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9630 Börienblatt s. d. Dtschn. Buchhandel Nichtamtlicher Teil. 212, 11. September 1908. »Die vielen Unkosten, die mir meine Krankheit und das da durch entstandene Versäumniß gemacht, sind Ursache, daß ich Sie an das Versprechen, mich auf die Ostermesse zu befriedigen, er innern muß«. Die Berechnung'lautet: »25 Bogen für den ersten Band betragen 162 Thlr. 12 Gr. Sechszehn Carolin für den zweyten abschläglich 104: 162,12 104 26ch12^ »Bezahlt haben Sie mir einmal 80 Thaler und wieder einmal 43.8. Dieß abgezogen von der vorigen Summe 266,12 ' 123, 8 143, 4 bleibt 143,4 Gr.« Für diese 143 Taler folgt eine Quittung, gegen welche das Geld an die Demoiselles Schramm (Schillers Hauswirtinnen) ausgezahlt werden soll. — Fast scheint es, als ob Maucke Schiller damals nicht voll be zahlt habe. Körner mahnte nämlich im August Schiller wegen der Honorarzahlung an Funk, der Rittmeister bei den Husaren geworden war und nun Geld für seine Equipierung brauchte. Schiller antwortet darauf aus Erfurt unterm 6. September: »Wenn ich nur Funken jetzt bezahlen könnte, da er's so nöthig braucht, aber es ist mir jetzt ganz unmöglich. Maucke hat mir an den 2 Bänden des Sully über den 4 ten Theil zu bezahlen, und versichert, daß er es vor der Ostermesse nicht im Stande sei. Das schon Bezahlte habe ich für mich verbraucht, weil ich hofte, Funken mit dem noch zu Bezahlenden und einer andern sonst einlaufenden Summe befriedigen zu können. Aber meine Krankheit kam da zwischen, und diese muß mich entschuldigen. Wenn er übrigens noch einige Monate warten kann, so will ich schon Rath schaffen.« Spätere Briefe melden dann, daß Funk befriedigt wurde. Auch zur Cunoschen Buchhandlung in Jena trat der Dichter in Beziehungen. Im Verlage derselben, nämlich bei Christian Heinr. Cunos Erben, erschien das Sammelwerk: »Merkwürdige Rechtsfälle als ein Beitrag zur Geschichte der Menschheit. Nach dem französischen Werke des Pitaval durch mehrere Verfasser ausgearbeitet und mit einer Vorrede begleitet, herausgegeben von Schiller. Jena.« Von diesem Werk erschienen vier Bände, der erste und zweite 1792, der dritte 1793, der vierte 1795. Der eigentliche Heraus geber dieser Rechtsfälle war der auch als Korrektor der Thalia erwähnte Friedrich Immanuel Niethammer, ein junger, Theologie und Philosophie studierender Landsmann Schillers, der auch Bertots Geschichte des Maltheserordens übersetzt hatte. Dieses Werk, zu dem Schiller eine Vorrede und Einleitung geschrieben hatte, war Crusius in Leipzig zum Verlag angeboten worden, der jedoch abgelehnt hatte, und so erschien es denn gleichfalls bei Cunos Erben, und zwar in zwei Bänden 1792 und 1793. Die Cunosche Buchhandlung in Jena war übrigens kein sehr umfangreiches Geschäft; 1795 stand sie zum Verkauf. Schiller schreibt unterm 28. September 1795 an Cotta, daß die Cunosche Buchhandlung verkauft werden solle, und fragt an, ob es keine Spekulation für ihn sei. Es wären zwar — die Buchdrucker ein gerechnet, die auch verlegten — sieben Buchhandlungen in Jena, aber keine tauge etwas, und ein unternehmender Mann könne bei der vorteilhaften Lage und dem erträglichen Preis der Be dürfnisse gewiß etwas ausrichten. Besitzer war damals der Rat Vogel. Schiller meint, teuer könne die Buchhandlung nicht sein, »da sie es schon viele Jahre sehr sachte getrieben hat«. Cotta lehnte jedoch, wie zu erwarten stand, den Vorschlag ab unter der Begründung, daß ein Kauf die Last vermehren würde, die ohnehin auf ihm läge, daß sein Geschäft darunter leiden und er unterliegen würde. In größerem Maße wie zu Maucke trat Schiller in Beziehun- gen zu einem anderen Jenaer Buchdrucker nämlich zu dem Hofbuchdrucker Johann Christian Gottfried Göpferdt. Dieser, 1756 geboren, starb am 12. März 1814; auch ihm wurde ein hoffnungsvoller Sohn, Heinrich Justus Gottlob, wenige Monate vorher, im Dezember 1813, durch den Tod entrissen. Die Druckerei von Göpferdt muß recht ansehnlich gewesen sein, da verschiedene Verleger Schillers dort drucken ließen. 