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Die kleinste Zeitung der Welt. Auf Thursday Island, du« zwischen Australien und Neuguinea liegt, erscheint eine Zeitung, die als die kleinste der Welt angesprochen Weeden darf. Der „Torres Straits Daily Pilot" besteht aus einem einfachen Blatt, 32:27 Zentimeter groß, das nur auf einer Seite bedruckt ist. Die Zeitung hält die Bewohner des Eilandes über alles auf dem laufenden, was in der Welt vor sich geht, und überbrückt so die Zeit des Wartens, die zwischen den einzelnen Dampserlandun- gen ausgestanden werden mutz. Der „Pilot" besteht aus drei Spalten, in der einen liest man Schiffsnachrichten, in der zweiten Meldungen aus Australien und Kabel aus der übrigen Welt, in der dritten Anzeigen. Die Abon nenten zahlen 1 Schilling in der Woche, das Einzelexem plar kostet 6 Pence. Fremde, die nach der Insel kommen, versäumen nie, sich eine Nummer des „Pilot" als Erinne rung mitzunehmen. Eine Frisur fürs ganze Leben. Die Frisuren der Frauen der Goldküste machen den Eindruck komplizierter Aufbauten. Dies« Kunstfrisuren erfordern weder elektrische Apparate noch andere raffinierte Instrumente; geschickte Hände formen mit Hilfe von ungewöhnlichen Rohmateria lien, deren Herkunft hier verschwiegen sei, Frisuren, die fast unzerstörbar sind. Die Negerinnen der westafrika nischen Küste bringen dabei bei Anwendung ihrer unappe titlichen Pomaden Farbnuancen hervor, die hierzulande nur für teures Geld erhältlich sind. Die eingefetteten kleinen Zöpfchen werden lange zwischen den Fingern der schwarzen Künstlerinnen gedreht und gerollt, um endlich mit Pflanzenfasern befestigt und gestützt zu Werden, bis sie knochenhart geworden sind. Die Arbeit ist langwierig, aber sie ist immerhin weniger schwierig als die, die ihr vorangeht. Diese Vorarbeit besteht darin, die Reste der die Zöpfe umgebenden Haare bis auf die Haut abzu scheren. Dabei treten aber wohlverstanden weder Scheren noch ähnliche Jnstrnmente in Tätigkeit. Um die Kopf haut haarfrei zu machen, wird jedes Haar einzeln oder in ganzen Büscheln, eines nach dem anderen, ausgezogen, bei manchen Stämmen wird das Haar mit an den Rän dern scharf gemachten Muscheln abrasiert. Wenn auch die afrikanischen Haartrachten von einer bunten Mannigfaltig keit sind, so ist doch die Frisur mit den vom Kopse ab stehenden Zöpfchen eine der verbreitetsten. Die Herstel lungsmethoden sind im allgemeinen überall die gleichen. Nur die Art der Pomaden wechselt und beschränkt sich nicht überall auf die oben angedeuteten unappetitlichen Roh materialien. An ihre Stelle treten zuweilen auch minder anstötzige wie Ton, Fett und vor allem Butter. Der Geruch ist freilich für unsere Nasen in jedem Fall uner träglich, denn die Butter oder das Fett werden ranzig und verbreiten einen widerlichen Geruch. Aber die Neger sind in der Beziehung ganz und gar unempfindlich. Wenn die Erledigung dieser „Kopfarbeit" auch geraume Zeit beansprucht, so ist das erzielte Werk dafür um so dauer hafter und braucht lange Zeit — oft lebenslang — nicht mehr erneuert zu werden. Man hat die Haare ein für allemal zusammengeflochten, um der Mühe des Frisierens überhoben zu sein. WM Buntes Merlei MUD Wie Korinth sich vor Hochwasser schützte. Nach mehr jährigem Aufenthalt in Griechenland ist der amerikanische Archäologe Professor Richard Stillwell nunmehr nach den Bereinigten Staaten zurückgekehrt. Seine Ausgrabungen auf dem Marktplatz von Korinth hatten als hervorragen des Ergebnis den Nachweis eines Flutanzeigers und Sammelbeckens, durch die die Stadtväter Straßen und Bewohner ihres Gemeinwesens gegen die Wasserfluten, die von den Hängen des Burgberges in die Stadt schossen, zu schützen versucht. Durch ein weitverzweigtes Röhren system wurde das Hochwasser in das Sammelbecken ge leitet, von wo eine weitere Röhre, deren Lauf nicht mehr genau verfolgt werden kann, wahrscheinlich nach dem gro ßen Abzugsgraben führte, in den auch die berühmte Quelle ihr Wasser gab, an der nach der Legende der Pegasus trank und durch Bellerophon gefesselt wurde. Der Scharfrichter als Heilkünstler. Zur Zeit Joachims des Ersten hat einmal der Scharfrichter von Berlin eine ganz absonderliche