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Börsenblatt s. d, deutschen Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 3891 der Deutschen Buchhändler, in dessen Vorstande gerade zu dieser Ostermesse die lange infolge des Rabattkampfes ver stimmten Berliner Kollegen eines ihrer tüchtigsten Mitglieder entsandt haben. Heute bei einem wichtigen Abschnitte im Vereinsleben unseres Berufes fühle ich mich verpflichtet, allen denen herzlich zu danken, die gemeinsam mit uns oder auf ihre Weise den Bestrebungen des Deutschen Mustkalienhandels treu gedient habe», den Mitgliedern, den Inhabern von Ehrenämtern und den Beamten des Vereins. Ich denke dabei der Heim gegangenen und der Lebenden, unseres fast 25 Jahre treu thätigen Vereinsanwalts Justizrat vr. Melly, und seines Nachfolgers, Justizrat vr. Röntsch, sowie unseres unermüd lichen ersten Geschäftsführers Karl Hesse; der Vorstands mitglieder von dem längst abgerufenen Carl Gurckhaus an bis zum erst jüngst geschiedenen, um unseren Verein als langjähriges Ausschußmitglied hochverdienten vr. Max Abraham, bem ich wie so manchem Berufsfreunde ein »Ruhe sanft« am Sarge nachgerufen habe. Unter den Toten des vergangenen Jahres denken wir nächst Carl Sackur in Breslau und P. Schütze in Solingen insbesondere unseres Nestors Bartholf Senfs, des Leipziger Charakterkopfes, Theodor von Heinrichshofens in Magdeburg, den wir noch als den jungen Heinrichshofen, den Sohn des fast hundertjährigen Kollegen, liebgewonnen haben, Em. Wetzlers in Prag und des freundlichen Musik- und Weinhäudlers P. Ed. Hoenes in Trier. Ich bitte Sie, das Andenken dieser Heimgegangenen Kollegen durch Erheben von den Sitzen zu ehren. Heute nach der Arbeit eines reichlichen Merteljahrhunderts und noch in rechter Freude an ihr glaube ich, obgleich meine Amtszeit noch nicht abgelaufen ist, zurücktreten zu sollen. Ein Zeitraum von 25 Jahren ist das Aeußerste, was dem Leiter eines Vereins vergönnt werden darf. Noch kann ich zwar sagen, daß ich noch nicht ein Nachlassen der Kraft verspürt habe; aber einmal taugt es nicht, daß eine Kraft anderen das Feld der Bethätigung auf die Dauer benimmt, dann aber verfalle ich einer vertragsmäßigen Pflicht, dieses Mal als Autor, der Geschichte des deutschen Buchhandels. Giebt Gott mir Ge sundheit, so hoffe ich auch dabei dem deutschen Musikalieu- handel, und vielleicht später in besonderer Darstellung, gerecht zu werden. Den verehrten Kollegen sage ich für ihr stetes Ver trauen herzlichsten Dank, insbesondere denen, die schon an einer endgiltigen Wahl vor 25 Jahren teilgenommen haben und die noch heute zu den für das Wohl des Vereins Thätigsten gehören: Herren Edmund Astor, Albert Röthing und Konstantin Sander, vor allen Herrn Richard Linnemann, der dem Ausschüsse von Anbeginn angehört hat und von jeher mein Stellvertreter war. Also innigsten Dank.« Die Lstermest-Ausstellung des deutschen Buchhandels im Deutschen Buchgcwerbehnuse zu Leipzig. Reichhaltiger denn je ist die diesjährige Ostermeß-Ausstellung im Deutschen Buchgcmerbehausc gestaltet. Aber nicht blos an Reichhaltigkeit, sondern auch an Uebersichtlichkeit hat die jetzige Ausstellung gewonnen. Und vergleicht man sie in künstlerischer und technischer Hinsicht mit den Darbietungen der früheren Ver anstaltungen, so wird man auch nach dieser Richtung hin einen erfreulichen Fortschritt wahrnehmen können. Außer den großen Räumen des Hoch-Parterres haben auch die Räume des Buch gewerbemuseums in den oberen Stockwerken verwendet werden müssen, um die neuen Erzeugnisse des Buch-, Musikalien- und Kunsthandels der öffentlichen Besichtigung zugänglich zu machen. Neben einer reichen Zahl interessanter graphischer Kunstblätter haben ungefähr 4000 Bände neuer Buchausgaben, mehrere Sonder ausstellungen von Originalzcichnungen, die von den Berliner Firmen: Fischer L Franke und S. Fischer veranstaltet sind, sowie eine Anzahl mustergiltiger dänischer Accidenzen, Plakate, Buch umschläge und geschmackvoll ausgestattete Bucheinbände aus dem Varsortiment F. Volckmar, ferner Einbände amerikanischen, eng lischen und holländischen Ursprungs Platz gefunden. Wir beginnen unsere Besichtigung in den unteren Räumen mit einer Betrachtung der Kunstblätter, unter denen gleich am Eingang die Kunsthandlung Amsler L Ruthardt mit einer Serie Nach- Jnteresse beansprucht. ^Die von der Dresdner