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^ 173, 29. Juli 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtsch,. BuShandcl. 8781 G Szclinski ä- Co. in Wien. 8793 A. W. Lijthoffs Nitgevers-Maatschappij in Leiden. 8796 3 Lii-ncis. 20 Bruno Bolger, Verlagsbuchhandlung in Leipzig. 8791 Ueberschaer: Das internationale Unterrichtswesen. 75 Georg Wigand in Leipzig. 8797 *Uükns unct Welt. kietrarä ^VLAnsr-llskt. 1909. 1 .X. Verbotene Druckschriften. Durch die Beschlüsse des Königlichen Amtsgerichts zu Hohensalza vom 25. Juni und 12. Juli 1909 sind 3 verschiedene Arten pol nischer Gratulationskarten mit den Worten: 2povin820>vanitzrn lutisnin beschlagnahmt worden, weil die Verbreitung dieser Karten mit den auf ihnen befindlichen Wappenzeichnungen zum Tat bestand des § 130 des Strafgesetzbuchs führt. Dargestellt sind: Auf der ersten Karte: das Wappenschild der Stadt Krakau, links und rechts daneben die Wappenschilder Posens und Warschaus, über den Wappen sitzt ein von einem Lorbeer kranz umwundener, die Flügel schwingender weißer Adler, über dem Kopf des Adlers schwebt eine Königskrone hinter den Wappenschildern mit weißroten Wimpeln hervor; unter dem Ganzen befindet sich ein weißrotes Band; auf der zweiten Karte: das Wappenschild mit dem polnischen Revolutionswappen: links im roten Felde der weiße pol nische Adler, rechts im blauen Felde der litauische Reiter, unter beiden Feldern im dritten, weißen Felde der Erz engel Michael; über dem Wappen ein großer weißer Adler, zwischen seinen Flügeln die polnische Krone, ein weißrotes Band haltend; auf der dritten Karte: rotes Wappen mit weißem polnischen Adler, über demselben der große weiße Adler, über dessen Kopf die polnische Krone, links unter und neben dem roten Wappen weißes Wappen mit dem Erzengel Michael, rechts unter und neben dem roten Wappen blaues Feld mit litauischem Reiter, hinter dem Wappen Fahne mit weiß rotem Fahnentuch. Bromberg, 15. Juli 1909. (gez.) Der Erste Staatsanwalt. (Deutsches Fahndungsblatt Stück 3146 vom 26. Juli 1909.) Nichtamtlicher Teil. Emil Hug Steiner Zürich. (Vgl. Nr. ISS d. Bl.) Die im Verlage der Firma Art. Institut Orell Füßli in Zürich erscheinende »Zürcher Wochen-Chronik» (Nr. 30 vom 24. Juli) widmet dem verewigten hochbedeutenden Musikalienhändler Emil Hug-Steiner. Zürich, von seinem Bildnis begleitet, den folgenden Nachruf: Der am 15. Juli im Alter von noch nicht 87 Jahren gestorbene Emil Hug-Steiner. Musikalienhändler, verdient einen breiten Platz in der Öffentlichkeit, so sehr er dieser zu Lebzeiten, soweit es seine Person betraf, ausgewichen ist. Vor zwei Jahren war es ihm noch vergönnt gewesen, auf das hundertjährige Bestehen seiner Firma Gebrüder Hug (jetzt Hug L Cie.) zurückzublicken. Als ein bescheidenes Pflänzchen war sie aus der 1781 von Hans Georg Naegeli gegründeten Musikalienhandlung hervorgegangen, die im Jahre 1807 von den Brüdern Jakob Christoph und Caspar Hug übernommen wurde. In einer vor zwei Jahren erschienenen Jubiläums schrift ist in anschaulicher Darstellung ausgefllhrt, wie das Pflänzchen unter kundiger unermüdlicher Pflege nach und nach erstarkte und speziell in den letzten drei Jahrzehnten zu einem gewaltigen Baume heranwuchs, der seine Aste über die ganze Schweiz und über ihre Grenzen hinaus aus- breitet. Jakob Christoph Hug starb im Jahre 1852. seine Gattin, Frau