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x° 208, 4. September 19SS, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Ähnliches erwartet der Antragsteller auch bei den Schund heftserien, Er unterscheidet zwei Fälle: Es ist möglich, daß eine Prüfkammer zwar viele Hefte einer Serie für schundig im Sinne des Gesetzes erklärt und sie deshalb in die Liste der Schund- und Schmutzschriften ausnimmt, sich aber deshalb weder veranlaßt sieht noch für berechtigt hält, die gesamte Serie auf die Liste zu setzen. Dann behandelt sie also die Heftchen als ein zelne Schriften, (Hierin liegt ein Unterschied im Vergleich zu den in Zeitschriftennummern oder sonstwie zusammengekoppelten Beiträgen, wo eine solche Trennung unmöglich ist; aber dieser Unterschied -ist eben in der verschiedenen Erscheinungsform be gründet,) Anderseits hält ec es für möglich und wünscht, daß eine Prüfkammer eine Serie als Ganzes auf die Schundliste setzt, auch wenn sie davon überzeugt ist, daß ein oder das andere Heft dieses UrteU nicht verdient. Dann behandele sie die Serie als Einheit, (Hier läge auch eine Parallele zum Lieferungsroman,) Keine Analogie freilich sollte man suchen zwischen »Schund heftreihen-- und »periodischen Druckschriften-, Zum Wesen einer »Periodischen Druckschrift- gehört nicht nur das Vor handensein einer Redaktion, mag es sich dabei auch häufig genug um einen Scheren- und Sitzredakteur handeln. Einen Redakteur findet man z, B, bei den Erscheinungen eines mitteldeutschen Verlagshauses angegeben, und zwar sowohl bei den dort erschei nenden Lieferungsromanen, wie bei den Heften seiner Samm lungen, wie bei den Heften seiner Serien. Hier handelt es sich offenbar um den Lektor des Verlages, der sicherlich auch bei den Vertragsverhandlungen mitzusprechen hat, der den Autoren gegenüber zu Abänderungsvorschlägen berechtigt ist und den Be hörden gegenüber die Verantwortlichkeit übernimmt. Eine ge wisse Ähnlichkeit mit der Redaktion einer Zeitschrift ist dabei nicht zu verkennen. Was aber darüber hinaus entscheidet, ist eben die Periodi zität, d, h, die Erscheinungsform in einer regelmäßigen Wie derkehr, als welche der »Jahrgang» gang und gäbe geworden ist. Dabei ist belanglos, wieviel Einzelnummern einen Jahr gang bilden und ob diese in gleichmäßigen oder unregelmäßigen Abständen erscheinen, Bon einer solchen Periodizität ist natür lich weder beim Lieserungswerk die Rede, wenn es heißt: »wöchentlich l Heft», noch bei einer Sammlung, wenn es heißt: »monatlich 1 Bändchen«, noch bei Serien, selbst wenn bei diesen der in Aussicht genommene Abstand der Veröffentlichungen be kanntgegeben wird. Zwar gibt es periodische Druckschriften, bei denen sich Zwei fel einstellen können. Wenn z, B, eine Romanzeitung fortlaufend in Fortsetzungen einen oder mehrere Romane liefert, so unter scheidet sie sich in der Tat wenig von einem Lieferungsroman, Sie tut es aber immerhin, eben durch das gleichzeitige Erschei nen mehrerer Romane oder Novellen, durch Füllung lecrblei- benden Raumes mit Gedichten, durch Beigabe von Bildern, die nicht Illustrationen zum Text sind, also durch eine unverkennbar redaktionelle Tätigkeit, ganz abgesehen davon, daß sie sich selbst schon äußerlich durch Angabe ihres Jahrgangs als eine periodische Schrift -kennzeichnet, (Es ist aber nicht uninteressant, in diesem Zusammenhang daraus hinzuwcisen, daß die Prüfkammer, die ein mal über einen Jahrgang einer derartigen Zeitschrift verhandelt hat, nicht den periodischen Charakter des Blattes hcrvorgehoben, sondern über die beiden darin in Fortsetzungen enthaltenen Romane als über »Schriften« entschieden hat.) einzelnen Beiträge, die in einem Heft zusammengesaßt sind, nicht da durch ihren ihnen eigenen persönlichen Charakter, daß sie äußerlich vereinigt sind. Als Schrift im Sinne des Gesetzes ist daher nicht das Hest als solches zu betrachten, sondern jeder einzelne Beitrag des Heftes ist eine besondere Schrift im Sinne des Gesetzes, Um einem Anträge, ein Hest, das bedenkliche Beiträge enthält, auf die Liste zu setzen, stattgeben zu können, ist es daher keineswegs erforderlich, baß das Heft als solches Schund- oder Schmutzcharaktcr haben muß. Es genügt vielmehr vollkommen, wenn ein einziger Beitrag als solcher als eine Schund- oder Schmutzschrift anzusehen ist. Dann ist dieser Beitrag und damit auch das Heft, das ihn enthält, auf die Liste zu setzen». Er fügt aber selbst hinzu: »Ich verkenne nicht, daß dieser Standpunkt in seinen Konsequenzen auch nicht unbedenklich wirken kann«. In den verschiedenen