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Erscheinen: DienStag, Donnrr-tag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. Abonnement: Vierteljährlich 1 Mark. Großenhainer UMH Mnzs- und AnzeizMatt. AmtSvlatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Inseratenannahme: Bis Tags vorher spätesten- früh 9 Uhr. Insertionsbeträge von auswärts sind in Post marken beiznsügen oder werden durch Postvorschuß erhoben. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. SS. Sonnabend, den 26. Juni L8SL Die Jahresfeier des Ephoral-Zweigvereins zur Gustav-Adolph-Stiftung findet nächsten LV. Jnni Nachmittags 3 Uhr in ObereberSbach statt und werden hiermit die Mitglieder und Freunde des Vereins nochmals zu zahlreicher Theilnahme eingeladen. Clantz, 8. Bekanntmachung. Da neuerdings wieder in einem Dorfe des hiesigen Bezirks ein mit der Tollwuth behafteter Hund aufgetreten ist, so sieht sich die unterzeichnete Königliche Amtshauptmann schaft veranlaßt, die durch Bekanntmachung vom 7. Mai d. I. bez. vom 3. d. Monats angeordnete Hundesperre für ihren gesammten Verwaltungsbezirk hiermit bis zum 4. September dieses Jahres zu verlängern. ES sind daher innerhalb dieser Frist alle Hunde eingesperrt zu halten oder nur mit einem vorschriftsmäßig construirten und gut befestigten Maulkorbe versehen, freizulassen, zu Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 15 Mark. Die Gemeindevorstände haben über genaue Befolgung dieser Anordnung zu wachen, auch insbesondere dafür Sorge zu tragen, daß während der Dauer der Hundesperre durch den Caviller oder an dessen Stelle beauftragte Personen die gesetzlich vorgeschriebenen Um gänge gehalten werden. Großenhain, am 21. Juni 1875. Die Königliche Amtshauptmannschaft. In Jnterimsverwaltung: von Witzleben. B. Bekanntmachung. Die diesjährigen Schießübungen auf dem Artillerie-Schießplätze bei Zeithain finden mit Ausnahme der Sonntage und des 10. und 15. Juli nicht nur in der Zeit vom 1. bis 18. Juli, sondern in der Zeit vom 1. Juli bis 6. August dieses Jahres statt und sind in Folge dessen die zu dem Schießplätze und in der Nähe desselben vorbei führenden Communicationswege rc. in dieser Zeit gesperrt und die Passirung des Gohrisch- Waldes östlich des sogenannten Gohrisch-Weges untersagt. Es wird solches mit der Aufforderung zur öffentlichen Kenntniß gebracht, den in der Nähe des Schießplatzes aufgestellten Militärposten unbedingt Folge zu leisten. Königliche Amtshauptmannschaft Großenhain, am 23. Juni 1875. In Jnterimsverwaltung: von Witzleben. T. Dem Schuhmacher Carl Richard Schneider, aus Siebenlehn gebürtig, ist ein in einer hier gegen ihn anhängigen Untersuchung ergangener Bescheid zu eröffnen. Da der gegenwärtige Aufenthalt Schneider'- nicht zu ermitteln, derselbe aber der Flucht verdächtig ist, so ergeht an alle Criminal- und Polizeibehörden das Ersuchen, Schneidern im Betretungsfalle festzunehmen und behufs Anhertranßports Nachricht anher gelangen zu lassen. Großenhain, den 21. Juni 1875. Das Königliche Gerichtsamt. C.-R. Wilhelm. i. v. A. Der Schneidergeselle Friedrich Wilhelm Jonk aus Buchholz im Kalauer Kreise hat der an ihn unter dem 26. Mai 1875 erlassenen öffentlichen Vorladung keine Folge geleistet Alle Criminal- und Polizeibehörden werden nunmehr um Jonk's Verhaftung und Nachricht hiervon ersucht. Großenhain, am 22. Juni 1875. Das Königliche Gerichtsamt. C.