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Wochenblatt Veleqiamm- giesse: keensplectiei' C>ockienb1a!t palsnik Do. 18. H:b Amts-Blatt -t « -es ^onigl. klmtsgerickts un- -es §ta-tratkes 2» pulsnitr Inserate für denselben Tag find bis vormittags zo Uhr aufzuoeben. Einspaltige Zeile oder deren Raum (2 tofalpr. iv Reklame 75 <t. Bei Wiederholungen Rabatt, kille Annoncen-Erpeditionen nehmen Inserate entgegen. —N Erscheint Dienstag, vonners- taz und Sonnabend. Beiblätter:2llustr. Sonntags- blatt o. Hnmor. Wochenblatt > Abonnement. Monatl. 50 4., vierteljährlich ,4t z.25 vei s freier Zustellung in» ^aus, durch die Post bezogen unter Nr. 8t02 z.2«. Amtsblatt für den Bezirk des Aönigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend di« Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz AI. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig Hauswald«, Ohorn, Gbersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Rlein-Dittmannsd orf Druck und Verlag von L. k. Förster'» Erben (Inh.: w. rnohr.j Expedition: p«l»niü, Bismarckvlatz Nr. 2L5. Verantwortlicher R-dakter: Otto vorn in Pulsnitz. Wr. 123. Sonnaöend, den 13. Gktoöer 1906 58. Jahrgang. Die auf das 2. Halbjahr 1906, am 30. September fälligen Staats- und.^emeinde-Aöc,aöen ftnd spätestens bis znm 21. Oktober dieses Jahres wochentLßb in der Zeit von vormittags 8 bis 12 Uhr an die hiesige Stadtsteuereinnahme abpuführe». Pulsnitz, den 13. Oktober 1906. Der Ktaötrat. ' vr. Michael, Bürgermeister. Montag, den iZ. -Klobep, VielimaM in klsdlbokwen-a. 1806-1006. Aum 14. Gktoöer. Ein Jahrhundert verging seit jener Zeit, Da Deutschland im blutigen Völkerstreit Bei Jena wurde geschlagen, Das darauf vom Erbfeind in tiefster Schmach Sehr lange geknechtet am Boden lag, In seinen traurigsten Tagen. Aus brach dann der mächtige Freiheitskrieg Mit dem großen Leipziger Völkerschlachtssieg, Es zog in die deutschen Lande Liehr als fünfzig Jahre im goldnen Schein Ein holder und lieblicher Frieden ein, Bis wieder der Kampf entbrannte. Er rief an den Rhein zu getreuer Wacht, Zu mancher siegreichen blutigen Schlacht Hat man ein Sedan geschlagen. Und aus dem ewigen Zeitlaufe stieg Das deutsche Reich aus dem glorreichen Sieg, Von der Einheit schön getragen! So kam zur Vergeltung nach langem Ruh'n Nach dem großen Jena ein Sedan nun Schon vor sechs und dreißig Jahren; Und was damals der Väter Heldenmut Erkämpfte, das mußt' sich als höchstes Gut Das deutsche Volk zu bewahren! Vor einem Jahrhundert in tiefster Schmach Steht ganz Deutschland da am heutigen Tag Nach des jungen Reiches Werden Durch Gottes Fügung im herrlichsten Blühn — „Fort bleib es vereint in kraftvollem Mühn Das mächtigste Reich auf Erden!" Karl Emmrich. Das Wichtigste vom Zage. Der Herzog von Cumberland wendet sich in einem Schreiben an das braunschweigische Staatsmi nisterium gegen die ablehnenden Antworten des Kaisers und des Reichskanzlers. Im Landtag von Sachsen-Weimar wurde entgegen dem Wunsche der Regierung der Antrag auf abermalige Verhandlungen mit Reuß in Sachen der Gerichtsgemeinschaft angenommen. Robl hat gestern bei Prüfen einen Automobilun fall erlitten, ist jedoch nur leicht verletzt worden. Der Friede im Pariser Bäckergewerbe ist durch Einführung der Schichtarbeit hergestellt. Am nächsten Montag wird wieder gebacken. Zum 10V. Gedenktage der Schlacht bei Jena. Ein Jahrhundert vollendet sich an diesem Sonntag, daß bei Jena und Auerstädt jene folgenschwere Doppelschlacht zwischen den Franzosen einerseits, den verbündeten Preußen und Sachsen andererseits geschlagen wurde, die mit der völligen Vernichtung der preußisch-sächsischen HeereS