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Nr. 21 Vulrvttzrr Wochenblatt. — Dienstag, oen 18. Februar 1913 Sette 6 Line evangelische Bewegung in Siebenbürgen. v. L. X. Aus Siebenbürgen ko'mmt die Nachricht, dah am 29. Januar d I. in Hermannstadt 109 aus der römisch- katholischen Kirche ausgetretene Personen in die evangelische Kirche ausgenommen wurden. Vorhergegangen war am elften Januar eine große Protestversammlung der in Hermannstadt ansässigen deutschen Katholiken, in der die Madjarisierungsbe- strebungen der katholischen Kirche aufs schärfste angegriffen wurden Wie uns berichtet wird, hat es die römische Kirche an aller Rücksicht auf die Bedürfnisse der deutschen Katholiken fehlen lassen und hat seit langem schon offen Portei ergriffen für die völlige Madjarisiervng der dortigen deutschen kalholu scheu Gemeinde und ihrer Interessen. Obwohl die deutschen Katholiken in der katholischen Gesamtkirche die Mehrheit bil den, wurde ihnen von 12 Gottesdiensten nur e n einziger deut- scher zugestanden. Das von der Kaiserin Maria Theresia als deutsche Anstalt gegründete Weisenhaus und Schule ist ganz madjarisch geworden. In der römisch-katholischen Knabenschule und in den Mädchenschulen der Franziskanerinnen und Ursu linerinnen wurde das Deutsche nur als gewöhnlicher Lehrgegen- stand behandelt. Die Internate sind gänzlich madjarisch gelei tet. Ein einziges Bollwerk war für die deutschen Katholiken noch der Oberprokurator (Obmann) des Kirchenrats, Direktor der Siebenbürger Vereinsbank, I F. Zeibig, der über dreißig Jahre lang mannhaft die Rechte der Deutschen vertreten hat. Dieser aufrechte Mann ist nun durch Bischof Mejlath, jeden falls auf Anregung des römischen Stadtpfarrers Prinz von Hohenlohe, seines Amtes entsetzt worden, weil er den Interes sen der römischen Kirche entgegen gehandelt habe. Damit war die Hartmut der hartgeprüften deutschen katholischen Volksge nossen in der Diaspora Siebenbürgens zu Ende und die ge zeichnete Entwickelung setzte ein In der Feier, die sich an die Aufnahme der 109 Üebergetretenen in die evangelische Kirche anschloß, betonte einer der Führer, daß sie in dem schweren Kampf, den sie in der letzten Zeit geführt hätten, keine Unter- stützung von außen verlangten, sondern daß sie zugewartel hät ten, ob die innere Ueberzeugung der einzel wn stark genug sei, um sich selber Bahn zu brechen". Der Entschluß, die Mutier kirche zu verlassen, es sind bis jetzt 193 ausgetreten, hat denn auch nur nach schweren Kämpfen in den ' erzen dieser durch- aus kirchlich gesinnten Hermannstädter Katholiken Gestalt ge winnen können. Aber es blieb ihnen keine andere Möglichkeit, wenn sie ihre Nationalität bewahren und andererseits nicht heimatlos im Christentum dastehen wollten Der Vortrag ist im übrigen ein schlagender Beweis gegen die Behauptung der ultramontanen Presse, daß es sich bei der evangelischen Bewegung in Oesterreich nur um eine Abfall- Hetze und um die Früchte der Agitation landfremder Geistlicher handle. Die katholische Kirche hat es sich selbst zuzuschreiben, wenn bei der von ihr beliebten Behandlung des deutschen Vol kes zugunsten der nichtdeutschen Völkerschaften die Folgen nicht ausbleiben. Die Werbekraft des evangelischen Gedankens, der dem deutschen Gedanken immer freie Bewegung gelassen hat, wächst dementsprechend und schließlich erreicht irgendwie einmal die Geduld des gutmütig?