-R. Wilhelm. j. V. — Petzold. Bekanntmachung. Nächsten Sonnabend, den 26. Juni a. e., Nachmittags 2 Uhr wird die Impfung der im Jahre 1874 geborenen impfpflichtigen Kinder, deren Familien namen mit einem der Buchstaben von bis D beginnen, in dem im Schulgebäude in der FriedrichSgasse parterre links gelegenen Locale unentgeltlich vorgenommen werden. An einem spätern Termine kann die Impfung dieser Kinder nicht vorgenommen werden. Großenhain, den 23. Juni 1875. Der Rath. Ludwig-Wolf. Bekanntmachung. Die Ausführung folgender communlicher Bauten: 1. der Neubau einer Schleuße auf der Meißner Straße, 2. der Neubau einer Schleuße im Gartengäßchen, 3. die Heizbarmachung der Turnhalle und 4. der Grundbau an der Wasserkunst sollen im Wege der Submission an den Mindestfordernden vergeben werden. Die Be dingungen und Zeichnungen liegen vom 29. Juni bis 1. Juli von Vormittags 8 — 12 und Nachmittags 3 — 6 Uhr auf dem hiesigen Stadtbauamte zur Einsichtnahme aus. Offerten sind wegen jedes der obigen Baue besonders gehalten unter der Aufschrift „Sub mission auf Meißner Straße rc." längstens am 3. Juli 1875 verschlossen bei uns einzureichen. Großenhain, am 24. Juni 1875. Der Rath. Ludwig - Wolf. Kunath. Bekanntmachung. Der Schulausschuß hat unter Zustimmung des Stadtraths beschlossen, die Schulgelder für die Zeit vom 1. April bis 1. October d. I. noch nach den zeither gültig gewesenen Sätzen zur Einhebung bringen zu lassen. Der Termin für Einzahlung der Schulgelder auf das II. Quartal wird hiermit auf den 1. Juli 1875 festgestellt und werden die Zahlungspflichtigen Eltern, Erzieher rc. aufgefordert, das Schul geld für die Zeit vom 1. April bis 1. Juli d. I. von dem bemerkten Tage an längstens binnen 14 Tagen bei der Schulcassenverwaltung (Stadthauptcassenexpedition) zur Ein zahlung zu bringen. Großenhain, den 22. Juni 1875. Der Schulausschuß. Markus, Bors. Das Parlament der Neichslande. Die berathende Versammlung von Elsaß-Lothringen ist am 17. in Straßburg zusammengetreten, und wenn man die dortigen Blätter liest, so sollte man glauben, die Be völkerung stehe gerade dieser Institution mit besonderer Gleichgiltigkeit gegenüber. Wenn dem so wäre, so würde dies ganz und gar nicht verwunderlich sein, denn unter der französischen Herrschaft waren die Elsässer und Lothringer jeder selbstverwaltenden Landeseinrichtung verlustig gegangen. Die Generalräthe, welche nach der französischen Verwaltungs- Organisation den Präfecten umgaben, sollten allerdings das Princip der Provinzial - Selbstständigkeit verkörpern; that- sächlich aber waren sie nur eine Satyre auf dieses Princip, denn durch ihre Wahl, ihre Zusammensetzung und ihre in die engsten Grenzen eingeschlossene Competenz war hin reichend dafür gesorgt, daß sie in Wahrheit nichts anders sein konnten, als Werkzeuge des Präfectenthums — jener Büreaukratie, von deren Strammheit und Allmacht man sich in Deutschland nur schwache Begriffe machen kann, weil man hier nichts Aehnliches kennt. Der Landes-Ausschuß, der nun zum ersten Male in Function getreten ist, soll principiell und thatsächlich nichts anders sein, als eine berathende Körperschaft; er hat aber ausgedehntere und intensivere Befugnisse, als irgend ein französischer Generalrath. Das begreifen unsere wieder gewonnenen Brüder auch recht wohl, und die Gleichgiltig keit, die sie zur Schau tragen, ist zum größten Theile nur eine geheuchelte. Wir sprechen hierbei nur vom urtheilsfähigen Theil der Bevölkerung, nicht von den Parteien und deren denk faulem Anhang, namentlich also nicht von den französisch gesinnten Radicalen und den Ultramontanen. Daß diese Alles schlecht finden, was von Deutschland ausgeht und zu Deutschland hinführen soll, versteht sich ganz von selbst. Daß ihre Verachtung des Landes-Ausschusses eine aufrichtige ist, darf man ihnen aufs Wort glauben. Die sogenannte elsässische Partei aber, bet deren Bestrebungen die Landesinteressen obenan stehen, sieht die Sachen schon mit anderen Augen an. Wenn sie auch dem Landes-Ausschüsse gegenüber Gleichgiltigkeit fingirt, so kommt dies lediglich daher, weil auch sie die Marotte hat, daß es unter der Würde des Besiegten sei, das Gute offen anzuer