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2866 Börsenblatt f. d. DIschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 62, 17. März 1913. dann nicht noch 714 Rabatt gewähren kann. Diese Vergün stigung muß vielmehr Ausnahme und auf die allergrößten Ab nehmer, die eigentlichen Hochschul-, Staats- und Universitäts bibliotheken selbst beschränkt bleiben. Wenn jetzt nun einzelne Darmstädter Buchhandlungen auch den Instituten der dorti gen Hochschule einen Rabatt von 7147» einräumen, so kann dies nur auf einem Versehen der betreffenden Buchhandlungen oder auf einer mißverständlichen Auffassung der einschlägigen Ra battborschriften beruhen. Der Unterzeichnete Vorstand wird deshalb Veranlassung nehmen, die beteiligten Darmstädter Fir men aufzuklären, und zur Aufgabe einer derartigen, nach den Verkaufsbestimmungen des zuständigen Mitteldeutsche» Buch- händler-VerbandeS unzulässigen Rabattgewährung auffordern. Er hofft bestimmt, daß es nur dieses Hinweises bei ihnen bedarf, da sie sonst sich den in den Satzungen des Börsenvereins für Zuwiderhandlung gegen die Verkaufsbestimmungcn vorgesehe nen Folgen aussetzen würden, die der Vorstand in einem sol chen Falle unbedingt im Interesse der Aufrcchterhaltung ge sunder Zustände im Deutschen Buchhandel aussprechen müßte. Diese Aufgabe des Börsenvercins hat der höchste Deutsche Ge richtshof als legal ausdrücklich anerkannt. In dem Briefe Sr. Exzellenz des Preußischen Ministers der geistlichen Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten vom 7. Juli 1906, in dem die Verfügung an die ihm unterstellten Bibliotheken angekündigt wird, schreibt Se. Exzellenz n. a., daß er auf die Erhaltung und Förderung der buchhändlerischen In stitutionen wie auf den Ausbau der Beziehungen des Unter- richtsressorts zu diesen im Interesse von Wissenschaft und Lite ratur auch seinerseits besonderen Wert lege, er erkenne dankbar an, daß der Deutsche Buchhandel sowohl in der Gesamtheit wie in zahlreichen ausgezeichneten Vertretern zur Durchführung na tionaler Aufgaben bei jeder Gelegenheit vielfach seine opfer willige Gesinnung betätigt hat. Der ehrerbietigst Unterzeich nete Vorstand darf hinzufügen, daß gerade der Deutsche Sor timentsbuchhandel, in bessern Interesse er heute seine Bitte vor bringt, sich von jeher als einer der besten Vertreter des Deut schen Mittelstandes, als eine zuverlässige Stütze von Staat und Thron und als selbstloser Förderer ihrer Bestrebungen erwiesen hat; er hofft daher zuversichtlich, daß das Großherzogliche Mi nisterium seinen Vorstellungen freundlichst Gehör schenken und seiner Bitte um Aufhebung der eingangs erwähnten Verfügung der Grobherzoglichen Oberrechnungskammer in Darmstadt ent sprechen wird. Der Vorstand kann nicht ernstlich annehmen, daß das Großherzogliche Ministerium allein im Deutschen Reiche willens bleibt, einem erprobten Teile des Deutschen Mittel standes Opfer aufzuerlegen, die er darzubringen wirtschaftlich gar nicht in der Lage ist. In größter Ehrerbietung Der Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. gez. Karl Siegismund, Erster Vorsteher. Antwort. Großherzoglich Hessisches Ministerium des Innern. Darmstadt, den 7. März 1913. Zu Nr. M. d. I. 3938. Auf Ihre Eingabe vom 1. November vor. I. haben wir nach nochmaliger Prüfung aller einschlägigen Verhältnisse die Großherzogliche Oberrechnungskammer dahier benachrichtigt, daß der von ihr gewünschte höhere Rabattsatz für die Liefe rungen der Gießener Sortimenter an die Universitälsinstitule nicht durchführbar ist. I- V. gez. vr. Weber. An den Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Aus dem dänischen Buchhandel, ii. Abrechnungssorgen. — Neue Buchhändlerliste. — Todesfall. — Rezen sionsexemplare. — Literarische Prozesse. — Diebstähle aus der Biblio thek des Königs. — Schriftsteller-Jubiläen. — Neue