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7412 Börsenblatt s. o. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. W 141, 22. Juni 1910. dem heutigen deutschen Zeitschriftenverlag, obwohl manche der bekanntesten Blätter, wie Über Land und Meer, Gartenlaube, Woche fehlen. Ob aber der Verein recht daran getan hat, sich räumlich von der vom Buchgewerbeverein organisierten, ein ein- cheitliches Ganzes darstellenden Ausstellung abzusondernl^ Eher verstehen wir die Absonderung der Firma K. F. Koeh - ler, die im Empsangsraum des Repräsentationszwecken dienen den Deutschen Hauses eine Musterbibliothek ihres Barsortiments aufgestellt hat. Der Bücherschrank, in dem diese untergebracht ist, paßt sich dem vornehmen Mobiliar dieses Saales vorzüglich an und scheint ebensosehr dazuzugehören wie die zahlreichen Hans- bibliotheken in den einzelnen Zimmern der holländischen Ranm- kunstabteilung. Diese »Deutsche Hausbibliothck« umfaßt 98 Werke mit 137 Bänden, von denen die wissenschaftlichen Werke in Halb franzbänden mit Leinendeckeln, die schöne Literatur in echt Leder und Pergament gebunden sind. Die Einförmigkeit in den Halb sranzbänden hätte vielleicht einigermaßen gemildert werden können. Die Firma Koehler hat einen gefällig ausgestatteten Katalog dieser Mustcrbibliothek, deren Ladenpreis, beiläufig be merkt, 1500 A beträgt und die in mehreren Exemplaren zu sammengestellt wurde, Herstellen lassen, der den Titel «Das Buch im deutschen Hause« trägt und auch außerhalb der Ausstellung zu haben ist. Zu einer Sonderausstellung haben sich endlich auch die Fabrikan ten von buchgewerblichen Maschinen verstehen müssen. Diese haben ihren Platz naturgemäß in der gewaltigen Maschinenhalle gefunden, die ohne Zweifel das größte Aussehen in der deutschen Ausstellung erregt. Aber anders als in den früheren Welt ausstellungen, wo diese Maschinen unter den andern zerstreut aus gestellt waren, bilden sie diesmal eine besondere, recht stattliche Gruppe, deren Zahl sich gegenüber derjenigen aus der St. Louiser Ausstellung beinahe verdreifacht hat. Es gehören selbstverständlich die Kenntnisse eines Fachmannes dazu, um die Bedeutung der von den 14 Firmen ausgestellten Maschinen zu würdigen, hier seien sie nur der Vollständigkeit halber miterwähnt und mit Rück sicht darauf, daß die Organisation dieser Gruppe ebensalls von der Leitung des Buchgewerbevereins übernommen worden ist. Wir sehen daneben die Setzmaschinen der Firma Typograph G. m. b. H. (Berlin) die bekannten Zweitonren-Schnellpressen »Windsbraut« und »Phönix« von I. G.Schelter LGiesecke (Leipzig), die Schneidemaschinen von Di e tz S Li stin g (Leipzig), die neue Falzmaschine »Auto-Triumph» mit Bogenanleger »Rotary« (Ausstreichesystem) von Gutberlet L Co. (Leipzig) und den ingeniösen Bogenzusührungsapparat (mit Sauglnstsystem) für Falz- und Druckmaschinen der Firma Kleim L klügerer (Leipzig); ferner die originellen Hilfsmaschinen für Buchbindereien und Kartonnagesabriken der Düsseldorfer Firma F. E. Jagenberg (Gummiermaschinen, Etikettiermaschinen, vor allem aber eine neue Kartonnagemaschine, die das Verkleben der Wände der Schachteln selbsttätig und mit großer Akkura tesse besorgt und zehn Arbeiter überflüssig macht, sowie die hygienisch wertvolle Füll- und Packmaschine); schließlich als eine der neuesten Errungenschasten aus dem Gebiete des Zeitungs druckes die Flachsatz-Rotationsmaschine »Heureka« der Heidel berger Schnellpressenfabrik A.-G., die das sonst für Rotationspressen unvermeidliche Stereotypieren des Satzes da durch unnötig macht, daß dieser vermittelst zweier mit Gummi überzogenen Zylinder auss Papier übertragen wird. Die übrigen ausstellenden Firmen sind Gebr. Brehmer (Hest- und Fälzmaschinen), Karl Krause, Preuße L Co. (sämt lich in Leipzig), die Dresdner Schnellpressenfabrik in Coswig i. Sa., die Gandenbergsche Maschinen fabrik Georg Goebel in Darmstadt, die Maschinen fabriken Johannisberg in Geisenheim und Rockstroh L Schneider Nachfolger in Dresden-Heidenau (speziell Ma schinen für Farbendrucke). Wir müssen uns aus dem oben an geführten Grunde mit der Namensaufzählung begnügen. Wenn wir zum Schlüsse noch die in Beziehung zum Buch gewerbe oder vielmehr zur Papierindustrie stehenden, Welt- bekannten Firmen F. Soennecken in Bonn, König L,Ebhardt in Hannover und Heintze L Blanckertz in Berlin, sowie die Firma Zanders in M.