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Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Redaktioneller LeU. ^ 127, 21. Juni 1919. ^utoblograpUi^tt.^Ul lekvv InZebuetisi. Ooettie-Litsiatru'. LI. 8". 19 8. 268 Ain. Kleine Mitteilungen. Post. — Nach Ostgalizien (W e st u k r a i n e) ist der Post- verkehr vorläufig wieder eingestellt worden. Von den Postanstalten werden daher bis ans weiteres Postsendungen nach Ostgalizien nicht angenommen. Universität in Köln. Am 12. Juni ist durch einen Festakt im Gürzenich die wiedererrichtete Cölner Universität eröffnet worden. Oberbürgermeister Adenauer hielt eine längere Ansprache, in der er einen Rückblick auf die alte Cölner Universität warf, die nächst der Heidelberger die älteste Universität Deutschlands gewesen sei. Nun sei nach hundertjährigem Schlummer die Universität Cöln zu neuem Leben erwacht. Er dankte allen, die dazu beigetragen hätten, und namentlich der preußischen Negierung, als deren Vertreter er den anwesenden Unterstaatssekretär im Kultusministerium vr. Becker begrüßte. Dieser übermittelte die Glückwünsche des Ministers Haenisch, der in einer Botschaft der neueröffneten Universität die Pflege des Dentschtnms ans Herz legte und sie der eifrigsten Fürsorge der preu ßischen Unterrichtsverwaltung versicherte. Sie solle im deutschen Geiste, festgewurzelt in deutscher Heimaterde, wirken im preußischen Cöln, denn Rheinland und Preußen blieben zusammen. Die Bot schaft des Ministers wurde mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Nachdem noch andere Redner, darunter der neue Rektor der Univer sität, Geheimer Negierungsrat Or. Eckert, bisheriger Direktor der Handelshochschule in Cöln, gesprochen hatten, schloß die Feier. Preiserhöhung im Zeitungsverkauf. — Gemäß einer Vereinbarung der Vereinigung großstädtischer Zeitungsvcrleger kosten die Morgen ausgaben der Zeitungen im Straßenhandcl in Zukunft mit Ausnahme der Montagsausgabe, für welche die alten Preise bestehen bleiben, 15 Pfg., am Sonntag 20 Pfg. Für die Nachmittagsausgabe bleibt der Preis von 10 Pfg. bestehen. Diese Preiserhöhung trltt sofort in Kraft. Deutsche Büchcreinfuhr nach Italic». — Obgleich die Einfuhr deut scher Bücher in Italien noch immer untersagt ist, versorgen sich doch, wie aus guter Quelle gemeldet wird, Ministerien und Universitäten in großem Umfange mit deutschem Bildungsstosf. Eine schweizer Buch handlung hat durch Vermittlung einer römischen Firma Dutzende von Bestell-Listcn erhalten, auf denen nichts fehlt, was an bemerkenswerten Veröffentlichungen aus allen Wissensgebieten in den letzten vier Jah ren in Deutschland erschienen ist. Die meisten Bücher, besonders die jenigen medizinischen, naturwissenschaftlichen und philosophischen In halts, wurden in mehreren Exemplaren bestellt. Die Zusendung durfte nicht an Buchhandlungen, sondern mußte direkt an die staatlichen In stitute erfolgen. (Mitteilungen des Deutschen Verlegervereins.) Die Metall-Vermittlungsstelle für das Graphische Gewerbe (E. V.) in Leipzig, deren Tätigkeit sich bis zum Juli des Jahres 1916 dar auf beschränkte, den graphischen Firmen Freigabeschelne auszustellen, auf welche dann von den Httttemverken oder sonstigen Metallhand lungen Neumetall bezogen werden konnte, ging seit August 1916 dazu über, den Buch- und Zeitungsdruckereien direkt Neumetall zu liefern, und zwar zu weit günstigeren Preisen, als dies den Hüttenwerken und Metallhandlungen auf Grund der allgemeinen Preise für Zinn, Blei und Antimon möglich war. Die Metall-Vermittlungsstelle macht nun darauf aufmerksam, daß seit 1. Mai 1919 wiederum eine wesentliche Erhöhung der Verkaufspreise für Stereotypie-, Setzmaschinen- und Hintergießmetall erfolgt ist. Ab Hüttenwerk kosten gegenwärtig 100 ^ Kilogramm Stereotypiemetall 200 Mark, 100 Kilogramm Seymaschi-, nenmetall 192.50 Mark und 100 Kilogramm Hintergießmetall 143 Mark. Ein Sinken dieser Preise ist nicht zu erwarten, wohl aber eine weitere Steigerung. Da Zinn und Antimon im Jnlande nicht mehr zu erhalten sind und die Vorräte der Kricgsmetall-Akticngescllschaft zur Neige gehen, so ist die Metall-Vermittlungsstelle darauf angewie sen, das erforderliche Neumctall aus Altmaterial, insbesondere ans Verhüttung von Bleiaschen und Bleikrätzen, zu gewinnen. Ans den vorstehend angegebenen Gründen und um Betriebsstörungen infolge Metallmangels im graphischen Gewerbe zu verhindern, werden die graphischen Betriebe ersucht, der Metall-Vermittlungsstelle alles ent