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6910 Mrlniilaiis. DVchn. SuchharÄ- Mchtamtlicher Teil. 129. L. Juni 1912. Verbotene Druckschriften. Die Schönheit der Frauen. Hrsg. v. Paul Hirth u. Josef Kirchner. Mit Kunststudien von Otto Schmidt, E. Schneider u.a. Berlin, Hermann Schmidts Verlag. Neue Folge, Lieferung 1 u. 2. Landgericht Hildesheim. Unbrauchbarmachung der innerhalb des fortlaufenden Textes befindlichen Abbildungen nackter Frauengestalten und der auf diese Abbildungen be züglichen kurzen Erläuterungen, ebenso der auf dem Um schläge befindlichen Abbildung einer nackten Frauengestalt. 3. I. Nr. 386/11. Margueritte, Victor: Die Prostituierten. Verlag G. Grimm, Budapest. Landgericht Magdeburg. Einziehung des Werke- und der darauf bezüglichen Prospekte, sowie Unbrauchbar machung der Platten und Formen. 3. I. 1138/11. (Deutsches Fahndungsblatt Stück 4019 v. 4. Juni 1912.) Nichtamtlicher Teil. Aus dem französischen Buchhandel. v. <IV siehe Nr. 100.) Einen neuen Beitrag zu der Frage: »DieAusländer im französischen Buchhandel« liefert M. Jean Schwabin der letzten Nummer des »vullatln cko l'^ssoata- tron das Oonnnis-Iibraires kranxais«. Der Verfasser, der aus dem französischen Buchhandel hervorgegangen ist und auch den deutschen aus jahrelanger Erfahrung kennt, war Wohl wie kein anderer dazu berufen, in dieser Angelegenheit seine Meinung abzugeben. Der sachliche Ton seines Artikels muß besonders anerkannt werden, und es ist zu hoffen, daß seine Worte verdiente Beachtung finden. M. Schwab teilt seinen französischen Kollegen, die sich über den Andrang der Ausländer beunruhigen, mit, daß in Leipzig eine mindestens ebenso bedeutende Zahl von Fremden als unbezahlte Volontäre arbeiten, wie in Paris. Er führt dann weiter aus, daß allerdings der französische Buchhandel im Laufe der letzten Jahre tiefgehenden Störungen unter worfen war, doch hat der ganze Handel unter keinem günsti geren Stern gestanden. Die Ursache dafür ist aber weniger in den deutschen Gehilfen, die den französischen Buchhandel über schwemmen, zu suchen, als vielmehr in der fortschreitenden Entwicklung, die alle ökonomischen und Politischen Kräfte der Völker neuen Horizonten zustreben läßt. Die Ursache der Krisis ist die »Demokratisierung der Literatur«, d. h. die billi gen Ausgaben, die den Markt überschwemmen, die Vervoll kommnung der Maschinen, die es demjenigen, der sich die Mühe macht, ermöglicht, zu niedrigen Preisen schönere und billigere Ausgaben herzustellen, als die früheren es waren. Das bücher liebende Publikum ist durch die reine französische Tradition nicht mehr zufriedenzustellen, es will bessere und billigere Werke, und diesem Verlangen muß Folge gegeben werden. Deutschland gibt in diesem Punkt ein Beispiel, dem Frank reich nach Meinung des M. Schwab nur nachzustreben brauche. Denn die Stärke des deutschen Buchhandels hat sich nicht dadurch herausgebildet, daß er etwa die Ausländer be kämpft, sondern dadurch, daß er sich bemüht habe, alle seine Organe den Bedürfnissen der Gegenwart anzupassen. Hierdurch ist es dahin gekommen, daß der deutsche Buchhandel — zum Teil dank der Apathie des französischen — nun diesen selbst im eigenen Lande bedroht. Die Deutschen hatten den Mut zu Unternehmungen, die den Franzosen ebenso nahe lagen wie ihnen. Dadurch, daß die deutschen Buchhändler ihren methodischen Geist und ihre Zähigkeit sowohl der Herstellung als auch dem Verkauf des Buches anpassen, sind sie dahin ge langt, den Franzosen die Plätze in Paris