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6864 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Amtlicher Teil. ^ 130, 8. Juni 1911. nicht mehr möglich sei, mit 25°/o auszukommen. Das ist übersehen worden, das war der Tenor seiner Ausführungen, die dann wohl über das Ziel geschossen haben, wie wir Sortimenter alle bekennen, indem wir seinen Antrag bezüglich Z 5 der Satzungen glattweg abgelehnt haben. Aber, meine sehr verehrten Herren, ich empfehle Ihnen dringend, seine Ausführungen zu lesen, — ich will sie nicht wiederholen, weil ich mich kurz fassen will, — denn er hat allen Sortimentern aus dem Herzen gesprochen. (Bravo!) Meine Herren, es geht nicht mehr so weiter. Wir können nicht mehr mit 25°/« arbeiten, ich kann es schon lange nicht. Viele Sortimenter haben rückhaltslos ihren Umsatz angegeben und erklärt, daß ihre Spesen über 25^, betragen. Ich beneide die Herren Sortimenter, die überhaupt mit 25»/g Spesen arbeiten, ich arbeite bei meinem Sortimente längst mit 30 bis 35°/o. (Hört, hört!) Sie kennen mich als ernsten Vertreter des Sortiments, und ich könnte Ihnen mit anderen Kollegen den Nachweis bringen, daß es gar nicht mehr möglich ist bei den hohen Mietpreisen und in telligentem Personal, das man gut bezahlen muß, in einer großen Stadt mit 25 o/o auszukommen. Ich habe Gott sei Dank noch andere Geschäfte, ein großes Landkartengeschäft, ein Kunstgeschäft und eine Fabrik photographischer Apparate bei denen die Geschäftsspesen geringer sind. Herr Paetsch hat gebeten, den Mindestrabatt von 25 auf 30°/g und den Bar-Rabatt auf mindestens 40°/o zu erhöhen. Meine sehr geehrten Herren vom Verlag, es geht wirklich nicht mehr so weiter, und wenn Sie den Bücherverkaufspreis in Betracht ziehen, so müssen Sie doch zugeben: Sie können ein gutes Buch, das Sie mit 4 Mark auf den Markt bringen, auch mit 4,50 Mark kalkulieren; wenn es wirklich ein gutes Buch ist, so wird es für 4,50 Mark genau so gekauft wie für 4 Mark. Sie müssen daran denken, die Lebensbedingungen der Sortimenter zu ver bessern, sonst machen es alle wie Herr Paetsch, sie geben den Vertrieb der Novitäten auf. Es sind eine ganze Menge, die cs schon längst tun, Herr Paetsch ist nur ein ehrlicher Mensch, der sagt es grade heraus, und das hat Bitternis hervor gerufen. In Wirklichkeit geschieht es und kann gar nicht mehr anders geschehen; die Sortimenter müssen sich einschränken, müssen die teuer bezahlten Gehilfen entlassen, mit billigen Hilfskräften arbeiten, kurz und gut sie müssen ihre Spesen ver ringern, zum Schaden des Verlags. Wohin kommt es aber, wenn wir mit billig bezahlten Verkäufern arbeiten müssen? Es kommt dahin, daß der Sortimentsbuchhandel in seiner ganzen Haltung herabsinkt, und das Sortiment ist doch Ihr bester und billigster Vertriebsapparat, Sie müssen mit dem Sortiment arbeiten, wenn sie goldene Früchte erzielen wollen. Diese wenigen Worte wollte ich doch zur Verteidigung des Herrn Paetsch an die Versammlung gerichtet haben. (Lebhaftes Bravo und Händeklatschen.) Vorsitzender Herr Kommerzienrat Karl Siegismund-Berlin: Meine Herren, im Interesse unserer weiteren Ver handlungen bitte ich die Redner, die zu diesem Punkt noch sprechen wollen, sich möglichst kurz zu fassen. Ich möchte bitten, nur dann noch das Wort zu ergreifen, wenn wirklich neue Gedanken zum Ausdruck gebracht werden können. Im Übrigen aber wird zu diesem Thema sehr wenig Neues mehr gesagt werden können, und jeder Redner wolle bedenken, daß wir noch eine lange Tagesordnung vor uns haben. Herr Bernhard Staar-Berlin: Nur wenige Worte. Ich habe gestern in der Delegiertenversammlung den Stand punkt des Sortiments in der Rabattfrage