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»M» Erscheinen: DienStag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. Abonnement. Vierteljährlich 1 Mark. Großenhainer UMH MW und AnWMatt. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Inseratenannahme: Bis Tag» vorher spätestens früh 9 Uhr. InsectionsbelrLge von auswärts find in Post- marken beizufügen oder werden durch Postvorschuß erhoben. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. M 11«. 181L Donnerstag, den 14. Lctober Bekanntmachung. Nach 8 32 der Ausführungsverordnung zum Schulgesetze hat die Fortbildungsschule an denjenigen Orten, an welchen im Sommer kein Unterricht ertheilt worden ist, im Ortober zu beginnen nnd zwar sind dann 4 Stunden wöchentlich zu ertheilen. Da bis jetzt nur wenige Pläne eingegangen sind, so werden die Herren Ortsschul« inspectoren hierdurch aufgefordert, dieselben gemäß § 62 der Ansf.-Berord. spätestens biS zum 23. Oktober 1875 anher einzureichen. Großenhain, den 12. October 1875. Die Königliche Bezirköschulinspection. Pechmann. Wigand. Bekanntmachung. Die am 1. October 1875 fälligen Brandversicherungsbeiträge sind nach einem Pfennig von jeder Einheit längstens bis zum 19. Oktober 1875 an die Stadthauptcasse zu bezahlen. Großenhain, am 29. September 1875. Der Stadtrath. Ludwig-Wolf. Bekanntmachung. Die Gewerbe- und Personalsteuern auf den zweiten Termin 1875 sind den 15. d. M. fällig und mit einem halben Jahresbetrage der ordentlichen Steuer bis längstens zum 11. November 1875 an StadthauptcassenexpeditionSstelle zu bezahlen. Ferner ist zu Deckung des Aufwandes bei der Handels- und Gewerbekammer zu Dresden Hoher Verordnung zufolge ein Zuschlag von Zehn Pfennigen auf je 3 volle Mark Gewerbesteuer zn erheben und zugleich mit dem am 15. d. M. fälligen Termine der Gewerbe- und Personalsteuer abzuentrichten. Großenhain, am 12. October 1875. Der Stadtrath. Franke, stellv. Vors. Bekanntmachung. Die Realschulgelder auf die Zeit vom 1. April bis ult. September d. I. sind längstens bis 16. October 1873 an Stadthauptcassenexpeditionsstelle zu bezahlen. Großenhain, am 29. September 1875. Der Stadtrath. Ludwig - Wolf. Tagesnachrichten. Sachsen. Die feierliche Eröffnung des am 12. October zusammengetretenen Landtags wird, wie das „Dr. I." mittheilt, durch Se. Majestät den König im königlichen Nesidenzschlosse erfolgen und ist für den 14. October Mit tags 1 Uhr m Aussicht genommen. Zum Präsidenten der ersten Kammer hat Se. Majestät der König wiederum den Kammerherrn v. Zehmen auf Stauchitz ernannt. Die zweite Kammer wollte nm Vormittag des 13. die Wahl ihrer Präsidenten vornehmen. Bekanntlich sind die Reserve-Mannschaften der In fanterie im Laufe dieses Jahres mit dem neuen Mauser- Gewehr durch Einziehung zu vierzehntägigen Uebungen ausgebildet worden. Inzwischen wurde auch die Artillerie mit neuen Geschützen versehen und es tritt auch an sie die Nothwendigkeit heran, ihre Reserve-Mannschaften für diese neuen Geschütze ausbilden zu lassen. Dem Vernehmen nach werden die betreffenden Uebungen in dem nächsten Frühjahr stattfinden nnd soll bei denselben in gleicher Weise wie bei der Infanterie verfahren werden. Die fünf letzten Jahr gänge der entlassenen Mannschaften sollen von dieser Ein berufung betroffen werden. Ueber einen in Leipzig am 10. October in der sechsten Nachmittagsstunde vorgetommenen Raubmordanfall erfahren die „L. R." Folgendes: In dem Hause 186 der Zeitzer Straße im ersten Gestock wohnt der im 60. Lebensjahre stehende privatisirende Kohlenhändler und Hausbesitzer Frie drich Steinborn. Derselbe empfing am Sonntag Nachmittag, während er in seiner Wohnung ganz allein anwesend war, den Besuch eines gewissen Friedrich Wilhelm Hoher, eines aus Coßwig in Anhalt gebürtigen Ziegelbrenners, der einige Zeit in Schönefeld als Productenhändler gelebt und sich zu letzt bei seiner verheiratheten Schwester in Zerbst augehalten hatte. Da Hoyer schon seit einiger Zeit mit Steinborn im Verkehr gestanden und sich von demselben Geld geliehen hatte, so fiel dem Letzteren weder der Besuch, noch die ziemlich drängende Weise, in der Hoher abermals um ein Darlehen nachsuchte, auf; derselbe ging jedoch aus den Wunsch seines Besuches nicht ein, sondern wies denselben mit seinem An liegen einfach ab. Plötzlich siel nun Hoher über den