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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Diri» Zeitung erschein, täglich mit Ausnahme Ker gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis betrögt bet Abholung wöchentlich 60 Alps., bei Lieferung frei Haue SS Rpr. Postbezug monatlich L.S0 RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt keine« Anspruch auf Rückzahlung der Bezugspreises. Zeitungsausgabe für Abholer tLglich S—S Uhr nachv ittagS. Preis» und Nachlaßsötze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr S — Für daö Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen d?r Amtshauptmannschast zu Kamenz, d? Stadtrates zu Pulsnitz und Les Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Aw gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz bestimmten Plötzen keine Gewähr. Anzeige« sind an den ErschetnungStagen bis oorm 1V Uhr auszugeben. — Verlag: Mohr 8- Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschrtftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz Verantwortlich für den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; fü' Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. — D. A. XL: 2LK > Geschäftsstellen : Albertstr atze 2 und Abolf-Hitler-Str atze <1. Fernruf S18 und 55»' Rr. 298 Donnerstag, den 22. Dezember L938 90. Jahrgang Auf dem Gipfel des Liberalismus Französische Eingeständnisse Im Laufe der Kammeraussprache über den Einnahmehaus halt nannte der rechtsstehende Abgeordnete Denais den Finanz minister Reynaud „Syndikus der Volksfrontpleite". Das Frank reich von 1936 habe als Finanzminister Auriol gehabt, dessen Irrtümer jetzt Reynaud wieder gutmachen muhte. Diese Aus- sührungen fänden auf der Rechten und in der Mitte starken Beifall während die Linke heftig tobte. Ein elsähischer Abgeord neter stellte dann fest, datz die Versprechungen der Volksfront nicht gehalten worden seien. Inzwischen hatte Ministerpräsident Daladier auf der Reaie- rungsbank Platz genommen. Der Abgeordnete Pietri lobte den Finanzminister wegen der Art, mit der er die Bilanz der gegen wärtigen Lage aufgestellt habe. Pietri gab der Hoffnung Aus druck, datz Reynaud eine Steuerreform einleiten werde. Nach seiner Ansicht werde Reynaud aus gröbere Anleihen noch zurückgreisen müssen. Frankreich fei heute auf dem Gipfel des Liberalismus angclangt, obwohl dieser einer der Toten des Weltkrieges sei. Eine Wiederaufrichtung Frankreichs sei ohne Disziplin unmöglich. Sodann verteidigte Finanzminister Reynaud seine Finanz politik. Er stellte mit Genugtuung fest, datz kein Vorredner die bisher von der Negierung erreichten Ersoloe bestritten habe. Reynaud bedauerte, datz man sich auf die Verstaatlichung von Jndustriewerken eingelassen hohe. Das Ergebnis in der Flug zeugindustrie sei unbefriedigend. Der Minister unterstrich dann, datz die Hortung des französischen Kapitals im In- und Ausland erheblich nachgelassen habe. Während der Ausführungen Reynauds kam es zu mehr fachen Auseinandersetzungen zwischen der Rechten und den Kom munisten. Die Rede- wurde von der Mitte und von der Rechten mit Beifall ausgenommen. Note Gewerkschaftspleite Mafsenaustritte der französischen Arbeiter. Der französische Gewcrkschastsbonze Jouhaux erhält jetzt die Quittung dafür, daß er den allgemeinen Gewerl- schastsverband zu einem Werkzeug der Komintern machen wollte. Der Mißerfolg, den der Allgemeine Gcwcrkschafts- verband mit dem Generalstreikversuch am 30. November erlitten hat, hat zu einem wahren Zusammenbruch der marxistisch-kommunistischen Gewerkschaften geführt. Der Allgemeine Gcwerkschaftsverband hat in den letzten Wochen nahezu drei Millionen feines Mitgliederbestandes eingebüßt, der »»»übergehend auf fünf Millionen ange- wachsen war. In den großen Metallindustrien, in denen die Note EGT.