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Redaktioneller Teil. 271, 23, November 1018. - denn wo sind noch große Lagerbestände gangbarer Werke im Sortiment? — ein derartig zeitraubender Apparat in Bewegung gesetzt wird? Sollte nicht die Behörde froh sein, daß der deutsche Buchhandel so organisiert ist und so reell arbeitet, sollte sie die Eulschcidungc» nicht vertrauensvoll in die Hände des Bvrscn- bcrcins-Vorstandes legen, da unser Stand doch bei allen Be ratungen sich der Verantwortungsbewußt ist, die wir unserem eignen guten Ruf und der Öffentlichkeit schulden? Das neue Luxussteucrgesetz, das leider ohne fachkundige Mitarbeit erlassen wurde, zeigt, soweit es »alte Drucke« betrifft, große Mängel. Daß der Börsenverein gegen derartige einseitige Bevormun dung und Gefährdung unseres Standes energisch Stellung nehmen möchte, wurde von mehreren Seiten deutlich zum Aus druck gebracht. Beim nächsten Punkt der Tagesordnung brachte Braun- Marburg seinen Schriftwechsel mit Herrn Tivisionspfarrcr Hoppe zur Kenntnis, der das Ergebnis zeigte, daß auch von die ser Stelle dem Mitteldeutschen Verband ein Anteil an der Bllcherlicferung für Heer und Marine gewährt werden soll. Ein vorläufig erteilter kleiner Auftrag soll, wie die vorjährige Lcsestoffspende, von Braun-Marburg durch Bezug bei den Verlegern erledigt werden. Bei etwaigen größeren Auf trägen sollen nach Verlegern geordnete Fragebogen an die Sortimentermitglieder des Verbandes gesandt werden, sodatz jeder die Möglichkeit hat, von seinem Lager zu liefern. Bemer kenswert aus dem Schriftwechsel mit Herrn Divisionspfarrer Hoppe ist für die Allgemeinheit noch, daß von den seither liefern den Sortimentern ein Teuerungszuschlag nicht erhoben wurde und daß auf die Ladenpreise im Durchschnitt 10 bis 20"1> Rabatt von Sortimentern gewährt worden sind. Eine solche Rabatt bewilligung muß der Verband natürlich ablehnen, wohl aber kann hier von dem Teuerungszuschlag abgesehen und zu etwaigen Particpreisen der Verleger geliefert werden. So gut auch die Beteiligung des Probinzsortiments in letzter Stunde noch ge meint ist, so ist freilich die Schwierigkeit der Ausführung nicht zu verkennen, die die Zusammenstellung der Bibliotheken in einer bestimmt festgelcgten Weise heute mit sich bringt, wo die meisten wirklich begehrten Bücher vergriffen sind. Selbst das um 2 Uhr statlfiudendc vortreffliche Mittagessen konnte über die trostlose Lage unserer inneren und äußeren Poli tik nicht hinwcgtänschcn, sodaß die Stimmung eine ernste und gedrückte war. Schon kurz nach 3 Uhr mußten leider die ersten Kollegen die Heimreise antreten, die übrigen aber hatten den großen Genuß, die köstliche Klosterbibliothek auf dem Frauen berg unter Führung des derzeitigen Bibliothekars zu besich tigen. Dem Kollegen Reinhardt, Fulda, der sich der Vor bereitungen für die Tagung warm angenommen hatte, gebührt unser aller Dank! Kleine Mitteilungen. Jubiläum. Vor kurzem beging die Sortimentsbuchhandlniig Ferdinand Pfeifer in B u d a p e st die Feier ihres 75jährigcn Bestandes. Tic Firma zählt zu den ersten Buchhandlungen des Landes. Ihr Gründer, Ferdinand Pfeifer, hatte viele Fahre im Ans lande verbracht, ehe er sich selbständig machte. Tie Kenntnisse, die er bet den Firmen K. F. Koehlcr, Wilhelm Braumüller, Franz Kochler, Gcvrg Heyse nsw. erwarben hatte, kannte er in seinem neuen Wirkungs kreise sehr gut verwerten. Sein Geschäft war und ist der literarische und politische Sammelpunkt der Literaten und Männer der Wissen schaft und Politik. Hier wurden im intimen Kreise oft die literari schen und politischen Fragen des Landes von Männern besprochen, die wie Franz Teak, Moritz Jokai, Alexander Petöfi als führende Geister der ungarischen Nation gelten. Auch ans dem Gebiete des Verlages hat die Firma Ferdinand Pfeifer Vorzügliches geleistet. Nicht weniger als fast 650 Werke von Autoren von Ruf erschienen im Verlage der Firma. Nach dem am 28. November 1867 erfolgten Ableben des Gründers der Firma ging das Geschäft an den Bruder des bisherigen Besitzers, Stefan Pfeifer, über, der, mit gediegenen Fachkenntnissen aus gerüstet, sich mit Erfolg an dem weiteren Ausbau des Geschäftes be teiligte. Nach dessen Tode wurde die Buchhandlung am 1. Januar 1011 von den Gebrüdern Zeidler käuflich erworben, womit