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darüber noch Worte zu verlieren brauchte. Man kann sich nur freuen, datz auch hervorragende und einsichtige Schulmänner die Gefahr in dem drohenden Zusatz zu K 43 der Gewerbeordnung sehen. So gab bekanntlich Oberstudienrat vr. Klett in Stutt gart gelegentlich einer dort vom Goethebund veranstalteten öffent lichen Versammlung der Meinung Ausdruck, daß die Eindrücke des Guten bei unserer Jugend so stark sein müßten, daß sie ihre ganze Seele erfüllen und sie widerstandskräftig machen, das Schlechte und Minderwertige von sich abzuwehren. — Der Buch handel hat also alle Ursache, auf der Hut zu sein. Die Geister der verflossenen Isx Heinze gehen also im Reiche wieder um und machen sich auch schon in Thcaterfragen bemerkbar dadurch, daß man Versuche unternimmt, sittlich ge reinigte Spielpläne zu schaffen und die Operette von der Bühne zu verbannen. Demgegenüber kann man nur der Hoffnung Aus druck geben, daß unser Parlament einsichtig genug sein möge, die gesunden Kräfte unseres Volkes noch als so stark und wir kungsvoll einzuschätzen, daß die Selbsthilfe gegen Schund und Schmutz und gegen die Gefährdung der Sittlichkeit unserer Ju gend als ein brauchbareres Heilmittel erscheint, als Gesetzesbe stimmungen, von denen es mehr als zweifelhaft ist, ob sie dem be absichtigten Zwecke entsprechen, sicher aber, daß sie die Interessen der Erwachsenen zugunsten der Jugend der Willkür des Publi kums und der Polizei preisgeben. Gönnen wir der Jugend alles Gute, das ihr heute in viel reicherem Matze beschieden ist, als ehedem uns, aber hüten wir uns vor einer Rücksichtnahme, die ihr wenig nützen, uns aber empfindlich schädigen kann! Der Strom der Zeit fließt in breitem Bette dahin. Er brachte für den Buchhändler im Wellenspiel der Arbeit die Vorbereitun gen zur Ostermesse. Wohl allen, denen es gelungen, so weit da mit fertig zu werden, daß sie schon jetzt wieder die Hände frei haben! Denn die zweite Saison nach dem Weihnachtsgeschäft, die Osterzeit, naht heran. Nütze den Tag!, sei die Parole, denn was danach kommt, das ist die schöne Frühlings- und Sommerszeit, die das Interesse derMenfchen bedenklich von derLiteratur ablenkt. Es hat fast den Anschein, als ob die Anregungen, die besonders im vergangenen Jahre zugunsten des Buches als Ostergeschenk im Sinne einer stärker betonten Propaganda gegeben wurden, nicht nur bei den Buchhändlern, sondern auch beim Publikum aus fruchtbaren Boden gefallen wären. Das Angebot von Osler büchern, sowohl von Konfirmations- und Kommunionliteratur, wie auch von Büchern als Ostergeschenk, sagen wir als »Oster hasen«, ist nicht gering. Hoffentlich wird auch die Nachfrage eine entsprechende. Man wird freilich besser tun, auf sie nicht als auf etwas Selbstverständliches zu warten, sondern sie soweit als möglich je nach den Verhältnissen durch geeignete Reklame und Propaganda herbeizuführen. In erster Linie kommt natürlich das Schaufenster in Frage. Das Osterbuch bietet ja fast die gleiche Mannigfaltigkeit im Material wie das Weihnachtsbuch, so daß es nicht schwer ist, eine ebenso schöne wie zweckentspre chende Auslage zu schassen. Empfehlenswert sind auch geeignete Schaufensterplakate. Ich erinnere z. B. an das sehr gut wirkende mit den beiden Worten: »Osterbücher — Lebensbücher«. Ein Plakat, das mir wegen seines wenig gewählten Textes »Gute Bücher sind dankbare und wertvolle Konfirmationsgeschenke. Große Auswahl in allen Preislagen« nicht so wirkungsvoll erscheint, wird von der Firma H. Thümmlers Verlag in Chemnitz in den Handel gebracht. Wenn wie im ersteren Falle durch zwei Worte ein fester Begriff und ein einleuchtender Gedanke dem Pu blikum vor Augen geführt werden kann, wozu Weitschweifigkeiten, die weder im Sinne einer originellen noch einer zweckmäßigen Reklame liegen können? Auch an sonstigen geeigneten Vertriebs- Mitteln ist kein Mangel. Die bekannten von den Barsortimenten hcrausgegebenen Verzeichnisse von Osterbüchern, deren Umfang von Jahr zu Jahr größer wird, eignen sich sehr gut zur Vertei lung an Interessenten und bilden auch eine bequeme Handhabe zur Kontrolle des Lagers. Sobald die Nachfrage nach Osterbüchern vorüber ist, tritt das Schulbüchergeschäft in feine Rechte. Auch hier ist es dem Buchhändler möglich, durch geeignete Propagandamatznahmen sein Geschäft als Bezugsquelle für Schulbücher in das rechte Licht zu rücken. Vereinbarungen mit den