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4097 ^ 178, 4 August 1890. Nichtamtlicher Teil. dieser Aufgabe konnte bereits als ziemlich gelöst betrachtet werden. Ei» Teil jedoch würde dein naher Prüfenden große Lücken gezeigt haben, deren allmähliche Ausfüllung unsere Ausgabe sein muß, an der unausgesetzt gearbeitet wird, unter erschwerenden Umstanden, soweit diese Lücken nur durch Geld- opfcr beseitigt werden können. Was zunächst die Kgl. Bibliographische Sammlung (Klemmschcs Museum) betrifft, so wurde diese auf Antrag des Centralvereins mit 46 Nummern, zu einem Ankaufspreise von 1424 ^ 75 H, vermehrt. Diese Ankäufe bestehen namentlich in größeren Prachtdruckeu des XVIII. Jahrhunderts. Eine Summe von etwa 5000 ist noch vorläufig aus dem Klemm- schen Fonds von dem Königl. Ministerium des Innern zur Ver fügung gestellt, und es liegt in der Absicht, diese hauptsächlich auf den systematischen Ausbau der Sammlungen aus dem XVII. und XVIII. Jahrhundert zu verwenden. An neueren Werken ergab sich durch Gaben ein Zu wachs von 703 Nummern, so daß die Gesamtzahl der Büchergaben 2794 Nummern erreicht. Hierbei ist jedoch zu be merken, daß die vielen, noch ausgestellt bleibenden Neu heiten aus dem Jahre 1889, soweit sie dem Museum bereits geschenkt wurden oder noch geschenkt werden, erst später als Be stand einzutragen sind. Dasselbe gilt von den Kunstblättern aus dem Jahre 1889. Zu den Blattsammlungen wurden 633 Nummern einge tragen, außerdem wurden sie jedoch durch Erwerbung verschiedener Sammlungen, die noch zu ordnen und eiuzureihen sind, vermehrt. Als solche nennen wir: eine Sammlung von, durch ihre Farbentechnik merkwürdigen, schönen Blättern des holländischen Kupferstechers Ploos v. Anistcl in 70 Blatt, (Preis 270 Mark), eine reiche Sammlung zur holländischen Bücherausstattung (308 Mark 45 Ps.), zwei kleine Sammlungen von Inkunabel-Blättern, 100 Blatt, und eine Anzahl älterer Buntpapiere (zusammen 100 Mark). Selbst nach Aussonderung einer sehr großen Anzahl von Blättern, die für unsere Sammlungen sich nicht eignen, entsteht hierdurch eine Vermehrung von über 1000 Blatt. Auch die, bereits be deutende Sammlung von Abbildungen von Bucheinbänden wurde durch Ankäufe vervollständigt (120 Mark). Die Sammlung von Gegenständen zur Technik re. wurde um rund 50 Nummern vermehrt, ein Zuwachs, dessen bereits oben gedacht wurde und der mit zu dem Wertvollsten gehört, was dem Museum in den letzten Jahren zugewandt wurde. Bon einer streng systematischen Fortführung der Sammlungen wird selbstverständlich erst dann die Rede sein können, wenn über eine feste jährliche Summe disponiert werden kann. Eine solche zum Zweck des Einbindens der broschierten Werke wäre ebenfalls sehr von nöten. Es bleibt jedoch nicht ausgeschlossen, daß die Herren Buchbinder, welche bis jetzt sehr wenig für das Museum gethan haben, während gerade das meiste bare Geld, welches der Verein überhaupt auf das Museum verwenden konnte, nicht nur zum Einbinden, sondern namentlich für Erwerbungen im Interesse der Buchbinderkunst verausgabt wurde, sich für den Gedanken er wärmen lassen, das Einbinden einer Anzahl von Bänden kosten los zu übernehmen, wodurch zugleich eine Mustersammlung moderner Einbände, einfacher und künstlerischer Art, sich schaffen ließe, die wiederum der Buchbinderkunst Nutzen bringen würde. Der Besuch des Museums ist in erfreulichster Weise im Steigen begriffen. Er betrug in der Zeit von 1. Januar bis 15. Juli 1890 5294 Personen, gegen 2728 in dem ähnlichen Zeitraum deS Jahres 1889, also fast noch einmal so viel, und der ganze Jahresbesuch 1889 (4820 Personen) wurde bereits um 474 Personen überstiegen. — Sie sehen, meine Herren, daß unser Vorhaben zwar vor wärts schreitet, daß aber noch die eifrigste Agitation notwendig ist, um das Interesse für den Verein wach zu halten, wo es bereits vorhanden, und wach zu rufen, wo es noch fehlt. Als ein kräftiges Mittel hierfür wurden bereits im vergangenen Jahre gedruckte Berichte aus dem Verein bezeichnet, und vor längerer Zeit ist auch eine Probe fertig gestellt. Die Ausführung wurde