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212, 11. September 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 9629 mals ausführlich über die Angelegenheit und hofft, das Unter nehmen sein Leben lang fortsetzen zu können; dem Schwager bietet er für seine Mitarbeit ein Honorar von 4 Rtlrn. für den ge druckten Bogen. Den ersten Band der Memoiren hat Schiller wirklich zur rechten Zeit geliefert; ein Brief an den Juristen Hufeland in Jena, Mitarbeiter der Literaturzeitung, bezeugt dieses. Maucke war laut Kontrakt verpflichtet, bei Ablieferung des Manuskripts 16 Carolin sofort zu zahlen. Schiller hatte ihm deshalb mitgeteilt, daß er zum 16. September fertig würde; Maucke hatte aber eine Reise angetreten und keine Anweisung betreffs Zahlung der Summe hiuterlassen. Schiller kam dadurch iu große Verlegenheit, da er mit der Summe gerechnet hatte, Jena für einige Zeit verlassen wollte und einem armen Studenten eine Summe zugesagt hatte. Er wandte sich daher an den ihm befreundeten Hufeland, der mit Maucke in Abrechnung stand, und bat ihn, die Summe vorzu- schießen. Das ist denn auch geschehen. Mit der Jahreszahl 1790 erschien dann »Allgemeine Samm lung Historischer Memoires vom zwölften Jahrhundert bis auf die neuesten Zeiten, durch mehrere Verfasser übersetzt, mit den nötigen Anmerkungen versehen, und jedesmal mit einer universal historischen Übersicht begleitet und herausgegeben von Friedrich Schiller, Professor der Philosophie in Jena. Erste Abteilung. Erster Band. Jena, bey Johann Michael Maucke. 1790.« 8". HI, 286 S. u. 1. Bl. Der Band enthielt einen Vorbericht Schillers: »Universal historische Übersicht der vornehmsten an den Kreutzzügen theil- nehmenden Nationen, ihrer Staatsverfassung, Religionsbegriffe, Sitten, Beschäftigungen, Meinungen und Gebräuche.» und den ersten Teil der »Denkwürdigkeiten aus dem Leben des griechischen Kaisers Alexius Komnene, beschrieben durch seine Tochter Anna Komnena«. Von der Samnilung sind noch zwei weitere Bände mit Bei trägen des Dichters erschienen; andere Arbeiten, vor allem aber seine schwere Erkrankung, haben Schillers Haupttätigkeit daran schon 1791 aufhören lassen. Körner war sehr ungehalten, als ihm Schiller mitteilte, daß er eine Geschichte des dreißigjährigen Krieges für Göschen schrieb und daher die Arbeiten für Maucke aufgeben wolle; er schrieb: »Es ärgert mich, daß Du so zu Stocke und zu Pflocke arbeiten mußt. Laß Dich nicht wieder auf so eine Kalenderspekulation ein; das ist gut für Archenholz und Seinesgleichen. Du wirst immer mehr Zeit und Kräfte auf ein solches Product wenden, als es ver dient. Deine Memoires könnten Dir gewiß alle anderen Finanz- speculationen entbehrlich machen, wenn Du sie recht nutztest; aber sie müßten schneller herauskommen, du müßtest mehr Mitarbeiter haben, müßtest die Sache fabrikmäßiger behandeln und Dir bloß die Direction außer den Einleitungen Vorbehalten.« Von der Sammlung sind im ganzen 33 Bände erschienen; sie ist bis 1807 fortgesetzt worden. Nach einem Schreiben von Charlotte von Schiller an Körner vom Jahre 1811 hat ihr Mann davon herausgegeben: 3 Bände der I. Abteilung; 5 Bände der II. Abteilung sind unter seiner Aufsicht und seinem Einfluß ent standen, auch habe er die Vorrede über die Französische Geschichte der Jahre 1540 bis zu Heinrichs III. Tode geschrieben. Diese Bände der II. Abteilung enthalten vorzugsweise Sullys Me moiren, die der Herr von Funk herausgab und auf die in Schillers Briefen an Körner häufig Bezug genommen wird. Neben der schweren Krankheit, die Schiller im Anfang des Jahres 1791 befiel, ihn an den Rand des Grabes brachte und jede schriftstellerische Tätigkeit lähmte, war wohl auch das finan zielle Verhältnis zu Maucke nicht ganz günstig; es scheint, daß Schiller, was sonst selten der Fall, pünktlicher im Liefern des Manuskripts war, als der Verleger im Zahlen des Honorars. Im Vorbericht zu seinem Verlagskatalog erwähnt Gustav Fischer, der Rechtsnachfolger von Maucke, daß sich leider keine Akten