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Großenhainer Unterhaltungs- L Anztigcblatt. Ämig^aii der Römgl Aii>i8^aupimaiw^a^, des Rölligs Rmisgmääs mui des Nndimis>8 zu Gro^enlm». Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Verantwort!. Nedacteur: Herrmann Starke sen. 145. Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Abonnement vierteljährlich i Mark. Donnerstag den S. Dccember. 1880. Bekanntmachung. I. Der Kirchenvorstand zn Lenz besteht zur Zeit aus folgenden Mitgliedern: „ 1) Herrn Rittergutsbesitzer Zschätzsch auf Zschauitz, stellvertretender Vor sitzender, 2) „ Gutsbesitzer Grafe, Mülbitz, 3) „ „ Fritzsche, Zschauitz, 4) „ „ Kunze, Nauleis, 5) „ „ Leuschner, Altleis, 6) „ „ Jahn, Dallwitz, 7) „ „ Steinert, Geißlitz, 8) „ Mühlenbesitzer Mistbach, Lenz, unv dem unterzeichneten Vorsitzenden. II. Der Kirckenvorstand zu Wantewitz Vorsitzender, und Len Preil, Pf. mit Wantewitz, den 6. December 1880. 8) 9» 10) 2) 3) 4) ö) 6) Rittergutsbesitzer Richter auf Baßlitz, Ziegeleibesitzer Reif, Pristewitz, Privatmann Rentzsch, Pristewitz, Gutsbesitzer Schneider, Zschiesche«, besteht zur Zeit aus folgenden Mitgliedern: 1) Herrn Gutsbesitzer Lommatzsch, Piskowitz, stellvertretender Wagner, Böhla, Weinert, Baßlitz, Zietzschmanu, Gävernitz, Otto sen., Kmehlen, Klunker, Laubach, dem unterzeichneten Vorsitzenden. Tagesnachrichlen. Großenhain. Vergangenen Sonnabend fand in dem! schön decorirten Saale des Gasthofs zur „goldenen Krone" > ein von hiesigen Kaufleuten veranstalteter GesellschaftSabend ! statt, welcher eine große Anzahl Vertreter unserer jungen Kaufmannschaft und einen reizenden Damenflor bei munteren Tanzweisen bis in die frühen Morgenstunden vereinte. Da dieses erste derartige Vergnügen der Jünger Merkur's einen so überaus günstigen Verlauf genommen, können die Herren, welche dasselbe veranstalteten und deren Absicht es ist, am hiesigen Platze eine „kaufmännische Vereinigung" ins Leben zu rufen, sicher auf eine allseitige Unterstützung ihres Vorhabens rechnen. — Wie aus der Zusammenstellung in vor. Nr. d. Bl. ersichtlich, zählte unser Nachbarort Naundorf im Jahre 1875 856, bei der letzten Volkszählung dagegen 888 Einwohner (425 männl, und 463 weibl.), und zwar in 129 bewohn- baren Gebäuden mit 210 Haushaltungen; die Bevölkerung ist hiernach seit 5 Jahren um 3,8 Procent gestiegen. Heute findet im Gasthofe daselbst die Ergänzungöwahl des Ge- meinderathes statt; möge die Betheiligung daran eine recht zahlreiche sein! — Am 4. December Nachmittags 3^4 Uhr präcis trat in Peritz ein heftiger Erdstoß ein, der seine Richtung von Süd-West nach Nord-Ost nahm. Die oöcillirende (schwin gende) Bewegung dauerte gegen 3'/2 Secunden. Das Phä nomen war begleitet von einem Krachen, das theils wie ein Herabstürzen einer Decke, theils wie das Fallen eines großen Balkens klang. Es wäre wünschenswerth, zu erfahren, ob anderwärts eine gleiche Erderschülterung wahrgenommen worden ist. — Vorige Woche hat sich in Pristewitz der Boden- meister Dittrich wegen drohender Dienstentlassung durch Erhängen das Leben genommen. Sachsen. Se. Majestät der König und Se. königl. Hoheit der Prinz Georg werden zur Theilnahme an der am 11. December im Grunewald stattfindenden Hofjagd morgen, Freitag, nach Berlin reisen und daselbst im könig lichen Schlosse