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Redaktioneller Teil. ^ 39, 17. Februar 1916. Wer echte, gute deutsche Bildung schaffend als Verfasser oder ver mittelnd als Verleger im Volke verbreiten will, der muß selbst auf hoher Warte der Geistesbildung stehen. Wie sehr dies bei uns Deut schen der Fall ist, das zeigt die Blüte unseres Buchhandels. Und wie manches bedeutsame Werk verdankt nicht der Absicht des Gelehrten, sondern lediglich der Anregung und Einwirkung des Verlegers sein Entstehen und seinen Erfolg! Was kann der Verfasser Schöneres er leben als einen solchen Erfolg, der die Frucht ist des freundschaft lichen Vertrauens, das ihn mit dem Verleger verbindet! Frankfurt a/M. Alfred Biese. Max Koppen — Der außerordentliche Professor der Psychiatric Dr. Max Koppen an der Universität zu Berlin ist nach langem schweren Leiden im Alter von 56 Jahren gestorben. Außer vergleichend ana tomischen Arbeiten über den feineren Bau des Gehirns hat Koppen noch pathologisch-anatomische Studien über die multiple Sklerose ge liefert und klinisch iiber die Albuminurie und Peptonurie bei Psychosen und über den Querulantenwahnsinn gearbeitet. Vilhelm Hammcrshöi s. — Der dänische Maler Vilhelm Ham- mershöi ist in der Nacht zum 13. Februar im Alter von 51 Jahren aus dem Leben geschieden. Kleine Mitteilungen. Zur Ausgabe des deutschen Buches und des deutschen Buchhandels in der Türkei. — Herr Prof. vr. Schramm-Leipzig schreibt uns: In Nr. 35 d. B. teilt Herr Or. Hugo Grothe mit, daß nicht ein einziger Buchhändler in den türkischen Sprachkursen sei. Das mag für seine Kurse zutreffeu. Demgegenüber sei mitgeteilt, daß an dem Kursus, den Herr Prof. 1)r. Stumme für die Deutsche Bibliotheks- und Mu- seumSbeamtcu-Schule leitet, sowie an den jetzt errichteten türkischen Kursen für Buchgewerbe und Buchhandel eine größere Anzahl Buch händler beteiligt ist. Zu letzteren Kursen werden übrigens noch An meldungen angenommen, da sie erst nach dem 20. Februar beginnen. Die Deutsch-Türkische Vereinigung hat in K o n st a n t i n o p e l unter dem Vorsitz des Kriegsmiuisters Enver Pascha auch eine Tür kisch-Deutsche Vereinigung gegründet. Als Hauptaufgabe haben sich beide Vereinigungen das Ziel gesetzt, noch während des Krieges in Konstantinopcl das »Haus der Freundschaft« zu errichten, auf türkisch »Dostluk Jurdu«, wie es der türkische Staatsminister Talaat Bei be nannt hat. Dieses Gebäude soll alles vereinigen, was deutsche Art und Arbeit veranschaulichen kann: vom Depeschensaal an bis zum For schungsinstitut, ebenso Ausstellungen von Handel und Industrie, von Gewerbe und Landwirtschaft, von Armee und Marine usw. Eine entsprechende Parallele soll auch für eine türkische Darstellung in Berlin in Aussicht genommen werden. Die türkische Negierung hat den schönsten Bauplatz in Stambul zur Verfügung gestellt. Auch ist es gelungen, das auf zunächst eineinhalbe Million veranschlagte Grundkapital durch verschiedene Stiftungen zu erhalten. Die Deutsch- Türkische Vereinigung wird jetzt einen Arbeitsausschuß mit der Aus gestaltung und Durchführung des Planes beauftragen. Warnung vor Verwendung nationaler Abzeichen auf Briefpapier, Paketpaekungen u. dgl. — In letzter Zeit häufen sich wieder die Klagen über schlechte Ankunft der Postsendungen in Frankreich, auch wurden Pakete zum Teil ihres Inhalts beraubt. Wiederholte Fest stellungen haben ergeben, daß Briefpapier (auch die Innenseiten von Briefumschlägen) mit nationalen Abzeichen, entweder Fahnen in den deutschen Farben, oder dem Eisernen Kreuz, Zeppelin-Abbildungen usw. verwendet wurden. Es kann daher nur geraten werden, sich der artiger Sendungen zu erhalten und darauf zu achten, keine Ver packungen zu benutzen, die ähnliche Abzeichen aufweisen. Aus der Kgl. Akademie der Wissenschaften in Berlin. — In der Sammlung der griechischen Inschriften, die die Akademie der Wissen schaften herausgibt, wird jetzt dank einer Stiftung des wissenschaftlichen Beamten der Akademie Frciherrn Hillcr v. Gaertringen eine Bear beitung der Ortsnamen Griechenlands geplant. Sie hat Professor Hiller selbst übernommen. Der Postverkehr mit Belgrad wieder anfgcnommen. — Die »Grazer Tagespost« meldet aus Semlin: Am 15. Februar wird in Belgrad der normale Postverkehr wieder ausgenommen. Zum Chef der Belgrader Postverwaltuug wurde der Semliner Oberpostmeister Marion ernannt. Als Freimarken werden die bosnischen Briefmarken mit dem Aufdruck »Okkupationsgebiet« dienen. Personalnüchrilhten. Verleihung des Eisernen Kreuzes. Mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse wurden ausgezeichnet die Herren N o b e r t I l g n e r, Vizefeldwebcl in einem Infanterie-Regiment, Geschäftsführer der Zweigstelle Magdeburg des Deutschen Druck- und Verlagshauses in Berlin; Alfred Zimmermann, Unteroffizier in einem Neserve-Jn- fanterie-Negimeut, Prokurist der Fa. F. E. Fischer in Leipzig. Sprechfaul. 