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X- 91, 16. April 1924. Redaktioneller Teil. ««nciu-e-n,. o. DUchn. vuchdandü. 8288 der Privatklagen festgesetzt- Frist (K 48 der Verordnung über Ge richtsverfassung und Strafrechtspflege vom 4. Januar 1924) ist mit dem S1. März abgelausen. Wie der Reichsjustizminister dem Reichs- wirtschastsverband bildender Künstler noch ausdrücklich mitgetcilt hat, ist ein« Verlängerung der Frist nicht 'beabsichtigt. Künstler sowie Schriftsteller und Musiker haben also wieder die Möglichkeit, Verletzungen ihrer Urheberrechte gerichtlich zu verfolgen. Sie waren seit einigen Jahren, seit der Verordnung der Vereinfachung der Rechtspflege, auf den kostspieligen Weg der Privatklag« oerwiesen, statt wie früher besonders grobe Fälle solchen Diebstahls durch den Staatsanwalt verfolgen zu könne». Bildung von Kunstausschüssen. — Zur Wahrung der Interessen wirklicher Kunst bei Maßnahmen der Polizeibehörden und der Staats anwaltschaften zur Erhaltung der öffentlichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung, insbesondere auch der öffentlichen Sittlichkeit, sollen bei den Polizeipräsidien in Berlin, Breslau, Dortmund, Frankfurt a. M., Gleiwitz, Halle, Hannover, Kiel, Köln, Königsberg und Stettin Kunst ausschüsse gebildet werben. Sie sollen von den Polizeibehörden und Staatsanwaltschaften als Sachverstänbigcnausschüsse gutachtlich bei allen das Gebiet der Kunst berührenden Maßnahmen gehört werden, bei denen es zweifelhaft erscheint, ob «ine Gefährdung der öffentliche» Ruhe, Sicherheit und Ordnung vorliegt. Dies gilt besonders in solchen Fällen^ in denen namhafte Künstler, künstlerische oder Verlagsunter nehmungen betroffen werden. Die Mitglieder werden vom Polizei präsidenten aus je zwei Jahr« berufen; ihre Zahl richtet sich nach dem örtlichen Bedürfnis. Die Mitglieder sollen möglichst am Sitz des Polizeipräsidiums wohnhaft sein; sie verwalten ihr Amt als Ehrenamt. Die diesjährigen Nobelpreise werde», wie aus dem Bericht der Nobelstiftung hervorgeht, je 118 718 Kronen betragen. Die Einkünfte der Stiftung ergaben im vergangenen Kahre 1886 SSL Kronen, und nach Abzug der Unkosten bleibt für den Hauptsonds rin Reinbetrag von 887 080 Kronen. Ein Zehntel dieses Reingewinns wird satzungs- gcmäß dem Hauptsonds zugeschlagen. Postpakete nach Italien. — Wir machen darauf aufmerksam, daß Postpakete nach Italien nur bis zu 8 üg schwer sein dürfen. Schwerere Pakete werden als Postfrachtstllck« behandelt, die aber nicht von der Post, sondern von der Eisenbahn oder den Spediteuren dem Empfänger zugcstellt werben. Durch diese Zustellung erwachsen aber dem Empfänger recht erhebliche Mehrkosten. Es empfiehlt sich deshalb, nur Pakete bis zu S kg nach Italien zu versenden und unter Um ständen lieber die Sendung in zwei Pakete zu teilen, als ein über s leg schweres Paket abgehen zu lassen. Das Telephon als Antenne. — Unter diesem Stichwort veröffent licht ein« Provinzzcitung «ine »interessante technische Neuerung», wonach die Fernsprechanschluhleitung mit Hilfe eines Zwischenschaltens als Antenne, sllr drahtlose Verbindungen benutzt werben kann. Der artige Schaltungen gefährden den Betrieb und stellen eigenmächtige Veränderungen der technischen Einrichtungen dar, di« gesetzwidrig und strafbar sind <8 817 des StGB). Vor der Anwendung solcher Schal tungen wird gewarnt. Ausstellungen. — InBerlin veranstaltet die Buch- und Kunst handlung Neuß L Pollack Ende April eine Ausstellung »Das Märchenbuch», die etwa 14 Tage dauern soll. Di« Bedingungen er fahren die -Herren Verleger, die ihre Verlagswerke ausstellen wollen, auf Anfrage bei genannter Firma (vgl. das Inserat im Bbl. Nr. 84, S. 4912).— Kn Schwert« Muhrs hat die Firma A. Saat mann L Sohn ein« Kunstgewerbe-Ausstellung und Bücherschau geplant, di« vom 8. bis 18. Mai ausgestellt werden' wird. Preisausschreiben des Verlags der Kölnischen Zeitung! lVgl. Bbl. Nr. 47.) — Von seiten mehrerer hervorragender Schriftsteller ist der Wunsch ausgesprochen worden, die Einlieferungsfrist für die Grupp« III, umfassend Roman« unbeschränkten llmsangs, um einen Monat hinauszuschieben, um eine sorgfältigere Ausarbeitung der einzusendenden Arbeiten zu ermöglichen. Dement sprechend Ist der Einlieserungstermin für di« Gruppe III vom ZI. Mai aus den SO. Funi d. I. verlegt und gleichfalls der Zeitpunkt für die Bekanntgabe der Entscheidung für die Gruppe III vom 1. September ans den 1. Oktober d. I. hinausgeschoben worden. Buchhändlervereiu »Rübezahl« in Breslau. — Sonntag, den 