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Börsenblatt f, d. deutschen Buchhandel. Nichtamtlicher Teil 2049 des Gewinnes einrichten, indem er auf genossenschaftlichem! Wege selbst verlegt. Schon in seinem Buche »Warum?» hat Bacmeister diesen Gedanken ausgesprochen und dabei nachdrücklich auf die Schriftstellergenossenschaft als Muster verwiesen, die sich -Deutsch-österreichische Litteraturgesellschaft» nannte und bei der nur der Begriff Schriftsteller durch den jenigen des Buchhändlers hätte ersetzt zu werden brauchen, um das zu erhalten, was Bacmeister noch jetzt erstrebt. Leider hat ihm sein Muster einen argen Streich gespielt. Von irgend einem greifbaren Ergebnisse der Litteraturgesell schaft hat man nie etwas gehört, und nun hat sie vor einigen Wochen das unrühmlichste Ende genommen, das man sich denken kann. Das beweist nun freilich noch nichts gegen den Gedanken, der vielleicht nur unrichtig ausgeführt worden ist; aber so viel geht daraus doch hervor, daß Leute, die vom Buchhandel nichts verstehen, doch besser thun, die Finger da von zu lassen; und Bacmeister sah schon vor einigen Jahren im Geiste, daß geschlossene Bcrussvereine, wie Pädagogen, Aerzte, Juristen -c. gleich den Schriftstellern den Weg der genossenschaftlichen Buchhandlung betreten werden. Ganz so einfach scheint nun die Sache doch nicht zu sein, und was sich auf dem Papiere ganz prächtig macht, sieht manchmal in der Wirklichkeit erheblich anders aus. Doch würde dieser Einwand vom Nichtverstehen des Ge schäftes, das man gründen will, beim »Büchersyndikat» Bac- meisters (das Wort ist falsch gebildet; man kann höchstens von einem Buchhändlersyndikat reden) wohl nicht zutreffen. Dieses Büchersyndikat soll als Gesellschaft mit beschränkter Haftung Verlag, Spedition, Bücherlager, Buchgewerbebank und Tagespresse als Geschäftszweige betreiben, und jeder Buch händler, der einen Anteilschein von 500 Mark übernimmt, soll Mitglied sein können. »Wenn der Buchhandel will, so verwandelt sich der unpraktische, unzeitgemäße Börsen verein durch einen Ostermeßbeschluß in das praktische, geschäfts reiche Büchersyndikat.» Dieses Bllchersyndikat ist aber bei Licht betrachtet nichts anderes als eine Verlagsgesellschaft, wie wir im Buchhandel seit Jahren große Aktiengesellschaften haben; nur soll die Bacmeistersche Genossenschaft auch die mit dem Hauptzweck organisch nicht verbundenen Geschäfte der jetzigen Kommis sionäre und der Barsortimenter besorgen, und das wird doch wohl nicht gehen ohne die Zustimmung der Verleger, auf deren Kosten denn doch schließlich die Genossenschaft gegründet werden würde. Ist nicht schon vor einigen Jahren eine viel kleinere Genossenschaft, die allein den Bezug von Zeit schriften zum Zwecke hatte, am Widerstande der Verleger zer schellt? Gewiß, aus dem Papier macht sich die Sache ganz gut, so gut, daß Bacmeister es für genügend hält, dieses ganze ungeheure Unternehmen aus sage und schreibe drei und einer halben Druckseite darzustellen, während ein dickes Buch kaum ausreichen würde, um alle Einwendungen und Bedenken dagegen einigermaßen zu erörtern, Bacmeister überläßt alles nähere den dafür zu wählenden Komitees; aber es ist kein Zweifel, daß diesen die schwerste Aufgabe verbleiben würde. Hiergegen ist der Gedanke rein nebensächlicher Natur. Er erörtert ganz untergeordnete Punkte, wie z. B. den Geschäfts anteil und wie der Vorstand der Genossenschaft zusammen gesetzt sein soll, ausführlich, während man über die Ein richtung der Riesenspedition oder des kolossalen Bücherlagers in Leipzig und seinen »Bezirksniederlagen» kein erläuterndes Wort erfährt. Kürze ist gewiß gut, und es giebt Bücher, deren Kürze ihre beste Eigenschaft bedeutet; aber die von Bacmeister beliebte Aphorismenart der Behandlung weil- umfassender Pläne zeigt denn doch eine so ausfällig oberflächliche Behandlung, daß