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Nr. 21. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 18 Februar 1913. Sette 2. chen-Uebertragung stehen die Sammelmolkereien obenan. Sie erhalten täglich Milch au» einer großen Zahl von Gehöften und geben die Gefäße leer oder mit Mager milch gefüllt an die Anlieferer wieder zurück. Nach dem neuen Gesetz stehen diese unter Kontrolle, und bis zum 31. Dezember 1913 muß in jeder Sammelmolk-rei Einrichtung geschaffen sein womit die Milch von 85 bis 90 Grad erhitzt werden kann. Der Zentrifugen schlamm ist zu verbrennen oder zu vergraben, die Zentri- fugentrommeln und Einsätze mit kochendheißer 3«/« Soda- lösung zu reinigen. Zum Schluß empfahl Redner noch die Anschließung an das „freiwillige Tuberkulose Tilgungs verfahren" das der Aufsicht des Ministeriums des In nern untersteht und dessen Zentralstelle in Dresden ist. Die Rindviehbesitzer sollen sich vereinen und mit einem Tierarzt einen Vertrag abschließen zwecks Ueber- nähme der erforderlichen Untersuchung, welche 3 Jahre lang durchzuführen ist. Ein Wiederaustritt ist nach V» jähriger Kündigung gestattet. Die angeschloffenen Vtehbesitzer haben den Vorteil, daß die Tiere welche wegen Tuberkulose abgeschlachtet werden, zu hx, Nutzwertes entschädigt werden, jedoch nicht über 500 Mark, während Nichtangeschlossene nur eine Ent schädigung nach dem Schlachtwerte erhalten können. Möge das neue ReichSviehseuchengesetz der Landwirt schaft den Schutz gewähren, den sie benötigt, um ihre Ausgaben hinsichtlich der Volksernährung erfüllen zu können. Die Versammlung dankte durch Erheben von den Plätzen Herrn Dr. Poth für seine recht lehrreichen Ausführungen. Wohl jeder war befriedigt von dem Gehörten. Großröhrsdorf. (Doppelkonzert.) Wie aus dem Inseratenteile ersichtlich, findet am kommenden Freitag im Nieder-Gasthof ein Doppelkonzert von der Otto Schäfer'schrn Kapelle und der Stadtkapelle aus Pulsnitz statt. Die Musikfreunde unseres Orte» dürf ten bei einem Besuche des Konzerts» sicher auf ihre Rechnung kommen, da ein gutes Programm zu Ge hör gelangt. Kamenz. (Diebstahl.) In der vergangenen Nacht wurde in einem Gasthofs in LückerSdorf ein dreister Diebstahl verübt. Dem Täter fielen dabei viele Wertsachen, als Uhren, Ringe, Armbänder, Bro- schen usw in hohem Werte in die Hände. Der Dieb sollte sich indessen seine« unredlich erworbenen Gute» nicht lange erfreuen. Er wurde, nachdem der Bestoh lene und anwesende Gäste sofort seins Verfolgung aus genommen hatten, schon heute früh in einem hier aus. hältlichen 20 Jahre alten stellungslosen Hausdiener aus Dresden ermittelt, sestgenommen und an das Kö nigliche Amtsgericht Kamenz eingeliefert. Die gestoh- lenen Sachen wurden bei ihm zum größten Teile vor- gefunden. Kamenz (Schadenfeuer.) Im nahen Häslich wurde am Sonnabend abend gegen »/i 10 Uhr das einstöckige Wohnhaus de» EteinarbeiterS Alwin Guhr durch Feuer vollständig vernichtet. Dabei fand die zwölf jährige Tochter Frieda de» Kalamitosen den Tod in den Flammen, während die Ehefrau Guhr's schwere Brandwunden am Kopf und Arm davontrug, sodaß sie heute in dar hiesige Barmherzigkeitsstift überführt werden mußte. Sämtliches Mobiliar sowie zwei Zie gen sind verbrannt. Der Kalamitose hat nicht ver- sichert. Al» mutmaßlicher Brandstifter wurde von der Landgendarmerie ein dortiger Einwohner sestgenom men und dem Königl. Amtsgericht Kamenz zugeführt. — Am Brandplatze waren die Spritzen de« Ritter- gutes Bischheim, der