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3402 Nichtamtlicher Teil Pik 88, 18. April 1Sl>4. heute noch zugrunde gelegt werden. Auch im Großhandel finden sie steigende Ausnahme. Eingehender Erörterung unterzieht der Verfasser weiter die Grundlagen für die Prüfung der Zusammensetzung, die Prüfung der äußeren Eigenschaften, wie die meßbaren und das Aussehen, sowie die Grundlagen für die Prüfung der inneren Eigenschaften, (der Festigkeit und des Verhaltens gegen Flüssigkeiten) um schließlich zur Aufstellung allgemeiner Normen zu gelangen, denen sich die oben erwähnten »Grundsätze- und die amt lichen Normen anschließen. In dem Abschnitt Prüfnngstechnik wird die mikro skopische Faserbestimmung, die Farbenveränderung durch Be handlung mit chemischen Reagentien, ferner die speziellen Erkennungsmittel und formellen Unterscheidungsmerkmale der Baumwoll-, Leinen-, Hanf-, Jute- und Bastfasern, des Strohstoffs, Esparto, der Nadel- und Laubholzzellstoffe, sowie der Leimung, des Stärkegehalts und dergleichen ausführlich geschildert. Ein besonderes Kapitel ist den »Füllstoffen«, wie Asche, kieselsaurer Tonerde u. Ähnlichem gewidmet. Ebenso erfährt die Prüfung zur Ermittelung der Färbung, der Unreinheiten, des Feuchtigkeitsgehalts, der Festigkeit und Lichtdurchlässigkeit eingehende Darstellung. Der vierte Teil, der Handel, führt uns die besonderen Handelsgebräuche und Verkaufsbedingungen der Fabrikanten vereine, die Abwicklung des Verkehrs zwischen Fabrik, Groß- und Kleinhändler, sowie den Austausch der Erzeug nisse auf dem Weltmarkt vors Auge. Ein Verzeichnis der eingetragenen Waren(-Wasser)-Zeichen, eine Tafel der Normalsormate und Ähnliches mehr dienen diesem Teile zur paffenden Ergänzung. Nach einer Übersicht des Papier bedarfs und der Papiererzeugung wird die Produktion Deutschlands allein für 18SS auf eine Million Tonnen oder eine Milliarde Kilogramm im Werte von 400 Millionen Mark berechnet, annähernd ein Fünftel der gesamten Papier erzeugung der Erde. Drei farbige Tafeln mit Faserstoffen und zahlreiche Illu strationen bilden eine wertvolle Erläuterung des Textes, und ein sehr ausführliches Register verleiht dem Buche zugleich den praktischen Wert eines Nachschlagewerks. Es wird sich daher in seiner ansprechenden, sauberen Ausstattung, die dem Drucker wie dem Verleger im gleichen Maße zur Ehre ge reicht, nicht nur im engeren Fachkreise, sondern auch im Buchhandel bald zahlreiche Freunde erwerben. N. I. Nvwikow» ein Publizist und Verlagsbuchhändler unter Katharina II. Nach russischen Quellen von W. Henckel. (Schluß aus Nr. 87 d. Bl.) Im Jahre 1779 machte der Freimaurer Cheraskow, Kurator der Moskauer Universität, seinem Freunde Nowikow den Vor schlags die ^lniversitätsdruckerei und den Verlag de^»Moskowskija Freimaurern, die, wie er, nach Sittlichkeit und Selbsterkenntnis strebten. Unter ihnen befanden sich, außer der Fürstin W. A. Trubczkoj, auch W. I. Lopuchin. S. I. Gamaleja, I. E. Schwarz, die Fürsten Trubczkoj und Tscherkasskij, I. P. Turgenjew und mehrere Univcrsitätsprofessoren. Im Kreise dieser für Bildung und Sittenreinheit begeisterten Männer versenkte sich Nowikows Sinnen und Trachten gänzlich im Freimaurertum und er scheute sogar vor den Lehren der Nosenkreuzer mit ihrem alchimistischen Schwindel nicht zurück. Aber dieser mystische Nebel hemmte weder seine zivilisatorische Tätigkeit, noch verhinderte er sie. Am meisten unterstützte ihn I. E. Schwarz, mit dem er bis an dessen Lebensende befreundet war. Nowikow brachte die Universitäts