« deutschen Michels ihr Ende. ReichsWsflnmmiWMlr. Sitzung vom 18. Februar. Bei der Weiterberatung des Postetats gab es auch heute noch eine Reihe von Wünschen für die Verbesserung der Lage der Beamten. Scharfe Angriffe gegen die Postverwaltnng rich- lete Genosse Wedel und lockte damit den Staatssekretär Kraetke hervor, der entschieden dagegen protestiert, daß der Redner die Postbeamten so niedrig einschätzt und von Leibeigenen und von Sklaven spricht. Durch alle Reden, die noch kamen, klang samt und sonders der Wunsch hervor, trotz allen Beden ken, die Bezüge der Beamten zu erhöhen. Des weiteren forderte man verschiedentlich eine bessere postalische Versorgung des flachen Landes. Staatssekretär Kraetke ging auf verschiedene Wünsche ein und sang dabei der Tclephonordnung einen Schwanensang, indem er sein Bedauern darüber AnSdruck gab, daß diese in der Kommission ihr Begräbnis gefunden habe. Hinsichtlich der Stockung in der höh^rn Beamtenkarriere gab Staatssekretär Kraetke die Zusicherung, daß Besserungen in Aussicht genommen seien. An dem vielfach gewünschten Welt porto werde gearbeitet, doch leider ginge die Sache nur langsam von stallen. Herr Hubrich von der Fortschrittspartei befaßte sich in der Hauptsache mit der Besoldung «er Beamten Nach wei terer unwesentlicher Debatte, in der zwei Elsässer Spezialwünsche vorbrachten, vertagte man sich auf Montag. Sitzung vom (7. Februar. Sm Reichstage war es mit Ausnahme der äußersten Linken heute in erster Sitzungsstunde reckt leer. Herr Jubeil hatte das Wort, und man weiß, daß jeder sozialdemokratische Redner es sich angelegen sein läßt, alles ouss gründlichste zu besorgen Er brachte eine ganze Reihe von Wünschen für die Besserstellung der Be amten und Beamtinnen vor und malte alles schwarz in schwarz. Oer Fortschrittler Riel, der nach ihm sprach, brachte gleichfalls zahlreiche Wünsche vor, die sich auf verschiedene Zweige der post- verwaltung erstreckte. Da er aber gleichfalls sich wenig kurz faßte, wurde vom Präsidium die Bitte ausgesprochen, nicht so lange Reden zu halten, da man sonst mit der Beratung niemals fertig werden würde Das Zenlrumsmitglied Ruckhoff polemisierte zu nächst gegen die Sozialdemokratie, um dann zu betonen, daß auch dis bürgerlichen Parteien einmütig seien in der Regelung der Be soldungsfrage. Dann spinnen noch einige Redner, trotz der Bitte des Präsidenten, den Faden weiter. Genosse Sydekum holte sich noch den üblichen «Ordnungsruf; schließlich war man mit dem Rapitel Besoldung zu Lude. Morgen gibt es zunächst einige An fragen, dann Wahlprüfungen und Fortsetzung der Ltatrberatung. ttus aller ^-elt München, 17. Februar. (Selbstmord aus Liebeskummer) Der herrschafWche Jäger Nach bar schlitzte sich den Leib auf, ritz die Eingeweide her aus und warf sie fort. Er lebte bei vollem Bewußt sein noch 12 Stunden. Die Schreckenstat wurde au» Liebeskummer verübt. Augsburg, 17. Febr. (Renkontre zwischen einem Jäger und einem Wilderer) Zwischen einem Jäger und einem Wilderer fand am Lechufer ein Renkontre statt. Der Wilderer griff zum Messer. Der Jäger gab hierauf einen Schuß ab und verletzte den Wilderer schwer, sodaß der letztere nun verhaftet werden konnte. Passau, 17. Febr. (EinbruchineineKirche.) In die Kirch; de« bekannten Wallfahrtsorte Maria- hilf wurde in der Nacht zu gestern eingebrochen. Die Diebe erbrachen das Tabernakel, warfen die Hostien auf die Erde, drangen dann in dar Ziborium, stahlen zwei Kelche und