Volltext Seite (XML)
Beschlagen und Schwitzen der Fenster vermieden werden kann. Pulsnitz. Die neueste Falb'sche Wetter-Prophe zeiung besagt, daß der nächste kritische Termin, der 21. Januar, sich durch ein Maximum der Niederschläge fühl bar machen dürfte und alsdann für den 28. d. M. eine wesentliche Steigerung der Temperatur zu erwarten stehe. Eine Einleitung zu dieser Niederschlags-Periode wurde bereits gestern und heute gegeben, wodurch der Straßen verkehr in bedenklicher Weise gefährdet wurde. Am schlimm sten war das Glatteis heute Freitag früh, als sich die Arbeiter in die Fabriken und die Kinder in die Schule begaben. Ein sicheres Gehen war thatsächlich nicht möglich, nur langsam konnte man vorwärts kommen. Umfälle gab es viele, glück- I cherweise aber ohne Unfälle. Infolge eifrigen Sandstreuens konnte wenigsten in den Hauptstraßen der Verkehr erhalten bleiben. Es sei hierbei darauf aufmerksam gemacht, daß allen Grundstücksbesitzern bez. deren Vertretern die Ver pflichtung obliegt, bei eintretender Glätte die Gangbahnen zu bestreuen. Die Säumigen haben bei Unterlassungsfällen außer der festgesetzten Ordnungsstrafe auch noch im Falle eines unglücklichen Sturzes einer Person vor ihrem Grund stück unter Umständen Entschädigung zu tragen. Großröhrsdorf. Vor Kurzem hatte in einer hiesigen, zwar nicht allzureich mit Glücksgütern gesegneten, aber braven und rechtschaffenen Familie der Storch noch mals unerwartet Einkehr gehalten Da Se. Majestät der König Albert bereits bei dem 7. Sohne Pathenstelle ver treten, so wandte sich der Vater des Kindes, der beiläufig bemerkt das 70. Lebensjahr bereits überschritten hat, mit einem Gesuche um Uebernahme der Pathenstelle an Se. Majestät den Kaiser Wilhelm und Se. Königl. Hoheit Prinz Georg. Zur hohen Freude der Eltern hat Se. Majestät der Kaiser die nachgesuchte Pathenstelle über nommen und als Angebinde 20 Mk. übersandt. Bretnig. In unserem, sich immer mehr ent wickelnden Orte, der thcils nach Hauswalde, theils nach Frankenthal eingepfarrt ist, hat sich schon seit längerer Zeit das Bedürfniß nach einem eigenen Friedhof geltend gemacht Nachdem nun die nöthigen Vorbereitungen zur Anlegung eines solchen getroffen worden sind und auch ein günstig gelegenes und passendes Areal dazu angekauft worden ist, gedenkt man den Gottesacker tm Laufe des nächsten Sommers zu weihen. Um die Beerdigungen christlich würdig zu gestalten, hat man auch beschlossen, für den Friedhof ein Glockengeläute anzuschaffen. Kamenz. Am Sonnabend tagte im Rathskeller hierselbst der Central-Ausschuß der Gewerbe- und Indu- strie-Ausstellung unter Vorsitz des Herrn O. Müller. Hierbei wurde Seitens des Bau- und Aufstellungs-, Preß-, Finanz- und Lotterie-Ausschuffes über die inner halb derselben gezeitigten Vorarbeiten referirt. Nach nun mehr beendigtem Anmeldetermin zur Betheiligung an der Ausstellung ergab das hierauf bezügliche Referat folgendes Bild über die Frequenz derselben. Angemeldet haben sich 106 Aussteller und zwar 58 aus der Stadt Kamenz, 32 Weitere innerhalb des Bezirks der Königl. Kreishaupt. Mannschaft Bautzen, aus den Orten Bautzen, Zittau, Löbau, Pulsnitz, Elstra, Großröhrsdorf, Königsbrück, Schwepnitz, Prietitz, Ebersbach, Bischheim, Gelenau, Wiesa, Niedergurig, Niethen und Ohorn, sowie 16 außer halb unseres kreishauptmannschaftlichen Bezirks, nämlich aus Dresden, Leipzig, Chemnitz, Mittweida, Magdeburg, Berlin und Großenhain. Der von den Ausstellern bean spruchte Raum beträgt 1086 Quadratmeter. Die bei der Anmeldung vielseitigst vertretenen Gewerbs- und Jndustrie- branchen