man sich zwingen muß, sie ernst zu nehmen. Ein Mann, der wie er in der Praxis des Lebens gestanden hat und der wissen sollte, wie hart im Raume sich die Sachen stoßen, müßte doch durch die Behandlung seiner großen Pläne dem Vorwurf des idealen Schwärmens die Spitze abzubrechen suchen. Ueber den Gedanken an sich — den freilich die Buchhandlung Müller L Zeller in Zürich in ihrer Anzeige der Broschüre sonderbarer Weise einen »leicht ausführbaren Plan» nennt — läßt sich nicht diskutieren, wenn nicht seine Ausführung mit in Betracht gezogen werden soll. Mehr als den Gedanken hat aber Bacmeister nicht gegeben, während er den Nachweis für die Möglichkeit seiner Ausführung schuldig geblieben ist. Es ist ein Luftschiff auf dem Papier, das theoretisch fliegen kann, aber wovon das Modell fehlt, das skeptische Gemüter, die durch Schaden klug geworden sind, für die Praxis davon überzeugt. Auf dem Papier ist aber das Problem des lenkbaren Luftschiffes schon unzählige Male gelöst worden! Von den drei von uns betrachteten Vorschlägen über für notwendig gehaltene Reformen im Buchhandel wird nach kritischer Sichtung über ihre Ausführbarkeit nicht allzuviel übrig bleiben. Am meisten aus realem Boden bewegt sich die Luckhardtsche Schrift, und ihre Forderungen der Ein richtung einer Buchhändlerbank, eines Bücherlagers und einer Umformung des Leipziger Speditionswesens kehrt auch bei Bacmeister wieder. Ich halte diese Vorschläge für das aller äußerste, was in absehbarer Zeit langsam zu erreichen sein wird; aber es wird bis dahin allein hierfür noch eine Flut von Tinte vergossen werden müssen. Auch für die »Reformen im Buchhandel- gilt das Dichlerworl: In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister. G. Hölscher. Kleine Mitteilungen. Vom Reichstag. Urheberrecht. — Die XI. Kommission des Reichstags beriet am 8. d. M. nachträglich über die Fassung des 8 LL des Urheberrechts - GesetzentwurseS, der in der ersten Lesung unverändert nach dem Entwurf angenommen, in der zweiten Bändel u. bergt. Statt dieses Wortlauts hatte der Abgeordnete Ur. Spahn folgende Fassung beantragt: Zulässig ist die Vervielfältigung, wenn ein erschienenes Werk der Tonkunst auf solche Schecken, Platten, Walzen, Bänder und ähnliche Bestandteile von Instrumenten übertragen wird, Anwendung, sofern sie nicht für Instrumente verwendbar sinky durch die das Werk hinsichtlich der Stärke und Dauer des Tons und hinsichtlich des Zeitniaßes in einer dem persönlichen Bortrag entsprechenden Weise wiedcrgegeben werden kann. Diese Fassung fand die Genehmigung der Kommission. Drucksorten-Ausstellung. — Am Sonntag, den 3. d. M., wurde in den Räumen der Wiener graphischen Gesellschaft, Wien, 7. Bezirk, Kirchengasse Nr. 48, eine dauernde Drucksoclen - Aus stellung eröffnet, die Gelegenheit giebt, einerseits den Fortschritt Wiens auf dem Gebiete der Ausstattung von Drucksachen allen Bedarfes kennen zu lernen, anderseits die Leistungsfähigkeit der ausstellenden Wiener Firmen zu würdigen. Der Eröffnung wohnten Vertreter des k. k. Handelsministeriums und der niederösterreichi- schcn Handels- und Gewerbekammer bei; Herr Handelskammerrat Ritter von Kink nahm hierbei Veranlassung, den Bestrebungen der Vereinigung, die aus Buchdruckergehilfen besteht, Worte der Anerkennung und des Lobes zu zollen, sowie die Bedeutung der Ausstellung selbst für die Oeffentlichkeit und das Gewerbe zu be tonen. Die Ausstellung ist täglich geöffnet. Der Eintritt ist frei. Festschrift. — Zur Feier des achtzigsten Geburtstages des Prinzregenten von Bayern hat die Universität Erlangen, deren Uootor Llagniüooutissiwue Seine Königliche Hoheit ist, eine groß angelegte Festschrift veranstaltet, die am Sonnabend den 9. März von einer Deputation der Universität unter Führung des derzeitigen Prorektors Prosessors Penzoldt dem Regenten in Audienz überreicht 27V