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27, 3. Februar ISO». Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt 1 d-Dtschii Buchhandel 1453 und Sommer brachten allerdings durch die wiederholte Herab setzung des Reichsbank-Diskonts wesentliche Erleichterungen, die erfreulicherweise auch bis Ende des Jahres anhielten. Von einer tatsächlichen Geldflüssigkeit war aber im Buchhandel im all gemeinen nichts zu merken. Eine außerordentliche Belastung und Erschwerung des Geldverkehrs brachte die Einführung der Ver rechnungs-Schecks oder vielmehr deren Mißbrauch mit sich. Einzelne Sortimenter bezahlen sogar Bar-Pakete mit kleinen Berrechnungs-Schecks an die Kommissionäre. Das erschwert die Handhabung des Leipziger Bar-Pakct-Berlehrs außerordentlich, da der Kommissionär durch seine Bank die Einlösung der Schecks herbeisühren muß, was mehrere Tage in Anspruch nimmt. Außer den für alle Teile hierdurch erwachsenden Nebenkosten entstehen auch Verzögerungen in der Ausgabe der Bar-Pakete, welche z. T. unliebsame Beschwerden Hervorrufen. Schon aus diesen Erfahrungen heraus mag es dahingestellt bleiben, ob der von den Banken und Handelskammern so warm empfohlene Ver- rechnungs-Scheck-Verkehr, sowie der mit dem 1. Januar 1809 eingesnhrte Po st-Scheck-Verkehr den hieraus gesetzten Er wartungen entsprechen wird. Trotz alledem und trotz der im vergangenen Jahre an haltenden wirtschaftlichen Krisis hat sich der allgenieine buch händlerische Verkehr über Leipzig, sowie der damit verbundene Umsatz in gleicher Höhe gehalten wie im Vorjahre, der Weih- nachts-Verkehr hat sogar z. T. eine nicht unbedeutende Steigerung erfahren. Leider wird diese Besserung im all- gemeinen wesentlich beschränkt, wenn nicht aufgehoben, durch die unaufhaltsam wachsenden allgemeinen Handlungs-Unkosten (Miete, Löhne u. a. m.), sodaß die Erträgnisse des Kommissions- Geschäftes doch bedeutend hinter denen früherer Jahre zurück stehen. Die Leipziger Kommissionäre dürsten daher wohl kaum in der Lage sein, die bisherigen Kommissionsberechnungen aus die Tauer beizubehalten, angesichts der auss höchste gesteigerten Ansprüche an Arbeitsleistung und Kredit. Die Barsortimente haben auch im vergangenen Jahre ihren Wirkungskreis dadurch zu erweitern versucht, daß sie mit anderen Leipziger Kommissionsgeschästen in eine engere Gemeinschaft traten. Trotz der allgemein sicher nicht günstigen wirtschaftlichen Lage können die Baisortimente sogar wieder aus eine Vermehrung ihres Umsatzes zurückblicken. Leider geht damit aber auch ein sehr bedeutendes Anwachsen aller Spesen Hand in Hand. Der erhöhte Umsatz, besonders im Weihnachtsgeschäft, konnte im Vergleich zu anderen Jahren bei wesentlich kürzerer Abendarbeit bewältigt werden. Dies ist ein Beweis, daß ein sreu- digeres Zusammenarbeiten aller Angestellten als im vergangenen Jahre stattfand, und daß die Barsortimente, die eisrigst an Ver besserungen ihrer inneren Einrichtungen arbeiten, ihre Leistungs- sähigkeit wieder erhöhen konnten. ' Im Verhältnis der Leipziger Buchhandlungen zuAren An gestellten ist erfreulicherweise in dem abgelausenen^ Geschäfts jahre der Frieden durch nichts gestört worden. Einige unbedeutende Meinungsverschiedenheiten mit Markthelfern hat, wie man hört, der Tarif-Ausschuß des Buchhändler-Hilfs-Verbandes bei gelegt. -i- -I- * Eine Angelegenheit, die dem Vorstand sehr viel Sorge und Arbeit bereitet hat, war die drohende Wicdcreinsiihrung der Pflichtexemplare in Sachsen. Schon zu Beginn des Jahres hatte der Vorstand erfahren, daß in der Finanzdeputation der zweiten Kammer jener Vorschlag aufgetaucht sei, und er hat ver sucht, durch briefliche Darlegung an einen Freund des Buch handels in der Kammer weiterem zu begegnen. Indessen sprach die Finanzdeputation ^ in der Tat in der Kammeisitzung vom Börsenblatt slir de» Deutschen Buchhandel. 