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Redaktioneller Teil Vorschläge für eine Umgestaltung des Adreßbuches des Deutschen Buchhandels. Die erste Anforderung, die man an ein Adreßbuch zu stellen berechtigt ist, ist doch unbestritten die, daß es über die gesuchte Adresse rasch, sicher und genau Auskunft gibt, und zwar über alle in Frage kommenden Einzelheiten, Was die Schnelligkeit des Auffindens anbetrisst, so wird sie im Adreßbuch des Deutschen Buchhandels häufig dadurch beeinträchtigt, daß es die Adressen genau so verwendet, wie die handelsgerichtliche Eintragung lautet. Dadurch entstehen aber für den Benutzer ganz erhebliche Schwierigkeiten, Oft gelangt er erst über den Umweg einer Ver weisung zum Ziel, ein Zustand, der dem Zweck eines Adreßbuchs widerspricht; aber er hat auch sonst allerlei gefährliche Klippen und Riffe zu umschiffen, bevor er den gesuchten Hafen erreicht. Diese Mitzstände könnten beseitigt werden, wenn das Adreßbuch einer, allerdings durchgreifenden Umarbeitung unterzogen würde; die nachfolgenden Ausführungen sollen zeigen, in welcher Weise das wohl geschehen könnte. Schlägt man das Adreßbuch auf, so ist man zunächst er staunt über die »Erklärung der alphabetischen Einrichtung«, die eine volle Seite umfaßt. Sollten denn, so fragt man sich, die buchhändlerischen Firmen wirklich eine derart schwierige Zu sammensetzung haben, daß es nötig ist, selbst dem Fachmann zu ihrer Auffindung eine so weitschweifige Anweisung zu geben, oder sollte vielleicht die Anlage des Buches eine nicht ganz prak tische sein? Irgend etwas kann da nicht stimmen. Dafür sprechen auch die alljährlich im Börsenblatt wiederkehrenden Klagen, daß nicht einmal die ältesten, im Buchhandel ergrauten Kämpen sich im Adreßbuch zurechtfinden können, geschweige denn die Lehr linge, denen das ABC noch nicht in Fleisch und Blut übergegan gen ist. Da ich auf die in der »Erklärung« angezogenen Einzel heiten später noch zu sprechen komme, will ich hier nur das eine vorweg nehmen: ich würde die Umlaute ä, ö, ll nicht als einfache Laute gelten lassen, weil sie eben keine einfachen Laut« sind, viel mehr würde ich Vorschlägen, 8 in ae, ö in oe, ü in ue aufzulösen und so zu alphabetisieren. Damit wäre auch gleich die Frage, wo die holländischen Firmen auf oe zu stehen haben, gelöst. Daß nun nicht etwa die Schreibweise geändert, z, B, Bäppler nicht in Baeppler verwandelt werden darf, ist selbstverständlich. Ich gehe nun zu den einzelnen Buchstaben selbst über, weil ich so am besten dartun kann, in welcher Weise ich mir die Umge staltung des Adreßbuchs denke: Aachener Lese-Gesellschaft — Lese-Gesellschaft, Aachener, mit Verweisung von Alfred Hannig, Die Firmen-Bezeichnungen dürfen nicht mit einem Eigenschafts wort beginnen, weil das, wie ich in der Folge zeigen werde, zu schweren Unzuträglichkciten führt und das Auffindcn in jeder Weise erschwert. Die Aktien-Gcsellschaften sind unter ihren Fir- men-Namen einzuordnen, desgleichen die Firmen unter Admini stration, Agence und Agentur, mit Ausnahme von Agentur des Rauhen Hauses, sodann die Akademischen Buchhandlungen und alle ähnlichen Firmen, Zur Begründung dieses Vorschlages möchte ich folgendes anführen, was auch gleich für die Firmen unter Buchhandlung, Verlag usw, gilt. Wenn eine Firma ausgesucht werden soll, so geschieht das doch in den bei weitem meisten Fällen