indes verschoben, bis die diesjährige Ostermeß- und die Gntenberg- Jubiläums-Ausstellnng, sowie die daran sich knüpfenden Vorträge den Wunsch, mit der Veröffentlichung der Berichte nunmehr zu beginnen, in den Vordergrund drängten, und wir beabsichtigen deshalb den Versuch zu machen. Ob diese Mitteilungen als Jahresbericht oder nach Bedürfnis öfter zu veröffentlichen sind, muß jedoch der Zukunft überlassen bleiben. Der Verlauf der eigentlichen Gutenberg-Jubelfeier, an welcher sich thätig zu beteiligen für den Centralverein Gebot war, wird Ihnen teils aus eigener Anschauung, teils aus den Berichten der Lokalblätter bekannt sein. Ihr Vorsitzender glaubte in seiner amtlichen Stellung den an ihn durch den Festausschuß ergangenen Antrag, die Festrede bei dieser Feier der gesamten Buch gewerbe Leipzigs zu halten, nicht ablehnen zu sollen. Der an die Festansprache sich anschließende Vorschlag: durch die freiwillige Ehrcnsteuer eines »Gutenbergpseunigs« unter den Mitgliedern des Buchgewerbes im weitesten Sinne die Mittel für ein würdiges Denkmal zu Ehren der Erfindung und Vervollkommnung der Bnchdruckerkunst zu beschaffen, gab Veranlassung zu dem sechsten Punkt unserer heutigen Tagesordnung. Die finanziellen Vorlagen wird unser Herr Schatz meister Ihnen vortragen. Wir haben noch eines betrübenden Ereignisses zu gedenken, welches auch den Centralverein für das gesammte Buchgewerbe näher betroffen hat. Derselbe hatte die Ehre, den Hingeschiedenen Herrn Generalkonsul vr. Rudolph Wachsmuth, dessen Name so eng und in so hervorragender Weise mit fast jeder gemeinnützigen An stalt unserer Stadt verknüpft ist, von seiner Begründung ab zu seine» Vorstehern zu zählen. Es ist hier nicht der Ort die ganz außerordentlichen Ver dienste des Verstorbenen um das Gemeinwesen Leipzigs zu würdige»; es ist dies bereits von berufenerer Seite geschehen. Wir dürfen aber auf das Recht nicht verzichten, bevor wir zu unser» Tagesgeschäftcn übergehen, von dieser Stelle aus unsere tiefe Trauer über den Verlust des seltene» Mannes und Mitbürgers auszu- sprechcn und ihm, indem wir uns von unseren Sitzen erheben, ein herzliches »Habe Dank« nachzurufen. Vermischtes. Schwarze Liste. — In No. 30 der Oesterreichisch-ungarischen Buchhändler-Corrcspondenz wird der Gedanke angeregt, zum Schutze der jenigen Firmen, welche grössere Werke, namentlich Konversationslexika, gegen Ratenzahlungen vertreiben, wie auch zur Verhinderung des allzu- reichlichen Ueberganges dieser Werke in das Antiquariat, eine Liste der jenigen Abnehmer solcher Werke aufzustellen, welche die Einrichtung der Ratengeschäfte in betrüzerischer Weise benutzen, um sich durch alsbaldige Verschleuderung der mit geringer Anzahlung erworbenen Werke Geld zu machen. Wir zweifeln nicht, daß eine solche Liste sehr nützlich wäre und viel Schaden verhüten könnte. Die obige Anregung wird in den zu nächst beteiligten Kreisen sicher gute Aufnahme finden. Lotterie-Ankündigungen in Oesterreich. — Wiederholt (vergl. Bbl. 1890 No. 129 u. 144) mache» wir auf die Bekanntmachung des österreichischen Handelsministeriums, nach welcher Buchhändler, welche aus ländischen Journalen beiliegende Prospekte ausländischer Lotterie-Unter nehmungen mit zur Ausgabe bringen, mit Geldstrafe bis zu 300 fl belegt werden, aufmerksam. Da cs den österreichischen Sortimentern kaum zu- zumutcn ist, jedes einzelne Journal auf den Inhalt der Beilagen zu prüfen, so ist cs den deutschen Herren Journal-Verlegern wohl im eigenen Interesse sehr ans Herz zu legen, derartige Prospekte bei den für Oester reich-Ungarn bestimmten Exemplaren ihrer Zeitschriften auszuschließen. Buchwcsentag in Antwerpen. — Der Organisationsausschuß des Buchwesentagcs versandte unterm 25. Juli das nunmehr feststehende Programm dieser Vereinigung, welche am 7., 8. und 9. August d. I. in Antwerpen in den Räumen des Oerels .Irtistiquo Intterairs et Seisn- tiüque abgchalten wird. Es sind drei Sektionen gebildet worden, welche an den obenerwähnten Tagen vormittags die bereits in Nr. 130 d. Bbl. in der Hauptsache mitgeteilten Fragen erörtern werden. Die General-