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185, 19. Juli 1918. Redaktioneller Teil. vvrsknblatt f. v. Ltschn. vuchhandeL. Dienste der Menschlichkeit ist dos »Hilsswerk schweize rischer Hochschulen für kriegsgefangen« Stu denten» (Präsident Herr Professor vi. L. Maillard in Lau sanne) hinzugetreten. Ans die Bitte des Zentralausschusses um unsere Mitwirkung haben wir in einem Rundschreiben vom 15. September 1915 unsere Mitglieder ersucht, möglichst viele wissenschaftliche Bücher für diesen Zweck beisteuern zu wollen. Die Tätigkeit dieser Vereinigung hat einen großen Umfang an genommen. Es braucht nicht weiter ausgcführt zu werden, was es für die in den Gefangenenlagern befindlichen Akademiker bedeutet, durch Bücher instand gesetzt zu werden, ernsthafte Stu dien zu betreiben und dem darbenden Geiste neue Nahrung zuzu führen. Auch die in neuerer Zelt in die Schweiz gekommenen Kriegsgefangenen werden dieser Wohltat teilhaftig. Ich möchte Ihnen daher wiederholt ans Herz legen, in der Stiftung von Beiträgen nicht erlahmen zu wollen. Wie in den kriegführenden Ländern, so wird auch bei uns das Papier von Monat zu Monat teurer. Der Verlags buchhandel wird dadurch in seiner Tätigkeit stark beeinträchtigt. Wenn, wie Sie weiter unten aus dem Bericht der Schweize rischen Landesbibliothek sehen, die Verlagsproduktio» lm Jahre 1915 gegenüber 1914 zugcnommen hat, so ist das vermutlich auf das Konto der Broschürenliteratur zu schreiben, die auch in un serem Lande während des Krieges die Ufer überflutet hat. Die Zahl der umsangrelcheren Werke ist ohne Zweifel zurückgegangen. Immerhin war auf Weihnachten eine erfreulich lebhafte Verlags tätigkeit, durch die das schweizerische Schrifttum um verschie dene wertvolle Bücher bereichert wurde, zu beobachten. Hand in Hand mit dieser Tätigkeit ging die Wirkung der Schweizer - Bücher - Woche. Ursprünglich, schon im Som mer, angeregt durch die Neue Helvetische Gesellschaft, damals aber verschoben, kam diese durch den Anstoß eines St. Galler Kollegen plötzlich zur Verwirklichung und zeitigte ein erfreuliches Er gebnis. Von den Mitgliedern unseres Vereins beteiligten sich 83, von den Mitgliedern der Loeiste des libraires cke In Luisse romancks etwa 40. Wenn man diejenigen Kollegen, die beiden Gesellschaften angehören und sich an beiden Zentralen gemeldet hatten, nur einfach zählt, wodurch dann 13 in Wegfall kommen, so bleibt die stattliche Anzahl von etwa 110 Buchhändlern, die an diesem vaterländischen Unternehmen teilgenommen haben. Die Mitglieder unseres Vereins verteilen sich aus die Städte wie folgt: Aarau 2, Arosa I, Baden 1, Bafel 8, Bern 9, Biel 1, Brugg 1, Burgdorf 1, Chaux-de-Fonds I, Chur 4, Frauenfeld l, Genf 5, Glarus 1, Herisau l, Lausanne 5, Liestal 2, Lugano 1, Luzern 4, Meiringen 1, Neuenburg 2, Olten 2, Rorschach I, St. Gallen 4, Schaffhausen 1, Solothurn 2, Thun 1, Wädcns- wil 1, Winterthur 3, Zug 1, Zürich 15. Der Erfolg ermuntert unbedingt dazu, diesen ersten Versuch zu wiederholen und womöglich aus der Schweizer- Bücher-Woche ein« ständige Einrichtung zu machen, die aber nicht nur während der kurzen Dauer ihres Bestehens ln Wirksamkeit treten, sondern als kraftvolles Eintreten für die schweizerische Literatur sich jahraus, jahrein betätigen soll. Es ist das ein wohlbegründeter nationaler Egoismus, der in seinen letzten Aus wirkungen der Literatur überhaupt zugute kommen wird. Eine Bevorzugung der einheimischen Literatur durch das Schweizer volk kann nicht anders als stärkend und befruchtend auf unsere Schriftsteller zurückwirken und sie zu Leistungen befähigen, die der Eigenart schweizerischen Wesens eine wachsende Berechtigung und Anerkennung weit über die Grenzen unseres Landes hinaus verschaffen muß. Mit Genugtuung stelle ich fest, daß wir sowohl deibem Wer ben für die kriegsgefangenen Studenten, als bei der Bücher- Woche Hand in Hand mit der Lveiüts ckes libraires