buchdruckerei in Ordnung und erweiterte sie ganz bedeutend. In weniger als drei Jahren druckte er mehr Bücher, als dort worden waren. Gleichzeitig hob er auch die Bedeutung der ->Mos- kowskija Wjedomosti«, die er mit Beilagen verschiedenen Inhalts bereicherte, infolgedessen sich die Abonnentenzahl von 600 bis auf 4000 erhöhte. Im Jahre 1781 gab er die Fortsetzung des »Morgenlichts» unter dem Titel »Moskauer Monatsschrift« ^782 und vermittelst Universitätskräfte tüchtige und zuverlässige Lehrer zu schaffen, wurde in der »Freundschaftlich-gelehrten Gesellschaft« verwirklicht, die sich später mit der im Jahre 1784 gegründeten -Typographischen Gesellschaft« vereinigte, die ein Kapital von Nutzen dieser Gesellschaft betrug ^an 40000 Rubel und mehr,^stie^ Nowikow mit allen damals existierenden Buchhändlern in Ver bindung, stellte Kommissionäre an, lieferte den Bücherhändlern seine Ausgaben bisweilen in zehntausend Exemplaren zu günstigen Bedingungen auf Kredit, und gründete nicht nur in Provinz städten, sondern sogar in manchen größern Dörfern Buchhand lungen. In Moskau, wo es damals nur zwei Buchhandlungen mit einem Umsatz von ungefähr 10000 Rubel gab, entstanden unter seiner Mitwirkung 20 Buchläden, die einen Umsatz von 200000 Rubel erzielten. Er gründete in Moskau auch die erste Leihbibliothek. Es war dort damals keine Kleinigkeit, als Buchdrucker und Buchhändler aufzutreten und diesen Beruf sogar als eine patriotische Leistung zu erklären, zu einer Zeit, wo es sogar für eine Schande galt, Schriftsteller genannt zu werden. Leute, die Nowikows Tätigkeit und die damaligen Zeitverhältnisse genau kannten, versicherten, er habe die Liebe zu den Wissen schaften und das Bedürfnis nach Lektüre in Rußland nicht nur verbreitet, sondern gleichsam geschaffen. Kljutschewskij meint sogar, Nowikow habe dadurch, daß er Übersetzer, Schriftsteller und Buch drucker beschäftigte, Buchhandlungen, Bücher und Zeitungen schuf, Debatten und wissenschaftliche Gespräche veranlaßte — was für die damalige russische gebildete Gesellschaft eine unerhörte Neuerung war —, in Rußland eine öffentliche Meinung erzeugt. Parallel mit seinen Verlagsunternehmungen ging seines engern Freundes kreises pädagogisch-philanthropische Tätigkeit. Sie erreichte ihre größte Entwicklung im Hungerjahre 1787, als Nowikow den Not leidenden Hilfe in größtem Maßstab brachte. Die Mittel dazu lieferte hauptsächlich der Gardeoffizier Gregor Pochodjaschin, der sein ganzes ungeheures Vermögen, das sein Vater als Vergwerks- besitzer erworben hatte, Nowikow übergab und der selbst in Armut starb. Seine letzten Lebensstundcn verbrachte er vor dem Bildnis seines Wohltäters Nowikow, der ihm den wahren Lebens pfad gewiesen, und dieser Anblick gab ihm den Frieden seiner Seele. Nowikow verstand es ausgezeichnet, die Menschen zu ge meinschaftlichem Wirken zu vereinigen und die Selbsttätigkeit der Plechanow erwähnte in einer am 14./27. Dezember 1900 in Genf gehaltenen Rede, daß Nowikow in Kleinrußland eine Gesellschaft, als Zweig einer Freimaurerloge, gegründet habe. Ebenda ent stand später auch die Gesellschaft der vereinigten Slawen, die die Befreiung und bundesmäßige Vereinigung aller slawischen Völker erstrebte. Nowikows Tätigkeit war noch in vollster Blüte, als gegen ihn ein drohendes Gewitter aufstieg. Das erste Anzeichen eines nabenden Unheils war im Jahre 1784 eine Anklage der Kom mission für Volksschulwesen, er habe einige von dieser Kommission herausgegebene Schulbücher nachgedruckt. Nowikow gab an, daß