Auffassungen, die mit dem Wunsche der Objektivität hier vorgetragen worden sind, wird man un schwer auch Unterschiede wiedererkennen, wie sie zwischen den Entwürfen des Gesetzes und seinem endgültigen Wortlaut be stehen, Die Wünsche der Urheber des Gesetzes sind weiter gegan gen, als sein Wortlaut sie erfüllt. Demzufolge liegen auch vielen Anträgen Erwartungen zugrunde, die in der Anwendung des Gesetzes nicht erfüllt werden und rechtlicherweise nicht erfüllt werden können. Die Beisitzer der Prüfstellen halten sich ohne Seitenblick auf die Entstehungsgeschichte des Gesetzes oder die Möglichkeiten der Exekutive an das Gesetz in seinem Wortlaut; in diesem liegen auch die Rechtssicherungen gegen seine Über spannung, Denn die Tendenz der Überspannung, die Gefahr des Mißbrauchs liegt bei jedem der Zensur verwandten Gesetz vor. ..Preffa"-Publizistrk. Wohl selten hat eine Ausstellung eine derartig vielseitige und vielfältige Erwähnung in der Welt des Gedruckten gesunden wie die Pressa-Köln 1928, Nicht nur die Zeitungen aller Richtungen hatten das »Tu» res »gitur« voll begriffen, und wohl kaum ein deut sches Blatt hat es unterlassen, in breiten Ausführungen aus Wesen und Bedeutung der großen Schau am Rhein einzugehen, sondern auch die Zeitschriften vieler Kategorien haben das Interesse, das die Aus stellung bot, voll gewürdigt. Daneben ist aber noch eine eigene Buch- und Broschürenliteratur entstanden, die entweder unmittelbar mit der Press« und ihren Sonberausstellungen zusammenhängt (und, da sie häufig nicht im offiziellen Buchhandel erschienen ist, sich der Kenntnis weiter Kreise entzieht) oder aber mittelbar durch die Ausstellung veranlaßt wurde. Dieses Schrifttum in seiner umfänglichen Gesamtheit zu betrach ten, verbietet einerseits der Raum eines Zettschriftenartikels, ande rerseits aber die Schwierigkeit, es vollzählig in die Hand zu bekom men. Darum soll hier nur ein Querschnitt durch all dies Schrift werk gezogen werden, soweit es nicht schon bei anderer Gelegenheit geschehen ist. Die umsangreichste Würdigung, die die Ausstellung in der Tages- presse gesunden hat, befindet sich wohl im »KölnerTageblatt» (Morgenausgabe Nr. 211 vom 12, Mai 1S28). Aus acht Seiten des Hauptblattes und der Beilage (»Kölns große Tat: Press« 1828«) wird in allgemeinen Ausführungen und in der Be schreibung der einzelnen Abteilungen so manches Wissenswerte ge sagt, Flotte Strichzeichnungen von Künstlerhand erläutern den Text. Viele Prominente kommen dabei zu Wort. Die »Kölnische Zei tung« wartet gleichfalls am 12, Mai mit einer Sonderbeilage »Die Pressa« auf und von Berliner Zeitungen hat insonderheit die »Rassische Zeitung- durch ihren Mitarbeiter Max Osborn einen Gang »Quer durch die Pressa- unternehmen lassen, Bon illustrierten Blättern hat die »Kölnische Illustrierte Zei tung« in ihren Nrn. IS und 20 viele und gut reproduzierte Ge ländeansichten und gut gewählte Ausschnitte aus den Darbietungen veröffentlicht. Eine besonders glückliche Hand aber scheint mir bei dem reich mit glänzend wiedergegebenem Bildwerk gezierten Artikel: »Die Pressa in Köln« von »Westermanns Monatsheften« (Bd, 144, H. Heft 883) gewaltet zu haben. Unter unsern großen Revuen aber schoß den Vogel ein Neuling ab, der sich die gute Ge legenheit der Pressa-Eröffnung zunutze machte, um sich in erster Nummer recht vorteilhaft dem verwöhnten Publikum präsentieren zu können: »Die Böttcherstraße« (Angelsachsen-Verlag, Bremen). In Grotzsolio, splendid in Antiqua gedruckt, vereinigt die neue Zeit schrift im Text eine große Zahl guter Autoren, stattet ihre Artikel mit bildhaften Beigaben erster Künstler verschiedenster Perioden aus, schmückt sie mit Faksimiles alter Zeitungen und reproduziert außerdem ähnliche Abbildungen innerhalb des Textes, Karikaturen, Autogramme und architektonische Bilder wechseln in bunter Folge. Zum Schluß ist ein wahres Musterbuch von künstlerisch behandelten Inseraten beigeheftet. Wir finden wiedcrgegcbcn: Außer japanischen, usbeskischen, arabischen und englischen Zeitungen illustrierte Flug blätter aus dem 18.—17, Jahrhundert, die ersten deutschen Zeitungen von IMS, eine handschriftliche »Fuggerzeitung«, Titelköpfe bekannter Zeitungen, Or, Adenauer, Reichskanzler Marx, die japanischen und türkischen Botschafter, der Brasilianische Gesandte, der mexikanische Geschäftsträger beantworteten eine Umfrage, Professoren unserer deutschen Universitäten steuerten historische Artikel bei: d'Ester: Z e t t u n gs « es en in der Karikatur; Holländer: Zeitungskuriosa; Toenntes: Öffentliche Met- S83