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Erscheinen: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. ÄKonnement: Vierteljährlich 1 Mark. Großenhainer WerhMW- und AHeiMM. Amtsblatt des Königlichen Gcrichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Inseratenannahme: Bis Tags vorher spätestens früh 9 Uhr. Insertion« betrage von auswärts sind in Post markenbeizufügen oder werden durch Postvorschuß erhoben. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. M SI Sonnabend, den 2V. Februar 18VL Spruchliste der für die I. Luartafssitzunq des Rezirksgeschmorneilgerichls iu Dresden ausgekwsten geschwornen. I. Hauptgefchworne. - Nr. der Jahrt-listt. 1) Herr Julius Emil Feilaenhauer, Rittergutspachter in Siebeneichen. 206. 2) - Imanuel Robert Böhme, Erbgerichtsbesitzer in Hertigswalde. 329. 3) - Louis Wackwitz, Kalkwerksbesitzer und Stadtrath in Tharandt. 257. 4) - Hermann Winkler, Rittergutspachter in Bieberstein. 159. 5) » Hermann Heinrich Reichel, Kaufmann in Dippoldiswalde. 243. 6) - Victor Freiherr von Ponte-Reno, Rentier in Tharandt. 260. 7) - Wilhelm Kunze, Guts- und Fabrikbes. und Gemeinderathsmitglied in Berthelsdorf. 218. 8) - Gustav Leberecht Ufer, Gutsbesitzer in Brand. 2t7. 9) - Eugen Lothar von Lüttichau, Kammerherr, Rittergutsbesitzer und Friedensrichter in Gamig. 296. 10) - Karl Köthen, Fabrikbesitzer in Freiberg. 270. 11) . Gustav Adolph Lochner, Kammmachermeister :n Großenhain. 119. 12) - Karl Kemnitzer, Hauptmann a. D. in Dresden. 25. 13) - Georg Friedrich Haffe, Kaufmann in Schandau. 318. 14) - Friedrich Moritz Gottlöber, Gutsbesitzer in Fischbach. 335. 15) - Karl Römer iun- Garnfabrikant in Hainsberg. 264. 16) - Heinrich Theodor Burkhardt, Rittergutsbesitzer in Schletta. 202. 17) < Gustav Eduard Biener, Hausbesitzer und Holzhändler in Krippen. 322. 18) - Karl August Sachse, Erbgerichtsbesitzer in Altstadt bei Stolpen. 332. 19) - Franz Eckelman», Gutsbesitzer in Pausitz. 114. 20) - Karl Arnold I., Ledersabrikant in Großenhain. 118. 21) > Franz Ludwig Fröbel, Eisengießereibesitzer in Kleinschirma. 281. 22) - Robert Schmuck, Rittergutsbesitzer in Zscheckwitz. 256. 23) - Richard Huth, Rittergutsbesitzer in Kleinnaundorf. 140. 24) - Louis Eugen Bassenge, Rittergutsbesitzer in Kraußnitz. 185. 25) - Ottomar Friedrick Ludwig Schröder, Mühlenbesitzer in Linda. 221. 26) - Karl Eduard Peschke, Erbgerichtsbesitzer in Kleingieshnbel. 32l. 27) - Otto Franke, Stadtrath in Großenhain. H6. 28) - Karl Gottlieb Siedel, Kaufmann und Hoflieferant in Dresden. 59. 29) - Friedrich Edmund Opitz, Riemermeister in Dresden. 40. 30) - Christoph Ferdinand Sieland, Privatmann in Dresden. 00. II. Hilfsgeschworne. 1) Herr vr. pM. C. A. Emil Bierey, Redacteur in Dresden. 5. 2) - Robert Adolph Kellner, Director der Sächsischen Dampfschiff- und Maschinen. Bau-Anstalt in Dresden. 20. 3) - Hermann Ludwig Wilhelm Reinschmidt, Elb-Dampfschifffahrts-Director in Dresden. 25. 4) - Karl Friedrich August Flietzbach, Vergolder in Dresden. 12. 5) - Ernst Friedrich Giese, Architect in Dresden. 13. 6) - Wilhelm Robert Eich, Photograph in Dresden. 9. 7) - Rudolph Theodor Kuntze, Verlagsbuchhändler in Dresden. 2l. 8) - Johann Gotthelf Blembel, Hof-Fischhändler in Dresden. 6. 9) - Emil Louis Constantin Schwendler, Photograph in Dresden. 29. 10) - Horst Oscar Bernhard Feilgenhauer, Kaufmann in Dresden. 11. 11) - Louis Ferdinand Hänsch, Hosjuwelier in Dresden. 16. 12) - Robert Eduard Theodor Heider, Schneidermeister in Dresden. 