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Eine zweite gewaltige Arbeit ist die Neugestaltung des Börsen blattes. Eine öffentliche Discussion darüber ist ausgeschlossen, wir erwähnen deswegen hier nur zwei Punkte. Ist das Börsenblatt Eigeuthum und Organ des Börsenvcr- eins, so ist nicht ersichtlich, weswegen der projectirte technische Theil an Nichtmitglieder abgegeben werden soll. Der Börsenvcrcin muß vielmehr darauf dringen, daß er machtvoller wird, d. h. daß sämmtliche Buchhändler seine Mitglieder werden, und das kann nur geschehen, wenn er seine Mittel nicht Jedermann zugänglich macht. Haben Nichmitglieder nur den Nachtheil, daß sie erhöhten Inseraten- und Abonnementspreis zu zahlen haben, so werden sie nach wie vor auch Nichtmitglieder bleiben und die Vortheile der Nichtmitgliedschaft, „der Freiheit von dem Zwang der Statuten und Nichtzahlung der Eintritts- und Beitragsgelder" gerne genießen. Das zweite Bedenkliche ist die verlangsamte Expedition des für den Buchhandel wichtigsten, technischen Theils des Blattes und die damit verbundene erhöhte Abhängigkeit von Leipzig. Ja, es bleibt nicht nur bei dieser, sondern die Leipziger und alle Die jenigen, welche das Geld für tägliche Kreuzband-Sendungen auf wenden wollen, erhalten eine so dominirende Stellung durch die schnellere Kenntniß aller Anzeigen, daß der Gesammtbuchhandel sich die allein mögliche Expedition durch die Commissionäre reiflich überlegen sollte. Das Bedürfniß, täglich im Besitze dieses Anzeigeblattes zu sein, wächst mit den Aufgaben des Buchhändlers zur Bewältigung der Concurrenz und Befriedigung der Kunden. Die dem Blatte gewidmeten täglichen Stunden sind eine Geschäftseinrichtung ge worden, die ohne schwere Schädigung des gesammten Verkehrs kaum auf ein oder zwei Tage in der Woche zu verlegen sind. Es liegt die Befürchtung nahe, daß bald ein nicht mehr durch den Börsenverein controlirtes Blatt erscheint, welches der Forderung „tärno is wonozc" Rechnung trägt. Für den täglichen Postbezug könnte vielleicht der Modus ge funden werden, daß bei der Expedition in Leipzig abonnirt wird, diese aber das Abonnement per Postanweisung an das betr. Post amt desAbonnenten abgibt und umZustellung an denselben ersucht, ein Weg der so oft beschritten wird. Ohne Vermittelung der Expe dition von der Post aufgegebene Abonnements werden in Leipzig nicht angenommen, wofür sich mit dem General-Postamte wohl leicht ein Arrangement treffen ließe. Auf diese Weise existirt die gewünschte Controle, das Anzeige blatt bleibt nur für Buchhändler und diese brauchen nicht die ge wohnte und nothwendige Schnelligkeit zu entbehren. DieDelegirten-Versammlung wird ebenfalls wieder zusammen treten. Wir möchten ihr die Aufgabe stellen, anregend und fördernd auf dieBegründnng von Vereins-Sortimenten zu wirken. Der erste Bericht über das Breslauer Vereins-Sortiment liefert den Be weis, daß es geht, ja gut geht, und mündliche Aussage theilte mit, daß die indirectenVortheile durch Ausgleich der cinzelneuLagerrc.rc. vermittelst des rührigen und in tüchtiger Leitung stehenden Vereins- Sortiments gar nicht hoch genug anzuschlagen seien. Man scheut sich aller Orten vor der Genossenschaft. Nun, es ist ja kein Evangelium, welches wir mit dieser Form der Ver einigung gepredigt haben. Es kann auch eineActien-Gesellschaft be gründet werden, bei der sogar die Möglichkeit vorliegt, daßuninter- essirte Freunde der Sache sich betheiligen können. Die Genossenschaft gibt nur eine größere und festere Creditbasis, und hatten wir diese vorgeschlagen, im Hinblick auf eine Erweiterung des Vereins-Sorti ments durch Hinzufügung anderer Branchen. Wo diese nicht Pro- jectirt werden, wo man sie der Zukunft überlassen will, kann mit einer Actien-Gesellschaft ganz