Susanne Hug-Wild, und den 1842 geborenen Sohn Emil zurücklassend. Frau Hug war eine an Klugheit. Temperament und Charakter hervorragende Frau, die sehr wohl einer der erquicklichen Frauengestalten Gottfried Kellers hätte als Modell dienen können. Ihr ganzes Streben ging dahin, ihrem minderjährigen Sohne das Geschäft zu er halten; die ältere Generation Zürichs erinnert sich noch sehr wohl, wie sie. unterstützt von ihrem trefflichen Gehilfen Heinrich Müller, der 1840 als Laufbursche in das Geschäft ein- getretcn war. in dem Lokale am Rennweg in unermüdlicher Emsigkeit und Freundlichkeit die Kunden bediente. 1882 starb auch sie. noch nicht fünfzig Jahre alt. Der zwanzig jährige Sohn arbeitete sich nun eifrig ins Geschäft ein und konnte drei Jahre später, nachdem er im Auslande, speziell in Leipzig, seine Fachkenntnisse vervollständigt hatte, die Leitung der Firma übernehmen. Nach wie vor konnte er sich der treuen Unterstützung des eben genannten H. Müller erfreuen, der vierzig Jahre lang, bis zu seinem Rücktritt im Jahre 1880, der Firma ausgezeichnete Dienste geleistet hat. Die wachsende Ausdehnung des Betriebes, speziell des Jnstrumentenhandels. veranlaßte 1868 die Übersiedlung nach der Bahnhofstraße (Ecke Pelikanstraße), und 1872 erfolgte die definitive Niederlassung am Sonnenquai, zunächst im Hanse zur »Laterne», dem sich später die angrenzende »Münster halde» angliederte. Ein Beleg für die riesigen Dimensionen, die der Jnstrumentenhandel der Firma im Laufe der Jahr zehnte angenommen hat, liefert eben jene Gedcnkschrift mit der Angabe, daß der Jnventarbestand an Tasteninstrumenten Ende Juni IS07 3221 Klaviere und SSO Harmoniums aufwies, die in Zürich und in den Filialen teils aus Lager vorhanden, teils ausgeliehen oder auf Abzahlung abgegeben waren. Mit dieser phänomenalen Entwicklung wetteiferte diejenige des eigentlichen Musikalienhandels; sehr kompetente Fachleute bezeugen, daß nirgends wie bei Hug in Zürich eine so voll ständige Auswahl alter und neuer bis neuester Musik zu finden sei. Das Verlagsgeschäft. das im Anfang haupt sächlich mit populärer Gesangsliteratur gespeist wurde, faßte 1885 auch in Leipzig festen Fuß und konnte nunmehr seine Ziele höher stecken. Die begabten Schweizer Komponisten fanden und finden in ihm, da es von durchaus künst lerischen Gesichtspunkten aus geleitet wird, einen höchst wert vollen Stützpunkt. Ein dichtes Netz von Filialen ist jetzt über die ganze Schweiz ausgebreitet und greift auch über ihre Grenzen hinaus bis nach Straßbucg und Leipzig. Diese Zweig geschäfte — vorab dasjenige Basels — haben jeweilen in ihrem Wirkungskreise die gleiche Führerrolle übernommen, die der hiesigen Zentralstelle zukommt. Den gewaltigen Auf schwung des musikalischen Lebens hier und in der ganzen Schweiz hat der Verstorbene rechtzeitig in allen seinen Konse quenzen erkannt und ihm die Wege zu ebnen verstanden. Die wohlverdienten Geschäftserfolge, die ihn dabei begleiteten, hatte er seiner eminenten Arbeitskraft und Einsicht und den günstigen Zeitumständen zu verdanken; aber sein eigenstes Verdienst ist der reine Idealismus, der ihn trieb, in seinem Fach das Höchste zu leisten, und ihn seine schönste Genug tuung darin finden ließ, der Entwicklung des schweizerischen Musiklebens und damit seinem Vaterlande zu dienen. Dieses darf seinen Namen in das goldene Buch seiner Il40