7S. Jahrgang. 30. Mai jenen Wunsch aus, und der Finanzminister Or. von Rüger versprach sofort noch für die lausende Tagung einen entsprechenden Gesetzentwurf, wiederholte diese Zusage auch in der Ersten Kammer am 4. Juni gegenüber dem Vertreter der Universität Leipzig. Der Vorstand verhandelte die Angelegenheit am 6. Juni in gemeinsamer Sitzung mit dem Hauptausschuß; eingeladen und erschienen waren außerdem Vertreter des Börsenvereins, des Deutschen Berlegervereins, des Buchhändlerverbandes für das Königreich Sachsen und des Vereins Dresdener Buchhändler. Beschlossen wurde die (im Börsenblatt Nr. 142 abgedruckte) Eingabe an das Gesamtministerium und deren persönliche Über reichung an die Minister des Innern, des Kultus, der Justiz und der Finanzen. Die beiden Vorsteher des Vereins wurden am 17. Juni von den Herren Ministern Graf von Hohenthal und Bergen, Or. Beck und Or. von Otto empfangen, am 10. August von dem Herrn Finanzminister Or. von Rüger. Eingaben an das Ministerium reichten außerdem noch ein: der Börsenverein <25. Juni, Börsenblatt Nr. 147) und der Buch händlerverband für das Königreich Sachsen zusammen mit dem Verein Dresdener Buchhändler <9. Juli, Börsenblatt Nr. 178). Von besonderem Gewicht dürfte das Gutachten der Leipziger Handelskammer <9. Oktober) gewesen sein. Bekannt ist, daß die Angelegenheit außerdem noch in der Presse viel erörtert worden, jedoch durchweg mißbilligend, daß dagegen der Akade mische Schutzverein in einer Broschüre für die Pflichtexemplare eingetreten ist. Der Schluß des Sächsischen Landtags ist aus den 26. Januar 1909 festgesetzt, ohne daß ihm der von der Finanzdeputation ^ gewünschte Gesetzentwurf zugegangen wäre. So haben wir Grund zu der Annahme, daß es nicht dazu kommen wird. Würde doch die Einführung der Pflichtexemplare dem Staatsinteresse zu wider sein. Denn wenn, wie unbestritten, der Lieserungspflicht der Verleger die Ausbewahrungspslicht des Staates zugesellt wird, so würden die Ausgaben sür Aufbewahrung und Verwal tung der auszuspeichernden Massen von Büchern und Druck sachen ins Unabsehbare wachsen und ganz außer Verhältnis zu dem Nutzen stehen. Dazu kommt, daß alle Gelder, die in Sachsen jetzt auf den Ankauf sächsischen Verlages verwendet werden, nach Einführung der Pflichtexemplare nach außerhalb wandern, also dem sächsischen Volksvermögen verloren gehen würden. Schon in dem Bericht über das Jahr 1907 ist mitgeteilt, daß der Vorstand in den ersten Tagen des Jahres 1908 an das Reichspostamt in Berlin die dringende Bitte gerichtet hat, die Berechnung der Fernsprechgebühren nach Pauschsummen be stehen zu lassen. Bei der großen Wichtigkeit der Angelegenheit baten wir ferner sowohl das Königlich Sächsische Gesamt ministerium wie auch die Handelskammer zu Leipzig, im gleichen Sinne zu wirken. Ferner hat sich der Vorstand an den Schritten beteiligt, welche der Deutsche Buchdruckerverein in Verbindung mit einer Anzahl anderer graphischer Vereine unternommen hat, wozu insbesondere eine an den Reichstag in Berlin am 6. Februar 1908 gerichtete Eingabe gehört. — Be kanntlich ist in der Sache selbst noch nichts entschieden. Wir geben daher auch an dieser Stelle der Hossnung Ausdruck, daß uns diese neue Verkehrshemmung, denn eine solche würde die Be rechnung der Ferngespräche nach Einzelgebühren sein, erspart bleiben möge. Um aber einmal einen Einblick in die Einrichtungen eines großen Fernsprechamtes zu gewinnen, erbaten und erhielten wir die Erlaubnis zu einer Besichtigung des hiesigen Amtes Sonntag, den 15. März, vormittags. Es nahmen an dieser Besichtigung, zu der leider nicht allgemein aufgefordert werden konnte, etwa dreißig Vereinsmitglieder unter sachverständiger Führung eines Postbeamten teil. Unter den Vorschlägen der Reichsregierung zur Finanzreform lso