1791 schlug der Dichter Göschen vor, fortan die »Thalia« bei Göpferdt drucken zu lassen, um so die sächsische Zensur zu umgehen; der Schiller befreundete Niethammer würde das Lesen der Korrektur übernehmen. Mit dem Druck war Schiller jedoch anfänglich nicht sehr zufrieden, er beklagt sich bitter bei Göschen, daß der Drucker seinen Wünschen so wenig Rechnung trüge und so langsam drucke. Göpferdt druckte auch das von Niethammer herausgegebene Philosophische Journal, das bei Michaelis in Neustrelitz erschien. Als Drucker der meisten Schillerschen Arbeiten der letzten Jahre kam er vor allem in Betracht. Bei ihm wurden die kleinen prosaischen Schriften, die Gedichte und auch bisweilen der Musen almanach gedruckt, so vor allem der für 1797, welcher die berühmten Genien enthielt. Göpferdt war mit Schiller sehr vertraut, er über nahm es, auf der Leipziger Messe Aufträge für ihn zu besorgen und Einkäufe zu machen, und so handeln seine Briefe nicht nur von Druckangelegenheiten, sondern er fragt u. a. auch an, ob er Kaffee und Zucker, Rauch- und Schnupftabak einhandeln solle; er besorgt Makulatur zuin Tapezieren, übernimmt aber auch manch mal Aufträge und Anfragen bei Buchhändlern in Leipzig oder bei solchen, die zur Messe dort anwesend waren, so an den Buch händler Ferdinand Albanus in Neustrelitz, dem er, allerdings ohne Erfolg, den Verlag des zweiten Teils der Baumzucht von Schillers Vater anbieten sollte. Dann macht er wieder in Jena den Vermittler, um Schillers Gartengrundstück zu veräußern, und führt die darauf bezüglichen Verhandlungen mit Professor Thibaut. So sehen wir ihn beständig tätig für den Dichter, der ihm dafür gelegentlich beisteht, wenn Gelder nicht rechtzeitig eingegangen sind und größere Zahlungen geleistet werden sollen. Noch am 26. April 1805 schreibt Göpferdt und bittet um Nachricht, was er an »Zucker, Caffee, Taback und dergl.« von der Messe mitbringen solle; am 4. Juni würde er die Sachen persönlich in Weimar ab liefern. Ob Schiller noch Aufträge erteilt hat, wissen wir nicht. Als Göpferdt von der Messe zurückkam, weilte Schiller nicht inehr unter den Lebenden. Von Buchhändlern und Buchdruckern in Jena zu jener Zeit, also um die Jahrhundertwende sind noch zu erwähnen außer den angeführten die Buchdrucker Gotthold Ludwig Fiedler (f 1800), Gottlieb Christian Bernhard Heller (f 1801, fünfundachtzigjährig), Johann Christoph Strauß <f 1801, einundachtzigjährig), Johann Gottlieb Prager (H1813); die Buchhändler und Kunsthändler Johann Gottlieb Reinhardt, privilegierter Buchhändler (f 1802, zweiundsiebzigjährig), Johann Friedrich August Hertel, Sächs. Weimar, privil. Kunst- und Papierhändler (f 1811), Carl Christian Wilhelm Ernst Ludwig Johann Rentsch, Hof-Bücherkommissarius, aus Weimar gebürtig (f 1818), der Buchhändler Gradier, den Schiller mehrfach erwähnt und der ihm beim Packen des Lenien- almanachs behilflich war; der akademische Buchhändler Hierony mus Wilh. Christian Seidler (f 1811), ein Neffe des Gothaer Buchhändlers Ettinger, dein 1785 ein Privileg zur Errichtung einer akademischen Buchhandlung in Jena erteilt worden war, und F. Frommann. Mit letzterem, der uns hier fortan vorzugs weise beschäftigen wird, stand Schiller nur noch kurze Zeit in Be ziehungen, die ich hier noch vorerst erwähnen will. Zur Feier des Einzugs der Erbprinzessin hatte Schiller das Festspiel »Die Huldigung der Künste« gedichtet. Das Gedicht wurde bei Frommann in Jena in einer Separatausgabe gedruckt, die für die Kaiserin von Rußland, die Großfürstin und andere hohe Herrschaften und für Schiller selbst bestimmt war; 100 Exem plare wurden außerdem noch besonders angefertigt. Auf diesen Druck bezieht sich der kurze Briefwechsel mit Frommann. Am 3. Mai 1805 sendet Frommann 25 Exemplare des Vorspiels an