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ke!egkMim-Messe: Aockendlatt Pulsnitz S! und Umgegend für Pulsnitz Inserate für denselben Lag find bis vormittags so Uhr aufzuoeten. Einspaltige Zeile oder deren Raum sr ! kokalvr. zo Reklame 25 j. Bei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen-Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Aints-Blatt -es Hönigl. 8mksge?ickts un- -es Sla-trakkes LU pulsnttL Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Illostr. Sonntags, blatt u. kjomor. Wochenblatt Abonnement. Monatl. 50-., ! vierteljährlich z.25 bei j freier Zustellung ins Haus, durch die Post bezogen unter j Nr. ««02 r.rs. Wochenblatt Amtsblatt für den Besirk des ASnigk. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böbmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig Hau,walde, Ohorn, Obersteina, Niedergeina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Zriedersdorf-Tkiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Ulein-Dittmannsdorf Druck und Verlag von L. L. Förster'» Erben (Inh.: z. w. Mohr.) Expedition: Pulsnitz, Bismarckplag Nr. 265. Verantwortlicher Redakteur Dito vorn in p«l»nitz. Ar. 141. Sonnabend, den 24. Aovemöer 1906 58. Jahrgang. » Ein Welken und Sterbeil weit und breit, Vorbei ist des Lenzes Wonne; Vorbei die herrliche Sommerszeit Ulld die Natur im herbstlichen Kleid Erwärmt nur noch schwach die Sonne; Verstummt ist der Vöglein lauter Schlag — 's ist Totenfest, — Allertotentag! Da treibt von neuem das Herz hinaus In des Herrgotts heil'gen Garten, Zu unserer Toten stillem Haus, Auf dem durch des Herbstes Sturmgebraus Die Blüten wieder erstarrten; Und Liebe schmückt der Verblichnen Grab Nochmals mit der letzten grünen Hab. Das Wichtigste vom Hage. Der Kaiser wohnte gestern in Kiel der Vereidi gung der Marinetrnppen bei. Der braunschweigische Regentschaftsrat hat die dem Herzog von Cumberland zur Verzichtleistung auf Hannover gestellte Frist auf den 2. Fe bruar 1907 festgesetzt. Das evangelisch-lutherische Landeskonsistorium in Sachsen hat eine Verordnung über die Betei ligung der Geistlichkeit bei Feuerbestattungen erlassen. Bei einer Kollision, die der Lloyddampfer „Kaiser Wilhelm der Große" in Cherbourg hatte, ist das Zwischendeck durchbrochen worden; vier Passagiere wurden getötet. Der deutsche Botschafter bei den Vereinigten Staa ten, Frhr. Speck von Sternburg, hat in eine Ballkettrede das Zustandekommen engerer Han delsbeziehungen zwischen Deutschland und Ame rika für wünschenswert erklärt. Die bekannte Frauenrechtlerin Or. Anita Augspurg wurde wegen Beleidigung der Hamburger Po lizeibehörde vom Landgericht zu 200 Mark Geldstrafe verurteilt. Sie hat Revision ein gelegt. F.-M.-L. -v. Hötzendorf ist zum österreichischen Gene ralstabschef ernannt. Au kahlen Grüften (Nachdruck verboten.) Vorbei sind die goldenen Tage des blühenden Lenzes, deS reifenden Sommers und des so früchtereichen Herbstes und wieder zieht ei dahin über verödete Fluren und ent blätterte Bäume, mit rauhen Stürmen die letzten Reste ver gangener blütenreicher Tage hinweg fegend, und immer öder und kahler wird er da draußen in der noch vor kurzem so herrlichen Gotteinatur. Und wenn auch die Sonne am Himmelszelt noch versucht, durch ihren strahlenden Schein da« Leben in der Natur zu erhalten, ihr fehlt die Wärme der herrlichen Frühlings- und Sommerszeit, und selbst noch in ihrem hellsten Scheine fällt doch vom Baume Blatt auf Blatt wie sterbend nieder. Durch nichts läßt sich ringS in der Runde das große Welken, Sterben und Verderben auf halten, denn der rauhe Herbstwind sorgt dafür, daß die Natur draußen immer mehr verödet und erkaltet. So liegt eine düstere Stimmung über Feld und Fluren, über Wald und Haine und sie zieht mit hinein in die Städte und Dörfer, in die