Gemeinde Reichenbach, der Feuer- wehr GerSdorf und der Feuerwehr Niedersteina erschie- nen. Ein tragisches Geschick wollte er, daß die letzt- genannte Spritze von dem Bruder des verbrannten Mädchen» gefahren wurde, der in Niedersteina al» Knecht bedienstet ist. Bischheim. (Spritzen - Unsall.) Als am Sonn abend abend die hiesige Spritze zum Brande nach HäS- lich ausrückte, erlitt sie unterwegs einen Unfall, der glücklicherweise noch glimpflich ablief, leicht aber recht ernste Folgen haben konnte. In der Nähe der König- Albert-Liche wurde infolge eine- Hinternisse« die in schnellster Gangart befindliche Spritze umgekippt und die daraus befindliche 6 Köpfe starke Mannschaft aus die Straße geschleudert. Bei dem Vorfall ging ein Vorderrad entzwei; zum Glück zerbrach auch die Deich- sel, sodaß die umgekippte Spritze von den Pferden nicht fortgeschleift werden konnte. Letztere rasten weiter, wo- bei dar eine noch in einen Straßengraben stürzte, aber ohne Verletzungen davonkam. Von den Mannschaften haben mehrere Hautabschürfungen, einer eine Fleisch. Verletzung am Beine erlitten. Dresden, 15. Februar. (Streik der Elb- schifser.) Auf der sächsischen Elbstreckr haben 1000 Schiffer die Arbeit niedergelegt. Im Laufe des Tages dürften aus dec Strecke Leitmeritz—Hamburg weitere 3000 Arbeiter in den Streik treten, sodaß die Gesamt zahl der Streikenden etwa 4000 betragen dürfte. Dresden. (AudienzsächsischerGa st wirte.) StaatSminister Graf Vitzthum v. Eckstädt empfing vor einigen Tagen im Ministerium de» Innern in Gegen- wart mehrerer Räte eine Abordnung de- Sächsischen GastwirtSverbandeS, bestehend aus den Vorstandsmit gliedern Treutler und Franke in Leipzig. Die Abord- nung trug dem StaatSminister die Wünsche der Gast- wirte zu der Abänderung de» § 33 der Gewerbeord nung vor, wobei die BedürfniSsrage, die Konzesfionie- rung der privaten Kostgebereien und Privathotel», da» Stellvertreterwesen, die sogenannten alkoholfreien Cafes, die rechtzeitige Benachrichtigung der GastwirtSvereine bei KonzefsionSertetlungen und andere Fragen behan- delt wurden. StaatSminister Graf Vitzthum v. Eck. städt informierte sich eingehend über alle da» Gast- wirtSgewerbe interessierenden Angelegenheiten und sagte in manchen Fragen seine besondere Unterstützung zu. Am Schluffe der Audienz wurde dem Minister eine die speziellen Wünsche der Gastwirte enthaltende Denk schrift überreicht. »»»»»»»»»»»»»»»»»»» KVlmM Mi gpielen sick ^eAenwärti^ im KeickstaZe ab und nock interessantere sinci in der nächsten ^eit ru erwarten, cienn soll der FeickstaZ aus ^nlall 6er neuen MlitarvorlaZe bewilligen. 2ur Deckung clicser gewaltigen Summe — soll nacb kerickten dienen eine — 1<inL>e8 - - Tteuep Dab eine solcbe die weitesten Kreise unseres Volkes gewaltig erregen wird, ist nur ru natürlick. Oelangt eine solcbe Steuer rur Vorlage, dann clüriten sick Lckwene politische einstellen, die sogar, wenn clie Keicbs- Kegierung keine bewilligungsireuclige Keicbstagsmcbrb^it kindet, daru iükren — — — können, da6 eine — Auflösung Lies I^eichsts^es erkolgt In dieser ernsten /leit, da es ja leider unumgänglick nötig ist, daK ein tiefer» kinSpiff in rien immr (Zel^beutel > seitens der deutscken Steuerrabler von neuem erkolgen muk, ist mebr denn je nötig, da6 ein jeder in Stadt und band Interesse nimmt an den Vorgängen der Oegenwart, da6 er aui eine Leitung abonniert ist, die ibn auk dem kaufenden erkält. Das „Pulsnitzer Woeken- inkormiert stets am scknellsten und