verschiedene andere Weihgegenstände und beschädigten die Opferstöcke. Den Tätern, die an geblich aus München stamme, , soll man auf der Spur sein. Bodenbach, 17. Februar. (Zum Streik der Elb schiff er) Auf der böhmischen Elbe streiken heute die gesamte Deckmannschaft und die Heizer sämt- licher Dampfer. Trotzdem wird der Verkehr mit den Steuerleuten und Maschinisten in beschränktem Um fange aufrecht erhalten. Tetscheu, 15. Februar. Ein Sreik der Elbschiffer hat auf den böhmischen Umschlagplätzen heute be gonnen. Der Verkehr wird jedoch zurznt noch aufrecht erhalten, da die Streikenden nach dem österreichischen BinnenschtsfahrtSges-tz vor dem Verlaffen der Fracht schiffe diese vollständig entleeren muffen. Das junge Brautpaar unseres Aaiserhauses. Prinzessin Viktoria Luise und ihr Bräutigam Prinz Ernst August von Cumber- land geben sich jetzt gan^ den ersten Eindrücken ihres jun- Glückes hin. Braut und Bräutigam vergnügten sich während ihres Aufenthaltes in Karlsruhe sehr viel mit Spaziergängen, auf denen sie meist von dem Prinzen Oskar begleitet wurden. Vlivkkasten F. M. Stimmt! Z 869 des bürgerlichen Gesetzbuches lautet: „Stirbt der Mieter, so ist sowohl der Erbe als der Vermieter berechtigt, das Mietsverhällnis unter Ein haltung der gesetzlichen Frist zu kündigen. Die Kündigung kann nur für den ersten Ter min erfolgen, kür den sie zu lässig ist." I. F. in p. Wette gewon- nen I Die deutsche antarktische Expedition unter dem Ober leutnant Filchner trat ihre Reise nach dem Südpotgebiet am 4 Oktober 1911 von Buenos Aires aus an. M. A. in p. Die Zahl der im Jahre 1912 tödlich verunglückten deutschen Flie ger war nicht so groß als Sie annehmen. Nur 15 büß ten das Leben ein.) M. I in G Sie haben Recht, das Esperanto ist er- funden von dem russischen Augenärzte Or. Zamenhof. Magdeb. Wettervorhersage zum 19. Februar. Trocken, wechselnd bewölkt, vielfach heiter, starker Nacht- frost und Reif, ani Tage in der Sonne ziemlich angenehm. Zur Verlobung im Deutschen Kaiserhäuser Prinzessin Viktoria Luise mii ihrem Bräutigam, dem Prinzen Ernst August, Herzog zu Braun schweig und Lüneburg auf einen« Spaziergang in Karlsruhe. Neben dem Brautpaar: Prinz Oskar von Preußen. Wien, 17. Februar. (Das Begräbnis der ermordeten SozialistensührerS Schuh mai er) Da« Begräbnis des ermordeten sozialdemo- kratischen Arbeiterführers Schuhmater gestaltete sich zu einer Trauerfeier, an der ganz Wien teilgenommen hat. Am offenen Grabe sprach als erster vr. Ellen bogen, dann namens der Reichsdeutschen Sozialdemo kraten Abgeordneter Scheidemann und hierauf Fischer namens der deutschen Reichstagsfraktion. An 20000 Arbeiter und Arbeiterinnen nahmen daran teil. Rom, 16. Februar. (Schnee st ürme in Sizi lien.) Auf ganz Sizilien herrscht starker Schneefall. Schnecstürme, wie man sie auf der Insel seit vielen Jahren nicht erlebt hat, wüteten in Palermo und Trtnitapoli. Marseille, 17. Februar. (Sturm und hoher Seegang.) Seit zwei Tagen herrscht hier starker Sturm und hoher Seegang. Alle Schiffe treffen mit Verspätung im hiesigen Hafen ein Man ist über dak Ausbleiben der tunesischen PostdampferS „Stadt Algier", der gestern Abend fällig war und bisher noch nicht sianalisiert wurde, sehr beunrubiat. StäStlscks Sparkasse Pulsnitz, ^äg licke Verzinsung zu 3^« Prozent. Alle Einlagen werden vom nächsten Tage ab und alle Rückzahlungen bis mit dem der Rückzahlung vorhergehenden Tage