lassen auf ein recht mannigfaltiges Bild schließen, welches durch Vorführung der verschiedensten Maschinen durch zeitgemäße Betriebsmittel ganz besonders zur Geltung kommen dürste. Im weiteren ist eine Ausstellungslotterie geplant, zu welcher nur ausgestellte Gegenstände zum Ankauf gelangen sollen. Die brennendste Frage, welche in besagter Versammlung noch immer nicht zur Lösung gelangen konnte, bildet die des Platzes für die Ausstellung selbst. Nachdem vom Schützenhause als Ausstellungsort abgesehen worden ist, schwebt noch die Entscheidung einer- seits über die Verlegung derselben nach „Stadt Dresden", mit daselbst sich erforderlich machenden Hallenbauten, andererseits über eine aus dem Albertplatze hierselbst eigens zu errichtende Ausstellungshalle, welches letztere Projekt von dem größten Theile der Versammlung beifälligst be grüßt wurde. Der Garantiefonds wird einestheils vom Gewerbeverein gezeichnet werden, während anderntheils die Betheiligung hierbei Seitens der Stadtcommune, sowie von Mitgliedern des Vereins erhofft wird. (K. W.) — Das dunklere Grau für die sächsischen Osfizier- mäntel wurde an allerhöchster Stelle aus den von ver schiedenen Beauftragten gelieferten Mustervorlagen aus gewählt, wobei die Tuchfabrik von F. G. Herrmann u. Sohn in Bischofswerda den Vorzug hatte, ein von ihr fabrizirtes neues Graumelirt nunmehr als vorschrifts- mäßiges für Sachsen giltiges Grau bezeichnet zu erhalten. Die Originalprobe ist vom Ministerium besiegelt und an die Regimenter zur Ausgabe gebracht worden. Kleinzschachwitz. Am Sonntag Nachmittag ereignete sich hier ein bedauerlicher Unglücksfall. Der Leibjäger Herr N. versuchte, ein früheres Reitpferd als Zugpferd einzufahren. Kurz vor der Brücke über den Lockwitzbach scheute das Pferd. Herr N. suchte sich durch einen Sprung aus dem Wagen zu retten, fiel aber so unglücklich, daß er ein Bein brach und vom Pferde weiter geschleift wurde, so daß die Schienenknochen durchs Fleisch drangen. Einige Arbeiter, die auf die Hilferufe des Un glücklichen herbeieilten, brachten ihn in seine Wohnung. Neben dem hiesigen Arzte Herrn Dr. Hartung wurde auf telephonischem Wege der Generalarzt des sächsischen Heeres aus Dresden herbeigerufen. Dadurch erhielt Se. Majestät der König Kunde von dem Vorfälle und ließ sich über die Einzelheiten desselben telephonisch vom Kur- Hause aus benachrichtigen. — Wie schamlos zuweilen die Butterhändler ihre Waare fälschen, hat in Bautzen eine Bürgersfrau kürzlich erfahren, Dieselbe hatte nämlich von einer frem den Butterhändlerin 12 Kilogr. Butter gekauft. Als sie aber die Butter zerschnitt, fand sie dieselbe mit Talg ge füllt. Nur äußerlich war sie mit einer dünnen Butter schale umgeben. — Ein trauriges Jagdunglück ereignete sich am Montag Nachmittag auf dem bäuerlichen Reviere Pis kowitz. Ein Jagdtheilnehmer von Schmeckwitz trug sein Gewehr im Arme, als dasselbe sich durch irgend einen unglücklichen Zufall entlud und ein Theil der Ladung dem voranschreitenden Gastwirth Jakob Müller — vormaligen vieljährigen Diener des Herrn Rittmeister Edler v. d. Planitz — in den Rücken drang, so daß er nach kurzer Zeit eine Leiche war. — Auf der Allgemeinen deutschen Lehrerversammlung, die vorige Pfingsten in Leipzig abgehalten wurde, kam der Beschluß zu Stande, daß künftighin dnse Ver sammlung und der deutsche Lehrertag gemeinschaftlich tagen wollen, damit die Trennung der deutschen Lehrer in diese zwei Gruppen aufhöre. Der engere Ausschuß giebt nun mehr bekannt, daß die erste vereinigte Versammlung beider Körperschaften vom 15.