kennen, was vom Sieger kommt. Was sollte denn aus dem hübschen Bilde „Elsaß in Trauer" werden, wenn man ehrlich eingestände, daß Deutschland im neuen Reichs lande bessere Zustände geschaffen hat, als sie in Frankreich bestehen? Trotzdem geht aus den Besprechungen der dortigen Journale hervor, daß die guten Leutchen im Geheimen dem LandeSaußschusse ihr lebhaftes Interesse zuwenden. Wir sehen sie doch, wenn sie auch den Kopf verstecken. Der Gedankengang jener Besprechungen ist in der Regel folgender: der Landes-Ausschuß bleibt weit hinter den Ver heißungen BiSmarck'S zurück; ohnmächtig der Negierung gegenüber, ist er zugleich ohne Ansehn in den Augen der Bevölkerung, weil die BezirkSräthe, aus denen er hervor gegangen, nicht die Majorität des Landes repräsentiren. Und daran reiht sich in der Regel der Wunsch, daß die Regierung dem Ausschuß gegenüber recht zuvorkommend sein möge. Das ist doch sicherlich nicht das Raisonnement von Männern, welche am Landes-Ausschüsse kein Interesse nehmen. Damit, daß sie diese Institution vervollkommnen wollen, befinden sie sich auf dem besten Wege, mit der Lage der Dinge sich auf guten Fuß zu stellen. Deutscherseits ist der Landes-Ausschuß ein Experiment, dessen Erfolg darthun soll, ob und in welchem Maße dem Reichslande größere Selbstständigkeit gewährt werden kann. DaS wissen aber auch die Elsaß - Lothringer und auf Grund dieser Wissenschaft werden sie weit eher gute Deutsche werden, als ihre Väter gute Franzosen geworden sind. Das Landvolk im Elsaß hat ja ohnehin schon die letzten Thränen um die Franzosenwirthschaft abgetrocknet. TagesnachrichLen. Sachsen. Das „Dr. I." schreibt unterm 23. Juni: „Gestern um die vierte Nachmittagsstunde erschien eine feierliche Deputation, bestehend aus dem Ueetor magmüeus vr. Baur und den Decanen der vier Facultäten, den Pro fessoren vr. Hofmann, vr. Kuntze, vr. Ludwig und vr. Zarncke aus Leipzig, im königlichen Schlosse zu Pillnitz. Es war eine Deputation unserer Universität, welche in dankbarer Anerkennung alles Dessen, was sie in ihrem halbtausend jährigen Bestehen unserem erhabenen Fürstenhause verdankt, und eingedenk der unmittelbaren huldvollen Fürsorge und Theilnahme, wie sie Se. Majestät der König Albert in treuer Nachfolge Sr. Majestät des Königs Johann kund gegeben, den Wunsch hegte, daß dieser segensreichen Ver bindung ein neuer und besonderer Ausdruck verliehen würde, und deshalb beschlossen hatte, Sr. königlichen Majestät die ehrfurchtsvolle Bitte vorzutragen, Allerhöchstdieselben woll ten gnädigst geruhen, die Würde eines „Ueetoi magniü- 66nti88imus" der Universität anzunehmen. Se. Majestät der König hat die Deputation in huldreichster Weise empfangen und sich gern bereit erklärt, den Wunsch der Landesuniversität zu erfüllen. So möge denn unsere Uni versität, welche wie seit Jahrhunderten so ganz besonders in ihrer heutigen Blüthe eine der berühmtesten Stätten deutscher Wissenschaft ist, in dem erhabenen Namen ihres Ueetor maglM<;6lüi88imu8 eine neue Bürgschaft der aller höchsten Fürsorge und des wärmsten Interesses für ihre große und edle Aufgabe erblicken." Weiter meldet das „Dr. I." unterm 24. Juni: „Ihre Majestäten der König und die Königin werden morgen die beabsichtigte Reise nach Süddeutschland antreten. Aller höchstdieselben werden Sich morgen Abend 6 Uhr 10 Min. mit dem Schnellzuge zunächst nach Leipzig begeben, im königlichen Palais daselbst übernachten und Sonnabend früh die Reise nach Frankfurt a. M. fortsetzen. Von dort ge denken Ihre Majestäten sodann Darmstadt, Karlsruhe, Baden-Baden und Friedrichshafen zu besuchen und von letzterem Orte aus noch einen Ausflug in die Schweiz zu unternehmen." Am 20. Juni fand in Elstra unter entsprechenden Feier- lichkeiten die Grundsteinlegung zu dem für den Kreis der