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^ 62, 17. März 1913. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschu. Buchbandel. 2367 Handel überhaupt nicht bekommen kann, wird auch sonst das Leben schwer gemacht, so z. B., wenn er in gutem Glauben erworbene gestohlene Sachen gemäß dem weitgehenden Vindikationsrecht, das das dänische Gesetz dem ursprünglichen und rechtmäßigen Besitzer einräumt, diesem umsonst ausliefern muß, wenn er sie noch nicht weiterverkaust hat. Aus der Privatbllcherei des Königs (»Köngens Haandbibliothek« im Palais Christians VIII. zu Amalienborg), die gegen 56 OVO Bände, darunter manche Seltenheiten mit Originalzcichnungen und Aquarellen dänischer Künstler, umfaßt, hat ein von ihrem Biblio thekar zeitweilig angestellter Student Werke und Bilder im Ge samtwerte von 830 Kr. gestohlen und nach Entfernung des könig lichen Exlibris an Antiquare verkauft. Es handelt sich dabei namentlich um Originalausgaben dänischer Dichter, Holbergiana, ein Unisormenwerk und alte Gesetzesausgabcn, wie Gotfred af Ghcmens Ausgabe des »Lkaanske üov« von 1503 (die ein Anti quar für 75 Kr. weiterverkaufte). Die Sachen sind zum großen Teil wiedererlangt worden, einige freilich mit Geldopfern; so mußte ein Bilderalbum »Der große Maskenball in Berlin 1804« für 67 Kr. aus Leipzig zurückgekauft werden. Der Dieb wurde zu vier Monaten Gefängnis verurteilt, aber bald darauf unter der Bedingung, das Land für immer zu verlassen, be gnadigt. Auch eine Reihe literarischer Prozesse hat die Ge richte beschäftigt. Gegen den Buchhändler I. Frimoldt, Kopen hagen, in dessen Verlag 1912 eine Pseudonyme Schrift erschien, die den Journalistcnstand stark herabsetzte, hatten fünf dänische Prcssevercine (nur die Sozialdemokraten schlossen sich aus formalen Gründen nicht an) Klage erhoben. Das Urteil der Hof- og Stadsretten lautete auf Freisprechung, da die beschimpfenden Stellen der Schrift gegen Literaten und Journalisten im allgemeinen, nicht gegen die klagenden Vereine gerichtet seien. Die Prozetzkosten wurde» der Staats kasse auferlegt. — Gegen den Sänger und Komponisten I. Sax- torph-Mikkelsen prozessierte der Gyldendalsche Verlag als In haber der Verlagsrechte an allen Gedichtsammlungen des jüt- ländischen Volksdichters Jeppe Aakjär, weil jener in mehreren Tausend Auflage als Textheft und Programm zu seinen Lieder abenden (mit eigenen Kompositionen) ein u. a. 36 nume rierte Gedichte Aakjärs enthaltendes Heft »Dänemarks Natur- und Volksleben in Liedern« und ferner ein Programm mit zwölf Gedichten A.'s für einen »Aakjär-Abend« hatte drucken lassen. Der Komponist berief sich zu Unrecht daraus, in gutem Glauben und mit Aakjärs Einwilligung gehandelt zu haben, denn der Verlag hatte ihn schon 1910, während er auf einer Vortragsreise bei den Dänen in Nordamerika war und bei dieser Gelegenheit diese Hefte verkaufte, wegen Verletzung seiner Verlags rechte verwarnt. Er wurde zu 300 Kr. Schadensersatz, 100 Kr. Butze an die Armenkasse, 100 Kr. Prozetz- kosten samt Auslieferung aller in Dänemark befindlichen Exem plare zwecks Beschlagnahme und Vernichtung verurteilt. — Wegen Übertretung des neuen dänischen Gesetzes gegen unlau teren Wettbewerb, nach dessen Z 1 falsche Warenbezeich nung bestraft wird, wurde der Buchhändler Carl Larsen, Kopen hagen, zu 40 Kr. Schadensersatz verurteilt und im übrigen ver warnt. Er hat den tzauptvertrieb von Puppentheater-Dekora tionen (mit Komödientextheften), bunten Bilderbogen zum Aus schneiden und Aufkleben auf Pappe des Kunstverlags Alfred Jacobsen, Kopenhagen, Toldbodvej 6, und führte in seinem Ka talog darüber unter Jacobsens Namen ein Proszenium mit an, das er, da es beim Verlag vergriffen war, selbst hatte anfertigen lassen. Gegen die Absicht eines vr. Wasbutski in Berlin, die Beob achtungen und Betrachtungen über Homosexualismus zu ver öffentlichen, die Herinan Bang ihm, seinem Berliner Arzt, den er als seinen Freund betrachtete, während eines Auf enthaltes in Berlin diktierte, wendete sich Peter Nansen, Bangs Freund und Mitdirektor des Gyldendalsche» Verlags, in einer Darlegung in der Zeitung .Politiken«. Bang hat mehreren Freunden erklärt, daß dieses Manuskript erst fünfzig Jahre nach seinem Tode gedruckt