'Ohne Verantwortung der Redaktion; jedoch unterliegen alle Einsendungen den Beitnnmungen iiber die Verwaltung des Börsenblatts.) Vorschriftswidrige Lieferung. Bei der Fa. Th. Knaur Nachf., Klassiker-Verlag, in Berlin bestellte ich direkt an Adresse zu senden: 1 Jacobseu, Niels Lyhue, und er hielt das Exemplar nach ca. 14 Tagen im Leipziger Ballen zugestellt, wodurch mir die Bestellung natürlich verloren ging. Acht Tage später mußte ich leider von derselben Firma Jacobseu, Marie Grubbe, be sorgen, das ich ebenfalls unter Kreuzband verlangte, aber nach ca. acht Tagen wiederum im Leipziger Ballen erhielt. Im Adreßbuch steht kein Wort, daß die Firma nicht direkt liefere. Zum wenigsten wäre es ihre Pflicht und Schuldigkeit, mich in solchem Falle zu benachrich tigen. So steht man vor dem Publikum da, als ob man nicht imstande sei, eine Bestellung rasch ausführen zu können. Es wäre interessant, zu hören, ob auch andere Firmen mit der Handlung die gleichen Er fahrungen gemacht haben. Bad Dürkheim (Pfalz). K. Gries, i. Fa. Gebr. Müller's Buchhandlung Erwiderung. Ich verzichte gern auf Bestellungen des Herrn K. Gries, da ich in den gegenwärtigen, durch Betriebsstörungen aller Art erschwerten Kriegszeiten nicht in der Lage bin, Anfragen und Bestellungen von Firmen, die alle drei Jahre für 2.70 von mir beziehen, auf di rektem Wege zu erledigen. Berlin. Th. Knaur Nachf. „Nichtabrechner" und „Disponenden nicht gestattet". Im Börsenblatt finden wir fortwährend einesteils Anzeigen von Sortimentern, denen es in diesem Jahre nicht möglich ist, abzurechncn, da sie im Felde stehen oder an Personalmangel leiden. Andernteils erscheinen für 1916 unzweifelhaft mehr Anzeigen, als im Vorjahre, die den Text oder Inhalt haben: »Disponenden in diesem Jahre auf keinen Fall gestattet«. Es ist selbstverständlich, daß im Jahre 1916 noch weit mehr Firmen, und namentlich kleinere Sortiments-Firmen, nicht in der Lage sein werden, abzurechnen, als im vorigen Jahre. Der Krieg hat nicht nur die Inhaber von Buchhandlungen, sondern auch den Gehilfenstand in hohem Maße aus dem Verkehr herausgezogen, und es ist nicht möglich gewesen, Ersatz, sowohl Menge wie Güte betreffend, zu schaffen. Was hat nun der Verlagsbuchhandel im allgemeinen davon, wenn er einem derartig selbstverständlich schon an und für sich langsam abrechnenöen Betriebe sagt: Disponenden sind in diesem Jahre nicht gestattet? Der Erfolg dürfte sein, daß soundsoviele Werke, die seinerzeit in Rechnung bezogen wurden und nicht abgesetzt sind, aber aus oben angeführten Gründen auch nicht abgerechnet werden konnten, durch die Weigerung des Verlegers, sie weiter disponieren zu lassen, von den Sor timents-Firmen fest behalten und später bezahlt werden müssen. Wird es nicht viel Arger und Verdruß, nicht nur auf der einen, sondern auch auf der andern Seite geben? Es wundert mich, daß nicht schon lange, nicht nur seitens eines Sortimenters, sondern auch seitens der Vereine, hierzu Stellung ge nommen worden ist. Wird mau überhaupt einen am Feldzuge betei ligten Sortiments-Kollegen, i»cr also tatsächlich nicht in der Lage ist, selbst abzurechnen, und dessen Geschäft in der Jetztzeit auch nicht ge nügend trägt, um einen Vertreter, der abrechnen kann, zu engagieren, oder dem es nicht möglich war, einen solchen Vertreter zu bekommen, juristisch zwingen können, die jetzt in der Kriegszeit gesperrten Artikel fest auf Lager zu behalten? Wäre es nicht sehr interessant, das einmal zu erörtern oder, noch besser, die sperrenden Verleger zu ersuchen, ihre Disponenden-Sper- rungen aufzuhebcn? L. 8. Verantwortlicher Redakteur: Emil Thomas. — Verlag: Der Börsen verein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Buchhändlerhaus. Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse oer Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 (Buchhändlerhaus). 180