—17. Mai d. I. in Stuttgart abgehalten werden soll. — Viele Hände sind zur Zeit in der Kap-Herr'schen Villa auf der Parkstraße zu D r e s d e n thätig, um das schmucke Heim für Se. königl. Hoheit den Prinzen Johann Georg einzurichteu. Der Prinz bezieht die Villa bereits am 1. März, so daß also die betreffenden Arbeiten die größte Beschleunigung erfahren müssen. — Die „Oekonomische Gesellschaft i. K. S.", welche bereits in den letzten drei Jahren im zeitigen Frühjahr einen Saatmarlt zu Dresden abgehalten und diese Ein richtung für die Zukunft regelmäßig geplant hat, beab sichtigt auch in diesem Jahre Anfang März einen Saat- niarkt zu Dresden abzuhalten. Da durch den Saatmarkt in erster Linie der direkte Verkehr zwischen Consument nnd Produzent, also unter den Landwirthen selbst, ge fördert und außerdem Gelegenheit geboten werden soll, die Erzeugnisse verschiedener Gegenden mit einander ver gleichen und sich ein Saatgut auswählen zu können, wel ches den eigenen klimatischen und Bodenverhältnissen ent- spricht, so ist es erforderlich, daß auch auf eine genügende Betheiligung seitens der sächs. Landwirthe mit Beschickung von Saatgetreide-Proben gerechnet werden kann, da an dernfalls von der Abhaltung eines Saatmarktes in diesem Frühjahr Abstand genommen werden müßte. Es werden deshalb diejenigen Landwirthe, welche Sommergetreide (in erster Linie Hafer) als Saatgut abzugeben haben und geneigt sind, zum Verkaufe desselben den Saatmarkt der Oekonomischen Gesellschaft im K. S. zu benutzen, aufge fordert, diesbezügliche Mittheilungen bis zum 25. Januar an die Geschäftsstelle genannter Gesellschaft, Dresden-A., Wienerstr. 73, 2. Etage, gelangen zu lassen. — Ein Drittel aller Geisteskranken hat der Alkohol ins Irrenhaus gebracht. Allein in Dresden fielen im Vor jahre 50 Deliriumkranke und 137 geisteskranke Trinker der Pflege der Stadt zur Last. Unter diesen 137 haiteu 10 die Trunksucht ererbt. — Durch die geringe Ernte haben die Preise für Rauhfuttermittel eine große Höhe erreicht. Für gutes Heu Wird in der Nähe Dresdens willig 7 M. und mehr bezahlt und Haferstroh ist auf 4 M. der Zentner gestie gen, aber auch kaum zu haben. Unter diesen Umständen wird die sonst verachtete Spreu gern gefüttert und den Landwirthen, die in der glücklichen Lage sind, solche ver kaufen zu können, oft bis zu 2 M. für den Zenter im Hofe bezahlt. — Welche Zunahme die Verwendung der Dampf maschinen in Sachsen gefunden hat, ergiebt sich aus fol genden Ziffern. Es fanden sich nach den amtlichen Auf nahmen in unserem Lande feststehende Dampfmaschinen 1846: 196, 1856: 550, 1861: 1003, 1878: 4548, 1885: 6244, 1891: 8073. Von den amtshauptmannschaftlichen Bezirken wies Anfang 1891 Zwickau die meisten (1211) und Dippoldiswalde die wenigsten feststehenden Dampf maschinen auf. Unter den Städten besaß Chemnitz die meisten, nämlich 450 Dampfmaschinen. — Vor einem Schwindler, Namens Schubert, der in den Tageblättern Arbeiter für die Weltausstellung nach Antwerpen sucht, sei nachdrücklich gewarnt. Es handelt sich für den Ehrenmann lediglich darum, von seinen Opfern 7 Mark 50 Pfg. für den „Abschluß des Vertrages" zu erlangen und dann die Stätte seiner Wirksamkeit zu ver lassen. — Nicht weniger als 42 Gemeindevorstände der Dresdner Umgegend haben einen Nothruf an den Landtag geriä tet wegen der planmäßigen Tyrannei revolutionärer Rotten gegen die friedliebende Bevölkerung. Zum Beweis werden viele schmachvolle Beispiele aufgeführt. Es wäre freudig zu begrüßen, wenn dieser oft schon beklagten Thätigkeit aller sozialdemokratischen Revolutionäre von Seiten der Regierung