zugestand. Und als die deutschen Städte Temesvar und Werschetz für ihre deutsche Sprache die Gleichberechtigung verlangten, da erhob sich ein furchtbarer Sturm gegen sie. Keine Verdächtigung war zu schlecht, keine Lüge zu gemein: von Bismarck'schen Umtrieben, von preußischen Bestechungen, von Gründung einer deutschen Grafschaft fabelte man in den magyarischen Blättern. Den 150,000 Deutschen in Ofen-Pesth und den 200,000 Deutschen in der Umgegend der Landeshauptstadt entriß man sämmtliche deutsche Volksschulen, und bereits seit Jahren werden alle deutschen Kinder in magyarische Schulen getrieben, wo sie natürlich weder deutsch noch magyarisch lernen. Aber noch weiter geht der Fanatismus der Magyaren. Nach einem einstimmigen Beschluß der Pesther Stadtver tretung soll künftig für die 100,000 deutschen Katholiken Ofen-Pesths kein deutscher, sondern nur noch magyarischer Gottesdienst gehalten werden. Die Zahl der deutschen Volksschulen wird fortwährend verringert. Im Jahre 1869 gab es in Ungarn 1232 deutsche Volksschulen, jetzt existiren nur noch 867. Der Minister Trefort rühmte sich kürzlich, allein im Jahre 1880 86 deutsche Schulen zu Fall gebracht zu haben. Fast alle deutschen Theater sind aus Ungarn verschwunden. Sogar das der Hauptstadt sollte gesperrt werden. Tisza wurde indessen durch den Druck der öffent lichen Meinung im deutschen Reiche genöthigt, dem Theater director Müller die Concession bis auf Weiteres wieder zu ertheilen. Durch Versprechungen und Lockungen, durch Druck und Drohungen werden jährlich nicht bloß Hunderte, sondern tausende von Deutschen dazu gebracht, ihren ehrlichen Namen in einen magyarischen umzuwandeln. Alle ungarischen Amts blätter geben Zeugniß, daß die Namensänderung gegenwärtig im großen Stile betrieben wird. Da wird aus einem Deutsch ein Dömjen, aus einem Schönbrunn ein Biro, aus einem Schlesinger ein Sagi, aus einem Abraham Neu mann ein Ambros Nemenyi, aus dem deutsch-jüdischen Professor Frankl entpuppte sich plötzlich der katholische Dom herr Fraknoi, aus einem gewissen Bamberger der große Reisende Vambery. Und wenn man die Namen der ungarischen Gelehrten und Künstler durchmustert, so erstaunt man, keinen Magyaren von Geburt unter ihnen zu finden. Die Magyaren sind eben eine geistesarme Nation. Alle ungarischen Größen, mit Ausnahme derer auf dem Gebiete der Politik, sind Deutsche oder Slaven. Der ungarische Dichter Petöfi ist ein Slovak mit Namen Petrovits; der Maler Munkäcsy hieß in seiner Jugend Lieb. Ein gewisser Jpolyi, früher Stummer genannt, hat die alte Kultur und die Mythologie der Magyaren erforscht. Die Brüder Hunfalvy, aus der deutschen Zips gebürtig, nannten sich ehemals Hunsdorfer. Die Literaturgeschichte der Magyaren schrieb Toldy, früher Schedel geheißen, ehe er zum Stockmagyaren ward. Doch wozu die Liste der Renegaten noch fortsetzen? Jst'S doch schon klar genug, wie weit die Verhältnisse in Ungarn be reits gediehen sind! Wie ist es nur gekommen, daß im deutschen Reiche die öffentliche Meinung über die wahrhaft türkischen Verhältnisse Ungarns so lange irre geführt werden konnte? Darüber geben die jüngsten Neichstagsverbandlungen in Ofen-Pesth Aufschluß. Dem Minister Tisza steht ein Dispositionsfond von 200,000 Fl. zur Verfügung. Diese Summe hat bisher dazu gedient und soll weiter dazu dienen, ein Heer von magyarischen Zeitungsschreibern, Correspon- denten zu unterhalten, auswärtige Blätter zu beeinflussen und arg entstellte, ja oft geradezu lügenhafte Berichte in deutsche Zeitungen einzuschmuggeln. Die Zeitungen im Reiche sollten deshalb die äußerste Vorsicht anwenden, um nicht in die plumpen Fallen des literarischen Bureaus zu Pesth zu gerathen und Artikel aufzunehmen, iu denen die Magyaren als die unschuldigsten Lämmer, die Deutschen aber, insbesondere die Siebenbürgeuer Sachsen, als ein ewig unzufriedenes, gehässiges und halsstarriges^Volk hin- gestellt werden. Bisher stand man im Reiche den Thatsachen in Ungarn fast ohnmächtig gegenüber. Das wird in Zu kunft anders werden. Der allgemeine deutsche Schulverein in Berlin, der schon an 10,000 Mit glieder zählt, wird sich der unterdrückten Deutschen in Ungarn und Siebenbürgen annehmen, alle deutschen Gemeinden, die in dem großen nationalen Kampfe schon zu ermatten begannen, durch moralische und materielle Unterstützung zu kräftigen suchen und vor allen Dingen die wahren „res UuntzuriE" im deutschen Volke zu verbreiten eifrig bemüht sein. Vielleicht ist die Zeit nicht mehr fern, wo der wilden, von Preßburg bis nach Kronstadt gegen alles Deutsche tobenden magyarischen Hetzjagd ein Ende bereitet sein wird. TageMachrichten. Groftenhain. Am 11. Februar feierte der hiesige Steuographenverein den Geburtstag seines Meisters GabelS- berger in dem zwar einfach aber höchst