Häuser der Menschen, in deren Brust wie lähmend gleichfalls ein Herbsthauch mahnend einzieht. Er er innert an das Welken und Sterben auch im menschlichen Leben, wo nach goldenen Lenzes- und Sommertagen auch L- Vokensonnlag „Hier läßt euch das Wehn vom rauhen Wind Au kahlen Grüften erschauern, Und der Sehnsucht heiße Träne rinnt Um Vater, Mutter, Gatten und Kind Mit tiefem schmerzlichen Trauern. Vorüber ziehn an dem trüben Blick Die Tage von einst'gen holdem Glück!" „Laß ab von dem Schmerze und dem Leid, Schau das Sterben in der Runde, Es mahnt dich an die Vergänglichkeit, Vielleicht ist auch nah bald deine Zeit Und dir schlägt die letzte Stunde, Dann wandelst auch du in höhrem Licht Wie deine Toten, — drum weine nicht!" dann das herbstliche Welken und das winterliche Sterben kommt und unwillkürlich schweifen die Blicke hinaus an die heilige Städte des Friedhofs, wo in den kahlen Grüften alle die geliebten Toten ruhen, die ihnen einst in Liebe und Treue im Leben so nahe gestanden haben. Auch hier an der Stells des Friedens ist alles öde und kahl geworden, verschwunden ist die herrliche Rosenpracht deS St. Johannistages und der rauhe Wind spielt auf kahlen Grüften mit verdorrten Blumen und Blättern Wohin man schaut, das Zeichen der Sterbens, deS TodeS! Und mitten in diese trübe Stimmung hinein, so recht zu derselben passend, da schallt mahnend von dem alten Kirchturme daS dumpfe Läuten der Glocken in die Welt hinaus, dieser zurufend, daß heute das Fest der Toten, daß Allertotentag ist. Der Glockenruf ist nicht umsonst er schallt, die alte treue Liebe regt sich gewaltig im Herzen der Menschen und hinaus ziehen sie mit des Herbstes letzter kärglicher Habe nach dem stillen, verödeten Friedhofshag, um damit dort nochmals die kahlen Grüfte ihrer geliebten Toten zu schmücken. „Wer Liebe säet, wird Liebe ernten", das sieht man so recht deutlich am Allenotentage, auf dem sich vor langer WinterSnacht nochmals festlich schmückenden Friedhöfe, denn auch der Aermste bringt den Seinen da draußen noch eine letzte Liebssspende, Und all der Schmerz und alle die Tränen, die wir da an den Gräbern der Eltern, Kinder, Brüder und Schwestern sehen, g-ben Zeugnis dafür ab, daß die geliebten Toten, welche heute nebeneinander hier in ewigem, friedlichem Schlummer ruhen, von den Lebenden noch nicht vergessen sind und daß sie heute bei dem Stehen am kahlen Hügel im Geiste wieder mit ihnen vereint sind. Vorbei ziehen die Tage des Glückes und der Freude, aber auch die deS Leides und der Sorge und bitter ist der Schmerz über das durch den Tod verlorene. Trost soll sein, daß eS euch doch wenigstens noch vergönnt ist, an diesem Totenfesttage die kahlen Hügel eurer teuren Entschlafenen zu besuchen und zu schmücken, wie mancher würde so gern an das Grab eines geliebten Dahingeschiedenen an dem Tage eilen, wenn ihn nicht Raum und Zeit so weit davon trennten. Ruhn sie jetzt auch in ew'gem Frieden Vom Kamps deS Lebens alle auL. So ist euch doch der Trost beschieden, Zu schmücken noch ihr stille« HauS. Wie traurig ist's, wer fern den Seinen Im fremden Land zum Grabe sinkt, «n dem kein Mutteraug' kann weinen Und dem die Lieb kein Blümlein bringt. Das gilt besonders von unseren wackeren deutschen Brüdern in Deutsch-Südwestasrika, welche dort den Helden tod für das Vaterland starben und nun in wilder Einöde im stillen, schmucklosen Grabe im ewigen Schlafe ausruhen von all den Kämpfen und Entbehrungen, die sie für ihr geliebtes Vaterland erlitten haben. So manches Eltern- und Geschwisterauge sucht wohl heute im Geiste den einsamen Hügel im fernen Lande, wo ihr Bestes, der geliebte Sohn und Bruder, für immer schläft und ein stilles Sehnen zieht durch die kranke Brust nach jener heiligen Stätte, die sie niemals in ihrem Leben schauen können. Trost