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3628 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 212, 11. September 1S08. den beiden elfteren mit großem Erfolg weitergeführt wurde und großen Absatz hatte, Ende 1787 hatte die Zeitung bereits 2000 Abnehmer und gewährte ihren Herausgebern je 2500 Taler. jährliche Einnahme. Das Haus der Allgemeinen Literaturzeitung ^ hi ß in Jena schlechtweg die Literatur. Durch die Zeitung erlangte Jena, ihr Druck- und Erscheinungsort, großen Einfluß auf Literatur und Kunst der Zeit. Auch Schiller wurde bald Mitarbeiter der Zeitung; im Okto ber 1787 schreibt er an Huber: »Ich schreibe jetzt an der A. L. Zei tung und bin förmliches Mitglied. Vor 6 Wochen habe ich bei Bertuch ein Wort davon fallen lassen und vor 14 Tagen schickt man mir den Contract zum Untersiegeln und die Statuten. Gestern erhalte ich den ersten Transport Rsoeuseuclis. Es ist, wenn ich mehr mit dir darüber spräche, eine nicht verwerfliche Speculation. Der Bogen wird mit 15 Thaler bezahlt, die Hauptsache ist, daß ich dadurch ungehalten bin, vieles zu leseil, weil um ein mittel mäßiges Buch zu recensieren, oft zwei gute gelesen werden müssen. Die Bücher werden mir geschickt, und ich habe das Lesen umsonst. Eine nähere Connexion mit der A. L. Z. ist auch darum nicht zu verwerfen, weil sie in der gelehrten Welt ein ansehnlicher Cörper ist und noch weit mehr werden wird«. W8Jn diesen Worten ist die Bedeutung der Zeitung aufs glück lichste charakterisiert. Auch am Wielandschen Merkur wurde Schiller ein 'geschätzter Mitarbeiter; manche seiner Arbeiten und Ge dichte sind darin erschienen, zeitweise trug er sich auch mit der Hoffnung Teilnehmer des Wielandschen Unternehmens zu werden. Die Antrittsrede Schillers in Jena: »Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?« wurde gleichfalls im Merkur abgedruckt; einzeln war sie jedoch auch erschienen und zwar in der »Akademischen Buchhandlung in Jena« 1789, 32 S. 8°, mit dem Zusatz: »Eine akademische Antrittsrede, bey Eröffnung seiner Vorlesungen gehalten von Friedrich Schiller, Professor der Geschichte in Jena«. Der Dichter ahnte nicht, daß er durch die Bezeichnung Professor der Geschichte mit einem, der eine Nominalprofessur der Geschichte hatte, kollidieren könnte. Es war dies Christian Gottlieb Heinrich (1748 — 1810), seit 1782 Professor der Geschichte in Jena, der darüber, wie Schiller an Körner schrieb, »Lärm geblasen hat«. Der mit dem Dichter befreundete Professor Griesbach teilte es ihm mit und riet ihm, die Sache ändern zu lassen, und statt Pro fessor der Geschichte Professor der Philosophie zu setzen. Schiller war dazu bereit. Mittlerweile hatte sich aber der Pedell in den Buchladen begeben, um die gedruckten Exemplare zu beschlag nahmen; da man sie aber nicht geben konnte, weil sie schon ver sandt waren, riß er, wie Schiller voll Empörung an Körner und an Lotte von Lengefeld schreibt, den angeklebten Titel von der^Tür des Buchladens ab. An seine spätere Frau fügt der Dichter in dem Schreiben noch hinzu: »Ich lasse es jetzt untersuchen, ob er's (der Diener) für sich und auf seine Gefahr getan hat, und je nachdem das ausfällt, werde ich meine Maßnahmen nehmen; denn so lächerlich mir dieses Verhältnis ist, so wenig lasse ich mir etwas zu viel geschehen.« Lotte antwortete hierauf: »Es ist recht klein von dem Pr. H., wenn er den Anschlag ge geben, das Blatt herunterzureißen, so ein Neid sollte nicht bei Gelehrten sein, er entehrt.