dargelegt. Herr Paetsch hat meine Ausführungen vorzüglich unterstützt, indem er die praktischen Folgerungen aus meinen Worten zog. Ich kann mich jetzt kurz fassen, nachdem soeben Herr Müller mir aus dem Herzen gesprochen und wieder einmal — wie schon in früheren Jahren — für einen Herrn eingetreten ist, der hier grundlos angegriffen wird. Meine Herren, andere Detailgeschäfte, die weniger Kosten haben als wir, arbeiten mit einem höheren Bruttogewinn, und wenn wir Sortimenter vom Morgen bis zum Abend uns abmühen und sehen, daß alle unsere Arbeit umsonst ist, daß wir nicht vorwärts kommen, sondern trotz aller geschäftlichen Tüchtigkeit nur eben günstigenfalls unser Dasein fristen, dann wirkt das niederdrückend, dann hört die Spannkraft des Kaufmanns auf. Der Kaufmann kann nur dann mit Lust und Liebe arbeiten, wenn er sieht, daß der Lohn seiner Arbeit ihm in klingender Münze in die Kasse fällt, und das ist im Sortiment nicht der Fall. Ich habe mit großen Sortimentern gesprochen, die erzählten, daß ihr Umsatz um 20000 und 30000 M. pro Jahr gestiegen, der Gewinn aber derselbe geblieben ist; es waren Herren, die eine genaue Buchführung haben. Die Spesen steigen prozentualiter, und der Gewinn fällt prozentualiter. Dieses Moment läßt uns nicht vorwärts kommen und verhindert schließlich jede Freude an der Arbeit. Wenn man den Erfolg seiner Bemühungen sieht, so spornt das zu immer größerer Arbeit an; wenn aber Bezugsbedingungen gestellt werden, bei denen man von vornherein den wirt schaftlichen Untergang vor Augen hat, so werden Sie, meine Herren Verleger, sich nicht wundern können, wenn Sie solche Reden wie gestern noch öfter zu hören bekommen. Vorsitzender Herr Kommerzienrat Karl Siegismund-Berlin: Zum Jahresbericht hat niemand mehr um das Wort gebeten. Ich schließe nunmehr die Diskussion über den Jahresbericht; ich nehme an, daß diejenigen Herren, die einen Wider spruch nicht erheben, den Jahresbericht genehmigen. — Es erhebt sich kein Widerspruch, der Jahresbericht ist genehmigt, mit Ausnahme des Punktes über das Börsenblatt. Wir treten nun in die Diskusion über das Börsenblatt ein und ich bitte das Mitglied des Börsenblattaus schusses, Herrn Arthur Meiner, das Wort zu nehmen. Herr Arthur Meiner-Leipzig: Meine sehr geehrten Herren! Nach dem, was gestern im Verlegerverein nnd in der Delegiertenversammlung gesprochen worden ist, kann ich mich kurz fassen und werde daher der Mahnung unseres verehrten Herrn Vorsitzenden zum vorigen Punkt auch hier zu entsprechen suchen. Die Reform des Börsenblattes, die von dem Ausschuß vorgeschlagen und in dem Börsenblatt vom 3. Mai darge legt wurde, ist hervorgegangen aus einer Notlage. Es hat sich herausgestellt, wie Sie aus dem Geschäftsbericht ersehen, daß die Einnahmen aus Inseraten im letzten Jahre zurückgegangen sind. Der Rückgang ist zwar nicht sehr erheblich, er beträgt rund 7400 M., aber er wird größer, wenn man die Ersparnis an Papier hinzurechnet, die gemacht worden ist, und sich auf 6200 M. beläuft, so daß im ganzen ein Rückgang von 13600 M. zu verzeichnen ist. Man kann einwenden, daß der Gewinn, den das Börsenblatt im vorigen Jahr gemacht hat, immerhin noch 87248 M. betrug, somit eine recht respektable Summe; aber wenn Sie berücksichtigen, daß in dem ersten Quartal des Jahres 1911 die Jnserateeinnahmen Weiler zurückgegangen sind, daß der Papierverbrauch und andere Ausgaben dagegen gestiegen sind, so haben wir mit einem sehr erheblichen Rückgang für das Jahr 1911 zu rechnen, und da der Börsenblattausschuß die In teressen des Börsenvereins nach dieser Richtung zu vertreten hat, so glaubt er nicht aus kleinere Reformen sich beschränken