geschmackvoll de- corirten Gesellschaftszimmer des Weinberger'schen Restaurant. Außer fast sämmtlichen Mitgliedern des Vereins betheiligten sich auch Damen und mehrere Herren vom Militär-Stcno- graphenverein an dieser Feier und verfloß der Abend in der heitersten Weise. Ansprachen, Toaste, Zitherspiel und Gesang versetzten die Theilnehmer bis tief in die Nacht hinein in die fröhlichste Stimmung. Mit besonderer Genug- thuung darf der Verein auf seine kurze Vergangenheit zurückblicken; denn auch diese Feier zeigte, daß er die rechten Mittel zur Heranziehung einer verhältnißmäßig beträchtlichen Anzahl Männer und Jünglinge für Gabelsberger's Werk gefunden in einer Zeit, da man so wenig Sinn für wahr haft Schönes und Nützliches besitzt. Möge der Verein auch fernerhin in seiner stillen Weise ungestört arbeiten und wirken können! Sachsen. Se. Majestät der König ertheilte am Nach mittag des 13. Februar im königl. Residenzschloffe dem neu ernannten königl. würtembergischen außerordentlichen Ge sandten und bevollmächtigten Minister Frhrn. v. Soden eine Particularaudienz, an welche sich Hoftafel anschloß. Von der ersten Kammer wurden am 13. Februar einige Etatscapitel, das Elsterbad, sowie das Berg-, Hütten- und Münzwesen betreffend, debattelos bewilligt. — Die zweite Kammer ertheilte der Staatsregierung betreffs des Staats haushalts innerhalb der Finanzperiode 1878/79 Decharge und genehmigte sodann den Gesetzentwurf, betreffend die Errichtung von Familien - Anwartschaften an Lehen, mit einigen unwesentlichen Abänderungen. — Am 15. Februar gelangte in beiden Kammern ein allerhöchstes Decret zur Verlesung, nach welchem der Schluß der Kammersitzungen auf den 28. d. M. festgesetzt worden ist. Die erste Kammer bewilligte hierauf den Etat des Cultus und öffentlichen Unter richts durchweg nach den Beschlüssen der zweiten Kammer, während die letztere sich mit der Berathung eines Gesetz entwurfs, die Gehaltsverhältniffe der Mitglieder des DberlandesgerichtS betreffend, sowie zweier Petitionen be schäftigte. Die eine Petition betraf eine Abänderung des Gesetzes über das Mobiliar- und Privatversicherungswesen, die andere war eine Petition des Leipziger rc. Musikervereins um gesetzliche Bestimmungen, durch die den Militärmusikern das Spielen in öffentlichen Ball- und Tanzmusiken und das Spielen iu kleineren Abteilungen verboten werden soll; die Kammer ließ jedoch beide Petitionen auf sich beruhen. Bei den 178 sächsischen Sparkassen sind im vergangenen Jahre 83,491,584 M. (4,288,804 M. weniger als 1880) eingezahlt und 84,688,813 M. (5,911,811 M. mehr als im Vorjahre' zurückgezahlt worden. Aus Wurzen werden zwei Unglücksfälle gemeldet. Der 62jährige Tagelöhner Veit aus Collmen fand dadurch seinen augenblicklichen Tod, daß er unter das Rad eines mit Ge treide beladenen Wagens kam und überfahren wurde. Im zweiten Falle war es das Scheuwerden der Pferde, was den Tod des 35 Jahre alten Gutsbesitzers Hartmann aus Böhlitz herbeiführte. Derselbe wurde eine Strecke Weges mit fortgeschleift und so erheblich verletzt, daß er in Groß- zschepa, wohin man ihn gebracht, bald darauf verschied. Der mit Beaufsichtigung der Bahnstrecke Löbau-Neu- kunnersdorf betraute Bahnmeister Vulpius (ein Mann im Anfänge der fünfziger Jahre, der am Sonntag seine silberne Hochzeit feiern wollte) stürzte am 9. d. Abends bei Begehung der Strecke 5 — 6 Ellen tief in den die Bahn durchschnei denden Canal und büßte infolge dessen sein Leben ein. Deutsches Reich. Der neu ernannte französische Bot schafter in Berlin, Baron de Courcel, hielt am 13. Februar seinen feierlichen Aufzug, um dem Kaiser seine Accreditive zu überreichen. In vier Galawagen wurden der Botschafter und das Botschaftspersonal aus dem französischen Botschafts hotel abgeholt. Unmittelbar nach der Audienz beim Kaiser wurde der neue Botschafter auch bei der Kaiserin eingeführt. Wie die „N. Pr. Ztg." vernimmt, ist es die Absicht der schweizerischen Bundesbehörden, zur Theilnahme an der Feier der Vollendung des Gotthardtunnels unter Anderen die Mitglieder des deutschen Reichstags einzuladen. Durch die bisherigen Abstimmungen der kirchenpolitischen Commission des preußischen Abgeordnetenhauses wurde con- statirt, daß nur mit Hilfe des Centrumö ein positives Er gebniß auf der Grundlage des Regierungsenlwurfes zu erzielen ist: wie weit diese Partei ihre Stimme für ein solches einzusetzen gewillt ist, wird erst der Fortgang der Berathungen lehren. In dem Proceß gegen die Directoren und Aufsichtsräthe der Berliner Centralstraßen - Aktiengesellschaft kündigte am Sonnabend der Staatsanwalt an, er erhebe nachträglich Anklage gegen Alle, welche nachgewiesener Weise in den Generalversammlungen der Gesellschaft als Strohmänner fungirt haben. — In der am 11. Februar in Berlin ab-