« Schiller hat dann später den gekränkten neidischen Kollegen in den Xenien verspottet. Die Geschichte des Abfalls der Niederlande, welche mit Ver anlassung gewesen war, daß Schiller nach Jena berufen wurde, war auch Veranlassung, daß er zur Herausgabe eines neuen Werkes bewogen wurde. Schon 1788 hatte Körner ihm geraten, eine Sammlung historischer Memoirs zu veranstalten, und Schiller war dem Plan nicht abgeneigt gewesen. Am Neujahrstag 1789 konnte er voll Freude nach Dresden melden, daß Freund Bertuch ihm einen solventen Verleger für die Memoirs schaffen wolle, der ihm einen Carolin für den Bogen zahlen würde; Bedingung dabei wäre, daß Schiller seinen Namen zu dem Werke setze und jeden Band mit einer eigenen historischen Abhandlung versehe. Er sieht natürlich wieder alles im rosigsten Lichte, glaubt, daß dieses Unternehmen neben der Professur seine Existenz hinläng lich sichere, ohne viel Zeit in Anspruch zu nehmen. Mit drei Stun den täglich hofft er die Arbeit zu erledigen. Körner bittet er um seine Mitarbeit, vornehmlich bei englischen Sachen. Der Ver leger, den Bertuch gewonnen hatte, war Maucke (Mauke) in Jena. Johann Michael Maucke war der Sohn des Hofbuchdruckers Joh. Gottl. Maucke in Schleiz und 1744 geboren. Vermutlich ist er durch Bertuch veranlaßt worden, nach Jena zu kommen, wo er Drucker der Litercüurzeitung wurde. Er erhielt im Laufe der Jahre den Titel Kommissionsrat, war priviligierter Buchdrucker und Buchhändler und starb als Senior der Buchdruckergesellschaft, 72 Jahr alt, am 10. Dezember 1816; sein Sohn Johann Christian Gottlieb war ihm um wenige Monate im Tode vorangegangen. Mitte Februar 1789 wurde der Kontrakt abgeschlossen, und Schiller meldet dem Dresdner Freunde, daß er sehr vorteil haft für ihn sei, hauptsächlich auch in bezug auf neue Auflagen. Der Kontrakt lautet: Herr Rath Schiller zu Weimar giebt Herrn Hof-Commissaire Maucke zu Jena ein fortgehendes historisches Werk unter dem Titel Auszüge aus den histor. Memoiren des Mittel-Alters eto. in Verlag. Dieb Werk 1. ist eine auszugsweise redigierte deutsche Übersetzung der besten Memoires, mit Weglassung alles seichten und unerheb lichen und Auswahl des Interessanten in einem gefälligen Style vorgetragen, und wo es nöthig, mit erläuternden Anmerkungen versehen. 2. Jedem Bande setzt Herr Rath Schiller seinen Nahmen, so wie auch eine von ihm selbst gearbeitete kleine pragmatische Abhandlung, philosophisches Raisonnement oder General-Über sicht der Epoque der Begebenheiten, zur Einleitung, vor. 3. Vor jeden Band kommt ein in Kupfer gestochenes Portrait des Verfassers der Memoiren dieses Bandes, dazu Herr Rath Schiller die Originale verschafft. 4. Alle Vierteljahre soll ein Band ohngefähr 25 Bogen stark, in Median Octav erscheinen, das Mscpt. zur rechter Zeit, und von jedem Bande ganz vollständig an Herrn Maucke geliefert werden; und zur heurigen Michaelis Messe der erste Band davon erscheinen. 5. Herr Maucke zahlt Herrn Rath Schiller für den gedruckten Bogen Einen Carolin Honorar, und zwar immer 16 Carol. bey vollständiger Ablieferung des Mscpts. zu jedem Bande, und das Übrige bey Vollendung des Druckes. 6. Es steht Herrn Maucke frey diese erste, und auch die viel leicht folgenden Ausgaben dieses Werkes so stark zu machen, als er für gut hält; jedoch zahlt derselbe an den Herrn Rath Schiller bey jeder künftigen neuen Auflage dieses Werkes a) wenn nichts Neues dazu kommt, der Herr Rath Schiller es aber revidiert, zwei Rthlr. für den Bogen pro Rsvisicms. d) für alle neuen Vermehrungen, die hinzukommen und dke Ausgabe wesentlich verbessern, Einen Carolin psr Bogen Druck, wie anjetzt. 7. Herr Rath Schiller verspricht alle Jahr richtig 4 Bände dieses Werkes zu liefern und kein Vierteljahr auszusetzen, um den Gang der Einrichtung in der Druckerey nicht zu stöhren. Solches haben beyde Theile verabredet, und hierüber diesen Contract geschlossen. Weimar und Jena Friedrich Schiller d. 17. Febr. 1789. Joh. Mich. Maucke. Körner, an den der Kontrakt zur Einsicht gesandt war, fand ihn ebenfalls günstig für Schiller, war jedoch der Meinung, daß Bertuch der eigentliche Verleger sei und Maucke nur den Namen dazu hergebe. Wegen der Mitarbeit schrieb Schiller u. a. außer an Körner auch an Reinwald. Körner empfahl ihm warm als Mitarbeiter einen Lieutenant von Funk. An Reinwald schreibt Schiller noch-