mit aller Macht entgegengetreten würde. Jedenfalls giebt der Nothruf, den die Gemeinde vorstände an die Kammer gerichtet haben, Veranlassung, daß das widerwärtige Treiben der Volksaufwiegler, die ihrerseits bei jeder Gelegenheit über Vergewaltigung schreien, gebühre: d gekennzeichnet wird; denn gerade von Seiten der Sozialdemokratie wird die Vergewaltigung der Gegner am Aergsten und mit allen Mitteln betrieben. — Wir berichteten kürzlich, daß man in Dresden be deutenden Steuerhinterziehungen auf die Spur gekommen sei. Nach einer jetzt vorliegenden neueren Nachricht, soll der von den Erben eines verstorbenen Großkaufmanns nachzuzahlende Fehlbetrag der Staatseinkommensteuer ca. 500,000 Mk., der eines letzthin verstorbenen Restaurateurs 400,000 Mk. betragen. — Der „Dr. A." schreibt: Das m diesem Früh jahre abzuhaltende Rekruten-Musterungsgeschäft wird das erste Mal unter der vollen Wirkung der vom Reichstage im vorigen Jahre angenommenen Novelle zum Reichs- militärgifetz durchgeführt werden. Es werden danach für die unberittenen Truppen um mehr wie die Hälfte eines bisherigen Rekrutenjahrganges ausgehoben werden; denn abgesehen davon, daß bei diesen Truppentheilen in Folge Wegfalles des dritten Jahrganges die volle Halste des bisherigen Friedenspräsenzstandes zu decken ist, muß auch überdem für die durch den Reichstag als Kompensation sür Einführung der zweijährigen Dienstzeit bewilligte Etat- Verstärkung Vorsorge getroffen werden. Um bei Gestellung der Rekrutenziffer in dieser Höhe keine Schwierigkeiten zu haben, ist bekanntlich das Mindestmaß für die Infanterie und den Train von 157 auf 154 Centimeter herabgesetzt worden; dagegen beruht die Annahme, daß auch die An sprüche an die körperliche Tauglichkeit herabgemindert seien, auf Jrrthum. Schon durch das Herabgehen mit drm Mindestmaße wird ein reichliches und zwar köperlch vor züglich entwickeltes Material gewonnen, da eS Erfahrungs sache ist, daß die in diesem Alter befindlichen jugen Leute, sobald sie im Wachsthum zurückgeblieben, meist um so kräftiger im Knochenbaue und in der Muskulatur entwickelt sind. Vorsorglicherweise ist aber weiter die Bestimmung getroffen, daß die Berücksichtigung gewisser Schönheitsfehler, deren Vorhandensein bisher die Zutheilung zur Ersatzreserve bedingte, nunmehr wegzufallen hat. Selbstverständlich bezieht sich dies nur auf solche geringe Fehler, die am bekleideten Manne weder in die Äugen fallen, noch auch dessen Felddiensttüchtigkeit irgendwie beeinträchtigen. Daß noch immer die Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht bis zu gewissem Grade an der durch die Kosten der Heereserhaltung bedingten Begrenzung der Präsenzstärke scheitert, beweist das Vorhandensein noch einer Menge von als überzählig nicht zur Einstellung gelangter Re kruten aus dem letzten Aushebungsjahre, trotzdem bereit- in diesem ein wesentlich erhöhter Bedarf gedeckt werden mußte. ES ist wohl anzunehmen, daß der Andrang Freiwilliger zu den berittenen Truppen, trotzdem, daß die selben 3 Jahre bei der Fahne zu dienen haben, der sonst igen Vortheile wegen, welche die Angehörigen berittener Truppentheile genießen, bedeutend sein wird. DaS dritte Dienstjahr gilt denselben bekanntlich als Uebung, auch treten sie ein Jahr eher zur Landwehr zweiten Aufgebots über. Ein drittes Jahr bei der Fahne zu bleiben, übt aber für das spätere Fortkommen im bürgerliche« Leben selten einen ähnlich störenden Einfluß aus, wie die späte ren öfteren Einziehungen zur Uwung. Deshalb ist eS zu vermuthen, daß viele junge Leute noch am Musterungstage sich unter Verzicht auf die Loosnummer bei der Kommis sion zum Eintritt bei berittenen Truppentheilen melden werden. