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X- 294, 19. Dezember 1935. Redaktioneller Teil Bürskiiblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. Vom ausländischen Buchhandel Eine Stimme aus England In einer Plauderei »Das Lesepublikum in England und ander wärts«, die in der Weihnachtsbllcherschau des Daily lelegrspü in London erscheint, stellt «ine englische Schriftstellerin folgende Be trachtungen an: »Wir haben die besten Buchhändler von der Welt; sie sind höflich, gebildet, begeistert, aufmerksam; aber sie sind an ihre unwürdigen Buchläden gefesselt. Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, daß unsere Buchläden eine Schande sür England sind. Mit London steht es nicht so schlimm; aber als eine Stadt von fünf Millionen Einwohnern hat es kaum mehr oder schönere Buchläden als Helsingfors niit weniger als 25V vvv Einwohnern. Es gibt in Helsingfors wenigstens zwei Buchhandlungen, die in der Grösse mit dem Uwes Look Olub wetteifern, und man kann dort in fünf Minuten das finden, was man von Neuerscheinungen sucht, nicht bloß an finnischer und schwedischer, sondern auch deutscher, französi scher und englischer Literatur. Die Erklärung ist einfach: die Finnen lesen und die Engländer nicht. Der Unterschied zwischen der englischen und französischen Provinz ist ebenso groß. Wer einmal versucht hat, ein wertvolles, ausge fallenes Buch in kurzer Zeit in einer Fabrikstadt in Mittclengland oder in einem Badeort unseres Landes zu erhalten, weiß, daß er dabei Jahre seines Lebens verlieren kann. In Amiens kann man sich zu einem unscheinbaren Buchlädchsn stehlen und in St, Raphael in der Stadt herumschlendern und sich ein Buch lausen, ehe man aus der Esplanade seinen Grenadine trinkt. Am Ende der Saison wird man sinken, baß man eine stattliche Bücherei klassischer und moderner französischer Literatur erworben hat, und zwar vom Lager der kleinen Buchläden der Stadt. Die Erklärung ist wiederum einfach: die Franzosen lesen und die Engländer nicht. Wir werden rapid« zu einem Volk, das in seinen oberen und unteren Schichten unbclesen ist. Die Armen lesen keine Bücher, weil sie cs sich nicht leisten können. Die Reichen nicht, weil sie es ver ziehen, im Auto oder Flugzeug in der Welt herumzurasen oder Bridge zu spielen. Die Mittelklassen lesen noch, aber es wird immer schwieriger sür sie, das Richtige zu finden, wenn Buchverlag und Buchhandel nicht bessere Unterstützung finden, als es jetzt der Kall ist. Viel kann dazu geschehen, wenn die Menschen mehr Bücher zu Weihnachten schenken ...» L. H. Sch. Vom flämischen Büchermarkt Von der -Vereeniging van lettcrkundigen« und von der »Ver- ceniging ter bevordering van het vlaamschc boekwezen« wurde ein Jahrbuch und Katalog »Das Buch in Flandern 1835« sHet boek in Blanderen) herausgcgeben. Der reich ausgestattetc Ka alog bringt einen Nachruf für inzwischen verstorbene flämische Schrift steller und Förderer des flämischen Buchwesens sowie die Antworten einiger flämischer Schriftsteller auf die an sie gerichtete Rundfrage: »Wie arbeiten unsere Schriftsteller?». — Die Liste der Mitglieder der »Vereeniging va» letterkuiidigen» mit biographischen Notizen und An gaben ihrer jeweiligen Werke umsatzt mit insgesamt 81 Namen das Zehnfache des Mitglicderverzcichnisses von 1825. — An Neuerschei nungen in flämischer Sprache aus dem letzten Jahr werden, nach den verschiedenen Gebieten ihres Inhalts geordnet, säst MV Werke auf gezählt, von denen ein Teil Übersetzungen aus anderen Sprachen sind. Unter den KV Büchern der Gruppe »proza, romans en Novellen« wird neben anderen aus dem Deutschen übersetzten Werken Hans Grimms »Die Olewagen-Saga« genannt. — Anzeigen flämischer und hollän discher Verleger und Druckereien nehmen ein gutes Drittel des 175 Seiten umfassenden Kataloges ein. Das von der »Vereeniging ter bevordering van het vlaamsche boekwezen« sBriissel: 28 Sint-Michielsstraat) hcrausgegcbene Adreßbuch desslämischen Buchwesens für 1835—1838 sAdreslijst van het vlaamsche boekwezen) enthält außer zahlreichen Verlags- und Druckereianzeigen Anschriftenverzeichnisse folgender fünf Gruppen: Buchhändler, Verleger, Druckereien, Zeitschriften und Büchereien. — Von den 22V nach Fachgebieten eingetcilten Zeitschriften sind 2V Tageszeitungen, deren bedeutendste, in Brüssel erscheinende »Het lautste nieuws« eine Auslagenhöhe von 238VVV aufweist. — Die übrigen Verzeichnisse sind nach Städten geordnet. Bon ewa 2VÜ Buch händlern sind 5V v. H. dem flämischen (V.B.V.B.), weitere 25 o. H. ebenfalls dem flämischen Verband und gleichzeitig dem »Oerclo beize äs Io librairie« angcschlosscn. Die restlichen 25 v. H. sind lediglich dem »Oerels beige« ungegliedert. Von den 1V7 Verlegern sind 81 im flämischen Verband, 35 in beiden und 8 lediglich im »Oerels beige« organisiert. — Das letzte der siins Verzeichnisse enthält 288 Anschrif ten von flämischen Büchereien in insgesamt 222 Städten und Ortschaften. 