ot vckiteurs äe In Luisse romauäe gingen. Eine Flutwelle schweizerischer Füh- lens ging durch unser Land. Die Schweizer-Bücher-Woche, durch die wir gewissermaßen als Pioniere der geplanten Schweizer-Woche vorgearbeitet ha ben, hat uns in nähere Beziehungen zur Neuen Helveti schen Gesellschaft gebracht, was auch darin seinen er freulichen Ausdruck findet, daß Herr Otto Fehr in die Kommis sion zur Organisation der Schweizer-Woche und Herr Hans Sich« tenhahn in die Redaktionskommission der »Sonntagsblätter» gewählt wurden. Die neu geschaffenen Sonntagsblätter sind be kanntlich bestimmt, unseren Zeitungen als wöchentliche Beilage beigegeben zu werden und den Lesern ein« gediegenere Geistes- speise zu vermitteln, als sie vielfach ohne Rücksicht ans das, was ein schweizerisches Publikum interessiert und ihm dient, durch so genannte kopflose Blätter importiert wird. Das Abkommen mit der Schweizerischen Land es - Bibliothek, dessen Einzelheiten im letzten Jahresbericht nach- gelescn werden können, ist im Dezember 1915 zustande gekommen und mit dem I. Januar 1916 in Kraft getreten. Durch beider seitiges Entgegenkommen, dem sich unsere Kollegen der welschen Schweiz einstimmig anschlossen, haben wir nun das seit Jahren ersehnte, elfmal jährlich erscheinende bibliographische Organ, durch das allen, die sich mit Literatur beschäftigen, ein wesent licher Dienst erwiesen wird: dem Verleger als Produzenten und seinem Autor, für den er arbeitet, dem Sortimenter als Vermitt ler zwischen Verlag und Publikum, besonders aber dem Publi kum selbst, das nun mit leichter Mühe sich über schweizerische Neuerscheinungen orientieren und dadurch von manck>em Buche Kenntnis erhalten wird, das bei der bisherigen Einrichtung im Verborgenen blühte und welken mußte. Dem Jahresbericht der schweizerischen Landesbibliothek ent nehmen wir folgende Statistik: In der Schweiz erschienene Publikationen: I. Nach Sprachen geordnet 1815 1814 Deutsch 112l 848 Französisch 4KS 42« Italienisch 4« 84 Rhäto-romanlsch 8 5 In anderen Sprache» 14 14 Mehrsprachige L8 48 Total 1718 ' 1470 Im Ausland erschienene Publikationen 3«8 .122 II. Nach Wissenschaften geordnet Theologie, Kirche, Erbauung Rechts- u Staatswissenschast, Politik, Statistik KriegSwissenschast Medizin Naturwissenschaften, Mathematik Philosophie, Moral Erziehung, Unterricht, Jugendschriften . . . Philologie, Literaturgeschichte Schöne Literatur Geschichte, Biographien Geographie, Reisen Handel, Industrie, Verkehrswesen . . . . Bau- und Jngenicurwissenschast Land- und Hauswirtschaft Kunst Sammelwerke, allgemeine Bibliographie . . Verschiedenes ^ Total ISIS 1814 205 381 > 48 j 82 5« 45 88 24 1 288 / 144 841 224 188 117 73 318 322 288 > 48 , 1i4 35 «5 54 28 1 28 1 328 214 48 228 281 88 73 1718 1478 Unsere Verbindung mit dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler und dem Verband der Kreis- und Ortsvereine mutzte im vergangenen Jahre leider der persönlichen Pflege entbehren. Wir alle litten unter dem Mangel an Mitarbeitern derart, daß niemand von uns es möglich machen konnte, die Herbstversammlungen am 4. und 5. September in Goslar und am 28. November in Leipzig zu be suchen. Zu dem Personalmangel kam noch die häufige, unange meldet eintretende Grenzsperre, durch die man hätte gezwungen werden können, sein Fernsein um einige Wochen zu verlängern. Dieser Mangel an persönlichem Verkehr hat -die unausbleib liche Folge, daß wir über die Vorgänge bei unseren deutschen Kollegen nicht so gut orientiert sind wie in Friedenszeiten. Der Organisation des deutschen Sortiments bringen wir unsere volle Sympathie entgegen. Viele von uns sind sich aber noch nicht darüber klar, wie das Verhältnis dieser neuen Korporation sich zu den Kreis- und Ortsbereinen gestalten wird, -die bis dahin nach unserer Auffassung die Grundlage unserer Organisation bildeten und nun durch Abgabe eines wesentlichen Teiles ihrer 947