über den geschäftlichen Erfolg des Unternehmens, sowie Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 75. Jahrgang. überhaupt über das alte Geschäft, seinen Umfang und seine Schicksale finden. Und außer dem von Urlichs mitgeteilten, oben wiedergegebenen Verlagsvertrag und zwei Schreiben Schillers an Maucke vom 9. Oktober 1790 und 4. Juni 1791 bieten nur die Auslassungen Schillers in Briefen an Körner ein ziemlich dürftiges Material. Daß das Unternehmen für den Verleger kein ungünsti ges gewesen sein kann, dafür dürfte der Umstand sprechen, daß das Werk fast achtzehn Jahre lang fortgesetzt worden ist. Sammel werke derartiger Richtung fanden in jener Zeit ein dankbares Publikum. Bevor dieser zwei Briefe Schillers gedacht wird, mögen noch einige ergänzende Bemerkungen über das Mauckesche Geschäft Platz finden. 1771 wurde die Druckerei in Jena gegründet; durch die Beziehungen, welche Maucke durch den Druck der Literatur zeitung sich erwarb, wurde er veranlaßt, neben der Druckerei eine Verlagsbuchhandlung zu errichten. Auch manche Sachen von Wieland waren bei Maucke gedruckt worden, so die Damenbibliothek und die auserlesenen Gedichte. Die letzteren waren 1784 sogar in seinen: Kommissionsverlag erschienen, jedenfalls von Maucke mit zur Messe gebracht, dort ausgeliefert und in größerer Anzahl, um etwaigen Bedarf zu decken, auf dem Leipziger Markt gelassen worden. Reich, der Verleger der Wielandschen Schriften, hatte sich darüber sehr erbost und, da das bei Maucke herausgekommene Bändchen auch den bei ihm 1768 erschienenen Musarion enthielt, die Ausgabe als Nachdruck angesehen und mit Repressalien gedroht. Wieland, dem der Groll Reichs sehr unangenehm war, lenkte ein, er bat Bertuch, den Vermittler zu spielen, und diesem gelang es, eine Vereinbarung zu treffen, nach der unter anderem Reich auch die von Maucke hergestellte Ausgabe übernahm und die Druck kosten ersetzte*). Vermutlich war Bertuch, der in allen möglichen Unterneh mungen sein Geld anlegte, auch bei der Mauckeschen Handlung beteiligt. Im Jahre 1817 übernahm Friedrich Mauke, Johann Michaels dritter Sohn, die Buchhandlung, die er von da ab unter seinem Namen führte. Da er kinderlos war, so adoptierte er 1818 Oskar Hermann Schenk, der 1840 als Teilhaber in das Geschäft eintrat und es 1844 unter Beibehaltung der alten Firma übernahm. 1866 wurde der größere Teil des Verlages an Hermann Dufft verkauft, von dem 1877 Gustav Fischer die Firma übernahm. Die Druckerei blieb bis 1876 im Besitz der Erben von Mauke. Derjenige Teil der Verlagswerke, der nicht an Dufft übergegangen war, wurde an Hermann Haacke in Leipzig verkauft. Die Briefe Schillers an Maucke sind in der Hauptsache Mahn briefe wegen Zahlung des Honorars. Aus dem vorerwähnten Briefe Schillers an Hufeland geht hervor, daß der Dichter ver geblich auf die Auszahlung des Honorars gewartet hatte; auch ein späteres Schreiben mahnt um Zahlung. Am 9. Oktober 1790 sendet Schiller augenscheinlich das Manuskript des Schlußbandes der ersten Abteilung der Memoiren an Maucke und teilt ihm gleich zeitig mit, daß von den Sullvschen Memoiren sechs Bogen fertig liegen und der Übersetzer zu Neujahr zwei Bände liefern wolle; die Abhandlungen dazu will Schiller nach seiner Rückkehr von Rudolstadt liefern. Er bemerkt dann dazu: »Ich lege hier zweierley Quittungen bey, eine auf 16, die andere auf 10 Carolin. Sollten Sie genirt sehn, mir jetzt gleich 16 Carolin zu bezahlen, so ist es an 10 auch genug. Den Rest bezahlen Sie mir dann nach den Ferien.« Nach der Messe 1791, im Juni, in der Zeit seiner schweren Krankheit, muß der Dichter abermals wegen Zahlung des Hono rars mahnen. Es war damals der zweite Band der Sullyschen Memoiren abgeschlossen, das Manuskript zum dritten kündigt Schiller an und bittet gleichzeitig um einige Exemplare des ersten Teils und um die fertigen Aushängebogen vom zweiten. Er fügt eine Abrechnung bei und bemerkt dazu: *) Bücher, Wieland und die Weidmannscbe Buchhandlung, Berlin 1871, S. 122. 1258