80. März, fand das in Aussicht genommene Künstlerkonzert in den Festsälen der Zepterloge statt. Dte Einladung zu diesem Konzert nannte Größen am KBnstlerhimmel, infolgedessen war auch der Besuch sehr rege, und di« Erschienenen wurden durch erstklassige Dar bietungen belohnt. Die Künstler Iwan von Jesensky sCelloj, Lotte Baumann (Kla- vier) und Carla Müller (Gesang) Übertritten durchweg die Erwar tungen. Der erste Teil des Programms wurde mit dem v-ckur-Konzert von Haydn sllr Cello und Klavier ausgeslillt und meisterhaft zu Ge hör gebracht. Der zweite Teil lag bei Fräulein Carla Müller in guten Händen. Je drei Lieder von Schubert und BrahinS kamen zum Vortrag. Tic Sängerin verstand die Zuhörer bald sür sich zu ge winnen. Mit den Schubertschen Liedern »FrühlingSglaube», »Ihr Bild- und »Die Post» sang sie sich in ihre Herzen ein, und mit den Liedern von Brahms »Wir wandelten», »Sonntagmorgen» und »Bot schaft» hob sich noch die Begeisterung. Wiederholte Beifallskund gebungen zwangen die Sängerin zur Zugabe iUs Liedes von Brahms »Der Jäger». Den dritten Teil füllten wiederum Iwan von Jesensky und Lotte Baumann aus, diesmal aber mit leichteren ins Gehör fallenden Vorträgen von Chopin, Goenz, Schubert und Popper. Das Künstlerkonzert war in allen seinen Teilen als vortrefflich zu bezeichnen, und es wäre wünschenswert, wenn es dald Nach folger finden würde. Das nach dem Künstlerkonzert einsetzende ge mütliche Beisammensein wurde mit Konzertstücken eingeicitet. Es reihte sich dann ein Tänzchen an, bei dem die jüngere Generation ans ihre Kosten kam. Erst in der zweiten Morgenstunde erreichte die Ver anstaltung ihr Ende. Im »Rübezahl» findet man immer Freunde, mit denen man gern ein Plaudevstllndchen verbringt und die Sorgen des Alltags darüber vergißt. Das wird dem Vorstand mit dieser Veranstaltung auch ge- lN'NWN sein. Es waren schöne Stunden im lieben alten Rübezahl! Breslau, den 7. April 1924. Carl Müller. Jahresversammlung des Schillerbundes. — Am 16. April vor mittags 11 Uhr findet in Weimar in der »Erholung» die dies jährige Hauptversammlung des Deutschen Schtllerbundes statt. Beim nichtgeschäftlichen Teil wird vr. Ludwig Wllllner als Rezitator Mitwirken. Zur Teilnahme an den geschäftlichen Verhand lungen sind nur di« Mitglieder des Schillerbundes berechtigt. Die Schillevbund-Festspicle finden vom 16. Juni bis znm 11. Kuli statt. Eine Kolumbus-Karte gefunden. — In der Pariser Akademie der Wissenschaften machte Charles de La Ronbiöve die aufsehenerregende Mitteilung, daß er .in der Pariser Nationalblbliothek ein« Karte ge funden habe, die man bisher für eine portugiesische Arbeit aus dem 16. Jahrhundert gehalten habe. Nach seinen einwandfreien Fest stellungen handelt es sich hier indessen um «ine Karte, die Christoph Kolumbus in Genua vor Antritt seiner F a h r t a n g e s« r t i g t h a t. Eine Neuerung im Bllchcrhcstcn, wobei di« durch Einpressen von Luft während des Maschinensalze ns oft in -der Mitte jedes Bogens oben entstehenben Kalten vermieden werden, brachte, wie die Papier- Zeitung mitteilt, als erster in Dänemark der Buchbindereibetrieb des Verlags Gyldenbalske Boghandel 'in Kopenhagen zur Anwendung. Der Bogen wird gleichzeitig mit dem Falzen am oberen Rande durch stochen, svdaß die eingepreßte Luft entweichen kann und der Bogen völlig glatt aus der Maschine kommt. Akticnrcchtliche Satzungsänderungen und Betricbsrätegesctz (Nach druck verboten.) — Das Reichsgericht hat Veranlassung gehabt, in einer neuen grundsätzlichen Entscheidung das durch Gesetz verbürgte Recht der Aktiengesellschaft, über intern« Betriebsangelegenheiten zu beschließen und nach Belieben Änderungen auch in der Organisation des AussichlsratS zu treffen, näher zu erörtern. Insbesondere inter essiert hierbei der Konflikt mit dem BctriebSrätegesetz, bas in seinem 8 70 verlangt, daß Betriebsratsmitglieder im Aussichtsrat die Inter essen der Arbeitnehmer vertreten sollen. Das setzt natürlich voraus, daß sie im Anffichtsrat persönlich anftreten. — Km gegenwärtigen Kalle hat die Bayrische Hypotheken- und Wechseldank in München in der Generalversammlung vom 24. Juni 1922 ein« Reihe von Satzungsänderungen beschlossen, di« unter anderem «In Zu sammentreten des Aussichtsrats vom Willen des Vorsitzenden ab hängig machen, schriftliche, telegraphische oder telephonische Beschlüsse zulassen, überhaupt dem Vorsitzenden und seinem Stellvertreter Rechte einräumen, die früher nur dem Aufsichtsrat in seiner Vollsitzung 979 Börsenblatt f. den Deutschen Buchhandel. 91. Jahrgang.