Kur angewandt. Da lagen einst am Gründonnerstag drei Bettler vor der Klosterkirche der Schwarzen Brüder gegenüber dem Schloß nnd taten jäm merlich, als hätten sie die Krämpfe, und lahm stellten sie sich auch. Meister Hans, der Scharfrichter, hatte sich aber die Leute genau angesehen und bemerkt, daß -er Schaum vor ihrem Munde eitel Seifenschaum war. Er fragte den Kurfürsten, ob er die drei Wohl gesund machen dürfe. Als der es erlaubte, zog der Scharfrichter eine Knotenpeitsche unter dem Wams hervor und schlug so unbarmherzig auf die armen Krüppel los, daß eine Staubwolke aus ihren Kitteln aufstieg. Da haben dann di« Krüppel schnell ihre Messer gezogen, aber nicht, um sich zu wehren, sondern um die Stricke zu zerschneiden, mit denen sie sich die Beine zusammengcbunden hatten, sprangen auf und liefen schnell über die Lange brücke bis ans Georgentor. Meister Hans aber hatte ihnen bis dahin das Geleit gegeben, und feine Knotenpeitsche hat die Musik dazu gepfiffen. Zum Lachen und Lächeln R2Ü Das höfliche Verbum Der Herr Schulrat war da, und das Förg Reserl sollte konjugieren: ich setze mich usw. Das Reserl begann: „I setz mi, du setzt di, er setzt si . . ." „Aber Reserl, so sagt man doch nicht", mischte sich die Lehrerin ein. „Sag's doch richtig!" Darauf das Reserl: „I bin so frei und setz mi, du bist so frei und setzt di . . ." * Uebcrführt „Ist es wahr, daß Friedrich aus dem Abstinenzler verein hinausgeworsen wurde?" „Ja, er war nicht zuverlässig genug: Er hatte an seinem Taschenmesser einen Korkenzieher." * Selbst verdient „Nun, wie findest du mein neues Kleid?" „Entzückend. Aber es war wohl schrecklich teuer?" „Ja, natürlich, aber schließlich habe ich mir das Geld selbst verdient." „Wie denn?" „Ich habe meinem Mann das Rauchen und Trinken abgewöhnt." * Mißverständnis Bäckermeister: „Ich habe etwas Neues eingeführt: Altdeutsches Schwarzbrot. Möchten Sie mal ein Pfund mitnehmen, Herr Bemba?" Bemba: „Nein, ich danke, das Brot muß ja stein hart sein!" * Der ehrliche Finder Flor findet eine Brieftasche. Mit dicken Geldern. Flor ist ein ehrlicher Finder. Flox will den Fund in der Zeitung inserieren. Flox marschiert zur Annoncenexpedition. Fragt: „Verzeihung — welche Zeitung hat bei Ihnen die kleinste Auflage?" Auflösung des Rätsels aus der vorigen Nummer: Silbenrätsel: 1. Diamant, 2. Jndiancrdorf, 3. Elbeuf, 4. Eigelb, 5. Norwich, 6. Iris, 7. Gemse, 8. Königsberg, 9. Eisenach, 10. Torgau, 1t. Mazurka, 12. Uranus, 13. Scldtc, 14. Schwarzwald, 15. Uhrmacher, 16. Nurmi, 17. Saratow, 18. Zähringen, 19. Ungarn. 20. Stradella, 21. Augenlid, 22. Mat terhorn, 23. Mundharmonika, 24. Elster, 25. Notturno. 26. Ha- genow, 27. Akropolis, 28. Liliput, 29. Telegraph, 3b. Euterpe, 31. Nehrung, 32. Dornröschen, 33. Ahorn. — „Die Einigkeit muß uns zusammenhalten, dann gcht's voran, dann wird es auch geschafft!" (Hannssen.) Jur Unterhaltung Beilage zum Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger 22. Dezember 1938 Nummer 298 (Nachdruck verboten.) zum Noch Tier noch Der Geschwindigkeitsmesser zerstört, also fuhr man nach dem ! Gefühl, schneller, schneller, noch schneller. Trose feuerte und schleuderte die Kohlenschaufel wie I ein Geschoß vom Tender zum Stand, vom Stand Tender. Feuer und Geschwindigkeit. Tempo, schneller. Mit dieser Schaufel müßte man jetzt das erschlagen. Noch sieben Minuten bis zur Station, fünf. Wie ewig eine Minute ist. Roch schneller. Zug jagte über die gerade Strecke. Der Nebel trieb in der Ebene auseinander. Der Regen versank in den Fluß. Noch drei Minuten und dann richteten sich endlich die Signale und Weichenköpfe der Station auf. Der Bahn hof war da nnd mit ihm die Hilfe. Der Mann mit der roten Mütze nickte ruhig und geradeaus. Der Polizeibeamte notierte sich etwas und lief dann davon. Rasch den Scha den verbessern. Trose stöhnte vor gefesselter Wut. Mit der Kohlenschaufel muß man an das Tier ... * „Meine Schwester ist zur Stadt gefahren. Sie hielt es hier nicht mehr aus. Ja, es ist sicher sehr einsam für sie." Das Mädchen Ann saß steif und erschreckt auf ihrem Platz. Timm war plötzlich wiedergekommen, aber er hatte nur nach Ursel gefragt. „In die Stadt gefahren", wieder holte Timm