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Bei dem Festmahle des Deutschen Handelsiages, dem auch die Staaisminister v. Boetticher, Miquel und v. Berlepsch beiwohnten, kam es zu einem peinlichen Zwischenfall, indem der Geh. Commerzienrath Michel-Mainz, der Präsident der dortigen Handelskammer, in seinem Toast aus die Herren Miquel und v. Berlepsch zunächst dem Handelsmimster zahlreiche Liebenswürdig- leiten sagte, dann aber die Steuerpolitik deS Finanz ministers einer eingehenden und scharfen Kritik unterzog. Augenscheinlich erregt ergriff darauf Herr Miquel das Wort. Ein preußischer Finanzminister sei doch wohl nicht dazu da, mit Koth und Dreck beworfen zu werden. Er habe auf einen freundlicheren Empfang gehofft und nicht erwartet, in einer Tischrede derartig angegriffen zu werden. Was wolle man denn eigentlich? Die Militär vorlage sei bewilligt und das Geld müsse beschafft werden. Mache er nun dahingehende Vorschläge, so schreie Alles, die seien unannehmbar; brauchbare Gegenvorschläge aber mache Niemand. Bald darauf verließ er den Saal. Die „Norddeutsche" reproducirt nun diesen Vorgang und fügt dann hinzu, daß der Präsident des Handelslager, Geheimrath Frentzel, dem Finanzminister Miquel sein lebhaftes Bedauern über den Vorfall ausdrückte. Der Finanzminister antwortete hierauf in entgegenkommender Weise, daß der Handelstag für die Aeußerungen Einzelner nicht verantwortlich sei. Die Aeußerungen Michel'- hätten ihn wohl Anfangs peinlich berührt; aber da- möge passiren mit dem Uebrigen, was ein Minister sich müsse gefallen lassen. — Am Mittwoch erfolgte im Reichstag die erste Berathung des von den Abgg. Gröber, 1)r. Hitze und Gen. (Zentr.) einqebrachteil Gesetzentwurfs betr. Erwerbs- und Wirthschaftsge ossenschaften, durch welchen den Kon umvereinen der Verkauf von Waaren an Nichtmitglieder bi eStrafe untersagt werden soll. Abg. Wattendorf (Ztr.) sweist zur Begründung des Äntrages auf die Schädigun gen hin, welchen gerade die kleinen Geschäftsleute und Handwerker durch die Konsumvereine ausgesetzt seien. Vom sozialpolitischen Standpunkt aus aber müsse Alle- gethan werden, um diese dem Mittelstände angehörigen Kreise zu stützen. Mögen die Konsumvereine früher auch al- Preis- regulatoren nothwendig gewesen sein, heute seien sie e- nicht mehr. Es sei daher durchaus angebracht, den Ber- kauf an Nichtmitglieder den Vorständen und Angestellten der Konsumvereine bei Strafe zu verbieten. Abg. Clemm- Ludwigshafen (natl.)-. Ich werde gegen den Antrag stimmen, denn derselbe würde der Mehrzahl der Konsum- Vereine den Weiterbetrieb des Geschäftes unmöglich machen. Den Verkäufern ist es ganz unmöglich, zu kontrolliren, ob Waren für Mitglieder geholt werden oder für Nicht mitglieder. Die Konsumvereine würden bald keine Ver käufer mehr finden. Es liegt indeß kein Grund vor, einem Institut den Todesstoß zu versetzen, das für den Mittel stand so segensreich ist, wie die Konsumvereine. Sie lie fern nicht nur gute Waaren zu billigen Preisen, sie regen auch den Spürsinn an. In den Konsumvereinen finden sich außerdem Mitglieder aller Parteien und Konfessionen zusammen und ketten sie durch ein gemeinsames Interesse zusammen. Darin liegt doch auch ein sozialer Vortheil. Seitdem die Konsumvereine, die an Nichtmitglieder ver kaufen, zur Steuer herangezogen sind, liegt jedenfalls ein Grund zu dem Anträge nicht mehr vor. Ich bitte Sie, den Antrag einer Kommission von 21 Mitgliedern zu Fortsetzung in der Beilage.