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^ 262, 1V. November 1016, Redaktioneller Teil. größeren Prozentsatz erfahrener Fachleute haben, deren beruf-, licher Einslnß auf den jungen Offizier der Reserve von! weittragendem Nutzen sein kann. Taktgefühl wird auch hier-! bei die militärischen Grenzen während der Zugehörigkeit zum l Heeresverband zu wahren wissen. Soweit es sich um Leichtverletzte, sowie Bein- und Fußvcr-! Wundungen, oder Amputationen dieser Glieder handelt, wird diese Schulung auf keine wesentlichen Schwierigkeiten stoßen,' wir werden — wie bereits angedeutet — Funktionsllbertragun- geu zu Hilfe nehmen können: der auf Beinprothesc angewiesene Sortimenter wird zum Verlag übergehen müssen, der Buchhan dels-Reisende zum Bureaudieust, der Setzer als Korrektor usw. Mit größeren Schwierigkeiten wird der Blinde, Taub stumme und Linkshänder zu rechnen haben. Das Bliudge- wordensein bedeutet Wohl ohne jeden Einwand die oberste Stufe des Leides und seelischen Leidens, insonderheit bei den beiden Berufen, die uns hier beschäftigen. Hat der Kriegsblinde gegen über dem Blindgeborenen auch den Vorteil, mancherlei Vorstellun gen in das lichtlofe Dasein mit hinüberzunehmcn, die ihm An haltspunkte für spätere neue Begriffe sein können, und ist ihm auch durch die Rente <1368 jährlich) das bittere Gefühl erspart, völlig auf Mitleid angewiesen zu sein, so hat er doch den großen Nachteil, Natur und Beruf mit all ihren Retzen an Farbe und Form gesehen zu haben. Wir finden deshalb auch beim Kriegs blinden als Begleiterscheinung nachhaltige seelische Störungen, die dem Blindgeborenen fremd sind. Außer der Erlernung der Blindenschrift und der normalen so wie der Punkt-Schreibmaschine ist für den Kriegsblinden gei stiger Berufe wenig Weiterbildung gegeben. Ich glaube aber doch, daß wir bei gutem Willen und frei von Vorurteilen, auch den blinden Buchhändler teilweise im Beruf beschäftigen könn ten, soweit es sich um Nutzung seiner geistigen Fachkenntnisse handelt. Die schöngeistige, vielleicht auch die Fach- und Tages- Presse wird eine ganze Menge literarischer Arbeiten allge mein belehrender und ästhetischer Natur dem Blinden-Diktat als Heimarbeit überlassen können. Ich glaube sogar, daß der Blinde auf geschmacklichem oder technischem Gebiete neue Fragen strittiger Art dank seiner Vorstellungen von früher lösen und sich darüber literarisch äußern können wird. Dabei ist aber immer zu betonen, daß es sich nur um eine Heimarbeit handeln kann, um einen Nebenverdienst, Weitgehende Liebestätigkeit ist hierbei bemüht, schon jetzt die Wege zu ebnen; so ist Professor Bielschowsky, Direktor der Mar burg» Universttätsaugenklinik, in der Lage, jedem Blindenschüler des Marburg» Instituts eine normale und nach Wunsch auch eine Punktschreibmaschine als Geschenk bei Entlassung zu über weisen, — Daß sich für den Kriegsblinden im Laufe der Zeit noch mancherlei ungeahnte Beschäftigungsmöglichkeiten werden finden lassen, zeigt das Beispiel des Marburger Postamts, das einen Kriegsblinden für den Telephondienst ausbildete. Der Erfolg ist nach Bielschowsky überraschend. Fordert die posta lische Prüfung 150 Anschlüsse in der Stunde, so brachte es der Blinde auf 240 Gesprächsverbindungen, Er bedient zurzeit nach Anbringung einiger Spezialvorrichtungen durchaus selbständig 200 Teilnehmer, die er mit sämtlichen 800 Anschlüssen verbindet. Rechnen wir hierzu im buchhändlerisch-buchgewerblichen Groß betrieb noch den Vorteil der Fachkenntnisse für die zu führenden Gespräche, so eröffnet dieses Beispiel sehr erfreuliche Aussichten für Verwendung einer wenn auch kleinen Anzahl blinder Kame raden innerhalb der Telephon-Zentralen privater Großbetriebe unseres Berufs, — Nach Ermittelungen von Geheimrat Silex haben wir 1915 mit annähernd 1500 Kriegsblinden zu rechnen gehabt, von denen 25—30 7» Offiziere, Beamte, Kaufleute, Inge nieure und Studenten waren, — Wer derart das Wertvollste ge opfert, was ihm das Leben zum Leben geschenkt, hat Anspruch auf nie erlöschenden Dank, auf