1090 Verzeichnis der italienischen Verleger, Buch, und Papierwarenhändler Die reckeiarione kkariouals rascista Illckustriaii Ociitori hat im Verein mit der keckerarivne Harionale rascista Oomnisrciauti ckel I-idro, ckella Oarta e Lllini als Nachtrag zu Nr. 4V des »Oioroale ckella lübreria» ein Verzeichnis herausgcgeben, das sich aus solgenden Untergliederungcn zusammensctzt: 1. Anschriften der italienischen Fachverbände und der Anschriften von entsprechenden Organisationen in 18 nichtitalienischen Ländern. 2. Verzeichnis der italienischen Verleger mit ungefähr 55V Namen und Anschriften. S. Zeitschristenvcrleger bzw. Zeitschristenverzeichnis und Anschristen von Postkartenverlegern, insgesamt etwa 880. 4. Verzeichnis der Buch- und Papierwarenhändler Italiens, ent haltend Uber 3700 Anschriften. 5. 17 Anschriften von Fachgeschäften in den italienischen Kolonien. V. Verzeichnis der »hauptsächlichsten Buchhandlungen des (nicht- italienischen) Auslandes, die sich mit dem Verkauf und dem Ver trieb des italienischen Buches befassen«. Sämtliche Verzeichnisse sind nach Städten geordnet und sichren zum Teil auch Angaben wie: Kernsprcchnummer, Postscheck- und Bank konten, Telegrammanschriften sowie in einigen Fällen Verlags- bzw. Vcrtriebsspezialitäten. Besondere Beachtung verdient die geographische Verteilung der von amtlicher Seite zusammengestellten Anschriften (Stand vom 1. September 1885) des 8. Verzeichnisses. Von den 204 aufgefllhrten Buchhandlungen aus 24 nichtitalienischen Ländern entfallen aus: nordische Länder 133 (hiervon Reichsdeutsche allein 78!) romanische Länder 45 osteuropäische Länder 28 Insgesamt 204 Anschristen. Neue Buchwerbung in der Schweiz Der Anzeiger sür den Schweizerischen Buchhandel Nr. 23 schreibt: »Einen über alle Erwartungen prächtig gelungenen Versuch haben einige Basler Buchhändler zugunsten des Schweizer Buches unter nommen. Man ging diesmal ins Stabttheater und veranstaltete in einer MatinLe-Vorstellung ein eigentliches Spiel über bas Schweizer buch. Zirka 30 neue Schweizerbllcher wurden in ein Gespräch einge flochten, das sich im Bibliothekszimmcr unter einer Gesellschaft ge ladener Teegäste abwickelte. Es war nicht leicht, über so viele Bücher etwas zu sagen (aus einigen wurde irgendein kurzes Stück zur Probe vorge(esen), ohne langweilig zu wirken. Werner Wolfs, der Dramaturg des Basler Stadttheaters, verstand es jedoch meisterhaft, Spannung und Hmmvr in das Stück zu bringen, sodah das Publikum wiederholt mit Beifallsstürmen losbrach. Ilm einen Begriff von den illustrierten Werken zu geben, wurden mittelst eines Projektionsapparats einige Bildproben vorgeführt. Der Versuch Hat außerordentlich gefallen und man hörte allgemein zustimmende Urteile aus dem Publikum. Als Eintr ittsgebllhr haben wir 5V Rp. zugunsten des Schriftstellervereins erhoben und sind nun ln der Lage, an diese Stelle einen schönen Betrog zu überweisen. Die Verleger haben uns durch einen Kostcn- beitriig unterstützend zur Seite gestanden, sie dürfen aber sicher sein, daß iüe Werbung ausgezeichnet war. — Die Basler Buchhändler sind nun r echt glücklich, mit dieser Ausführung einen neuen Weg beschrittcn zu haben, der wirklich .eingeschlagen' hat.« Vorurbeite» für eine spanische Buchhandelsordnung Als vorbereitende Studie sür den Entwurf einer Buchhanbels- ordnung in Spanien hat die zuständige Kammer sür neue Bücher In Madrid zunächst sür den Handel mit Schulbüchern Richtlinien aus gestellt >>nd den Buchhändlern nahegelegt: 1. 'Eine formelle Verpflichtung einzugehen, laut der Einzel personen, beim Verkauf von Schulbüchern keine Preisermäßigun gen zu gewähren sind und Preisermäßigungen bei Verkäufen an Schule» und Lehrkräfte nicht mehr als 1ü v. H. betragen dürfen. 2. Eine weitere Verpflichtung ist einzugehen, nach der keine Schul bücher i n Kommission genommen werden, wenn ein Preisnachlaß von weniger als 25 v. H. gewährt wird. 8. Ilkin eine gleichmäßige Handhabung zu ermöglichen, ergeht an die Ver leger von Schulbüchern, die die Berechtigung zum Verkauf von Büchern haben, die Aussorderung, sich den Richtlinien sür die Buch-