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14264 »Srl-nbl-Il 1 d. Dischn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 284. 7. Dezember 1908. oder wo es sich um den Schutz des geistigen Eigentums oder die Förderung der Volksbildung handelte. In der eidgenössischen Politik war er Föderalist, be geistert für lebenskräftige Entfaltung kantonaler Selbständig keit. doch zugleich der Freund eines starken, über den Parteien waltenden Bundes, und willig machte er die nötigen Zugeständnisse an die Zentralgewalt, wo deren Ein greifen für die Durchführung größerer Aufgaben erforderlich schien. In sicherer Voraussicht des Kommenden trat er bereits 1872 mannhaft für die damalige Bundesverfassungs- Vorlage und noch an seinem Lebensabend entschieden für die neue Militärorganisation und die Vereinheitlichung des Zivilrechts ein. Ständerat Benziger war ein treuer Sohn der katho lischen Kirche und scheute sich nicht, seinen Glauben jederzeit offen zu bekennen und zu üben. Insbesondere zeigte er sich in den Jahren 1896/97 in der schwy;erischen Verfassung als beredter Verteidiger der Rechte der Kirche. Seine kirchliche Gesinnung und Übung taten indessen seinem Ansehen bei Andersdenkenden keinen Abtrag; jeder fühlte, daß sie aus innerster Überzeugung erslossen. Er war ein warmer Freund und Förderer des katholischen Vereinswesens, nicht minder auch des weltlichen, zumal gemeinnützigen und geselligen Charakters, wie es gerade in der heimatlichen Waldstalt ausnehmend reichhaltig ausgebildet war. Für jedes An liegen. jede Not spendete er mit voller Hand; mit Vorliebe war er dabei, wenn es galt, den Kindern der ärmeren Klaffen eine Freude zu bereiten; feine Gastfreundschaft suchte ihresgleichen. Dauernd sind namentlich seine Verdienste um die Kranken- und Pensionskasse der Firma und das von der Familie errichtete neue Krankenhaus. Seit dem 3l. Juli 1854 war er in glücklicher Ehe mit seiner Cousine Meinrada Benziger verheiratet, und er konnte noch im Sommer 1904 in Sächseln am Grabe seines Namenspatrons, des seligen Klaus von der Flüe. im engeren Familienkreise voll Rüstigkeit die Feier der goldenen Hochzeit begehen. Noch mancher Sommer schien dem Jubel paare beschicken, als das ablaufende Jahr den Nimmermüden unwiderstehlich zur Ruhe zwang. Sein Tod sollte seiner treuen Pflegerin nicht lange Trennung bringen, sie folgte ihm fünf Tage später nach. Von den sechs Kindern, die sie ihm geschenkt, überleben sie drei Söhne: die Chefs des New Dorker Hauses löevLixvr Lrotbers: Nicolaus Benziger - Stoffel und Meinrad Benziger-Dittrich, und der Direktor der technischen Betriebsabteilung in Einsiedeln, Charles Benziger-Gottfried. Ein inhaltreiches Leben ist mit Ständerat Benziger da- hingegangcn. Er hat nicht allein in nahezu vierzigjähriger Berufswirksamkeit, sondern auch, bis zum Versagen der Kraft, in selbstloser, unverdrossener Hingabe an den Dienst der All gemeinheit nach den verschiedensten Richtungen hin tief gründige Spuren hinterlassen; möge ihm auch in den Kreisen der Fachgenossen ein pietätvolles Gedenken gesichert sein! Verein derMährisch-Schlesischen Buchhändler. Auszug aus dem Protokoll der XVII. Hauptoersammlung des Vereins der mährisch-schl esischen Buchhändler abgehalten am 24. Mai 1908 um 10 Uhr vormittags in Teschen (Österreichisch-Schlesien). August Berger (Brünn), Alois Brecher (Brünn), Paul Goll- mann (Troppau), August Hitschselb (Sternberg), Adolf Hohn (Bielitz), Josef Jeitner (Friede!), Richard Karafiat (Brünn), Wilhelm Karafiat (Brünn), Friedr. Kubig (Freudenthal) Philipp Meyer (Teschen), R. Papauschek (M.-Ostrau), Rudolf Nafchka (Teschen) und Siegmund Stuks (Teschen.) Durch Vollmachten waren vertreten die Herren: I. Barvii! (Brünn), Bernhard Epstein (Brünn), Friedrich Grosse (Olmütz), Emil Hinkelmann (M -Trübau), Aug. Hosch (Neutitschein), F. Hlorek (Ung.