Zuverlässigsten über die inner- politiscke bage, über die auswärtigen Oesckeknisse Das „puisniiLer bericktet dank eines ausgedeknten kerickterstatterkreises auis scknellste und eingekendste über die Ereignisse in unserer engeren Heimat. Das „pulsnilxer Woekenblatt« ist auck eine kockinteressante Onter- kaftunZs - Lektüre kür ^lt und jung. Insbesondere publizieren wir auck koctMgi'knsntsfkuiWiM u.ki'MunM aus Das „Pulsnitzer Woekendiatt« ist aber auck iß ins kl unenl- dsknßivk lün einen Zeilen — durck die Rubrik „Oesuckte kpben" in der alle im Keicke wie in unseremStaate nock unbekoben liegenden brbsckakten rur Kenntnis gekrackt werden durck kostsnfi'sis Huskunit- in allen juristiscken und sonstigen ^ngelegenkeiten des täglicken bebens — der durck Publikation neuen — tsicksAssstrlicksn össiimmunßfsn und Onkenntnis derselben sckütrt be kanntlick nickt, bin Abonnement auk das „Pulsnitzer tVoekendiutt" Kostet monatlick krei Haus durck unsere Koten nun 45 plg, am 8ckalter abgekolt nur» 85 plg» vsr Vskls^ unci öis ks6sktion des f'uknikkl' MeksnbIsN88. Radeberg. (Neue Stadtratsstelle.) Infolge der immer mehr überhand nehmenden Verwaltungr ausgaben ist dir Neubegründung der Stelle eine» ju- rtstischen Stadtrate» beschlossen worden, der zugleich die Befähigung zum Rtchteramt oder zum höheren Verwaltungsdienst haben muß und als stellvertretender Bürgermeister zu fungieren hat. Radebeul. (NeuerSchuldirektor) An Stelle de» verstorbenen Direktor» Garte wurde der bisherige 1. Lehrer der 2. Bezirksschule, Ernst Reinhold Flam miger zum Direktor dieser Schule gewählt. Dresden. (Die Direktion des Circus Sarra- sani) leat ein besonderes Gewicht auf Lie folgenden Feststel lungen, die durch zahlreiche Nachfragen des Publikums veranlaßt werden. Dadurch, daß die Mirakelaufführungen am Bußtage und an den Tagen der Charwoche nicht gestattet werden, fällt für die Zukunft die Möglichkeit eines Reinhardt-Gastspieles im Circus Sarrasani fort. Reinhardt hatte ein Mirakel-Gastspiel unter Mitwirkung des Direktors Stosch-Sarrasani und seines Personals zur ersten Bedingung eines ferneren Zusammenwir kens gemacht. Diese Aussicht ist nunmehr geschwunden. Des ferneren erscheint es ausgeschlossen, daß der Circus Sarrasani innerhalb der diesmaligen Saison dem Publikum noch eine Wasserpantomime zeigen wird. Die Konstruktion der Manege weist derartige Mängel auf, daß an einen Umbau während der Circus-Saison nicht gedacht werden kann. Sarrasani wird trotz des schönen Erfolges, der ihm beschieden ist, sein Gastspiel eher beenden, als ursprünglich geplant worden war. — (Eiuen Lottertegewinn, der Aerger brachte), machte, wie da» „M. T." mitteilt, ein Ge schäftsmann in Meißen während der kürzlich erfolg ten Ziehung der 3. Klasse der Königl. Sächs. Lande», lotterte. Wie e» seitens mancher Lottertespteler recht häufig vorkommt, dachte auch in diesem Falle der be- rreffends Spieler erst an die Erneuerung seines Lose», als die gezogenen Nummern bereit» in den Blättern bekanntgemacht worden waren, unter denen sich seine Nummer mit einem Gewinn von 20 000 M befand. Den nunmehr eiligst an die betreffende Lotterlekollek- tion abgesandten Losbelräg erhielt der „glückliche" Ge winner mit einem Annahmeverweigerung-Vermerk zu rück, was natürlich auch eine GewinnauSzahlungS-Ver. wetgerung irn Gefolge hatte. Eine mündlich und per sönlich angebrachte Reklamation um Auszahlung de» Gewinne» an den betreffenden Kollekteur, Martin Le- min in Leipzig, hatte wenigsten» den