ihren Abschluß fand und hierdurch für Preußen zu einer furcht baren Katastrophe nicht nur von militärischer, sondern auch von politischer und nationaler Bedeutung wurde. An jenem blutigen 14. Oktober 1806 brach bei Jena und Auerstädt nicht nur das militärische Preußen vor den wuchtigen Schlägen des korsischen Eroberers zusammen, jenes Preußen, dessen militärischer Ruhm kaum fünfzig Jahre vorher dank den glänzenden kriegerischen Taten Friedrichs des Großen ganz Europa durchhnllt hatte, nein, damals ging überhaupt auch der gesamte preußische Staat in Trümmer und mit ihm litt die ganze unglückliche preußische Politik Schiffbruch. Diese Politik Friedrich Wilhelms 111. und seiner KabinettSreöierung war eben nichts weiter als eine Politik des Friedens um jeden Preis Friedrich Wilhelm und seine Ratgeber meinten, dieselbe auch gegenüber dem angriffslustigen Frankreich an wenden zu muffen, was von selbst eine höchst schwächliche Neutralität Preußens zur Folge hatte. Daher kam es denn auch, daß Preußen tatenlos zusah, als Napoleon im Kriege gegen England Hannover 1803 einfach besetzte Es war ein Kardinalfehler in der damaligen auswärtigen Politik Preußen?, daß es einem solchen Gewaltstreich Napoleon« mit verschränk ten Armen zusah, aus welchem Hauptfehler sich die übrigen Fehler .der preußischen Politik und der Kriegsführung ledig lich in natürlicher Reihenfolge entwickelten. Bei dem Vorherrschen derartiger übertriebener Friedens' tendenzen konnte ei denn freilich nicht verwunderlich er scheinen, daß das preußische Heer in seiner Ausbildung für den Krieg total vernachlässigt war. Aeußerlich zehrte eS nur noch von den Erinnerungen an die ruhmreiche Zeir der fri- derizianischen Feldzüge, innerlich aber war es mehr und mehr gealtert und vermorscht. Die taktische Ausbildung der Armee ließ alles zu wünschen übrig, die Ausrüstung entsprach nicht mehr den Erfordernissen der Zeit, das Verpflegungswesen war höchst mangelhaft. Die höheren Offiziere waren zum größten Teil nur im Gamaschendienste bewandert, für die Ausgaben des Krieges zeigten sie nur geringes Verständnis, die Heeresleitung selber war in ihren Maßnahmen und Ent schlüssen kleinlich und ängstlich und stets auf den Rückzug bedacht. Und solch' eine in jeder Beziehung rückständige Armee sandte man den sieggewohnten und kampfgeübten Regimentern Napoleons und hiermit einem Feldherrn ent- gegen, mit welchem sich die Braunschweig und Hohenlohe nicht im entferntesten messen konnten! So mußte cS denn in der Entscheidungsschlacht von Jena und Auerstädt mit Naturnotwendigkeit zu jener zermalmenden Katastrophe für Preußen kommen, trotz aller hingebenden Tapferkeit der preußischen Truppen. Wenn jedoch bei Jena-Auerstädt daS militärische und politische System Preußens elend zusammen brach, so trugen hieran keineswegs nur die Verkehrtheit der Politik Preußens und die Schwächen seines Heerwesens die Schuld, sondern unstreitig auch da« Volk selbst. Er war in seinen jüngeren Generationen in leichtfertigen, genußsüchtigen, frivolen Lebenranschauungen ausgewachsen, während der Ge meinsinn und vor allem die echte, warme Vaterlandsliebe, da» Interesse am Wohlergehen de« Staates, sich mehr und mehr verflüchtigten, und ein solcher in seichter Aufklärung befangener, von Genußsucht und Selbstsucht befangener Zeit- geist mußte schließlich auch auf daS Heer abfärben. Nun, seit dem Unglückstage von Jena sind 100 Jahre dahingerauscht und sie haben gewaltige Veränderungen für Preußen und Deutschland geb. acht. Heute ist Deutschland ein politisch und national geeintes Reich unter Preußens Führung, ein Reich, das durch seine innere