absteigen. Das Ministerium des Innern hat dem Gewerbeverein zu Weimar auf Ansuchen Erlaubniß zum Vertriebe von Loosen zu der von genanntem Vereine im Laufe des bevor stehenden Winters zu veranstaltenden Verloosung kunst gewerblicher Gegenstände und sonstiger gewerblicher Erzeug nisse im Bereiche des Königrelchs Sachsen ertheilt. Die Abhaltung einer Volksversammlung, welche von dem demokratischen Vereine zu Leipzig für den 8. Decbr. in den großen L-aal der Tonhalle zusammenberufen war und in welcher über die Judenfrage debattirt werden sollte, ist von dem dasigen Polizeiamte verboten worden. In den verflossenen Monaten September, October und November wurden bei der „Allgemeinen Unfallversicherungs- Bank in Leipzig" 47 Todesfälle, 11 lebensgefährliche Ver letzungen, 19 Unfälle, die ihrer Natur nach eine gänzliche oder theilweise Invalidität der Beschädigten erwarten lassen, und 2068 Unfälle, aus welchen sich für die Verunglückten voraussichtlich nur eine vorübergehende Erwerbsunfähigkeit Vorhersagen läßt, zusammen 2145 Unfälle augemeldet. In Glashütte hält die Typhusepidemie noch immer an und hat vom 23. Novbr. bis 2. d. M. wieder sieben neue Erkrankungen hervorgerufen. Am Freitag ist in der Mühle zu Roitzschen bei Meißen ein 22 Jahre alter Mühlknappe durch eigene Unvorsichtigkeit in das Mühleugetriebe gerathen und getödtet worden. Vor längerer Zeit wurde ein Ehepaar in Neustadt bei Stolpen wegen Verdachts des Giftmordes, verübt am eigenen Kinde, verhaftet. Nachdem sich durch die angestellle Unter suchung der Verdacht bestätigt hatte, sind vor einiger Zeit auch die beiden früher verstorbenen Kinder des betreffenden Ehepaares im Beisein von Gerichtspersonen ausgegraben und die Ueberreste an den vereidigten Sachverständigen, Apotheker Kinne in Herrnhut, zur Untersuchung gesandt worden. Das Resultat ist, daß auch diese beiden Kinder durch Arsenik ums Leben gekommen sind, da sich unzweifel hafte Spuren davon noch vorgefunden haben. Wie der „Pirn. An;." weiter hört, sollen nunmehr auch die früher verstorbene erste Ehefrau und deren Kind ausgegraben und weitere Recherchen angestellt werden. In Oelsnitz ereignete sich am 2. Decbr. Mittags ein gräßlicher UnglückSfall. Der 32 Jahre alte, verheirathete Bergarbeiter Mothes hatte in seiner Wohnung Dynamit patronen liegen, die jedenfalls durch eine brennende Cigarre entzündet wurden. Im Begriffe, die Wohnung zu verlassen, um in den Wald zu gehen, wurde Mothes von der Explosion betroffen und so entsetzlich verstümmelt, daß er nach kurzer Zeit seinen Geist aufgab. Die Wohnung wurde natürlich stark beschädigt, und ist es nur ein Glück zu nennen, daß nicht noch weitere Menschenleben verloren gegangen sind. Deutsches Reich. Der Plan des Reichskanzlers Für sten Bismarck in Bezug auf die Versicherung der Arbeiter ist, wie der „Berliner Actionär" meldet, nunmehr vollständig auögearbeitet und seine Veröffentlichung demnächst zu er warten, damit die öffentliche Meinung Gelegenheit erhält, sich über die Ziele und über die zur Erreichung derselben einzuschlagcnden Wege ein sachgemäßes Urtheil zu bilden. Der Plan soll keineswegs identisch sein mit deni oft er wähnten Vorschläge des Generaldirectors Baare in Bochum. Voraussichtlich wird der Plan zunächst dem preußischen Volkswirthschaftsrathe zur Prüfung und Begutachtung