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2»«: Großenhainer Merl, Mmgs- und AnWeblaü i!- Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Redigirt, gedruckt und verlegt von Herrmann Starke in Großenhain. 111. Donnerstag, den 21. September 18VI. Tagesnachrichten. Großenhain. Das in vor. Nr. erwähnte Feuer hat nicht, wie irrthümlich gemeldet wurde, in Bärnsdorf, sondern in dem eine Stunde weiter nach Dresden zu gelegenen Dorfe Rähnitz acht Güter ganz und bez. theilweise in Asche gelegt. Sachsen. Aus Metz wird dem „Dr. I." telegraphisch gemeldet, daß Se. Majestät der König am 15. Septbr. Abends 11 Uhr daselbst eingetroffen und in der Präfectur abgetreten sind. Am 16. Septbr. früh haben Allerhöchstdieselben im Dom der Messe beigewohnt und sodann die Schlachtfelder um Metz und das Fort St. Quentin besichtigt. Nachmittags fand eine Parade der sächsischen Garnison vor Sr. Majestät statt, und dieser folgte eine Besichtigung der Stadt. Am Sonntag früh haben Se. Ma jestät Metz verlassen und Sich von dort nach Stolzenfels zu Ihrer Majestät der Königin begeben. Am 20. Septbr. Abends gegen 8 Uhr werden Ihre königlichen Majestäten in Dresden wieder eintreffen. — Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin sind am 18. Septbr. vom Jagdschlösse Rehfeld nach Strehlen zurückgekehrt. — Am 18. Septbr. fand bei Dresden, zwischen der Schanze Nr. 9 und dem neuen Friedhöfe, ein Waldbrand statt; man vermuthet Brandstiftung. Preußen. Der „Reichsanz." veröffentlicht einen Erlaß des Handelsministers an die Eisenbahndirectoren und Commissariate, worin denselben anläßlich der zahlreichen Eisenbahnunfälle im Hinblick auf den augenblicklichen Truppenrücktransport die pein lichste Sorgfalt als Ehrenpflicht eingeschärft und die äußerste Strenge gegen die Schuldigen in Aussicht gestellt wird. — Auch enthält der „Reichsanz." die sehr ausführliche und zweckmäßige Instruction (nebst Formularen) für die am 1. December bevor stehende Volkszählung. — Der Bundesrath hat seine Sitzungen in Berlin am 18. Septbr. wieder ausgenommen. — Der Reichs kanzler Fürst Bismarck ist am 19. Septbr., von München kom mend, in Berlin eingetroffen und wurde nach seiner Ankunft von den in Berlin anwesenden Ministern begrüßt. Derselbe wird nur noch auf einige Tage auf seine lauenburgischen Besitzungen gehen, da wegen der vielen vorliegenden Arbeiten alle anderen Reisen aufgegeben worden sind. — Am 17. Septbr. ist ein Extrazug mit 23 Belagerungsgeschützen von Paris, zwei Feld schmieden und verschiedenem sonstigen Kriegsmaterial in Köln eingetroffen, dem am 18. ein zweiter Extrazug mit ähnlichem Geschützmaterial folgen sollte. In Koblenz brachte bereits am 15. Septbr. ein Extrazug Geschütze aus Frankreich zurück, welche der dasigen Festung entnommen und bei der Belagerung von Paris verwendet worden waren. — Der erwähnte Hauseinsturz in Berlin hat noch ein viertes Opfer gefordert, indem die Frau des Tanzlehrers Flemming am 16. Septbr. den Verletzungen, die sie beim Einsturz erhalten, erlegen ist. Uebrigens wurden aus den Trümmern ein kleiner Hund und ein im Käfige befindlicher Canarienvogel lebend und ganz unverletzt herausgegraben. — Wie man aus Danzig meldet, ist die Erbauung eines neuen Hafenbassins bei Neufahrwaffer genehmigt worden. Der Ge- sammtkostenanschlag für den nächstes Jahr zu beginnenden Bau beläuft sich auf 1,057,200 Thlr. — In Gumbinnen (Provinz Preußen) hatte man am 18. Septbr. bereits einen ganz winter lichen Schneefall. Ein Theil der Ernte steht noch draußen. Oesterreich. Im mährischen Landtage wurde beschlossen, über die bei Eröffnung des Landtages abgegebene Erklärung der verfassungstreuen Abgeordneten zur Tagesordnung überzugehen. Der krainer Landtag nahm einen Gesetzentwurf an, wonach diejenigen Abgeordneten, welche im Landtage zu erscheinen sich weigern, des Mandats verlustig werden. Der galizische Land tag nahm einen Antrag bezüglich einer Adresse an und wählte die Mitglieder des Adreßausschusses. — Man erwartet, daß die verfassungstreuen Landtage von Niederösterreich, Salzburg, Steiermark, Kärnthen und Schlesien die Berathung aller Re gierungsvorlagen wegen des Umsturzes der Verfassung durch das Böhmische Staatsrecht verweigern werden. — In Eger wird am 5. Octbr. die seit 1869 erbaute evangelische Kirche eingeweiht. Italien. Die feierliche Eröffnung der Mont-Cenis-Bahn hat, wie man aus Bardonnecchia berichtet, am 17. September stattgefunden. Von Seiten Frankreichs war nur der Handels minister Lefranc erschienen. Die italienischen Minister waren sämmtlich anwesend. Bei dem Festbanket, an welchem etwa 1200 Personen Theil nahmen, brachte der italienische Minister des Auswärtigen, Visconti-Venosta, den ersten Toast auf die Wohlfahrt und das Gedeihen Frankreichs aus. Lefranc ant wortete durch einen Toast auf das freundschaftliche Einvernehmen zwischen Italien und Frankreich. Frankreich. In der Nationalversammlung wurde am 16. Septbr. der Commissionsbericht über die elsaß-lothringische Zollfrage verlesen. Die Commission empfiehlt die Annahme des Entwurfs mit einigen Modificationen, deren wichtigste folgende sind: Die Einfuhr der elsaß-lothringischen Manufacturerzeugnisse soll beschränkt werden auf den Umfang der Production von 1869; von denjenigen elsaß-lothringischen Producten, welche durch Frank reich gehen, soll die volle Steuer erhoben werden; die Reducirung des Zolls für die elsaß-lothringischen Erzeugnisse soll nach den letzthin von der Versammlung angenommenen Zolltarifen regulirt werden; die Zuschläge zu dem Eingangszott, welche etwa im Jahre 1872 allgemein eingeführt werden sollten, werden voll ständig und ohne Abzug erhoben werden. Bei der hierauf statt findenden Discussion erklärte sich Thiers mit den vorgeschlagenen Modificationen einverstanden und wurde schließlich der Entwurf in der Commissionssassung mit 533 gegen 31 Stimmen ange nommen. — Alle Pariser Journale zollen diesem Votum der Nationalversammlung Beifall, weil dasselbe sechs Departements von der deutschen Occupation befreie. Von anderer Seite wird dagegen gemeldet, daß die Vollziehung des Vertragsentwurfs auf ernste Schwierigkeiten gestoßen sei, indem die deutschen Bevoll mächtigten es ablehnen, auf die französischerseits gestellte Be dingung der Gegenseitigkeit für die der elsaß-lothringischen In dustrie einzuräumenden Zollbegünstigungen einzugehen. — Die Entwaffnung der Nationalgarde in Lyon und St. Etienne, über haupt in den Departements Rhone und Loire, geht ohne jede Störung vor sich. In St. Etienne wurden der Behörde bis jetzt bereits 3000 Gewehre ausgeliefert. — Auf eine Anfrage