17. Dresden, am 13. Februar 1875. Das Königliche Bezirksgericht. I. V.: Trummler. Kommenden 2Ä. Februar dieses Jahres Vormittags 11 Uhr findet Sitzung des Bezirksausschusses im Verhandlungssaale der Amtshauptmannschaft statt. Das Publikum hat Zutritt. Großenhain, am 19. Februar 1875. Die Königliche AmtshauptmannschafL. Pechmann. Nachdem in neuester Zeit tolle Hunde auch in hiesiger Stadt, sowie im Dorfe Gröditz aufgetreten sind, findet sich die unterzeichnete Königliche AmtShauptmannschaft veranlaßt, die durch Bekanntmachung vom 4. dieses Monats für die südlich der Stadt Großenhain gelegenen Ortschaften angeordnete Hundesperre auch auf die nördlich der Stadt Großenhin gelegenen und somit aus sämmtliche Ortschaften ihres Verwaltungsbezirks zu erstrecken, solche auch bis ZUM 18. Mai dieses Jahres auszudehnen. ES sind daher innerhalb der gedachten Frist alle Hunde eingesperrt zu halten, oder nur mit einem vorschriftsmäßig construirten und gut befestigten Maulkorbe versehen frei zulassen, zu Vermeidung einer Geldstrafe bis zu Fünfzehn Mark — Pf. Die Gemeinde-Vorstände haben über genaue Befolgung dieser Anordnung zu wachen, auch dafür Sorge zu tragen, daß während der Dauer der Hundesperre durch den Caviller oder auch durch andere geeignete und zuverlässige Personen die gesetzlich vorgeschriebenen Umgänge gehalten werden. Großenhain, am 17. Februar 1875. Die Königliche AmtShauptmannschaft. Pechmann. Gchnr. Der hinter dem Tuchmacher Anton Behr aus Oberleitensdorf in Böhmen unter dem 2. dieses Monats erlassene Steckbrief hat sich durch seine Gestellung erledigt. Großenhain, am 15. Februar 1875. Das Königliche Gerichtsamt. Schröder. Bockwitz. Bekanntmachung. Um mehrfach in Umlauf gekommenen Gerüchten zu begegnen, macht die unterzeichnete Behörde hiermit bekannt, daß die hiesige städtische Sparkasse nach wie vor die Zinsen für jede Einzahlung nach vier vom Hundert gewährt. Großenhain, am 18. Februar 1875. Der Stadtrath. Ludwig-Wols. Bekanntmachung. Sonnabend, den 20. Februar a. 6., Vormittags 11 Uhr soll bei unterzeichnetem Regiments eine Partie brauchbarer, ca. Vs Centimeter starker grauer Filz in der Roch- und Schumann'scheu Caserne, gegen sofortige Baarzahlung, in kleinen Posten öffentlich meistbietend versteigert werden. Großenhain, am 17. Februar 1875. Königliches I. Reiter-Regiment. Die augenblickliche Lage Spaniens. Das durch einen militärischen Gewaltstreich restaurirte Bourbonenthum fängt auf der stolzen Pyrenäen-Halbinsel bereits jetzt an, von seiner sprichwörtlichen Unverbesserlichkeit die sprechendsten Proben zu geben. Den Knaben, den man vor ungefähr sechs Wochen von den Schulbänken Woolwichs holte, um die Krone seiner davongejagten Frau Mama, der mit der Tugendrose geschmückten Isabella, wieder zu Ehren zu bringen, hatten die Veranstalter jenes Staats streiches versprechen lassen, zwar „katholisch", aber dabei doch auch „liberal" zu regieren und — was für den Augenblick für das Land noch viel wichtiger war — dem Carlistenkriege ein Ende zu machen. Das erste dieser Ver sprechen wurde allgemein belächelt, aber dem zweiten schenkte man mehr Glauben, da man es für ganz selbstverständlich hielt, daß mindestens die Hälfte der Carlisten in das Lager des jungen Ankömmlings übergehen werde. Aber dies war nicht der Fall; die Hoffnung auf derartige Desertionen erwies sich als ein eitel Hirngespinst und Don Carlos, oder, wie er sich selbst nennt, König Carl VIl., behandelte in der Proklamation, die er nach seines kleinen Vetters Ankunft auf spanischem Boden erließ, diesen kleinen Vetter in recht verächtlicher Weise. Da also der Berg nicht zum Muhamed kommen wollte, so mußte Muhamed zum Berge gehen; und König Al phons XU. brach, nachdem man ihm verschiedene Triumph- Einzüge in Madrid und anderen außerhalb der carlistischen Schußlinie gelegenen Städten arrangirt hatte, nach dem Kriegsschauplätze auf, um sich die Feuertaufe und seinem Gegner die versprochene Niederlage zu appliciren. Daß dies nur eine Kleinigkeit sei, hatte der Madrider „Tele graph" der ganzen Welt positiv versichert. Leider siel aber die Feuertaufe Alphonso's nicht einmal so vollständig aus, wie einst die seines Mitschülers Lulu vor Saarbrücken. Und was die Niederlage betraf, so mußte der Königsknabe dieselbe für sich behalten, da die Position von Estella heute genau noch so steil und fest und in den Händen der Car listen ist, wie voriges Jahr, als der wackere Marschall Concha den Versuch, sie Don Carlos zu entreißen, mit dem Leben bezahlen mußte. Die Kriegführung der Alphonsisten ist um kein Haar besser, als die der Serranisten (wie man die Anhänger Serrano'S nennt); und wenn auch der osficielle Telegraph eine Zeit lang Erfolge in die Welt