Bücher und Zeit schriften. Die Zeit der Abrechnung hat zu Auseinandersetzungen zwischen Verlag und Sortiment Anlaß gegeben. Der Kopen- hagener Sortimenterverein versendet in den letzten Jahren im Januar eine Angebotsliste über festbezogene Bücher, die seine Mitglieder an Kollegen abzugeben wünschen. Diese zum Aus gleich benutzten Exemplare wandern dann als Remittenden an die Verleger zurück, die dadurch oft gezwungen sind, Bücher zum vollen Nettopreise gutzuschreiben, die als Freiexemplare gratis oder, bei Büchern mit Partiepreis, mit höherer Rabattierung geliefert waren. Der dänische Verlegerverein hat nun den Vorstand des Sortimentervereins dringend ersucht, diese Liste, die naturgemäß in Verlegerkreiscn viel böses Blut ge macht hat, künftig verschwinden zu lassen, da der Vorstand es doch als seine Aufgabe und Pflicht betrachten müsse, darauf hinzuwirken, daß Abrechnung und Remission seiner Mitglieder in loyalster Weise erfolgen. Der Vorstand war jedoch der Mei nung, die Einrichtung sei schon zur Usance geworden, und will daher sdiesmal waren alle Vorbereitungen zu der Liste auch schon getroffen) den Verein selbst in der Aprilversammlung ent scheiden lassen, ob der Brauch fortbestehen soll oder nicht. — Gleichzeitig veröffentlichten die Vorsteher der vier Vereine des gesamten dänischen Buchhandels eine gemeinsame Erklärung, worin sic an die Entscheidung des von einem skandinavischen Buchhändlerkongreß eingesetzten Ausschusses erinnern: »Exem plare, die in neue Rechnung geliefert sind, dürfen selbstverständ lich nicht in alte Rechnung remittiert werden«. Am 28. Januar starb, 65 Jahre alt, Thomas Brauner in Kopenhagen, ursprünglich Arzt, seit 1885 Teilhaber und nach dem Tode des Gründers, seines Schwiegervaters, Alleininhaber des angesehenen Verlags V. Pio's Boghandel. Zu den alten beliebten Autoren des Verlags, wie Carit Etlar und Marryat, verstand er es, erfolgreich neue hinzuzugewinnen, so außer schwedi schen Schriftstellern besonders Rudyard Kipling, den gegenwärtig hier wohl am meisten gelesenen nichtnordischen Autor. Von ihm ist soeben wieder ein neuer Band Rav til von Johannes V. Jensen übersetzt, erschienen (524 S. Kr. 4.85). In folge langer Krankheit hatte Brauner den Verlag schon 1911 seinem Sohne Poul übergeben. Eine vollständige Liste der rabattberechtigten Buchhändlersirmen Dänemarks, nach Firmen- wie Ortsalphabet (einschließlich der Filialen an kleinen Plätzen) nach dem Stande vom 1. Januar 1913, ist in dem neu herausgegebcnen Verzeichnis des dänischen Buchhändlervereins enthalten, dessen Milglicderzahl darnach 43 Firmen (Januar 1911: 41) mit 73 (73) Stimmen bzw. 50 (46) Personen umfaßt. Ausländische Firmen, die in Kopenhagen einen Kommissionär haben, gibt es 12 (Januar 1911: 10) in Schleswig, 5 (6) auf Island, 22 (21) in Norwegen, 17 (16) in Schweden, 4 (4) in Helsingfors und 8 (9) in den Vereinigten Staaten Nordamerikas. Gleichzeitig wurde eine neue Ausgabe der auch im letzten Jahre wieder verbesserten Satzungen des dänischen Buchhändlervereins versandt. Betreffs der Rezensionsexemplare beschloß der Verlcgerverein, die Zeitungen durch Rundschreiben zu ersuchen, in Bücherbesprechungen stets den Verlag anzugeben, was jetzt oft über sehen wird. Dagegen will er, um sich nicht den Anschein zu geben, als ob er die Presse im allgemeinen verdächtige, einem Antrag des Sortimentervereins, alle Rezensionsexemplare im Hinblick auf die große Anzahl der unmittelbar nach Erscheinen vom Anti quariat angebotenen Bücher zu stempeln, nicht stattgeben, sondern durch seinen Vorsteher, Peter Nansen, versuchen, mit den Vor stehern der Journalistenbereine im beiderseitigen Interesse auf dem Wege freundschaftlicher Verhandlungen zu einer geeigneten Re gelung zu gelangen. Dem Antiquariatsbuchhändler, der in Däne mark neue Bücher mit Rabatt vom organisierten Buch-