-Gcwerkschaft die Mehrzahl ihrer Mitglieder Hane, nacht sich seit Anfang September ein passiver Widerstand bemerkbar, der sich vorläufig noch in der Weigerung zur Beitragszahlung auswirkt, nach und nach aber dazu über geht, daß die meisten Mitglieder ihren Austritt erklären. Die Bauarbeitergewerkschast, die vor einem Jahre aus 550 VW Mitglieder gekommen war, gibt jetzt nur noch 100 000 an. Die Landarbeitergruppe hat 225 000 von 250 000 Mitgliedern verloren. Noch zahlreicher sollen die Beamten und Angestellten der öffentlichen Betriebe aus ihren Organisationen ausgetreten sein. Neues Kabinett Stojadinowitsch Personelle Veränderungen Prinzregent Paul empfing den Außenminister und Ministerpräsidenten Dr. Milan Stojadinowitsch, der ihm die nach Skupschtina-Wahlen übliche Gesamtdemission des Kabinetts überreichte. Da die Liste des Ministerpräsidenten Dr. Stojadino witsch bei den Skupschtina-Wahlen am 11. Dezember in zwei Dritteln aller Wahlkreise gesiegt hat und 304 von 371 Abgeordnetensitzen errang, wurde er vom Prinzregenten Paul mit der Neubildung der Regierung beauftragt. Es wurden verschiedene personelle Veränderungen vor genommen. Die Liste des neuen Kabinetts Stojadinowitsch hat folgende Zusammensetzung: Ministerpräsidium und Aeußeres: Dr. Milan Sto jadinowitsch; Inneres: Milan Atschuno- witsch; Verkehr: Meshmed Spa ho (unverändert); Krieg: Armeegeneral Milutin Neditsch; Finanzen: Duschan Letica; Soziales: Dragischan Zwetko- witsch; Justiz: Milan Simonowitsch; Hande! und Industrie: Ingenieur Nikolaus Kabalin; Acker ¬ bau: Swetozar Stankow lisch; Unterricht: Franz Kujundschitfch; Forsten und Bergbau: Dobri- voje Stoschowitz; Bauten: Dr. Miha Krek; Post: Panw Jowanowitsch; Körperliche Ertüchtigung: Anton Mastrowitsch; Minister ohne Geschäftsbereich: Franz Snoj, Dschafer Kulenowitsch, Woija G j o r g j e w i t s ch. Die wichtigste Veränderung gegenüber der alten Re gierung bedeutet das Ausscheiden des seitherigen Innen ministers Dr. Anton Koroschetz, wodurch die neue Regierung eine stärkere Geschlossenheit erreicht. Der neue Innenminister Alschunowitsch genießt das besondere Vertrauen des Ministerpräsidenten. Beson dere Verdienste hat er sich um die Bekämpfung des Kom munismus erworben. In politischen Kreisen Belgrads rechnet man nach dem Zusammentritt der Skupschtina oder kurz vorher mit einer weiteren Regierungsumbildung. Vor allem soll eine Reihe jüngerer Kräfte zur Mitarbeit als Staatssekretäre oder Minister ohne Geschäftsbereich herangezoge« werden. Die ,,unsichtbaren" Arbeitskräfte Regelmäßige Razzia auf Drückeberger. Eine Anzahl von Arbeitsämtern hat nach der Unter bringung des größten Teiles der Arbeitslosen die Schu - lungsmaßnahmen abgebaut oder eingehen lassen. Hierzu wird von zuständiger Stelle in „Arbeitseinsatz und Arbeitslosenhilfe" bemerkt, daß die Schulung Arbeits loser auch in Zukunft eine größere Rolle spielen wird. Einmal ist innerhalb der Fluktuationsarbeitslosen stets ein Prozentsatz, der der Umschulung zur Wieder- bersteüung der Einsatzfähigkeit bedarf; dann aber sind auch noch nicht überall die letzten Auswahlmöglichkeitcn innerhalb des Restbestandes der Arbeitslosen erschöpft worden. Die Suche nach Arbeitskräften führt häufig zu er staunlichen Ergebnissen. Schon seit langem sind in fast allen Arbeitsamtsbezirken gemeinsam mit anderen inter essierten Behörden, Verbänden usw. Maßnahmen zur Er ¬ fassung der noch vorhandenen „unsichtbaren" Ar beit s k r ä f t e durchgeführt worden. Immer wieder ver stehen cs dabei Arbeitsunwillige, sich dem Zugriff zu ent ziehen. Zum Teil wandern sie in die Großstädte ab in der Annahme, dort besser untertauchen zu können. Zu ihnen gesellen sich dann noch Elemente, die ihren Arbeits platz aus dem zwischenbezirklichen Ausgleich ohne weite res wieder aufgegeben haben. Wie sehr es notwendig ist, entsprechende Maßnahmen in regelmäßigen Ab ständen durchzuführen, zeigt