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Kuntzsch, Altenberg — Verantwortliche Schrifttcitung: Ftor^ Kuntzsch, Altenberg — Fcrnruf Lauenstein 427 — Posttcheck Dresden 11811 — Giro Altenberg 11 Sonnabend, den ttz. Aull IE «7. Sahrgans Re. 83 Die englisch französische Freundschaft Wiederaufleben der .Entente rordiale Das französisch-englische Geheimabkommen, das in Lau sanne geschlossen worden ist, ist nunmehr oom englischen Außen minister Simon durch eine Unterhausrede der Öffentlichkeit mitgeteilt worden. Der Inhalt besagt, daß England und Frankreich in Übereinstimmung mit der Völkerbundssatzung bcasichtigen, sich über alle Fragen auszulauschen, an der Lö sung der Abrüstungsfrage und der Vorbereitung der Welt- wirtschaftskouferenz zusammenzuarbeiten und auf dem Gebiete der Handelsverträge die gegenseitigen Belange nicht zu ver letzen. Der französische Ministerpräsident Herriot erklärte dazu, dieser Vertrag bedeute die Wiedergeburt der „Entente cordiale" der Vorkriegsjahre und eröffne einen neuen Abschnitt in den französisch-englischen Beziehungen. Frankreichs Freude ist verständlich; denn England sind nun insofern die Hände gebunden, als cs in den großen Fra gen nicht mehr ohne weiteres selbständig handeln kann. So kann es sich z. B. nicht mehr wie frühen zu weileten Schulden zahlungen an Amerika verpflichten, wenn es sich vorher nicht mit Frankreich geeinigt hat. Auch z. B. in der Kriegsschuld frage ist England Deutschland gegenüber nicht mehr selbständig. Deutschland soll sich anschlietzen Ter Teil des englisch französischen Dertrauensabkommens ist dem deutschen Geschäftsträger in London mit der Auffor derung übermittelt worden, daß Deutschland dem Abkommen beitritt, was zur Zeit noch fraglich ist. Amerika soll tie Kriegsschulöen erlassen Das französische Außenministerium veröffentlichte den Wortlaut des Lausanner Gentlemanabkommens zwischen den Staaten Frankreich, England, Belgien und Italien. Darnach wird das Lausanner Abkommen von diesen Staaten erst dann rechtsgültig angenommen, wenn sie mit ihren eigenen Gläu bigern eine befriedigende Lösung erz eit haben. Sollte dies nicht möglich sein, würde die Rechtslage „wie vor dem Hoover- Moratorium" in Kraft treten. Reichskanzler v. Papen hat das in einem Schreiben an Simon sofort ab gelehnt unter Hinweis auf dieZusage Macdonalds, dah in einem solchen Falle mit Deutschland neu verhandelt werden muh, aber auf keinen Fall der Poungplan wieder in Kraft treten kann. Die Bauernnvt im Erzgebirge Zwönitz, 15. Juli. Die Kreisdirektion der Landwirtschaftskammer für das Erzgebirge hielt hier ihre diesjährige Ausschußsitzung sowie ihre sechste Hauptversammlung ab, m der der Vorsitzende, Lehngerichtsvesitzer Häntzschel eingehend die gegenwär tige Lage der erzgebirgischen Landwirtschaft schilderte. Die Rentabilität der Landwirtschaft des Erzgebirges babe weiter stark gelitten. Vor allem müsse die Preisbildung für Schlacht vieh, Milch und Lutter als katastrophal bezeichnet werden. Die erzgebirgische Landwirtschaft fordere, daß jede über flüssige Einfuhr abgedrosselt werde, damit die heimischen^Produkte zu gerechten Preisen Absatz finden könn ten. Die Senkung der Preise, besonders der Handwerker- preise, sei bisher nur unvollkommen Die Landwirtschaft fühle sich zwar mit dem Handwerk aufs engste verbunden, müsse aber, falls die Preise nicht fühlbar gesenkt würden, unter Umständen auf Schaffung eines wirksamen Gegenge wichts binwirken. Zu Steuerfragen übergehend bemerkte der Redner, daß die