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4236 Nichtamtlicher Teil. d) Geht lfinnen-Frage. Da jungen Mädchen, die den Buchhandel erlernen wallen, mancherlei Gefahren drohen, würde es Aufgabe der »Ver einigung» sein, Fraucnzeitungen und Frauenvereine auf diese Gefahren soivie die Uebcrfüllung des Berufes aufmerksam zu machen. Einmal werden die verlockenden Versprechungen, die ver schiedentlich in Zeitungen bezüglich des Buchhandels jungen Mädchen gemacht werden, wohl kaum in Erfüllung gehen, im Gegenteil wird eher ein allgemeiner Rückgang der Gehälter eintreten, wenn junge Mädchen in größerer Anzahl in dem Buchhandel Einlaß finden, und dadurch drohen auf wirtschaft lichem Gebiete den Gehilfen selbst die größten Gefahren. - Ferner ist diese brennende Frage auch vom sittlichen Standpunkte zn betrachten, und da liegt die Befürchtung nur zu nahe, daß z. B. Bücher mcdizinisch-populär-wisscnschaft- lichcn Inhalts oder erotische Werke den Charakter und die Moral eines jungen Mädchens verderben müssen. Außerdem wird es das Gefühl des Publikums verletzen, derartige Werke von einem jungen Mädchen sich vorlegen lassen zu müssen. o) Ncbersüllung des Gehilfenstandes — Gehilfen examen — Befähigungsnachweis. Aus de» bereits erörterten Punkten ergicbt sich der 3. Punkt von selbst. Schon jetzt hat sich — oft in recht empfindsamer Weise — eine Ucberfüllung des Gehilfcnstandes bemerkbar gemacht, des Gehilfcnstandes, der sich recht bunt zusammcnsetzt aus Gehilfen mit besserer Bildung, aus Zög lingen der Lehrlingsfabrikcn, aus weiblichen Gehilfen und aus ehemaligen Studenten, die teilweise ihren Beruf verfehlt haben und schließlich zum Buchhandel ttbergcgangcn sind. lim der eingetretencn Ucberfüllung einen Damm ent gegenzusetzen und eine weitere Ueberfttllung zu verhüten, gicbt es nur ein Mittel: »Einführung eines Gehilfenexamcns . Gleichzeitig würde hierdurch eine Hebung des Gehilfenstandes und eine sorgfältigere Ausbildung der Lehrlinge erreicht werden. Außerdem würde sich das Interesse für den Beruf hierdurch bedeutend heben. Um diese notwendige Forderung durchzusetzen, müßte versucht werde», den Börscnvereinsvorstand für diese Frage zu erwärmen. Dazu ist vor allem unbedingt nötig, daß die Gehilfenschaft geschlossen auftritt und durch die »Vereinigung ihren Wünschen und Forderungen Nachdruck verleiht. Ferner würde das Gehilfenexamen dann von selbst den Befähigungsnachweis- zur Folge habe». 2. Stellenvermittelung verbunden mit einer Auskunftsstelle. Die Stellenvermittelung soll darauf beruhen, daß jedes der Vereinigung angehörcnde Mitglrcd verpflichtet ist, von etwaigem eigenen, sowie von jedem innerhalb seines Wirkungs kreises bekannt werdenden Stellenwechsel die Zentralstelle in Kenntnis zu setzen. Die Auskunstsstclle soll außerdem über die näheren Ver hältnisse eines Ortes Auskunft erteilen, da die Plntzvcrhält- nisse große Verschiedenheiten ausweisen. Erreichung des Zwecks durch: 1. Zentralstelle, 2. Ortsgruppen, 3. Landes-Vcrbünde. Alle hier ausgestellten Forderungen und Wünsche würden, wenn auch sämtliche Vereine dafür eintrüten, lautlos ver hallen und nur eine »Allgemeine Vereinigung« wäre in der Lage, sowohl dem Börsenvereins-Vvrstand gegenüber als auch an anderen geeigneten Stellen (Landtag, Reichstag u. s. w.) die Berufs- und Standesintercssen nachdrücklichst zu fördern. ^ 186, 12. August 1895. Die Ausführung des Programms einer Allgemeinen Vereinigung denken wir uns folgendermaßen: Zunächst würde es sich um Errichtung einer Zentralstelle handeln. Alsdann müßten Ortsgruppen gebildet werden und zwar derart, daß die jeweilige Ortsgruppe von einem Vereine, der bereits in einem Orte des betreffenden Landesteils besteht, eingerichtet und