Erfolg, daß dieser ihm erst 100, dann aber 500 M bot und auch au», zahlte. Am sich wäre da» immerhin ein ganz annehm, barer Vergleich, wenn der Gewinner nicht zwei Mit spieler hätte, die ihren LoSbeitrag geleistet und nun Anspruch aus ihren Gewinn erheben. Um diese zu befriedigen, muß der Gewinner nun auf die erhaltenen 500 M noch etwa 600 M aus seiner Lasche darauf legen und hat außerdem noch, weil einer der Mit spieler bereits im Klagewege sein Recht geltend ge- macht hat, noch einen hübschen Betrag an Kosten zu tragen. Glaucha«. (Stiftung.) Der Freiwilligen Feuer- wehr überwiesen die städtischen Kollegien zum 50jähri- ge»r Jubiläum ihre- Bestehen» 10 000 Mark als Grund stock für eine zu errichtende Feuerwehr-Sterbetasse. Annaberg. (Grenzverlegung) lieber die Verlegung der sächsisch-österreichischen Grenze bet Ham- Merunterwiesenthal-Weipert ist dem Reichstag ein Ge setzentwurf oom Bundesrat zugegangen. E» handelt sich um eine ziemlich geringfügige Veränderung, die aus praktischen Gründen wünschenswert ist, nämlich um die Verlegung eine» Stückchen» Grenzbach. Der auSzutuuschende Grun'flächenkompltx ist 550 Quadrat meter groß. - cagesgsfcdickto. Deutsches Reich. Berlin, 17. Februar. (Konfe renz zur Hebung der Futterproduktton.) Anfang März findet im ReichSamt de» Innern auf Veranlassung de» Staatssekretär» Dr. Delbrück eine Konferenz statt, die sich mit der Hebung der Futter produktion im Inland« und durch Einfuhr aus oen Kolonien befassen soll. An der Konferenz werden Delegierte des deutschen LandwirtschaftSrai», Vertreter der beteiligten Ressorts und Sachverständige teilnehmen. Berliu, 15. Februar. (Prinz Ernst August von Cumberland heute vereidigt) Die Ver eidigung de» Prinzen Ernst August, Herzog» zu Braun- schweig und Lüneburg fand heute im Schlosse in Ge genwart de» Kaisers durch den Kommandanten de» Hauptquartier» statt. Die Ede-formcl war die der preußischen Offiziere Der Eid wurde auf die Stan darte de» Husarenregimeni» von Zielen geleistet. Berlin, 16. Februar. (Die Taufe de» jüng- st en preußischen Prinzen) Im Palair des Prinzenpaares August Wilhelm vollzog sich gestern in achter Abendstunde die weihevolle Handlung, durch die der am 26. Dezember v. I. geborene Sohn de» Prtn. zenpaare« da» Sakrament der heiligen Taufe empfing. Mit dem Katserpaar wohnten die Eltern der Prinzes sin August Wilhelm sowie der Großyerzog von Sachsen- Weimar und Prinz Karl von Rumänien al» Vertreter seiner Mutter der Feier bei. Alexander-Ferdinand Alb recht Achille» Wilhelm Joseph Viktor Karl Feodor waren die Namen, die dem jungen Hohenzollernprtnzen beigrlegt wurden. — (Die neue Heere» v orlag») hat, wie zu erwarten war, im Auslande ein laute« Echo gefunden. Namentlich England hat plötzlich große Lücken in sei- ner Landesverteidigung entdeckt, und es klingt für die Engländer sowohl al« auch für die Franzosen we nig erbaulich, wenn man in London jetzt erklärt, daß an dem Sollbestand der englischen Territorial-Armee 52 000 Mann fehlen, die man durch die National-Re- seroe -.rgänzen will. Ebenso wie England, kann Frank reich den Effekten bestand seine« Heere» kaum mehr er höhen, und will daher seine Fürsorge besonder» der inneren Stärkung und Organisation widmen. Wie Deutschland jede» Armeekorp» mit je einer leichten und schweren Haubitz-Abteilsing auSgestattet hat, will man auch in Frankreich die schweren Feldhaubitzen vermehren. Auch hat sich ein Mangel an Truppen übung». und Schießplätzen bemerkbar gemacht, di