und biß sich auf die Lippen. Den ganzen Weg über hatte er deutlich und nahe ihr Gesicht gesehen, es war tröstlich und verheißend, und jetzt war sie nach der Stadt gefahren. Ganz plötzlich war ihm der Gedanke ge kommen, wie befreiend ein Gespräch mit ihr sein mußte. Ihre Stimme und ein gutes Wort nach der Aufregung der letzten Woche. Vielleicht lvunderte man sich über den rasch wiederkehrenden Besuch, aber auch diese Ueberlegung blieb nur einen Atemzug lang. Ich werde sie Wiedersehen. Die Gewißheit allein war eine große und tiefe Freude. Ann sah ihn von der Seite her an, er kam wegen Ursel, aber sie dnrfte sich doch auch ein klein wenig freuen. „Wir haben uns schon ganz gut eingerichtet", bat sie ihn, sich im Zimmer umzusehen. Ja, das hätten sie allerdings, und wann denn Fräu lein Ursel wohl wiederkäme? „Vielleicht am Freitag oder am Sonnabend." Timm wollte sich noch dafür bedanken, daß sie ihm neulich zugewinkt hätten, sagt« er, um wieder ein Gespräch in Gang zu bringen. Er glaubte sogar, Fräulein Ursel erkannt zu haben. Ann wurde etwas rot im Gesicht, aber dann brachte sie es doch tapfer und entschlossen heraus: „Einen Tag hat Ursel gewinkt. Die übrigen Tage habe ich es gemacht ..." Sie schluckte einmal und sagte schnell hinterher: „Auch an den beiden Nebeltagen habe ich Ihnen gewinkt. Sie konnten das ja natürlich nicht sehen." „Das ist sehr nett von Ihnen, und ich danke Ihnen sehr." 7. Fortsetzung „Ruh dich aus", forderte ihu Reiste gutmütig mah- ! ucnd auf. „Ich bin doch hier, und es passiert nichts." „Passiert nichts!" murrte Schmidt. „Wie kannst du I das wissen? Wie soll ich mich denn ausruhen. Vielleicht ! glotzt das Tier jetzt gerade hier herein und du sagst, es ! passiert nichts." Eine Stunde um die andere blieb er auf seinem Stuhl ! sitzen, verfolgt mit den Augen jede Bewegnng des Kol- I legen, aber seine Worte kamen nur noch spärlich und ohne i Beziehung. Nur wenn Reiste vor die Tür trat, um den Zug passieren zu lasse», zwang es Schmidt hinterher. Den ! Kopf auf den Tisch gestützt, überwältigte ihn die Müdig- ! keit, Reifke ließ ihn gewähren. Der alte Schmidt würde doch nicht von seinem Posten weichen. Sein schnaufender, s ruheloser Atem lief noch jetzt suchend und hastend umher. * Die Nebelstreifen trieben einander, seiner Regen I sprühte. Die Signale sprangen wie schwarze Schatten aus ! diesem Wirbel heraus, und die Lichter waren grau und I weiß zugedeckt. Timm lehnte sich nach vorn und beobach- i tete. Man fuhr durch den endlosen Wald wie durch einen I Tunnel. Die Helligkeit wurde fortgewischt und hinter ! jedem Stamm konnte das Unheil herausspringen. Die ! Wiese war heute nur ein schmaler, fremder Streifen. Rie- i mand würde heute da oben winken, und das Mädchen l Ursel spürte sicher seine Einsamkeit doppelt hart. Aufgepaßt, Timm, riß er sich sofort von allen Gedan- ' ken los. Nicht die Wiese, das Haus und das Mädchen, I hier die Strecke mit den Signalen. Der Wald blieb eine I ferne, schwebende, graue Wand. Das Blockhaus Hohl- ! senn passiert. Die Strecke fiel langsam abwärts. Das ! war immer, als sei das Schlimmste nun überstanden. Ein Klirren sprang die Maschine und die Menschen ! an wie ein gewaltiger, eiserner Hammer. Glas splitterte ; von der Wand, prasselte zu Boden. Timm hörte ein fer nes Dröhnen nnd ohne Besinnung, automatisch und straff I stieß die Hand nach der Bremse. Anhalten und stehen. ! Zusammenstoß. Die Menschen ... wie Blitze sprangen die I ersten Gedanken aus dem Erschrecken, die Strecke lag frei i und der Wald schwebte wie eine ferne, fremde Wand s vorüber und die Räder trommelten den Hellen Wirbel , weiter. Nicht anhalten. Weiter. Trose stand wie eine ! Bildsäule. In der rechten Hand pendelte die eiserne Schau- I fel und das Feuerloch glühte rot und drohend. Der Stein s war über Trose hinweggeflogen, der sich gerade zum - Feuerloch gebückt hatte, und traf den Geschwindigkeits- > messer. Das Glas lag zersplittert verstreut. Der Zeiger I ivar abgebrochen. „Feuern", sagte Timm mit heiserer, unwirklicher Stimme. Es gab nur eins, feuern und weiter. Vis zur ' Station und dann Alarm und Hilfe. Die Menschen muß ten aus der Gefahr heraus und in Sicherheit sein. Der