vor gelegt werden und erst dann diejenige Formulirung erfahren, welche die Vorlegung desselben bei den Factoren der Gesetz gebung erfordert. Post und Telegraphie haben in den sieben Monaten vom Etatsjahrbeginne bis Ende October 3,437,952 Mark mehr und die Neichöeisenbahnverwaltung in selbiger Zeit 938,502 Mark mehr als in der entsprechenden Vorjahrzeit eingetragen. Italien. In der letzten Sitzung deö Ministerraths lehnte Cairoli jede Modification des Cabinets ab. — Die Kammer enthält augenblicklich etwa doppelt so viel Beamte, als sie nach der Verfassung enthalten dürste; ein besonderer Ausschuß ist schon seit einiger Zeit mit der Untersuchung dieses Umstandes beschäftigt. Der überschüssigen Beamten sind, wie man der „K. Z." aus Rom schreibt, 30 bis 40 vorhanden, und da dieselben der Natur der Sache nach eher ministeriell, als oppositionell gesinnt sind, so dürfte sich vielleicht aus dem Werke des Ausschusses eine ganz hübsche Kriegsmaschine gegen die Regierung zurechtmachen lassen. Frankreich. Die Depntirtenkammer berieth am Mon tag über das Cinnahmebudget. Im Laufe der Debatte wies der Deputirte Soubeyran auf die Schwierigkeiten der gegen- wärtige^ Münzlage hin, verglich das System der einfachen Währung mit dem der Doppelwährung und rieth, Frankreich möge die Initiative ergreifen zu Münzvcrhandlungen mit Amerika und Deutschland, um gemeinsame Schritte bezüg lich der Münzbeziehungen zwischen diesen Ländern ausfindig zu machen, womit man dem Handel einen großen Dienst erweisen würde. Finanzminister Magnin gab die Gold- Abnahme zu, welche dadurch hervorgerufen sei, daß der Import den Export überstiegen habe. Dies sei wiederum eine Folge der schlechten Ernten und der Placirung zahl reicher französischer Capitalien im Auslande. Er werde den Goldvorrath der Bank zu schützen suchen durch Erhöhung des Discontö und durch die Circulation von Banknoten unter 100 Francs. Der Minister constatirte ferner den Aufschwung der industriellen Geschäfte und den Neberfluß an in Frankreich circulirendem Gold, dessen Betrag er auf 5 Milliarden schätzte. England. Die „Times" erklären, die Flottendemon- stration sei auf den förmlichen Vorschlag der englischen Regierung zum Abschluß gebracht worden. Wünsche Europa eine vollständige Lösung der Orientfrage, so werde England nicht zurückstehen; allein es werde sich nur rühren, wenn die anderen Mächte vorgehen. England verfolge keine Sonderinteressen im Orient. Parnell hat am letzten Sonntag abermals eine sehr heftige Rede gehalten. Seine Ausführungen lassen keinen Zweifel mehr aufkommen, daß die Frage der Gesetzlichkeit seiner Agitation schnell entschieden sein wird. Parnell sagte: „Ich erkläre es als Pflicht jedes Irländers, sein Vaterland zu befreien, wenn er dies kann. Wir wollen hierfür mit con- stitutionellen Mitteln arbeiten, so lange es uns paßt; wir wollen Irland in keinen Bürgerkrieg stürzen, so lange ein solcher keine Aussicht auf Erfolg hat. Allein ich frage jeden wahren Irländer, ob er nicht Alles thun würde, um seiner Nation zu dem ihr gebührenden Range unter den Nationen der Erde zu verhelfen. Unser jetziger Weg liegt innerhalb der Grenze der Verfassung. Allein wenn ich oder Jemand, über den ich Einfluß besitze, jemals das irische Volk auf- rufen würde, die Grenze jener Verfassung zu überschreiten, so werden wir dies offen thun." Die Rede erregte den wildesten Enthusiasmus. Griechenland.