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Börsenblatt f. d. deutschen Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 3717 Börsenblatt, die er als nicht praktisch bezeichnete. Er gab anheim, eine andere Einteilung zu machen, oder, was vielleicht am besten sein möchte, zu der früheren Einrichtung zurückzukehren. Daß es dem Vorstande gelungen sei, die Firma Mayer L Müller zum Ein lenken zu bewegen, verdiene ganz besonderen Dank, doch hätte er gewünscht, daß die Berliner Vereinigung von diesen Verhandlungen in Kenntnis gesetzt worden wäre. Ein weiterer Gegenstand seiner Ausführungen betraf die Warenhäuser, bezw. die Aufhebung der Sperre gegen das Warenhaus Wertheim, das sich bereit erklärt habe, von den bisher befolgten Preisunterbietungen abzugehen. Herr Prager stellte die Aushebung anheim, warnte aber davor, die Waren häuser als Buchhändler anzuerkennen und ihnen die vollen Bezugsvorteile des regelmäßigen Buchhandels einzuräumen. — Herr Siegismund-Berlin trat der in dieser Warnung zu Tage getretenen Anschauung vom praktischen Standpunkte aus entgegen. — Ebenso Herr Hartmann-Elberfeld, der seinerseits hervorhob, daß der Börsenverein keine Innung sei und daß man dem Vorstande bezüglich der Entscheidung in dieser Angelegenheit keine Vorschriften machen könne. — Der erste Vorsteher Herr Engelhorn erwiderte Herrn Prager ans seine zum Börsenblatt geäußerten Wünsche, daß seiner Zeit beschlossen worden sei, Versuche in betreff der Scheidung der Neuigkeiten und Fortsetzungen zu machen. Diese Versuche könnten fortgesetzt oder nach Befinden durch Rückkehr zur alten Einrichtung auch beendet werden. Der Vorwurf Herrn Pragers, daß der Vorstand unterlassen habe, die Berliner Börsenvereinsmitglieder von den Verhand lungen mit der Firma Mayer L Müller zu unterrichten, habe keine Berechtigung, wie er des näheren aussührte. In Be zug auf den Antrag des Warenhauses Wertheim sei sich der Vorstand der Tragweite seiner Entscheidung bewußt und werde letztere gemeinsam mit den neu gewählten Mitgliedern des Vorstandes nach gewissenhaftem Ermessen fassen. Punkt 2 und 3. — Der Rechnungsbericht über das Jahr 1960 und der Entwurf des Voranschlags über das Jahr 1901 wurden auf Antrag des Rechnungs-Ausschusses, in dessen Namen der Vorsitzende, Herr Heyfelder-Berlin, Be richt erstattete, genehmigt. Die beantragte Entlastung des Vorstandes wurde erteilt. Punkt 4 wurde vorläufig zurückgestellt. Punkt S. Der Antrag des Herrn Heinze-Dresden wurde vom Antragsteller ausführlich begründet. — Der 1. Vorsteher Herr Engelhorn teilte hierauf den Gegenantrag des Börsenvereins-Vorstandes mit, den Antrag des Herrn Heinze abzulehnen. — Der zweite Schatzmeister des Börsen vereins, Herr Wilhelm Müller-Wien, begründete die Not wendigkeit der Ablehnung des Antrages Heinze in ausführ licher Darlegung mit der wahrscheinlichen praktischen Folge, daß seine Annahme die Verleger aus dem Börsenverein treiben und damit eine große Gefahr herausbeschwören könnte. Herr Heinze-Dresden zog hierauf seinen Antrag zurück und ersetzte ihn durch einen neuen Antrag, der dahin ging, seinen ersten Antrag und dessen Begründung dem Vereins ausschuß des Börsenvereins zur Beratung und Bericht erstattung an die nächste Hauptversammlung zu überweisen. Nach längerer Debatte, an der sich die Herren Carl Müller - Grote - Berlin, Deuticke - Wien, Hartmann- Elberfeld, Goeritz-Braunschrveig beteiligten, wurde dieser neue Antrag des Herrn Heinze abgelehnt. Abgelehnt wurden auch zwei Resolutionen, von denen die