nichts Schlimmes ahnenden alten Mann, der sich mit ihm zu einem Kartenspiele niedergesetzt hatte, her, warf demselben ein zusammengedrehtes Taschentuch um den Hals und zog dasselbe mit aller Gewalt zusammen. Dem mörderisch über fallenen Steinborn war es jedoch glücklicher Weise noch zur rechten Zeit möglich gewesen, mit der einen Hand in das ihn beengende Tuch hineinzugreifen, so daß er seine Be sinnung behielt und, nachdem er eine Fensterscheibe ein geschlagen,, in die Straße hinaus um Hilfe rufen konnte. Währenddem hatte Hoher, der sich davon überzeugt, daß er sein Opfer nicht zu erdrosseln vermöge, ein Stück Stuhl lehne ergriffen und mit diesem scharfkantigen Holze auf den Unglücklichen loSgeschlagen. Inzwischen waren aber auch schon Leute, die auf der Straße die Hilferufe vernommen, herbeigeeilt, und so gelang es, den Mordgesellen, welcher es ohne Zweifel auf das Geld Steinborn's abgesehen hatte, noch an dem Orte seiner That zu betreffen und festzunehmen. Die Verwundungen, welche der Augefallene durch mehrere Schläge auf den Kopf davongetragen, sind glücklicher Weise nicht gefährlich und wurde derselbe sofort in ärztliche Be handlung genommen, während sich die Polizei Hoher'S, eines Mannes von 40 Jahren, bemächtigte. Hoher steht außerdem im Verdacht, vor mehreren Monaten bereits einen Diebstahl von 500 Thlr. bei Steinborn verübt zu haben. Deutsches Reich. Der „Reichs-Anzeiger" meldet, daß durch allerhöchste Ordre vom 28. September d. I. Se. Maj. der Kaiser die deutsche Wehrordnung genehmigt hat, durch welche alle entgegenstehenden Bestimmungen, namentlich der Militärersatzinstruction vom 26. März 1868, aufgehoben werden. Der bayrische Telegraphen-Director Gumbart und der Vertreter der würtembergischen Telegraphen-Verwaltung, Finanzrath Schräg, sind zu Verhandlungen mit der Reichs- Telegraphen-Verwaltung in Berlin eingetrcffen und haben die bezüglichen Conferenzen am 11. October auf dem Generalpostamte begonnen. Italien. Gegenüber der Meldung eines österreichischen Blattes, daß die englische und die italienische Negierung infolge des Scheiterns der Mission der Consuln in den insurgirten türkischen Districten sich um die Herzegowina- Frage nicht weiter gekümmert und eine rein abwartende Haltung eingenommen hätten, wird von dem Journal „Jtalie" hervorgehoben, diese Meldung entbehre wenigstens bezüglich Italiens der Richtigkeit. Die italienische Negierung fahre fort, in vollem Einvernehmen mit den drei nordischen Mächten und Frankreich vorzugehen und sei in ihrer Hal tung seit dem Entstehen der Frage keinerlei Aenderung eingetreten. Frankreich. Mac Mahon hat am 9. October dem kürzlich zum Cardinal ernannten Erzbischof von Rennes in der Kapelle des Elysee das Baret überreicht. Der päpst liche Nuntius und die meisten Minister waren bei der Ceremonie zugegen. England. Gerüchtweise verlautet, die in den japane- sischen Gewässern befindlichen englischen Kriegsschiffe hätten Befehl erhalten, sich nach China zu begeben. In den Grafschaften Leicester und Warwick haben Ueber- schwemmungen stattgefunden, welche einen beträchtlichen Schaden angerichtet haben. Spanien. Dem Vernehmen nach hat die spanische Regierung nunmehr eine Note an die päpstliche Curie ge richtet, worin die Nespectirung des abgeschlossenen Concor- dateS mit Ausnahme aller derjenigen Bestimmungen desselben zugesichert wird, durch die der Curie irgendwelche Rechte in Bezug auf die innere Verwaltung und in Bezug auf die internationale Stellung Spaniens und seine internationalen Verpflichtungen eingeräumt werden. In der Note wird hervorgehoben, wichtige Staatsrücksichten machten der Re gierung die Wiederherstellung der katholischen Glaubenseinheit unmöglich, die ja überdies, wenn schon sie im Concordate ausgesprochen sei, dennoch als ein unwandelbares Princip nicht angesehen werden könne. Die Regierung habe das Concordat nicht verletzt, sei aber gezwungen gewesen, die religiöse Toleranz zu respectiren. Der Staatsprocurator wird die UntersuchungS-Acten gegen den eines Mordes bezichtigten Bischof von Seu- de-Urgel nebst seinen darauf bezüglichen Anträgen dem höchsten Gerichtshöfe demnächst überreichen. Die Ankunft der nach San Sebastian beorderten Ver stärkungs-Truppen ist durch ungünstiges Wetter verzögert worden. Don Carlos hat am 5. October in eigener Person