-Gladbach er wähnen, die in verschiedenen Teilen der »Jndustriehalle« ihre geräumigen Auslagen für Geschäftsbücher, Bureaumöbel, Schreib utensilien und Tinten untergebracht haben, und wenn wir noch hiuzufügen, daß die Firma G. Stille in Berlin an einem Dutzend in den verschiedenen Hallen der deutschen Ab teilung ausgestellten Verkaufstischen Führer und Pläne, Aus stellungskataloge, Photographiealbums und Ansichtskarten, Zeit schriften und Zeitungen feilbietet, so glauben wir mit unserem langen Bericht über die Beteiligung des deutschen Buchgewerbes tatsächlich am Ende angelangt zu sein und als gewissenhaster Chronist Wesentliches nicht ausgelassen zu haben. Bevor wir uns ein zusammenfassendes Urteil erlauben, sehen wir zu, was die anderen Länder aus dem gleichen Gebiete leisten, und wenden uns zunächst den inzwischen ebenfalls fertig ge wordenen Ausstellungen Hollands, Englands und der Schweiz zu, denen Frankreich und Belgien folgen sollen. (Fortsetzung folgt.) Kleine Mitteilungen. «ub dem amerikanischen «nllquariaitzbuchhandcl. — Ein Exemplar von Dickens »Liebvielc Lnpsrs« von der illustrierten St. Dunstan-Ausgabe, von der nur acht Stück zum Verlaus in Amerika und sieben für Europa hergestellt worden waren, wurde im Mai bei der Versteigerung der Bibliothek einer Mrs. N. G. Pope aus Portland von der Anderson Company in New Uork um 805 Dollars verkauft. Das Werk besteht aus sechs Bänden in Bellum, deren Seiten nur auf einer Seite bedruckt sind, und ent hält nahezu 1200 Zeichnungen und Illustrationen von Restore Leoni. Der Einband besteht aus feingeglättetem dunkelblauem Saffian. Der Preis scheint vielleicht hoch, indesfen blieb er tatsächlich hinter dem ursprünglichen Preis der Ausgabe sehr erheblich zurück, denn dieser war bei Erscheinen mit Logo Dollars sür den Band oder 12000 Dollars sür die ganze Ausgabe festgesetzt worden. Unter den anderen bemerkenswerten Geboten waren zu ver- London 1625/26, 7S Dollars; — Erstausgabe von Fieldings »Uistorz- ok Pom laues«, 3 t Dollars; — seltene erste Ausgabe von John Heywoods »Pbs Lpicker anä tbs Ule«, London 1566, 200 Dollars (Rekordpreis). Zwei der umstrittensten Stücke waren eine Erstausgabe von Edmund Spensers »ikasrio Husens«, zwei Quartbände, London 1590—1696, Einband von Rividre, 450 Dollars, sowie eine Erstausgabe der Gedichtsammlung des selben Verfassers »Oompluiut», Oontaiuing 8unäris 8muII Losins ok tbs Vorick's Vnnitis«, Quartband, London >591, Einband gleich falls von Rividre, 23ö Dollars. Die Erstausgabe der »Lasurs ok !tlr». Luna liilligrov«, Ehrendame der Herzogin von Uork, klein Folio, London 1686, brachte 3S Dollars; Goldsmiths Vi irr ok Wulioliolll, illustriert von Thomas Rowlandsvn, 64 Dollars; Erst ausgabe von John Smiths »Uistor/ ok Virginia«, London 1764, 175 Dollars; die Litlrsu Uibio leiste in Amerika frei erschienene englische Bibel), 1782, 160 Dollars; Baron I. I. von Gernings »Lieturssguo Tour Llong tbs kbius«, Quart, London 1820, 210 Pfund, und eine Erstausgabe von Byrons «Uours ok Icklsuoss« 8ö Dollars. Der Gesamterlös der Versteigerung betrug 9537 Dollars. sNach »Lublisbsrs' VkeskF«.) Biichcrvcrstcigcrung in London. — Am Freitag deu 3. Juni gelangte bei Sotheby die an literarischen Seltenheiten sehr reiche Bibliothek von Sir Elliot Stock von Westhill zur Versteigerung. Unter den wichtigsten Geboten sind zu ver zeichnen: Rev. R. H. Barhams »lugoläs bz» Uegsucks« I. Aus gabe, 3 Bde., 1840-1847, II Psund 6 Schilling (Boyle); — die Werke der Bronte's, 1. Ausgabe, 1846—1857, alle in geglättetes Eichenholz gebunden, 65 Psund (Dobell); — Sir T. Browne's Usiigio käsäiei, 1642, 6 Pfund lTregaskis); — Cocker's Lritbrustiolr, I. Ausgabe, 1678, 8 Psund (Leighton); — John Keal's Luckxmiou, 1. Ausgabe, 1818, 14 Psund 10 Schilling lB. F. Stevens); — John Miltou's kosm«, I. Ausgabe, 1645, 21 Pfund 10 Schilling