zu nehmen. Wohl ist die reine Tradition des französischen Buchhandels in Ehren zu halten, aber man mutz ihr nun nicht mehr als ein ehren volles Andenken bewahren. Der Artikelschreiber rät den französischen Gehilfen, nicht gegen die Ausländer Waffen zu schmieden, sondern gegen sich selbst. Denn die Ursache für die Krisis müßte vielleicht in den Organen des französischen Buchhandels selbst gesucht wer den, da kaum anzunehmen sei, daß dieselbe Tatsache, die sich in Deutschland und in Frankreich ereignet, auf der einen Seite nur Katastrophen zeitige und auf der anderen nichts. M. Schwab, der sich durch die Übersetzung des Lehr buches von Paschke und Rath ins Französische um den deut schen Buchhandel verdient machte, hat sich durch seine Aus führungen auch den Buchhandel seines Heimatlandes ver pflichtet. Das französische Sprichwort: »Um jemand beurteilen zu können, muß man ihn aus der Nähe gesehen haben«, wird auch für die französischen Buchhändler seine Berechtigung be halten. Je mehr sie sich Mühe geben, den deutschen Buchhandel in dessen eigenem Lande kennen zu lernen, desto mehr Verständ nis werden sie ihm und seinen Vertretern entgegenbringen können. Anschließend möchte ich noch zwei Urteile über den deut schen Buchhandel anfllhren, die aus Kreisen kommen, die dem Beruf fernstehen und darum doppelt bemerkenswert sind: Die jungen Poeten Frankreichs verlangen für ihre Werke an Stelle des monotonen gelben Umschlags einen künstlerischen, wie sie ihn bei englischen und besonders bei deutschen Büchern sehen. Sie erkennen an, daß die künstlerischen Einbände dem verfeinerten Geschmack Rechnung tragen, während für das broschierte Buch immer nur ein einfacher Umschlag in An wendung kommt. Es ist als sicher anzunehmen, daß das Publikum gern einen eleganten, dem Inhalt des Buches angc- paßten Umschlag dem gegenwärtig verwandten vorziehen wird. Bisher ist der französische Sortimenter mit dem gelben Um schlag schon aus dem Grunde zufrieden gewesen, weil seine Billigkeit die Verleger veranlaßte, alle Remittenden mit neuen Umschlägen versehen zu lassen, so daß man im französischen Buchhandel die Bezeichnung »bitte keine Remittenden-Exem- plare« im allgemeinen nicht kennt. Wohl haben verschiedene Firmen für ihre Romane bereits seit Jahren illustrierte farbige Umschläge verwandt, jedoch ist dieser Brauch noch nicht auf die Gedichtbände ausgedehnt worden. In den »Intoimation« cka l'Oktlas National cku 6om- uurrcs Lxtdrisur« wird über den Import französischer Bücher im Jahre 1910 nach Finnland berichtet. Die Einfuhr ziffer hat sich gegen die Vorjahre etwas erhöht, doch nicht in dem Maße, daß nicht noch Anstrengungen gemacht werden müßten, um sich gegen die fremde Konkurrenz zu verteidigen. Da die Verkaufsbedingungen der französischen Verleger den direkten Verkehr sehr erschweren, ziehen die meisten finnischen Buchhändler vor, durch Vermittlung von Leipziger Häusern zu beziehen, anstatt sich direkt an die französischen Verleger zu wenden. In einer Zeit, in der der Börsenverein sich mit der Frage beschäftigt, ob er in Nordamerika eine Auslieferungsstelle der wissenschaftlichen Verleger einrtchten soll, dürfte es interessant sein, von einem gleichartigen Unternehmen der belgischen Ver leger zu hören. Circa 30 belgische Firmen haben vor etwa Jahresfrist in Parts ein Depot ihrer Werke eingerichtet. Die Firma lautet: Urbrairta xöndrals ckss Kaien- ess, ^.rts st I-6tti68 und wird von einem französi schen Buchhändler geleitet, der die Verhältnisse aus lang-