das Beispiel aus einem großstädtischen Arbeitsamt. Dort wurden an einem Vormittag die Heime der Heils armee, das Obdachlosenasyl, das Hafenviertel und einige kleinere „Hotels" überprüft. Bei der Aktion wurden 118 meist ledige Arbeitskräfte festgestellt, die sich dem Ar beitseinsatz entzogen hatten. Von ihnen waren 99 voll und l9 teilweise einsatzfähig. Die Volleinsatzfähi gen wu - en sofort verpflichtet und bereits am nächsten Tage iu 'Ne sch gesetzt. Glocken über Großdeuifchland Dic Sendung „Weihnacht" des Deutschlandsendcrs. Im Deutschlandsender wird am 24. Dezember in der Sendung „Weihnacht" von 18 bis 19 Uhr Glocken geläut aus dem Norden und Süden, Osten und Westen des Reiches aufklingen. Dabei werden in diesem Jahr auch Glocken aus der Ostmark (Braunau, Linz, Wien) und dem Sudelenland (Eger, Karlsbad, Reichenberg, Brüx) ihre Stimme ertönen lassen. Am Schluß vereinigen sich sämtliche Glocken der Reichshauptstadt zu einem Weih nachtsgruß an alle deutschen Menschen. Der KonM um Sore Belisha Chamberlain berichtet dem König Der Konflikt um den Kriegsminister Hore Belisha hat sich offensichtlich zugespitzt. Auf Veranlassung Hore Belishas saß^sn die Nationalliberalen eine Protestent- sckließung, die sich dagegen wendet, daß Hore Belisha von seinen Gegnern für seinen Ministerposten als unfähig und ungeeignet bezeichnet wird. Hore Belisha suchte daraufhin Chamberlain auf und hatte mit ihm eine längere Unter- redng, über deren Ergebnis jedoch nichts bekannt gegeben wurde. Anschließend begab sich Chamberlain zum König, um ihm über die Lage zu berichten. Wie verlautet, hat Chamberlain den parlamentarischen Staatssekretär im Kriegsministerium, Lord Strathcona sowie den parlamentarischen Staatssekretär im Kolonial ministerium, Lord Dufferin and Ava, für Donnerstag zn sich gebeten. In politischen Kreisen hält man es für möglich, datz eine Entscheidung im Konflikt Hore Belisha doch noch unerwartet schnell fallen werde. 2V Millionen Pfund für Ltntersiände Große Verstärkung der englischen Luftabwehr. Lordsiegelbewahrer Sir John Anderson gab im Unterhaus eine längere Erklärung über den Schutz der Zivilbevölkerung gegen Luftangriffe ab. Die Bevölkerung müsse vor allem während der Arbeit geschützt werden, und hier liege die Verantwor tung in erster Linie bei dem Arbeitgeber. Unmittelbar nach Weihnachten werde man ein Gesetz einbringen, das Handel und Industrie gewisse Verpflichtungen auf erlege. Außerdem müßten die Behörden diejenigen schützen, die während eines Luftangriffs auf der Straße überrascht würden. Oefsentliche Unterstände würden in Form von Schützengräben oder in sonstiger Art geschossen werden. Die Keller sollten verstärkt werden, wozu ein besonderes Stahlgerüst zur Verfügung gestellt werde. Für Häuser ohne Keller habe man einen Stahl- unterstand entwickelt, der leicht zusammenlegbar sei und außerhalb des Hauses etwa einen halben Meter tief in den Boden gegraben werden solle. Die Regierung werde die notwendigen Mittel sicher stellen. Zunächst sollen für 10 Millionen Menschen pri vate Unterstände geschaffen werden, wofür man 20 Mil lionen Pfund benötige. Es bleibe, so schloß AndersonZ Pflicht der Lokalbehörden, für öffentliche Unterstände zu sorgen, aber das Schatzamt werde mehrere Millionen Pfund zu den Kosten beitragen. > „Maginoi-Linie" von Tunis 100 000 Mann zu Manövern zusammengezogen. Die Gerüchte über eine Befestigung der libysch-tunesi l schen Grenze werden jetzt von französischer Seite bestätigt. Die Pariser Blätter veröffentlichen eingehende Berichts über die in aller Stille erbaute „Maginot-Linie voni Tunis", deren Befestigungsanlagen als uneinnehmbar, bezeichnet werden. „Paris Soir" berichtet, daß 100 000, Mann längs der libysch-tunesischen Grenze zu Manövern, zusammengezogen seien, um die Verteidigung aller stratc i gischen Punkte zu prüfen und zu verbessern.