-Brod), Rud. Loos (Znaim), Emil Netoliczka (Jglau), A. PiSa (Brünn), W. Pittner (Proßnitz), Rudolf Rohrer jun. (Brünn), Emil Zolc (Teltsch), Fr. L. Stelzig (Holleschau) und Max WltLek (Brünn). Im ganzen 28 Stimmen. Herr Richard Karafiat als Vorsitzender begrüßt die erschienenen Kollegen, stellt die Beschlußfähigkeit fest, eröffnet die XVII. Hauptversammlung und erteilt Herrn Wilhelm Karafiat als Schriftführer zur Verlesung des Jahresberichts das Wort. In diesem Jahresberichte heißt es unter anderem: »Von den in der vorjährigen Hauptversammlung gestellten Anträgen fanden folgende ihre Erledigung: Der Antrag des Herrn Richard Karafiat: »Der Verein der österreichisch-unga rischen Buchliändler soll veranlaßt werden, Schritte zu tun, daß Unterrichtsministerium bewilligt werdet um dem Sortiment mehr als 25 Prozent Rabatt geben zu können«, wurde insofern erledigt, als dem Verein der österreichisch-ungarischen Buchhändler eine bezügliche Interpellation eingesendet wurde. Auch das in voriger und früheren Hauptversammlungen beanspruchte zehnprozentige Schulbücher-Remissionsrecht wurde von den Firmen Alfred Hölder und Adolf Pichler's Witwe L Sohn kurz nach unserer vorjährigen Hauptversammlung denjenigen Firmen zugestanden, die bei ge nannten Firmen Rechnung haben. Wir sahen uns veranlaßt, den Firmen F. Deuticke, Alfred Hölder und A. Pichler's Witwe L Sohn unsere besondere Befriedigung auszudrücken, daß sie unseren Wünschen nachgekommen sind. Nur noch eine Firma war bis jetzt nicht zu bewegen, den anderen Schulbücherverlegern es gleich So gegen die Fahrkarten-Ausgabestelle in Brünn, die durch un erlaubten Verkauf von Reisehandbüchern empfindliche Konkurrenz bereitete. In Mährisch - Ostrau und auch in Znaim mußten Sternberg eine Vermehrung zu verhindern. Ebenso waren wir in Brünn in zwei Fällen gezwungen, bei den zutreffenden Behörden um Schutz zu ersuchen. In allerletzter Zeit war ein Ansturm in Freudenthal zu vereiteln, der, wie zu hoffen ist, günstigen Erfolg zeitigen wird. In vielen Fällen waren unsere Eingaben wie persönliche Vorstellungen bei der mährischen Statthalterei und schlesischen Landesregierung von Erfolg gekrönt; doch zeigen die Behörden leider nicht immer die gewünschte Einsicht, um uns neue Konkurrenzkämpfe zu ersparen. An Mühe und Arbeit gegen diese haben wir es nicht fehlen lassen. Die Klagen über Preisschleuderei traten nur vereinzelt auf; so gegen eine Olmützer Firma, bei der es lange nicht gelingen wollte, sie zu überweisen; als dies schließlich gelang, wurde sie aber mit 300 Kronen bestraft und mußte 300 Kronen Kaution erlegen. Die ungleiche Handhabung des Zolltarifs machte sich dieses Jahr unangenehm bei dem Senfschen Briefmarkenkatalog bemerk bar, da er in den einzelnen Kronländern meist zur Verzollung kam, wogegen er in Wien glatt durchkam. Wegen unbefugten Verkaufs von Büchern oder bloß solcher Ankündigungen in Tagesblättern mußten wir einigemal ein- schreiten. Das Budapester Exporthaus »Universum« überschwemmte auch Heuer die Provinz mit Prospekten herabgesetzter und neuer Literatur. Wenn auch dagegen nichts einzuwenden wäre, so mußten wir doch bei dem Wiener Verein Schutz suchen, da genannte Firma zum Beispiel Pratos Süddeutsche Küche mit 5 Kronen anzeigte und auch Bongs Goldene Klassikerausgabe billiger anbot. Der iu Teplitz neu gebildete »Verein deutscher Buchhändler Nord- und Westböhmens« wird bestens begrüßt. Er ersuchte um unseren Jahresbericht, der wie die folgenden regel mäßig zugesandt werden soll. In Freudenthal kam auch ein Fall vor, daß in einem Tagesblatt einzelne Bücher mit Rabatt ange- boten wurden, was wir bei der betreffenden Firma rügten.