Kraft und Tüchtigkeit wie durch die Stärke seiner HeereS mit in der ersten Reihe der Großmächte steht und über Krieg oder Frieden mit entscheidet. Umsomehr geziemt eS sich unS Deutschen, aus der Erinnerungsfeier der Schlacht von Jena die Mahnung zu ziehen, stets mit voller Kraft zu wahren, waS uns und unser Vaterland groß gemacht, damit uns ein zweites Jena erspart bleibe! OerMche «ud sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz, 9. Okt. Kgl. Schöffengericht. Die Treiberin Lina Klara verehel Schuster geb. Burig in Großröhrsdorf machte sich einer fahrlässigen Körperverletzung insofern schuldig, als sie einen ihr als Ziehkind anvertrauten zwei Jahre alten, kranken und schwächlichen Jungen etwa 1 Stunde lang auf dem Nachtgeschirre sitzen ließ, sodaß das bedauernswerte Kind, das ein Stück in das Nachtgeschirr hineingerutscht war, einen roten Eindruck an der Hüfte er hielt. Die Angeklagte wurde zu 6 Mk. Geldstrafe eoentl. 1 Tag Gefängnis verurteilt. — Der Ziegeleiarbeiter Paul Rosenkranz in Großröhrsdorf schlug eine Brettwand, die sein Nachbar Löpelt an der Grundstücksgrenze errichtet hatte und du-ch die die Küche des R. verfinstert wurde, mit der Axt schief und beschädigte dabei auch die Wand etwas. Diese unerlaubte Selbsthilfe brachte N. als Sachbeschädigung eine Strafe von 3 Mk. eoentl. 1 Tag Gefängnis ein. Wegen Hausfriedensbruchs bezw. Sachbeschädigung erhielten die Bandweber Georg Max Schuster und Max Bruno Senf in Großröhrsdorf je 3 Mk. Geldstrafe auferlegt. Ersterer hatte den Garten des WirtschaftSbesitzers Hübler in Böhm. Vollung ohne dessen Erlaubnis betreten, um Birnen aufzulesen, während Senf vom Gartenzaun HüblerS eine Latte abbrach, um damit nach den Birnen zu we-fen. — Der Schuhmacher Hermann Latze in Großröhrsdorf fand ein etwa 3 Meter langes Stück Rundholz, daS er, bewußt ohne Recht, mit nach Hause nahm, um eS zu behalten und zu verwerten. Der Banvweber Martin Schöne daselbst war ihm beim Bergen des Fundes behilflich. Beide wurden, ersterer wegen Unterschlagung zu 5 Mk., letzterer wegen Begünstigung zu 3 Mk. verurteilt. Pulsnitz. In der gestern stattgesundenen gemein schaftlichen Sitzung der beiden städtischen Kollegien wurde der Vertrag mit der Gemeinde Ohorn wegen Abgabe von Strom auS dem hiesigen städtischen Elektrizitätswerk durch beraten und hierbei den Wünschen der Ohorner Strom abnehmer nach Möglichkeit entsprochen. Es steht nunmehr zu erwarten, daß e« zu einem entsprechenden Vertrags abschlusse kommen wird. Unsere Stadt begrüßte dies mit Freuden, denn dadurch würden die freundnachbarlichen Be ziehungen nur noch mehr gehoben. Pulsnitz, 13- Oktober. Gestern Abend wurden wir benachrichtigt von einem nachmittag« halb 4 Uhr in Kamenz vorgekommenen schweren, höchst bedauerlichen Un glücksfall mit leider tätlichem AuSgang. Der bei der Firma C. G. Brückner L Sohn, hier, in Arbeit stehende Garnaus- geber August Seifert au» Böhmisch - Vollung benutzte da« einspännige Geschirr de» Bandfabrikanten R. E. SchöneOhorn, um in Kamenz Obst zu holen. Auf der abschüssigen Fabrik straße, bei dem Felsen in der Nähe der Wollwerke, scheute das Pferd und ging durch; der Wagen wurde umgeworfen, wobei Seifect so unglücklich auf einen Barrisrenstein auf schlug, daß der Tod augenblicklich eintrat. Der Geschirr führer Hörnig wurde bewußtlos aufgehoben und mittel» Siechkorbe» in da» BarmhrrzigkeitSstift gebracht. Noch am gestrigen Abend erhielt der Verletzte sein Bewußtsein wieder. Wie wir hören, sind auch die Verletzungen nicht lebensge fährlich. Da» Pferd raste von der Unglückrstelle die Straße im sogenannten Herrentale entlang weiter, wodurch leider