- In der Deputirtenkammer veranlaßte am 4. Decbr. der Abg. Trikupis bei Berathung über den Credit von 44 Millionen für außerordentliche Heeresausgaben eine politische Debatte, weil die Kammer das politische Pro gramm des Ministeriums kennen und wissen müsse, zu welchen Zwecken das Geld verwendet werden sollte. Der Ministerpräsident KomunduroS erwiderte: Im gegenwärtigen Augenblicke, wo eS gelte zu handeln und nicht zu reden, müsse er es als einen Fehler der Oppositionsführer be zeichnen, eine politische Discussion anzuregen. Trikupis habe keinen Grund, eine Auseinandersetzung des politischen Programms der Oiegierung zu verlangen; dasselbe sei längst bekannt. Griechenlands Politik sei die der That. Die Re gierung bereite sich darauf vor, die Beschlüsse Europas auszuführen, und bestrebe sich, hierfür auch die Mitwirkung Europas zu gewinnen. Nichts deute darauf hin, daß die Mächte ihre Hilse zur Ausführung der Berliner Beschlüsse versagen würden; bei Alledem aber müsse Griechenland seine eigenen Gesichtspunkte im Auge behalten. Schließlich bat der Ministerpräsident um den Beistand der Kammer ohne jede Reserve. — Vom Finanzminister wurde alödanu das Budget für 1881 vorgelegt, dessen Einnahmen sich auf 5l'/2 Millionen gegen 114 Millionen Ausgaben beziffern. Der Minister erklärte hierbei, daß die Regierung die re guläre Armee auf einem Fuße von 80,000 Mann erhalten und wahrscheinlich auch die Nationalgarde einberufen würde. Amerika. Der Congreß der Vereinigten Staaten ist am 6. December in Washington mit einer Botschaft des Präsidenten Hayes eröffnet worden, welche das Land zu seiner zunehmenden Wohlfahrt und dem friedlichen Verlauf der Präsidentenwahl beglückwünscht und eine Reform des Staatsdienstes, die Einführung von Concurrenzprüfungen für Beamte, sowie strenge Gesetze gegen die Vielweiberei in Utah empfiehlt. Da die Finanzlage eine außerordentlich günstige (der Ueberschuß der letzten Finanzjahre betrage 66, der Ueberschuß des laufenden 90 Millionen), sei die Ge legenheit zur Convertirung der 6- und 5procentigen Obli gationen in 3'/r- oder 3procentige äußerst günstig. Die Botschaft schlägt am Schluß vor, den früheren Präsidenten Grant wegen seiner militärischen Verdienste zum General- capitän zu ernennen. Neueste Nachrichten. Paris, 7. December. Die Deputirtenkammer berieth heute fortgesetzt das Einnahmebudget. Der Finanzminister betonte die ausgezeichnete Finanzlage, erklärte indeß, es fei mißlich, den Weg des Steuererlasses weiter zu gehen. Ein Amendement des Deputirten Haentjens, betreffend Convertirung der Rente, wurde abgelehnt. — In der heutigen Sitzung des Senats brachte de Ga- vardie einen Antrag auf Einsetzung einer Untersuchungs- Commission für die in dem Processe gegen das Journal „Trtboulet" dem Minister Constans oorgeworsenen Hand lungen ein. Der Antrag wurde durch die Vorfrage beseitigt. — Die Bureaux des Senats wählten heute die Commission für den von der Deputirtenkammer angenommenen Gesetz entwurf, betreffend die 'Reform des Richterstandes. Sechs Mitglieder sind gegen den Entwurf, drei dafür. Die Dis cussion in den Bureaux läßt darauf schließen, daß sich der Senat gegen die Aufhebung der Unabsetzbarkeit der Richter aussprcchen wird.