mag diesen Schwergeprüften sein, daß die gefallenen deutschen Helden auch im fernen Lande in deS allmächtigen GoiteS Schutz ruhen und daß euch ihre Hügel an dem Allertotentage ein —Nachdruck verboten „Gönn' ihnen gern die selige Ruh, Den stillen, friedlichen Schlummer; Deckt mild doch der Grabeshügel zu, Den heut schmückst mit dem Kranze du, Viel Lebensleid und viel Kummer. Von alledem, was sie schmerzlich traf, Laß sie nun ausruhn in ewigem Schlaf." „Hast du die Deinen so treu geehrt An dem Allertotentage, Dann zu dem Leben zurückgekehrt, Zum Glücke an dem heimischen Herd, Drück frei hier von Leid und Klage Was dir noch blieb recht innig ans Herz Und vergiß dabei des Todes Schmerz!" — Karl Emmrich kräftiger Hauch der Liebe umweht durch den Schmer; ihrer Hinterbliebenen in der fernen Heimat und durch den Dank deS gesamten deutschen Vaterlandes für den Opfermut, mit welchem die gefallenen Söhne der Germania ihr Lebensblut für die Macht und Herrlichkeit des treugeeinten Reiches Hin gaben. Ihr aber, denen es vergönnt ist, die Gräber der geliebten Toten zu schmücken, geht hinaus und bringt ihnen deS Herbstes letzte Spende. Wen aber die Vorsehung noch vor einem derartigen Schicksalsschlage bewahrt hat. der über hebe sich nicht, sondern gehe gleichfalls hinaus an die Hügel der Toten und gelange bei Beschauen all des tiefen Schmerzes und Kummers zu der Ueberzeugung, daß auf der großen GotteSwelt, wenn sie auch noch so schön ist, alles vergänglich ist, daß das höchste Glück durch den bitteren Tod schnell zu nichte gemacht werden kann und daß man deshalb stets so tun, leben und handeln soll, daß, wenn die Abschiedsstunde schlägt, man mit seinem verflossenen Leben vor Gott und der Menschheit bestehen kann. DaS sei die Lehre des Aller- ! totentageS Karl Emmrich. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. In der am Donnerstag abend im kleinen Saale der Schützenhauses abgehaltenen Hauptversammlung der freiwilligen Feuerwehr wurde durch den Hauptmann, Herrn Reinhold Gude bekannt gegeben, daß aus Anerkennung und Dank für die aufopfernde Tätigkeit beim Brand deS Liebscherschen Hauses von Seiten der in der Nähe befindlichen Grundstücksbesitzer Herrn Bernhard Lindenkreuz, Frau verw. Lindenkreuz, Herren Fedor Hahn, Wilhelm Voigt und Emil Karte ansehnliche Geldbeträge übermittelt worden sind. — DaS 40. Stiftungsfest soll im Lause des Monats Februar gefeiert werden. Pulsnitz. Auf die heute, Sonnabend, im großen Saale des SchützenhauseS stattsindende öffentlche Ver sammlung, in welcher Herr Redakteur Fr. Calebow aus Dresden über: „Die Reichsfinanzreform" sprechen wird, fei nochmals hierdurch hingewiesen. PulSnitz. Der hiesige Kaufmännische Verein eröffnet seine diesjährigen Vortragsabende nächsten Sonnabend, den 1. Dezember, im Saale des Hotels „Grauer Wolf" mit einem Lichtbilder-Vortrag des Herrn Or. August Raegbein, Direktor der Hamburg-Amerika-Linie. Genannter Herr wird sprechen über: „Bilder auS dem Betriebe einer großen Schiffahrts gesellschaft" und „Schilderung einer Nordlandsahrt". Wir verweisen schon heute auf den jedenfalls sich recht interessant gestaltenden Vortrag, mit dem Bemerken, daß auch Nicht mitglieder des Vereins Zutritt haben, — Viele fleißige Hände winden überall Kränze zum Schmuck für die öden Hügel auf den Friedhöfen, die unse ren dahingeschiedenen Lieben ein Zeichen der Ehrung und Erinnerung, für uns selbst ein Wahrzeichen sein sollen, je ner zu gedenken sort und fort und ihnen nachzueisern. DaS ist die ernste Stimmung deS T o t e n - S o n n t a g e S, die unS aus dem geräuschvollen Treiben dieser Zeitlichkeit Hinblicken läßt aus die Zukunst, die allen Sterblichen ein und dasselbe Geschick bereuet. In unserer so überaus bewegten Gegen wart hat gewiß Leben und Lebensfreude em großes Recht,