das Bombardement von Pampelona geleitet. Die Geschosse der carlistischen Artillerie haben in der Stadt großen Schaden angerichtet. — Bikanntlich wird der General Saballs be schuldigt, durch sein Zaudern den Fall Seu-de - Urgels herbeigeführt zu haben. Der „Jmparcial" will nun wissen, Don Carlos habe Befehl gegeben, Saballs zu erschießen. Letzterer ist aber mit seinem Sohne nach Frankreich geflüch tet, und beabsichtigen Beide, von Perpignan aus nach der Schweiz zu gehen. Die Carlistenbanden in Catalonien befinden sich nach Regierungsnachrichten in vollständiger Auflösung. Holland. In der zweiten Kammer bestätigte am 11. October der Minister des Auswärtigen, in Erwiderung einer bezüglichen Interpellation, die Thatsache, daß der Gesandte von Venezuela den Haag verlassen habe, weil die niederländische Regierung ihre Forderung, betreffend die Wiedereröffnung der Häfen von Venezuela für den nieder ländischen Handel, nicht habe zurückziehen wollen. Der gegenwärtige Stand der Dinge sei der, daß die diploma tischen Beziehungen zwischen beiden Ländern abgebrochen seien. Die Lage sei zwar nicht beunruhigend, aber immer hin wichtig genug, um zur Vorsicht aufzufordern. Serbien. Das neue Cabinet hat sich der Skupschtina vorgestellt. Der Ministerpräsident KaljevitS betonte hierbei die Nothwendigkeit des Zusammenwirkens aller Kräfte zum Wohle des Landes und zur Unterstützung des Fürsten bei der ihm gewordenen so schweren Aufgabe. Diese Erklärung wurde mit Beifall ausgenommen. Asien. Die „Gazette de Peking" veröffentlicht ein Decret, welches anordnet, daß den in China sich aufhal- tendeu Fremden mit allen gebührenden Rücksichten begegnet werde. Jndeß hat die chinesische Regierung den Forderungen des englischen Gesandten Wade, namentlich bezüglich der Bestrafung der Mörder Magary'S, noch nicht genügt, und bleibt eine befriedigende Regelung der zwischen England und China schwebenden Fragen immer noch zweifelhaft. Vermischtes. In dem im großartigsten Stile neu erbauten, erst am 1. October eröffneten Riesenhotel „Kaiserhof" auf dem Ziethenplatze in Berlin, welches 262 gediegen ausgestattete Fremdenzimmer enthielt, brach am vergangenen Sonntage Vormittags 10'/, Uhr in den unter dem Dache gelegenen Räumlichkeiten eine Feuersbrunst aus, die sich mit rasender Schnelligkeit über das ganze Gebäude weiter verbreitete und das Dach, das oberste Stock und nach zwei Seiten hin die Räumlichkeiten mehrerer Stockwerke fast vollständig zerstört hat. Die Feuerwehr, welche bis gegen 2 Uhr allein thätig war, wurde um diese Zeit durch starke Abtheilungen von Militär theilweise abgelöst und verstärkt; gegen 6 Uhr Abends war man des Feuers vollständig Herr geworden. Ein Capitel aus der Schule. Bor Kurzem ist in Plauen ein kleines Büchelchen erschienen, das den Titel führt: „Streiflichter auf das Bolksschulwefen in Stadt und Land." Freunden der Schule gewidmet von Eduard Bachmann. (In Großenhain zu haben in A. Hentzes Buchhandlung.) Dasselbe behandelt in einfacher und ansprechender Weise verschiedene „Schulfragen" und stellt sich die Aufgabe, richtige Anschauungen über Jugenderziehung und Volksbildung zu verbreiten. Allen denen nun, welchen derartige Belehrungen willkommen sind — und wir meinen, dies müßte namentlich bei allen Vätern und Müttern der Fall sein — ihnen empfehlen wir das genannte Schristchen recht an gelegentlich. Sie werden daraus ersehen, wie viel sie dazu beitragen können, daß das Werk, an dem die Schule arbeitet, immer besser gedeihe. — Nachstehend geben wir eine Probe daraus. Die Anschauungsmittel. Unterrichte anschaulich! lautet eine der hauptsächlichsten Forderungen, welche die Erziehungskunst in der Gegenwart ausstellt. Diese Forde rung besagt nichts anderes, als: „Richte, o Lehrer, deinen Unterricht so ein. daß in deinen Schülern klare und lebendige Vorstellungen von den Dingen, über welche du mit ihnen sprichst, hervorgerusen werden." Des Lehrers Unterricht soll die erleuchtende und erwärmende Sonne sein, welche in der Camera vdscura (finstern Kammer) des kindlichen Geistes Bilder von gewissen Ereignissen oder Gegenständen mit photographischer Treue hervorzaubert. Soll dies aber geschehen, so rst einestheils nothwendig, daß der Lehrer in Wahrheit ein Künstler sei, anderntheils, daß er, wie jeder Photograph, die nötbigen Apparate