hiyauslügen konnte, so mußte er zuletzt doch, wenn auch noch so verblümt, der Wahrheit die Ehre geben. Don Carlos hat mit Ausnahme von Pampelona, welches übrigens erst nach Concha's Tode in seine Hände gefallen war, seine Positionen in unverän dertem Besitz und lächelt Hohn auf den Vetter Don Al phonso, der die Operationen einstellen und seine Person nach Madrid in Sicherheit bringen mußte. Aber wenn auch kein Sieger über den Carlismus, so ist er doch vielleicht der liberale, wenn auch katholische Regent, als den man ihn sich ankündigen ließ? Auch diese lächerliche Fabel ist schon durch Thatsachen dementirt. Denn seine Minister und sonstigen Rathgeber, den Beichtvater natürlich mit inbegriffen, haben aus dem gekrönten jungen Menschen sofort ein Werkzeug pfäffischer Reaction gemacht und ihn in die traditionelle Politik seines Hauses zurück- geworsen — zur grausamen Enttäuschung aller Derjenigen, welche glaubten, ein Bourbon könne etwas anderes sein, als eben ein — Bourbon! ES ist heute keine Rede mehr von einer Aussöhnung mit den liberalen Elementen, da gegen finden wir den Clerus auf dem besten Wege zur Herrschaft über den Staat; die Schwurgerichte sind ab- geschafft» die VersammlungS - und Vereinsfreiheit ist unter drückt; Ruiz Zorilla, der Amadeo auf den Thron erheben half, lebt in der Verbannung! „Wehe dem Lande", sagt die heilige Schrift, „deß König ein Kind ist!" Und wahrlich kann man nur mit tiefstem Mitleid auf das Schicksal des unglücklichen Spa niens blicken, das von Stufe zu Stufe tiefer ins Elend versinkt, das aus einer Anarchie in die andere fällt und für welches menschliche Augen nirgends Rettung sehen. Alphonso hat zwar die Anerkennung der Mächte in der Tasche, aber die wird ihm so wenig helfen, als sie Serrano geholfen hat. Don Carlos aber hält Wohlgemuth in Estella Hof und erwartet den Augenblick, in dem auch sein kleiner Vetter wieder davongejagt wird. Das ist die augenblickliche Lage in Spanien! Tagesnachrichten. Großenhain. Am vergangenen Dienstage ist, wie wir nachträglich erfahren, Se. Cxeellenz der Herr Staats- minister v. Nostitz-Wallwitz hier anwesend gewesen, um die Einrichtungen der Amtshauptmannschast einer Besichtigung zu unterwerfen. Auch hat Se. Excellenz in Begleitung des Herrn Stadtrath Franke das städtische Krankenhaus besucht. — Zur Erlangung von Lehrkräften für unsere künftige Realschule sind, wie man hört, vom Stadtrath in den jüngsten Tagen unter zahlreichen Bewerbern drei auswär tige Lehrer ausgewählt worden, welche von Ostern an unserer jungen Anstalt als Realschuloberlehrer angehören sollen. Eine vierte Lehrerstelle an der Realschule soll eben falls vor Ostern noch besetzt werden. Sachsen. Se. Majestät der König haben am Vor mittag des 18. Februar dem k. Gymnasium in Neustadt- Dresden einen Besuch abgestattet und dem Unterricht in mehreren Fächern, sowie schließlich dem Turnen sämmtlicher Klassen mit sichtlichem Interesse beigewohnt. Aus Leipzig vom 17. Febr. wird dem „Dr. I." berichtet: „Gestern Abend wurde an dem 9 Uhr 50 Minuten von hier nach Dresden abgegangenen Schnellzuge die Locomotive -ei Borsdorf derartig defect, daß der Führer, namens Linde mann, genöthigt war, zur Feststellung des Schadens Dampf und Wasser abzulassen. Um den hervorströmenden Dämpfen etwas aus dem Wege zu gehen, trat derselbe in das Neben gleis herein und bemerkte, seine Aufmerksamkeit nur der defecten Maschine zuwendend, leider nicht, daß auf dem selben Gleise der 6 Uhr 50 Minuten Abends in Dresden abgegangene Personenzug herankam. Er wurde daher von der Maschine dieses Zuges erfaßt und so gewaltig an die seinige geschleudert, daß der Tod augenblicklich erfolgte." Am 15. Februar ist, wie man dem „Dr. I." aus Annaberg meldet, in der Uhlig'schen Mühle zu Niedersaida ein 38 Jahre alter Mühlknappe beim Auflegen des Treib riemens von demselben erfaßt und mehrmals um die eiserne Welle geschleudert worden, bis er besinnungslos und mit vielfachen Verletzungen am Körper, namentlich am Kopfe, mit welchem er mehrmals an die Balken der Decke ge schlagen wurde, zu Boden fiel. Der Verunglückte verschied