Kunstanstalt Wil- nale mit geradezu täuschender Treue wieder, so daß man glaubt, die teils auf weißem Papier mit schwarzer Kreide, teils auf tonigem Papier mit Weiß gehöhten Zeichnungen und farbig kolo rierten Studien, von Menzel, Klinger, Greiner, Thoma, Leibl und Liebermann, selbst vor sich zu haben. Noch zwei wertvolle farbige Einzelblätter hat dieselbe Firma ausgestellt: einen Farbenholz schnitt, der von einem unserer besten Holzschneider, A. Krüger, Rubens aus der Berliner Gemäldegalerie wiedergiebt, sowie das Bildnis der Gräfin Potocka aus dem Kupferstichkabinett zu Berlin, in farbiger Photogravüre dargestellt. Welchen bemerkenswerten Platz sich die Photogravüre im Kunsthandel neben radierten und lithographierten Kunstblättern errungen hat, davon bietet die jetzige Ausstellung ein treffendes Beispiel, denn eine ganze Reihe erster Verlagsfirmen bietet reichhaltige Serien dieser photomecha nischen Erzeugnisse dar. So sind weiter vertreten mit interessanten Blättern Rudolf Schuster-Berlin unter anderem mit einer Wieder gabe zweier reizenden Kinderköpfchen nach Storch in Röteldruck, mit Heliographien nach landschaftlichen Motiven von L. Fahrbach, und mit der Hand kolorierte Photogravüren nach Tierstücken von CH. Kröner. Der bereits in Frankreich seit einiger Zeit wieder gepflegte Kupferdruck ist jetzt auch bei uns zur Aufnahme gelangt und hier durch ein vorzüglich ausgeführtes Blatt von Franz Hanf- staengl-München zur Schau gebracht. Als ein Meisterwerk der photographischen Reproduktion ist das große Blatt derselben Firma, nach einem älteren Meister ausgeführt, anzusehen. Ganz köstliche Nachbildungen unseres großen Meisters Böcklin zeigt die Verlags anstalt F. Bruckmann A.-G.-München, die auch ein fein- toniges Pastell, einen schönen Frauenkopf von F. A. Kaulbach darstellend, in farbiger Photogravüre nachgebildet hat. In der selben Abteilung ist noch eine gut gelungene Wiedergabe der -Musen- von Arthur Fitger zu ermähnen, die die Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien herausgegeben hat. Die von Martin Oldenbourg-Berlin beigesteuerten Dreifarbendruck- Blätter. nach den dancbenstehenden Originalen von W. Kuhnert ausgeführt, geben alle Feinheiten der Gemälde vortrefflich wieder. Als gute und zweckentsprechende Dekorationsstücke L Loehle-München, nach Landschaften von Palmiö und Compton, gelten. Welche Leistungsfähigkeit der neuerfundene Heliochrom- druck besitzt, illustriert recht wirksam ein von C. T. Wiskott-Breslau herrührendes Blatt -Opferblumen- nach Wünnerberg. Mit ähn lichen gleichwertigen Arbeiten auf diesem Gebiete sind ferner noch vertreten: G. Hirth's Verlag-München, Hanfstaengl's Nachfolger- Berlin, Heuer L Kirmse-Berlin und die Photographische Gesell schaft in Berlin, die auch vorzüglich gelungene Reproduktionen nach alten Meistern beigefügt hat. Als ganz hervorragende Lei stungen des Dreifarbenholzschnitts sind die beiden, im Aufträge der G. Grote'schen Verlagshandlung-Berlin hergestellten Blätter nach Luca Signorelli zu erwähnen, die von der kunstgeübten Hand des bereits im Anfang unserer Besprechung erwähnten A. Krüger herrühren. Das sind künstlerische Leistungen, die zweifellos als Triumphe der schönen Holzschneidekunst betrachtet werden können. Eine umfangreiche und sehr beachtenswerte Sonder-Ausstellung hat die ausländische Firma Manzi Joyant L Co.-Paris ver anstaltet. In der aus Radierungen, Photogravüren und farbigen Drucken bestehenden Kollektion ist auch nicht ein Blatt zu finden, das einen Beigeschmack von Massenproduktion hätte; jedes einzelne trägt den Stempel künstlerischer Vollendung und gewährt dadurch dem Beschauer ungetrübten Genuß. Zwei wirksame Radierungen bietet Emil Strauß-Bonn, die die malerischen Rheinmotive: -Schloß Rheinfels mit St. Goar- und -Die Pfalz bei Caub- ver anschaulichen. Sic sind von Hugo Ulbrich ausgesührt. Mit tech nisch vollendeten Naturaufnahmen sind Hans Franke L Co.-Berlin vertreten. Diese, sämtlich nach dem Leben aufgenommenen Photo- Illustrationen, geben eine Reihe bekannter Leipziger Persönlich keiten, darunter auch solche in Form von Gruppenbildern, in Aus übung des Berufs, wieder. Ernst Kiesling. Kleine Mitteilungen. Post. — Die Vereinigung mehrerer Pakete zu einer Post paketadresse ist für die Zeit vom 19. bis einschließlich 26. Mai im inneren deutschen Verkehr nicht gestattet. H08*