deshalb, weil irgendein Werk dieser Firma zu bestellen ist. Die Biblio graphien aber, in denen sich das Werk verzeichnet findet, bringen nur den verkürzten Firmanamen, z, B, A, Leimann, Nürnberg, Da nun aber von 100 Buchhändlern sicherlich gg nicht wissen werden, daß nach dem Adreßbuch des Deutschen Buchhandels 1918 die Firma »Anstalt für religiösen Verlag A, Leimann, Nürnberg« lautet, so werden sie erst auf dein Umwege über eine Verweisung die richtige Firmenbezeichnung finden. Im Buchhandel ist Zeit ebensogut Geld wie anderwärts, so daß mit diesem System der Anordnung, wenn irgend möglich, gebrochen werden muß. Ähn liche Beispiele lassen sich in beliebiger Zahl beibringen. Der nächste Buchstabe führt uns in das Gebiet der Buchhandlungen. Zuvor jedoch noch einen kurzen Blick auf die Bibelanstalten und Bibelgesellschaften. Diese bleiben dort in ihrer Reihenfolge, aber nicht als Verweisungen, sondern als Stichworte, was noch den großen Vorzug hat, daß sie alle hübsch beieinander stehen. Die Buchbindereien, Buchdruckereien und Buchhandlungen werden, so viel als nur irgend möglich, unter den Personennamen oder sonstigen Bezeichnungen der Firmen geführt, denn diese mutz der Suchende unbedingt kennen, wenn er die Firma finden will, die übrigen Bezeichnungen sind für ihn nur Ballast, Wenn nach meinem Vorschlag Verfahren wird, so fällt die Bezeichnung Buch handlung bis auf fünf oder sechs Firmen weg, was eine ganz be trächtliche Erleichterung bedeuten würde. Sehr gewundert habe ich mich über die Firma »Buchhändler Heinrich Stuke, Norden ham«, Hat man je gehört, daß eine Firma unter Kaufmann Emil Schuster ausgeführt wäre? Bei dem Abschnitt Buchhandlung findet sich im Adreßbuch die Fußnote: »Die Firmen unter Buchhandlung sind nach der Materie und dem Namen geordnet«. Wenn es schon an und für sich nicht angängig ist, daß gleichartige Bezeichnungen gleich zeitig nach zwei verschiedenen Gesichtspunkten geordnet werden sollen, so weiß man im vorliegenden Falle nicht recht, was man mit dieser Fußnote anfangen soll. Alle Zweifel und Kümmernisse werden durch die vorgeschlagene Neuordnung behoben, wenn ihre Durchführung möglich wäre, Ilm jedem Mißverständnis vorzu beugen, will ich hier gleich bemerken, daß ich nicht etwa beab sichtige, die handelsgerichtlichen Eintragungen zu beseitigen oder zu verkürzen, sie sollen in vollem Umfange bestehen bleiben, nur sollen sie hinter das Kennwort zu stehen kommen. An Umsang wird das Adreßbuch nicht zunehmen, da ja eine ganze Anzahl Verweisungen in Wegfall kommt. Das von den Buchhandlungen Gesagte gilt auch für Cen- Iral-sAntiguariate usw,). Diese Bezeichnungen bilden zwar einen Teil des Gesamtnamens der Firma, im Interesse der Brauchbarkeit des Adreßbuchs sollten sie aber nicht als Stich worte verwendet werden. Bei den »Christlichen Buchhandlungen« finden wir die Fuß note, die sich übrigens bei den Deutschen, Evangelischen, Inter nationalen und Neuen Buchhandlungen wiederholt: »Die Firmen unter Christi, sind nach der alphabetischen Reihenfolge des ersten Wortes Christlich, Christliche, Christlicher, Christliches geord net«, Hier zeigen sich so recht die Unzuträglichkeiten des jetzigen Systems; es ist durchaus unpraktisch und erschwert die Benutzung des Adreßbuchs ganz außerordentlich, wenn ein Eigenschaftswort an die Spitze des Firmennamens gestellt wird. Daß die Druckc- 1L77