ein neuer Abschnitt im Leben der Firma begann. Dank der vertrauenerwecken den Prinzipien der Firma erstreckt sich der Kundenkreis nicht nur auf Private des ganzen Landes, auch ein bedeutender Teil der wissenschaft lichen Institute, öffentlichen Bibliotheken, Anstalten nsw. deckt seinen literarischen Bedarf durch die Firma Ferdinand Pfeifer. Unter Aus- rechtcrhaltnng und Vertiefung der wohlbcwährten schon von dem Gründer der Firma befolgten Geschüftsprinzipien gelang es den Brü dern Zeidler, in das Geschäft einen frischen Zug hineinzubringen und seine Grenzen erheblich anszudchncn. Möge es der Firma auch unter den veränderten politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen ge lingen, sich dnrchznsetzen und ihr Ansehen im deutschen Buchhandel weiter zu behaupten! Umrechnungskurs der Mark in Österreich. — In der Osterr.-ung. Bnchhänölcr-Correspondenz vom 13. November erläßt der Vorsteher der Korporation der Wiener Buch-, Kunst- und Musikalienhändler nachstehende Bekanntmachung vom 9. November, der der Vorstand des Vereins der österreich.-nngar. Buchhändler in derselben Nummer für seinen Geltungsbereich zustimmt. »Mit Rücksicht auf die Verteuerung der Devise Berlin und auf die Beschlüsse der Sitzungen der Vorstehnng der Korporation der Wiener Buch-, Kunst- und Musikalienhändler vom 3. Februar 1918, beziehungsweise des Ausschusses des Vereins der österreichisch-unga rischen Buchhändler vom 26. Februar 1918, bestimme ich im Sinne der Vertehrsordnnng den Umrechnungskurs der Mark für den Ver kehr mit dem Publikum für Wien und Nicderöstcrrcich ab 16. No- vomber 1918 1 Mark — 200 Heller. Dieser Umrechnungskurs ist für alle Bücher und Zeitschriften ans Deutschland, sofern nicht be sondere österreichische Preise für dieselben festgesetzt sind, in Anwen düng zu bringen. Umrechnungstabellen sind im Druck und sind dann durch das Sekretariat zu beziehen.« Achtstundenarbeitstag und paritätische Vertretung. - In Berlin Halen dieser Tage die großen Uutcrnehmerverbände mit den Gewcrl- schasten der Arbeitnehmer den Achtstundenarbeitstag vereinbar!. Kaum minder bedeutsam als die Zustimmung zu diesem wichtigsten sozialdemokratischen Programmpnnkt ist die Schaffung einer paritä tischen Vertretung des gesamten Wirtschaftslebens. In dem jetzt von der Neichsregiernng mitgeteilten Abkommen heisst es darüber: »Zur Durchführung dieser Vereinbarungen, sowie zur Regelung der zur Demobilisierung, zur Aufrechterhaltung des Wirtschaftslebens und zur Sicherung der Existenzmöglichkeit der Arbeitnehmerschaft, ins besondere der schwer Kriegsbeschädigten, zu treffenden weiteren Mas; nahmen wird von den beteiligten Arbeitgeber- und Arbeitnehmer Organisationen ein Zentralausschuß ans paritätischer Grundlage mit beruflich gegliedertem Unterbau errichtet. Dem Zentralausschnß ob liegt ferner die Entscheidung grundsätzlicher Fragen, soweit sich solche namentlich bei der kollektiven Regelung der Lohn- und Arbcitsver- hältnisse ergeben, sowie die Schlichtung von Streitigkeiten, die mehrere Berufsgrnppen zugleich betreffen. Seine Entscheidungen haben für Arbeitgeber und Arbeitnehmer verbindliche Geltung, wenn sie nicht innerhalb einer Woche von einem der in Frage kommenden beidersei tigen BerufSvcrbände angefochten werden.« Die Vereinbarungen, die am 15. November von zahlreichen Ver bänden unterzeichnet wurden und gleichzeitig in Kraft traten, gelten sinngemäß auch für das Verhältnis zwisäM den Arbeitgeberverbänden und den Angestelltcnverbänöen. Abkürzungen in Antiquariatskatalogcn. — Raummangels wegen erscheint der Schluß des Artikels: Abkürzungen in Antignariats- Katalogcn von Philipp Rath in der nächsten Nummer des Redaktio nellen Teils. PersonallilichrWen. Gestorben: am 14. November, wie uns verspätet mitgelcilt wird, nach kurzem, schwerem Krankenlager im Alter von 33 Jahren Herr Felix Gattern icht, Mitinhaber der angesehenen Ver lagsbuchhandlung Loewes Verlag Ferdinand Earl in Stuttgart, der er am 1. Januar 1913 als Teilhaber beigetrctcn ist. Er hat durch unermüdliche Tätigkeit und volle Hingabe viel zur Entwicklung des bekannten JngendschriftcnverlagcS beigetragen und sich durch trefflichen Charakter und große Liebenswürdigkeit die Liebe und Hochachtung seines Sozius und seiner Angestellten erworben. 704 h a t ch, r- u»1.