dasselbe erzielt werden. Der Bres lauer Bericht gibt auch hier werthvolle Winke, indem er zeigt, mit welch verhältnißmäßig geringem Grund-Capital gearbeitet werden kann und daßCapital-Credit beiBankeurc. eigentlich nichtzurNoth- wendigkcit gehört, mithin erst recht nicht die Credit-Basis der Ge nossenschaft. Es wäre doch ein positiv-praktisches Resultat der Reform-Be wegungen, wenn dieVereins-Sortimente bald an recht vielen Stellen begründet würden. Doch auch hier gilt es, die Kreise nur soweit zu fassen, wie das Vereins-Sortiment mit Leichtigkeit und Vortheil operiren kann. Die Kreisvereins-Gebilde des Statuten-Entwurfs sind für geschäftliche Unternehmungen, Wie dieVereins-Sortimente, durchaus nicht geeignet. 3. L-r. Illusbrirbö Cosolrikbts clor üobrill. Uopnlär - wisssnsobuktliobs OurstsUunA clor UntstsbunA clsr 8obrikt, äsr 8x>raebs null äsr Bullion, sonüo ckor 8odrikts^8tsino aller Vollrsr clor blrcls von Karl Uanlin u nn, Uroksssor ckor 8tsnoZrapb!o oto. lllit 15 Valsin in Uurbsn- nnä Vonärnolr nncl violsn in äon Vsxt Asärnodton 8obriktrsiobon uncl 8obriltx>robsn. Zr. 8. (XVI, 632 8.) lVion, Uost, UoipriA 1880, Uartlobsn's VorluA. ?r. 10 N. 80 Ul.; in kraebtbauä 13 Ll. 50 ?l. Obwohl der Verleger dieses erst vor kurzem im Buchhandel erschienenen Werkes — theils und überhaupt bei dem hohen In teresse, welches der in dem Werk behandelte Gegenstand an sich in weiten Leserkreisen haben und finden muß, theils und insbesondere infolge des Umstandes, daß das Werk von einem auf dem vorliegenden Gebiete durch sein „Buch der Schrift" bereits wohlbekannten Autor verfaßt, sowie daß die Ausstattung des Werkes eine nicht bloß durch Eleganz sehr anziehende und lockende, sondern auch im Verhältnisse zum Preise außergewöhnlich schöne ist — von vornherein auf einen starken Absatz mit Recht hat rech nen dürfen und dieser Erwartung gemäß meines Wissens eine starke Auflage veranstaltet hat, so ist doch bereits ein Neudruck des Werkes nöthig geworden; gewiß ein vollgültiger Beweis, daß das Werk in weiten Kreisen eine sehr günstige und beifällige Aufnahme gefun den haben muß. Und wenn nun auch eine solche günstige Aufnahme, die dem Werke bei seinem ersten Erscheinen zutheil geworden ist, nicht unter allen Umständen als entscheidendes Merkmal für seinen großen Werth angesehen werden könnte, so mag doch hier gleich mit bemerkt werden, daß die Aufnahme des Werkes auch von Sei ten der Kritik seither eine, meines Wissens, überall zustimmende und durchaus günstige gewesen ist. In der That verdient aber auch das Werk um seines wirklichen Werthes willen diese beifällige Zustimmung, von der sich selbst Diejenigen nicht ausschließen wer den, welche — und deren wird es ohne Zweifel genug geben — mit dem Verfasser nicht einerlei Ansicht sein mögen, worüber man sich nicht wird wundern dürfen, wenn man einen vollen Einblick in die Schwierigkeit des behandelten Gegenstandes erhält und sieht, wie viele zu lösende und dabei allen Scharfsinn erfordernde Fragen dem Verfasser bei seiner Arbeit gegenübergetreten sind. Seither ist die Geschichte der Schrift in der Regel, von den Laien wenigstens und in vielen Fällen wohl auch von Fach gelehrten, für viel einfacher gehalten worden, als sie es in Wirklich keit ist. Wenn man allerdings, wie es so Viele thun, annehmen will, daß die Schrift auf Nachbildung der Gegenstände beruhe, und mithin ursprünglich eine Wortschrift gewesen sei, aus welcher sich nach und nach die Silben- und Buchstabenschrift entwickelt habe, so scheint freilich die Sache keine großen Schwierigkeiten zu haben; man braucht die späteren Abweichungen der Zeichen nur für das Product der ungeschickten Nachahmung der Entlehner oder der Abschleifuug infolge des häufigen Gebrauches zu halten, oder, wie 197*