Kollegen über gemeinsame M26 Bestellung und Deckung des Bedarfs und über die Möglichkeit des gegenseitigen Austausches sind dort, wo sie sich erreichen lassen, als gangbarer Weg zur Lösung von mancherlei Schwierigkeiten zu empfehlen. Man wende auch der Prüfung der Gründe und Ursachen feine Aufmerksamkeit zu, die eventl. zu einer Bevorzu gung der Schreibwarenhandlungen als Bezugsquelle für Schul bücher geführt haben. Denn oftmals ist es die Gelegenheit, die Schreibhefte zusammen mit den Büchern zu kaufen, nicht allein, die zur Abwanderung der Jugend aus den Buchhandlungen ge führt hat. Auch die Bedienung dieser Käufer erfordert die gleiche Aufmerksamkeit, wie man sie den Erwachsenen zuwendet. Eine Be handlung von oben herab, auch seitens der Gehilfen, muß unter allen Umständen vermieden werden. Viel mehr als der Er wachsene ist der Jugendliche der Beratung in literarischen Din gen bedürftig und wird, wie ich oft zu beobachten Gelegenheit ge habt habe, in den meisten Fällen, oftmals sogar in der Ferne, dem heimatlichen Sortimenter treu bleiben, der ihn jederzeit für voll genommen und ihm getreulich nach besten Kräften bei der Auswahl seiner Lektüre und bei der Beschaffung des benötigten wissenschaftlichen Bildungsstoffes zur Seite gestanden hat. Man bedenke, daß die Jugend nicht nur die Zukunft unseres Volkes, sondern auch die Zukunft unserer Sortimentsbuchhandels be deutet. Die Herren, die sie in schulmeisterhafter Überhebung und nicht als ihre jungen Freunde behandeln, mögen sich nicht Wun dern, wenn nicht nur das Schulbüchergeschäft immer gering fügiger wird, sondern auch der Nachwuchs der Kundschaft zu wünschen übrig läßt. Zu emeuter Propaganda bei den Schulen und Lehrern eignen sich die neuen Lehrmittclkataloge fürs Publikum, die von den beiden Barsortimenten soeben herausgegebcn wurden, vor trefflich. Diese und auch die Ausgaben für den Buchhandel haben einen ansehnlichen Umfang angenommen. Welche Riesenarbeit in solchen Katalogen steckt, ahnt nur derjenige, der einigermaßen auf dem Lehrmittelmarkte Bescheid weiß. Angesichts der ungünstigen wirtschaftlichen Lage des Sortimen terstandes ist man nach wie vor eifrig bemüht, den Ursachen der Krankheit nachzuspüren und auf wirksame Gegenmittel zu sinnen. Der katholische Buchhandel singt dabei sein eignes wehevolles Schmerzenslied. Auf der einen Seite ist es der unzureichende Verlegerrabatt, auf der anderen die sündhaft lange Gewährung von Kredit an die Kundschaft, die die Schuld an dem Übelstande tragen sollen. In beiden Fällen handelt es sich um interne kauf männische Fragen, die auf dem Wege der Selbsthilfe und unter Anwendung einer tüchtigen Dosis geschäftlicher Energie mit wenigen Ausnahmen leicht gelöst werden können. Es ist natürlich, daß der Verlag sich die Gelegenheit, bei seinen propagandistischen Maßnahmen auf den Notstand Bezug zu nehmen, nicht entgehen läßt, und daß er auch mancherlei kleine Mittel zur Abhilfe zu Gebote hat. Allerdings sind es weniger die kleinen Mittel, die hier helfen können, als durchgreifende Reformen im Jnnenbe- triebe und entsprechende Vereinbarungen mit den Kollegen am Orte. Ich war erstaunt über die Überzeugungskraft der Rech nung, die in Nr. 47 dieses Blattes vom 26. Februar von einem Düsseldorfer Kollegen unter der Spitzmarke »Die Notlage des Sortiments« aufgestellt worden ist. Es heißt dort: »Wenn der Verleger vorhatte, den Verkaufspreis eines Buches auf 2 -kk 50 sestzusetzen, und dem Sortimenter 307» zugedacht hatte, könnte er dann nicht, ohne sich oder einen anderen zu schädigen, sagen: Das Buch soll 2 -/k 80 «s ord. kosten und der Sortimenter soll 507° statt 30 7o erhalten?« Angenommen, der Verleger würde diesen Vorschlag seiner Kalkulation zugrunde legen, so würde bei einem Ordinärpreis von 2 ^ 50 der Rabatt von 30 7» einen Nettopreis von 1 «L 75 «s und bei einem Ordinärpreis von 2 «kt 80 «f der Rabatt von 50 7» einen Nettopreis von 1 -/k 40 -s ergeben. Nein, wollte der Verleger im Sinne des Vorschlags den Ordinärpreis erhöhen, so müßte dieser 3 «kk 50 «s betragen, eine Festsetzung, die gegenüber der Summe von 2 -/k 50 «k einer Preis steigerung entsprechen würde, die sicher vom Publikum bemerkt worden und unter Umständen für das Schicksal des betreffenden Buches von verhängnisvollen Folgen begleitet gewesen wäre. So sehr der Mehrzahl der Verleger an der Gesundung des Sorti ments gelegen sein muß, auf dem Wege einer allgemeinen Rabatt-