Landwirtschaft nach wie vor die Grundsteuer als die drückendste Steuer empfinde. Es sei heute unmöglich, selbst unverschuldeten Betrieben zu tragbaren Bedingungen Kre dite zu verschaffen. Trotzdem set der Lebenswille der Erz- gebirgslandwirte nicht erlahmt. Zur neuen Reichsregierung habe man das Vertrauen, daß sie mehr, als es bisher ge schehen ist, den landwirtschaftlichen Forderungen Rechnung trage. In dem umfangreichen Geschäftsbericht der Kreisdirek tion wird besonders darauf hingewiesen, daß die Verschul dung der erzgebirgischen Landwirtschaft zu ernstester Sorge Anlaß gebe. Den Abschluß der Hauptversammlung bildete ein Dor trag des Leiters der Preisbcrichtsstelle beim deutschen ind- wirtschaftsrat, Dr. Are! Schindler-Berlin, über „Weltwirt schaft oder Binnenwirtschaft". Der Redner betonte, die Land wirtschaft sei zwar nicht für eine wilde Autarkie, doch werde man in Zukunft um eine stärkere Betonung der Binnen- wi-tschaft nicht herumkommen. Nur 38 Prozent der heutigen Ausfuhr gehe nach Ländern, nach denen sich die Ausfuhr noch lohne. Deutschland sei heute so weit, daß es vom Ausland kein Korn mehr zu beziehen brauche. Der Redner setzte sich für eine Kontingentierung der Einfuhr ein, die sich mit den Handelsverträgen vereinbaren lasse. Die Revision öer Posträuber verworfen Die von den Brüdern Alfred und Kurt Bergmann eingelegte Revision gegen das Urteil der Großen Strafkam- mer beim Landgericht Dresden ist vom Ersten Strafsenat des Reichsgerichts als völlig unbeglündet verworfen worden. Die Verurteilten hatten am 1. August vorig. Iahrcs die Kraftpost bei Wendischcarsdorf in der Dippoldiswalder Heide über fallen und beraubt und dafü'' eme Zuchthausstrafe von je acht Jahren erhalten, die jetzt rechtskräftig geworden ist. oieLnrlarltlek tsnüvillLckläft Ein Lcchstcl vcs landwirtschaftlirven VcrtaufSLrlSfcs für .'Zinsen notwenvig. Im Iabre 1913 war die deuiicbe Landwirtschaft mit 13 Milliarden RM nur Hypotheken belastet. Heule beträgt die hypothekarische Belattung der Landwirtschaft nur noch 7,7 Milliarden RM, aber daneben ist heule eine sehr große kurzfristige Verschuldung der Landwirtichaft angewachöen und das Institut für Konjunkturforschung schätzt, daß im letzten Wirtschastsjc. ' die deutsche Landwirtschaft etwas über 1 Milliarde an Zinsen zahlen mußte. Da von der selben Stelle der gesamte Verkaufserlös der deutschen Land wirtschaft auf 6 Milliarden RM im letzten Wirtschaftslahre geschätzt wird, so ergibt sich also die Tatsache, daß jeder Landwirt durchschnittlich, wenn er 100.— RM einnimmt 16.75 RM für Zinsen bergeben muß- Dabei werden für die Aufwertungshyvotheken nur etwa 100 Millionen ge braucht, auf die neueren Realkredite etwa 400 Millionen und auf die Personalkredite nahezu 500 Millionen RM. Durch die Zinsherabsetzung in der Notverordnung vom De zember 1931 wurden die Aufwertungszinsen auf 90 Mil lionen, die Zinsen für neuere Realkredite auf 300 Mil lionen und die Zinsen für Personalkredite aus 390 Mil lionen. — letztere vorwiegend durch Senkung des Reichs- dankdiskontes. — herabgesetzt Insgesamt dürste sich io die Zinslast von 1 Milliarde auf 850 Millionen RM für )as laufende Jahr ermäßigt haben. Nach Schätzungen des Znstituts betragen die Zinsrückstände der Landwirtschaft m Frühjahr 1932 50 Prozent, während sie noch im Jahre 1928 durchschnittlich nur 20 Prozent betragen haben Politische Umschau Hindenburgs Dank an Papen. Reichs präsident von Hindenburg empfing am Donnerstag in Neudeck den Reichskanzler von Papen zum Be richt über die