weitgehendes, dauerndes Ent gegenkommen bei irgendwelcher Verwendungsmöglichkeit, Günstiger liegen die Verhältnisse für den meist durch Ver schüttungen Ertaubten oder der Sprache beraubten Invaliden, soweit nicht gleichzeitige starke Nerven-Erschütterungen mit sprechen, Als Buchhalter, Redakteur ohne mündlichen Ver kehr mit Autoren und technischen Betrieben, als Mitarbeiter für ßmsangreiche Katalogarbenen, als buchgewerblicher Zeichner, als Setzer, Retoucheur, Farbenmischer, Reproduktionsphotograph u, dgl, werden wir den Taubstummen ohne weiteres verwenden können, wenn von der Geschästsleitung und den Mit arbeitern die erforderliche Rücksicht aus Ausnahmcfälle genom men wird, in denen er sich nur schriftlich verständigen kann. Bei zeichnerisch-künstlerischer Begabung ist außerdem eine Betäli- gung auf freiem, künstlerisch-buchgewerblichem Gebiete ratsam. An dritter Stelle der Schwerverletzten finden wir sodann den Einarmigen, insonderheit den Linkshänder, In der Fllr- sorgeliteratur wird neuerdings zufolge Erfahrung an einigen Ausnahmcsällen der Standpunkt vertreten, daß rechts- oder links seitiger Handverlust gleich zu bewerten sei, wobei eine Anzahl Autoren diese Ansicht gedankenlos übernimmt und vertritt. Durch meine eigene linkshändige Tätigkeit infolge einer durch Kriegs verletzung erfolgten Lähmung der rechten Hand (Brust- und Achsel-Schuß) wie auf Grund von Beobachtungen anderer Linkshänder mit rechtsseitiger Prothese bin ich ent gegengesetzter Ansicht, wenigstens für die ersten Jahre des Jnvalidentums. Das einfache Greifen oder Er greifen von Gegenständen verursacht schon nach kurzer Zeit keine Schwierigkeiten, dagegen wird beim Schreiben und Zeichnen wesentlich die frühere rechtsseitige Ausbildung von Einfluß sein. Ein Mann, gleichviel welchen Alters, der rechtsseitig kaum hat schreiben können, ist auch linksseitig schwer zu verwerten, insbe sondere da die Gehimnerven hierbei außerordentlich mitsprechen. Wir finden Fies durch die Erfahrung bestätigt, daß bei Links händern der schreibenden Berufe und ausgeprägter Individu alität die linkshändige Schrift ohne weiteres den Charakter der rechtshändigen Schriftart anzunehmen Pflegt, Wohlgemerkt: nicht den landläufigen Charakter der rechtsseitig geneigten Schrift, sondern den individuellen Schriftcharakter des Schreibenden. Infolge dieser Erfahrungen betrachte ich auch alle in der ein schlägigen Literatur gern gezeigten Beispiele vollendeten Schrei bens nach 4- bis lüstündigem Unterricht für Reklamen der Lehrkräfte, die für den üblichen Durchschnitt keinerlei Anhalts punkte geben, ja sogar schädlichen Einfluß auf Lehrende und Lernende haben können. «Schluß folgt.) Unsere Berufsgenoffen im Felde. I. Deutsche Armee. Tritte Folge VIII «vgl, zuletzt Ar, 222.» Name und Vorname: AhrendS, Bruno') Bach, Richard') Beyer, Max E,») Bohnhoss, Ernst') Clauß, Alfred') Clauß, N, Dtepolder, Max°> Dresfel, Max') Eisen, Willy», Eulitz, Hand») Firma: Dienstgrad u Truppenteil: i, H. E, S, Mittler L Sohn in Berlin Inh, d, Evang, Buch handlung ln Chemnitz Inh. v, Rud, Schoen- born's Buchh «Herta Beyer) tn Sagau i. H, E, S. Mittler L Sohn tn Berlin i. H, G, A, v, Halem tn Bremen t, Fa, R, Clauß in Saalfeld a. S. I, H, Karl Diepolder in Mllnchen unbekannt i, H, K, F, Koehlcr in Leipzig I, H Oskar Eulttz ln Llssa i, P, Truppent. unbck, Truppent, unbck. Gesielter t e.Res.-Jnf,- Rgt. Truppent, unbck, b, e, Jägcr-Bat, Kanonen Batt. Nr l2. t,Bayer sins-Rgt Rr.t. Leutnant d. Res,, Truppent, unbek, t, e, Res,-gns -Rgt, Vtzewachtm, t, e, Art,- Rgt, ') Gefallen, siehe Personalnachrtchten 19>6, Nr. 258 ') Gefallen, siehe Perlonalnachrichten 1916, Nr. 247. »i Sieh- auch Bbl 1916, Nr, 222, 'i Gefallen, siehe Personalnachrichten 1916, Nr, 256, ') Gefallen, siehe Personalnachrichten 1916, Nr, 250, °i A, Z, Reserve-Lazarett v, München, ') Siehe Personalnachrtchten 19i6, Nr, 244 u, Bbl, 1915, Nr, 22, »j Gefallen, siehe Personalnachrtchten 1916, Nr, 255, °> Siehe Personalnachrtchten 1916, Nr, 244 u, Bbl, 1915, Nr, 257, 1399