geleitet wird. Die Ortsgruppen endlich müßten sich zu Landesverbänden zusammcnschließen Die letzteren müßten in einer Hauptversammlung der jeweils dazu gehörenden Ortsgruppen über einen Entwurf der Satzungen und sonstige Anträge beraten für eine vielleicht Pfingsten stattfindcndc Generalversammlung der »Vereinigung , die etwa in Leipzig oder Halle abgehalten werden könnte und zu welcher von jedem Landesverband ein Vertreter ent sandt würde. Zum Schlüsse möchten wir noch darauf Hinweisen, daß der leitende Grundsatz einer »Allgemeinen Vereinigung sein muß: Nichts, auch nicht das Geringste, ohne Wissen der Herren Chefs zu thun, dieselben von allen Vorgängen zu unterrichten und sic selbst zu den Verhandlungen einzuladen, damit wir stets im Einverständnis mit ihnen handeln und uns dadurch vor verhängnisvollen Mißverständnissen schützen. Wir werden stets in unseren Herren Chefs unsere Bundesgenossen, unsere guten und treuen Berater erblicken und sie sicher auch in diesem Kampfe für die gute Sache ans unserer Seite sehen. Das Werk muß gelingen, wenn zunächst die Vereine sich fest aneinander schließen. III. 2 sVerhand lungsbericht aus -Unser Blatt» 1895 Nr. 13.j Am 30. Juni 1895 kamen in Halle a. S. die bevollmächtigte» Vertreter der meisten Buchlinudluugsgchilfenvcreinc zusammen, be hufs Gründung einer -Allgemeinen Deutschen Buchhandlungs- gehilseu-Vcrcinigung» zur Wahrung und Vertretung der Berufs und Staudesinteressen. Der -Saldo», Verein jüngerer Buchhändler Hannover, hatte diese Versammlung veranlaßt. Wahre Pflege der Kollegialität, Förderung und Ncubolebung des Interesses für Beruf und Stand waren die Beweggründe, die den -Satdo» dazu drängten, eine »Allgemeine Vereinigung der Buchhandlungsgehilfcn« nnzustreben. Eine Vereinigung, die jedem einzelnen Gehilfen in Rat und That beislchcn soll und die der Kollcgenschaft eine feste Stühe bieten soll, damit unser Stand wieder gehoben wird und zu neuem Ansehen und Ehren gelangt. Anwesend waren zu Beginn der Versammlung: MitVo llmacht: Schömvandt-Bcrlin, für die «Insel», Tübingen. Jeschke-München, «Isarkrebs«, München. Hölscher-Köln, «Verein jüng. Buchhändler», Barmen-Elberfeld. Bonn-Wiesbaden, -Buchhandlungsgeh.-Verein», Wiesbaden; «Novität», Frankfurt a. Nt.; -Disponenüa-, Mainz; «Pcrkeo«, Heidelberg; «Darm», Darmstadl, und eine Anzahl cinzel- slchcnder Kollegen. Steinbicker-Hannover, «Saldo«, Hannover. Nebny-Wien, -Buchfinl«, Wien; -Gchilfcnausschuß«,Wien; «Novität«, Graz, und -Nur fest«, Budapest. Kirchbcrg-Prag, »Conform«, Prag. Thomas-Hannover g», Güttingen. Bluhm-Köln, -Verein jüng. Buchh.», Köln; -Verein jüng. Buchh.«, Düsseldorf, und »'3/,.,-, Münster. Aljn München, «Palm», München, und -Jubilate-, Würzburg. Düring-Hannover eine Anzahl einzclstehender Kollegen. Heinrich-Berlin, «Alte Hallenser und Daheim», Berlin. Freund- Leipzig, »Alle Hallenser«, Leipzig. Schars-Halle, -Verein jüngerer Buchhändler», Halle, v. Koppclow - Kassel, «Littcraria», Kassel. Rost-Nürnberg, »Duodez«, Nürnberg. Kegel-Vrnunschwcig, »Ro binson", Braunschweig. Ohne Vollmacht: PnulHempel, Leipzig, l. Vorsitzender des Verbandes. Seiring-Lcipzig, 2. Vorsitzender des Verbandes. Carlsohn, Heinrich, Zuckschwcrdt, Pfeiffer, Friede- urann, Nies, Moser nnd Thomas, sämtlich in Leipzig, «Buch- handlungSgchilfen-Verein«, Leipzig, Clemens und Voigt-Braun schweig, »Robinson-, Braunschweig. v. Brackel-Hannooer, «Saldo , Hannover. Mahrami-Hallc, »Verein jüng. Buchhändler-, Halle. Von 51 in Betracht kommenden Vereinen hatten der «Ver einigung» zugestimmt: 34, nämlich die Kollegen-Vercine in: Barincn- Elbcrscld; Berlin (»Daheim» und Alte «Hallenser»); Braunschweig; Breslau; Budapest; Darmstadt; Dresden; Düsseldorf; Franksurt a.M.;