eine Meuticke) einen Appell an die Verleger vorschlug, die andere (Goeritz) den Antrag Heinze mit dem zu seiner Begründung dienen den Material dem Börsenvereins-Vorstande »zur Erwägung- überweisen wollte. ALUmdskchMt-r Iabrqana Punkt 4. Es ergaben sich als gewählt: in den Vorstand als 1. Vorsteher: Herr Alberi Brock haus-Leipzig; als 2.Vorsteher: Herr ErnstVollert- Berlin; als 2. Schriftführer: Herr Alexander Francke-Bern; in den Rechnungs-Ausschuß: Herr Max Müller-Breslau; Herr Artur Seemann-Leipzig; in den Wahl-Ausschuß: Herr Franz Deuticke - Wien; Herr Adolf Rost-Leipzig; in den Verwaltungs-Ausschuß des deutschen Buchhändler hauses: Herr Rudolf Brockhaus-Leipzig; Herr vr. Josef Petersmann-Leipzig. Sämtliche Gewählten erklärten, soweit anwesend, die Annahme der Wahl. Herr Albert Brock Haus-Leipzig wurde bet seinem Erscheinen aus der Rednerbühne mit an haltendem Beifall begrüßt, so daß er längere Zeit nicht zu Worte kommen konnte. Er dankte sowohl denen, die ihn gewählt, als auch denen, die ihn nicht gewählt hätten. Man wolle nicht erwarten, daß er der Versammlung ein Programm vorlege, nur darauf wolle er sich beschränken, zu sagen, daß mehr als vielleicht jemals in gegenwärtiger Zeit ein starker Börsenverein nötig sei. Dazu aber sei vor allem erforderlich, daß große buchhändlerische Fragen nicht von einzelnen Personen oder einzelnen Vereinen behandelt würden, sondern daß niemand an eine solche Frage heran trete, ohne sich auf sein buchhändlerisches Vaterland, den Börsenverein, zu besinnen, und daß er erst dann selbständig vorgehe, wenn dessen Hilfe versage. Er versichere, daß er sein Möglichstes thun werde, der Aufgabe zu dienen, die das Vertrauen seiner Kollegen ihm gestellt habe. Herr Ernst Vollert-Berlin wies auf die Bedeutung der Thatsache hin, daß zum erstenmal wieder seit zwölf Jahren ein Berliner Kollege in den Vorstand berufen worden sei. — Herr Alexander Francke-Bern freute sich, in der Wahl seiner Person den Ausdruck des Wunsches sehen zu dürfen, daß der deutsche Buchhandel die seit langen Jahr zehnten bestehenden engen Beziehungen zum schweizerischen Buchhandel noch inniger und vertrauter zu gestalten wünsche. — Nach einem Dankeswort des Herrn Petters-Heidelberg an den Vorstand und nach einem weiteren durch Herrn Credner-Leipzig dargebrachten besonderen Dank an die abtretenden Vorstandsmitglieder schloß der erste Vorsteher Herr Carl Engelhorn die Hauptversammlung. Druckereien, Suchhunde! und Bibliotheken in Ruhland. Aus Anlaß der Pariser Weltausstellung im Jahre 1900 hat das russische Finanzministerium ein Werk herausgegeben unter dem Titel »Rußland am Ende des 19. Jahrhunderts, redigiert von W. I. Kowalewskij-,*) das in einer Reihe von Abhandlungen gedrängte Uebersichten über die natür lichen, kulturellen und wirtschaftlichen Verhältnisse Ruß lands giebt. Die Abhandlungen zerfallen in acht Gruppen: 1. Flächenraum, Bevölkerung und Staatsverfassung Ruß lands; 2. Land- und Waldwirtschaft; S. Industrie; 4. Innen- und Außenhandel; 5. Finanzen, Kredit und Reichsbudget; 6. Wege und Mittel des Verkehrs; 7. Volks bildung, öffentliche Gesundheitspflege und Moral; 8. die be waffnete Macht. Fast jede Gruppe besteht ans mehreren Abhandlungen, deren jede einen Spezialisten zum Ver fasser hat. In der siebenten Gruppe findet sich eine *) In russischer Sprache. St. Petersburg 1900, Buchdruckerei der Aktiengesellschaft .Verlagsunternehmen, (vormals Brockhaus L Efron). 8°. XVI, 968 S. mit Diagrammen, Kartogrammen und Karten. Preis s Rubel. 485