werden dürfe. Nansen hat dem vr. W. auf dessen Verlagsantrag von vornherein und dann auch nach Prüfung einer maschinengeschriebenen Abschrift mitgeteilt, Gyldendal lehne den Verlag für Skandinavien unbedingt ab. Er, Nansen, würde als Verwalter von Bangs Nachlaß, falls vr. W. an seinem Plan, den Aufsatz in einer medizinischen Zeitschrift und danach als Bro schüre zu veröffentlichen, festhalte, gezwungen sein, gegen ihn aufzutreten, sofern er nicht etwa den Nachweis führen könne, daß Bang ihm zu Lebzeiten das Eigentumsrecht daran übertragen habe. Zum hundertjährigen Geburtstag (23. Januar) von Ca milla C o l l e t t, der norwegischen Romanschriftstellerin, Hen rik Wergelands Schwester, der Vorkämpferin für Frauenrechle im Norden, die schon 1855 mit dem Roman »Amtmandens Dötre« für eine andere Auffassung der Stellung der Frau eintrat, erscheinen ihre gesammelten Schriften in einer Gedenkausgabe (41 Hefte ä Kr. 0.30), begleitet von einer illustrierten Bio graphie aus der Feder von Lilly Heber <78 Seiten. Kr. 1.75; beide bei Gyldendal), worin auch ihr Ein fluß auf Ibsen, Kielland und Lie besprochen ist. — Zum 80. Ge burtstag des Historikers und ehemaligen Universitätsprofessors Edvard Holm in Kopenhagen gab Den danske historiske Forening eine Festschrift (»TU Edv. Holm . . .« 238 S. Hage- rup's Forlag. Kr. 4.—) als Beiheft zur »Historist Tidstrift« her aus. — Otto Benzons Schrift st ellerlegat im Betrage von 1000 Kr. hat Georg Brandes an seinem Geburtstage dies mal an den auch in Deutschland geschätzten Dichter Otto Rung ausgeteilt, der, selbst vielreisend, seine Bücher gern in einem internationalen Milieu spielen läßt; sein neues Buch »Den lange Nat« (Gyldendal. Kr. 3.50) ist eben erschienen. Aus der Romanliteratur sind noch zu nennen Karin Michaelis-Stangelands »Grev Sylvains Hävn« (Kr. 3.— ; Verlag, wie auch bei den folgenden, soweit nichts anderes bemerkt ist, Gyldendalske Boghandel); »Söster Jnge- borg« (Kr. 5.—), ein neuer Leidenschaftsroman »aus dem Lazarett der freien Liebe« von Emil Rasmussen, der teilweise wiederum in Italien spielt, dessen Land und Volk der Verfasser gründlich kennt; »Lhkkens Veje« (Kr. 4.—) von dem Literaturkritiker Poul Levin; »Granatäblet« (Kr. 3.50), ein historischer Roman von Aage Barfoed über den italienischen Lustspieldichter Graf Carlo Gozzi, dessen »Turandot« hauptsäch lich durch Schillers Übersetzung bekannt geworden ist. Die meist gelesenen fünf Romane der IJenny Blich er-Clausen wurden jetzt als Volksausgabe in zwei Bänden (»Udvalgte Skrif- 1er.« Kr. 5.—, gebd. 7.50) herausgegeben. Die dreijährige Expedition von 1909 bis 1912 zur Vollendung der kartographischen Aufnahme Ost-Grönlands und Heimsührung von Mylius-Erichsens Tagebüchern, beschreibt frisch und fesselnd deren Leiter, der dänische Polarforscher Kapitän Ejnar Mik- kelsen, in »Tre Aar paa Grönlands Östkyst« (300 S. gr. 8", mit vielen Originalaufnahmen und Karte. Kr. 6.—, Rabatt, da für Kolportage geeignet, 35°/», ohne Freiexemplar). — Ein vom Ministerium empfohlenes Lehrbuch des Deutschen für technische Schulen (Läreborg i Tysk for tekniske Skoler. I. Kr. 2.—. Jul. Gjellerup, Kopenhagen) gab Adjunkt vr. pbii. Karl Mortensen, Odense, heraus. Der berühmte, leider erblindete Romanist Professor Kristosfer Nyrop konnte von seinem monumentalen Werk »OrammLirs tüstoriqus cke la lanAus kranyaise« einen 4. Teil (500 S., Kr. 7.—) erscheinen lassen. Welch unermüdliche Energie gehörte nicht dazu, da er alle Texte dafür sich vorlesen lassen und das ganze Buch diktieren mußte! Bo» dem nicht minder berühmten Philosophen Professor Harald Höffding erschien ein neuer Sammelband mit 17 Abhand lungen und Vorträgen aus der Zeit seit 1901 (Mindre Arbejder. 3. Räkke. Kr. 4.50). Zu seinem 70. Geburtstag am II. März, an dem die Studentenschaft ihn durch einen Fackelzug ehrte, gab einer seiner Schüler, Erik Rindom, eine kleine Biographie heraus (mit Bildnis in Photogravure nach Brandsirups Büste. Kr. 1.50), die zugleich die Grundgedanken seiner Hauptwerke skizziert. — Die Hundertjahrfeier der Erhebung Deutschlands gegen Napoleon hat auch in Dänemark eine volkstümliche Schil derung derselben in »^mw 13« von Pastor Morten Pontoppidan (Kr. 4.50) gezeitigt. 369»