Lausanner Verhandlungen. Nach Ent gegennahme des Vortrages sprach der Reichspräsi dent dem Reichskanzler seinen Dan! für die in Lau sanne geleistete Arbeit aus und bat, diesen Dank auch den anderen Mitgliedern der Delegation zu übermitteln. Hieran schloß sich ein gemeinsamer Vor trag des Reichskanzlers und des Reichsministers des Innern über innenpolitische Fragen. Vor einem Jahre ... Ein Jahr erst trennt uns von jenem Tage, an dem die Danat-Bank die Schalter schloß und damit die vorübergehende Still legung des deutschen Bankwesens, die Zuli Notzeit von 1931, einsetzte. Es war der 13. Juli 1931. Die folgenden Wochen waren wohl die bisher schwerste Probe für die Nerven des Volkes. In dem einen Jahr hat die Krise sich mit rasendem Tempo aus- gebreitet. Das englische Pfund hat seinen Goldwert verloren, zahlreiche andere Währungen mußten ihm folgen, die Blütezeit in den Vereinigten Staaten ist endgültig dahin. Kreugers Tod und die Aufdeckung seiner Taten erschütterten die Wett. Der Voungplan mußte von seinen Schöpfern aufgegeben werden. Deutschland mußte sich entschließen, zur aktiven Han delspolitik der Abwehr entbehrlicher Einfuhren über zugehen. Der wirtschaftliche Schrumpfungsprozeß hat sich fortgesetzt und ist in den Bilanzen eindeutig in Erscheinung getreten. Die Arbeitsbeschaffung ist zur gebieterischen Grundlinie jeder Wirtschaftspolitik geworden. Der Mittelbetrieb, die Persönlichkeit, die Verantwortung des Einzelnen scheint den Großbetrieb wieder zu verdrängen. Und der 13. Juli 1931 hat insofern vielleicht doch das Verdienst, daß er der ganzen Wett endlich den Ernst der Lage und die Folge der aufgezwungenen Tribute gezeigt hat. Zahllose Wahlversammlungen im ganzen Land. Der Reichslagswahlkampf hat nunmehr mit vollen Akkorden eingesetzt. Täglich finden in allen Teilen des Reiches zahllose Versammlungen statt, in denen die einzelnen Parteien um die Gunst der Wähler werben. 2 Tote, 12 Verletzte in Berlin. Am Mitt woch kam es gegen 23 Uhr in der Nonnendamm- Allee in Siemensstadt zwischen Kommunisten, die von einer Demonstration im Berliner Westen heim kehrten, und Nationalsozialisten zu Zusammenstößen. Dabei erhielten vier Kommunisten schwere Schußver letzungen und mußten schwerverletzt in das Span dauer Krankenhaus gebracht werden; zwei von ihnen starben nach ihrer Einlieferung. Außerdem wurden 8 Personen leicht verletzt. Die Polizei nahm acht Kommunisten und elf Nationalsozialisten fest. Auch in Oberschönweide gerieten Kommunisten und Na itonalsozialisten aneinander. Auch hier erhielten vier Kommunisten Schußverletzungen. Zwei von ihnen wurden in das Elisabeth-Hospital eingeliefert. Zwei Nationalsozialisten wurden verhaftet. Blutiger russischer Terror gegen die Wolga-Deutschen. Nach einer Meldung der Agentur Erpreß sind kürzlich in einigen Orten der Republik der Wolga-Deutschen Bauernunruhen aus gebrochen, die von GPU.-Abteilungen blutig unter drückt worden seien. Allein in den Ortschaften Urby und Krasnyj Put seien über 90 Kolonisten nieder geschossen worden. Die Unruhen seien darauf zu rückzuführen, daß die örtlichen Sowjetbehörden den Erlaß Stalins über den teilweise freien Lebensmittel- Handel nicht zur Geltung kommen lasten wollten. An ! zahlreichen Plätzen, wo die Kolonisten ihre Erzeug- i niste feilbieten wollten, seien ihnen die Waren be schlagnahmt worden. In vielen Fällen habe man die Besitzer verhaftet und wegen Lebensmittelspeku lation angeklagt. Mehrfach sei es zu regelrechten Feuergefechten zwischen der Bevölkerung und GPU.-