verzinst. Geschäftszeit: 8—s2, 2—Sonnabends 8—s Uhr. Gewährung von Hypotheken- und Pfanddarlehen. Neu« Vermietung von Schrankfächern an jedermann unter eigenem Verschluß des Mieters. SetrsiSo-Serickt. An der Getreidebörse war das Geschäft trotz eiwas feste rer Tendenz sehr still. Rüböl völlig vernachlässigt. Dresdner Produkten-Börse, 17. Februar. Wetter: Schön. Stimmung: Ruhig. Um 2 Uhr wurde amtlich notiert: Weizen, weißer —, brauner 78—77 Kilo, 192—196 M, do' 73 -74 Kilo, 186-189 M, do. russ, rol 227—236 M, Kansas 238- 238 M, Argentinier 225-L32 M, Duluth spring 237-289 M, Manitoba 4 222 -232 M. Roggen, inländischer 70-73 Kilo 169-168 M, do. 67-69 Kilo 180 166 M, Sand 70—73 Kilo 162-168 M, posener —M, russischer, alter —M. Gerste, sächsische 173-184 M, schlesische 177-193 M, pose- ner177—193 M, böhm 196—218, Futtergerste 160—164 M. (Feuchte Ware unter Notiz.) Hafer, sächsischer 172—182 M, feuchter und beschädigter 136 bis 165 M. schlesischer 172—182 M, russischer M. amerikanischer 182—184 M Mais Cinquantine 217—222 M, Rundmais M La Plata, gelber 152—166 M. Erbsen, Saat u Futter, 185- 200 M, Wicken 215—230 M. Buchweizen, inländischer 195 -205 M, do. freinder 200—210 M. Gelsaaten, Winterraps, scharf trocken M. Leinsaat, feine 285 -290 M, mittlere 268 -275 M. La Plata 248 -250 M, Bonlbay 285-290 M. Rüböl, raffiniertes 74 M. Rapskuchen, (Dresdner Marken), lange 15,00 M, runde — M Leinkuchen, ^Dresdner Marken) l 17 50 M, II 17.00 M. Mal? 32,60 - 34,00 M. Weizenmehle (Dre dner Marken), Kaiserauszug 35 00—35.50 Grießlerauszug 34,00—34,50, Semmelmehl 33.00—33.60 M, Bäckermundmehl 31.80-32.00, Grießlermundmehl 24.00 bis 25.00, Pohlmehl 21.60—22 60. Roggenmehle (Dresdner Marken«, Nr 0 26.50—27,00 Nr. 0/1 25 50—26 00 Nr. 1 24,60-25.00, Nr. 2 22 00—23.00, Nr. 3 21.00- 22.00, Futtermehl 14.20—15.00. Weizenkleie «Dresdner Marken», grobe 11.60— 12.00, feine 1120—11.60 Roggenkleie (Dresdner Mark). 12.00—12.40. JugruöMe. Am Bußlage ist das Jugendheim von 5 bis 10 Uhr geöffnet. Nächsten Montag, den 2^f. Februar findet abend» 8 Nhr im Jugendheim (Ratskeller 1 Treppe) die Jahreshauptversammlung des Ortsausschusses für Jugend pflege statt. Wegen wichtiger Beschlußfassungen ist voll zähliges Erscheinen der geehrten Herren Mitglieder dringend erwünscht. Noch außenstehende Rechnungen, den Volksunter haltungsabend betreffend, sind bis Ende dieser Woche an den Kassierer, Herrn Fabrikant A. Röschke, abzugeben. Mrcksn-NackcicLztkn. Pulsnitz Mittwoch, den 19. Februar, 1. Bußtag: '/,9 Uhr Beichte > c»"„^ »km-* 9 „ Predtgtgottesdienst (Joh. 14, 9-) s Pastor Kohler 2 „ Gottesdienst in der Schule zu Ohorn. Pastor Köhler. 5 „ Predigtgottesdienst (4. Mose 21, 4—9) — anschließend Beichte und hl. Abendmahl. Pfarrer Schulze. Für die Zwecke der inneren Mission wird eine Kollekte gesammelt werden. Donnerstag, den 20. Februar, abends 8 Uhr Bibelstunde in der Schule zu Friedersdorf. O sei nickt stolz! O sei nicht stolz, ob auch dein Licht Noch hoch am Himmel steht: Der Schein verlischt — du weißt es nicht, Wie rasch ein Glück vergeht! Trägst du noch heute Ehren ein Und schmückt dich Ruhmetzier, Kannst du gar bald vergessen sein, Und niemand spricht von dir. Wer eine Welt erobern will, Wird leicht auch bettelarm, Drum halte dir im Herzen still Den Schatz der Liebe warm! Einst senkt man dich zur Gruft hinab Samt aller eitlen Zier, Und wölbt darauf ein kleine» Grab Und — niemand spricht von dir.