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1021 1022 Arzt seinen Patienten davon reichen darf, u. dgl. m. ? Lat -I^xlicatio. Der Buchhändler muß außer den tech nischen Kenntnissen des eigentlichen Geschäfts, die eben nur praktisch erlernt werden können, Waarenkenntniß be sitzen — je mehr, je besser, nämlich zunächst die der Biblio graphie — und das ist in unserer Zeit schon ein ganz bedeutender Zweig des Wissens — und dann, als Ver lagshändler insbesondere, die Kennlniß gewisser Merk male, wonach er zu beurtheilen weiß, was ein Buch preiswürdig macht, wie viel von jedem einzelnen der Markt bedarf, durch welche Mittel der Absatz befördert wird tc. — Daß ihm dazu einige Sprachkenntnisse sehr- beförderlich seyn werden, so viel wenigstens daß er Bü cher und Schriften in den gangbarsten fremden Spra chen lesen und verstehen kann,— und daß es der höheren Zwecke wegen sehr wünschenswert!) ist, daß jeder Buchhändler — wie überhaupt jeder Geschäftsmann — auch als Mensch eine würdige Stufe der Bildung er rungen habe und immer mehr zu erringen trachte, -— das versteht sich von selbst, — so wie man auch das Gesagte durchaus mißverstehen würde, wenn man darin die Meinung zu finden glaubte, daß eine gelehrte Bil dung dem Buchhändler an sich nachtheilig sey. Zwi schen nachtheilig und nothwendig giebt es der Stufen mehrere. In der zu Anfang dieser Zeilen genannten Schrift scheinen die wirklichen Erfordernisse rich tig gefaßt und beleuchtet zu sepn. —r. Nekrolog. William Blackwood, geboren in Edinburgh den 20. Nov. 1776, gestorben daselbst den 16. Sept. 1864. Obgleich die Eltern dieses ausgezeichneten Mannes eine weit niedrigere Stufe der bürgerlichen Gesellschaft einnahmen als die, zu welcher er selbst sich hinauf schwang, waren sie doch im Stande, dem Knaben eine treffliche Erziehung zu geben, und die Wahl seines Be rufs ward schon früh durch seine Liebe zur Literatur ent schieden. In seinem 14. Jahre trat er in die Lehre in dem bekannten Hause Bell und Bradsute, wo ihm Ge legenheit ward, durch Lectüre aller Art seinen Geist zu bereichern, besonders aber die schottische Geschichte und Alterthumskunde zu studiren. Nachdem er 6 Jahre in diesem Hause gewesen war, ging er nach Glasgow als Geschäftsführer des Herrn Mundell, welcher damals als Buchhändler und Universitätsbuchdrucker ein ausgedehn tes Geschäft hatte. Blackwood übernahm hier die al leinige Aufsicht ühpr den Buch h and el, was ihm nach seiner eigenen Aussage für das spätere Leben vom größ ten Nutzen war. Ganz aus seine eigenen Kräfte ange wiesen, gelangte er hier zu der Entschlossenheit und Si cherheit, wodurch er sich später auszeichnete. Auch corre- spondirte er regelmäßig mit Herrn Mundell und seinen Freunden in der Heimath, «rd gelangte dadurch zu je ner Vollendung des Briesstyls, worin, nach dem Unheil d kompetenter Richter, Wenige ihn übertroffen haben. Als Herr Mundell sein Geschäft in Glasgow ausgab, ging Blackwood wieder zu den Herren Bell und Brad- fute. Dann (1799) associirte er sich mit Herrn Roß, und als nach wenigen Jahren diese Verbindung wieder ausgelöst war, ging er nach London, wo er in dem La den des Hrn. Cuthell seine Kenntnis alter Bücher zu erweitern Gelegenheit fand. In seinem 28. Jahre kehrte er nach Edinburgh zurück und etablirte sich als Antiquar, Bald daraus ward er Agent für Murrap, Baldwin und Cadell und verlegte auch Mehreres für eigene Rechnung, unter Anderem: blüinburgli Iürc)-cl»x8i.-üi!l. — 1812 erschien sein bkf rühmter Katalog über mehr als 15,000 Bücher in ver schiedenen Sprachen, alle classificirt. Blackwood's Hauptaugenmerk blieb mehrere Jahre auf die elastischen und antiquarischen Zweige seines Ge schäfts gerichtet, und in diesen Zweigen galt er damals für den bestunterrichteten Buchhändler im ganzen Lande. Als ec aber 1816 in die Neustadt von Edinburgh zog, verkaufte er seinen Vorrath und wandte von nun an seine Thätiqkeit, mit seinem charakteristischen Eifer, auf allgemeine Literatur und das Geschäft eines populären Verlegers. Im April 1817 erschien die erste Nummer der be rühmten Zeitschrift „ IlIavLveovck'-i Llaganilis. " Lange zuvor hatte er schon die Möglichkeit erwogen, diese Art der Literatur wieder zu einem Range zu erheben, wel cher der großen Namen nicht unwürdig wäre, die sich in früherer Zeit ihrem Dienste gewidmet hatten; es war keine plötzliche oder zufällige Eingebung, welche ihn zu einer Unternehmung vecanlaßte, die er mit so überwie gendem Erfolge durchzuführen wußte. Er widmete die sem Magazine einen bedeutenden Theil seiner Zeit, und wenn er auch kaum jemals selbst dafür schrieb, so würde doch die allgemeine Leitung und Anordnung desselben, verbunden mit der beständigen Aussicht über den Druck und einer sehr ausgebreiteten literarischen Correspondenz, mehr a^s hinreichend gewesen seyn, einen Mann von we niger ausgezeichneten Fähigkeiten gänzlich zu beschäftigen. Kein Mensch hat je seine Geschäfte aller Art auf eine geradere, männlichere Weise geführt als Black wood. Seine Meinung sprach er bei allen Gelegenhei ten deutlich aus; seine Fragen waren stets klar, seine Antworten entscheidend. Seine Aufrichtigkeit mochte mit- unter^hart erscheinen, aber kein Mensch hat ihn je ei ner Schmeichelei oder einer Täuschung beschuldigt, und diejenigen Schriftsteller, welche in dauernder Verbindung mir ihm standen, faßten bald ein Vertrauen zu ihm, welches, mit sehr wenigen Ausnahmen, zu herzlicher Ach tung und Freundschaft heranwuchs. Die männliche Fe stigkeit und unerschütterliche Entschlossenheit seines Cha rakters war allen seinen Handlungen ausgeprägt, und wer ihn während seiner Laufbahn als Herausgeber lite rarischer und politischer Miscellen beobachtet hat, der wird einräumen, daß diese Eigenschaften mehr als ein mal schwere Proben zu bestehen hatten. Mit Parteien verfuhr er genau so wie mit Individuen. Seine Grund-