behrliche Altmaterial zn überlassen. Sie bezahlt für 100 Kilogramm alte Schrift 160 Mark, für 100 Kilogramm Blindmaterial, Ansschlnß und Regierten 110 Mark und für 100 Kilogramm Bleiasche (Krätze) 60 Mark (ab Bahnhof des Verladers). Für je 100 Kilogramm alte Schrift liefert die Metall-Vermittlungsstelle als Gegenleistung 90"/.,, für je 100 Kilogramm Blindmaterial 80"/, und für je 100 Kilogramm Bleiasche 66^"/, Stereotypie- oder Setzmaschinen- oder Hintergieß metall. Bei Abgabe von Altmetall wird ein Vorzugspreis einge räumt, und zwar kosten 100 Kilogramm Stereotypiemetall 170 Mark, 100 Kilogramm Sctzmaschinenmetall 160 Mark und 100 Kilogramm Hintergießmetall 125 Mark (ab Hüttenwerk). Erfolgt keine Abgabe von Altmetall, so betragen die Preise 200 bzw. 192.50 bzw. 143 Mark für 100 Kilogramm. Im Interesse des graphischen Gewerbes wie der einzelnen Betriebe dürfte es sich daher empfehlen, alles Altmetall oder sonst entbehrliche Metall nnr der Metall-Vermittlnngsstelle znr Verfügung zu stellen. Personalnachrilhten. Jubiläum. — Die Feier des 25jährigen Geschäftsjubilänms beging am 18. Juni 1919 Herr Alfred Seebach, Prokurist der Firma Carl Simon Musikverlag in Berlin. In einer kurzen Ansprache gedachte der Chef des Hauses, Herr Willy Simon, der langen Jahre treuester Pflichterfüllung des Herrn Seebach und überreichte ihm außer einem Geldbetrag einen goldenen Siegelring zum Andenken an diesen Ehrentag. Das Bild des jüngst verstorbenen Senior-Chefs und Gründers der Firma, dem der Jubilar fast 25 Jahre in treuester Weise gedient hatte, zierte den rcichgeschmückten Arbeitstisch. Dem Ernst der heuti gen Zeit entsprechend wurde die schöne Feier durch Harmoniumklänge weihevoll eingeleitet. Anton Ohorn als Hochverräter verurteilt. Die »Leipz. Neuesten Nachrichten« bringen folgende Nachricht, die ihr aus Chemnitz mitgeteilt wurde: Der bekannte Chemnitzer Dramatiker und Dichter Hofrat Pro fessor Or. Anton Ohorn hatte kürzlich eine Broschüre »Deutsch-Öster reich auf ewig deutsch« geschrieben. Die tschecho-slowakische Republik hat ihn nun für schuldig erkannt sowohl »des Verbrechens des Hoch verrats« als »des Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ord nung«. Die Begründung wird gefunden in den Stellen, die einerseits die Deutschböhmen auffordern, ihrem Volke treu zu bleiben, zumal unter Hinweis auf die zurzeit widerrechtlich gegen sie ausgeübte brutale Gewalt der Tschechen, die auch vor dem Aushungern nicht zurttckscheuc, und die andererseits jene Deutschen verurteilen, die um materieller Vorteile willen bereit sind, die tschechische Herrschaft anzuerkennen. Bedauerlich ist, daß das Kreisgericht der deutschen Stadt Leitmeritz, die noch dazu dem Geburtsort Ohorns, Theresienstadt, zunächst liegt, und die den Hcimatgenossen für sein mannhaftes Eintreten für deut sches Recht und deutsche Art durch Verleihung eines Straßennamens ehrte, gemäß dem Antrag des Staatsanwalts das »schuldig des Hoch verrats« aussprach. Da Ohorn in keinem Untertanenverhältnis zur Tschecho-SIowakei steht, so kann wohl auch in keiner Hinsicht von einem Hochverrat die Rede sein. Sprechsaal. Bestimmungen über die Bcrivaltung des ^Börsenblatts.» Nochmals zum Fall Ernst Sohre, früher Th. Eurdts in Erfurt. <Vngl. Bbl. Nr. 8, lL, 1« u. 37.» Diese Firma hatte auch mich wegen einer angeblichen Schuld verklagt Nach mehreren Terminen, die ich aus prinzipiellen Gründen stets per sönlich wahrgenommen habe, hat das Amtsgericht Charlottenbnrg die Klage — was ich auch für selbstverständlich hielt — zu meinen Gunsten entschieden. Die Verhandlung war höchst interessant. Dem Gericht wurde eine gedruckte, zwei Folioseiten umfassende für die Rechtsanwälte ^ bestimmte schematische Information vorgelegt, die aus etwa 60 Punkten bestand. Ein Punkt z. B. erklärte den Anwälten, daß sie gegebenen falls erwidern sollten, Zahlungen seien auf ein falsches Konto gekom men (?). Ein Passus: »Kläger sei auch gegen ca. 1500 andere Buch händler vorgegangen« gab auch dem den Vorsitz führenden Richter, so wie anwesenden Anwälten Grund zu großer Heiterkeit. Allgemein wurde geraten, gegen den Kläger gerichtlich vorzugehen. Jeder andere Richter wird m. E. die Klage ebenfalls unbedingt abweisen. ! Berlin. H. Streisand. Berantwortl. Red. i. B.: NichardAlberti. — Berlag: D c r B ö r s e n u e i e i u der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Deutsches BuchhändlerhauS. Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 28 sBnchhändlerhauS». 508