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Nr. 197. ^jährlich ^reIGeIch2ftopsUeöd^3HMarS deEostüöerwelluilg t str ^. S.N M-stoN IS M. St^Ilen^eiuche werden mUlo-ps. pro MAMuWÄMr'leMMM'eMNstheM'üctjUM'rM Leipzig, Freitag den 25, August 1916, 83. Jahrgang. Redaktioneller Töil Bernhard von Tauchnitz. Zum 100, Geburtstage, 25, August 1916, Zu der großen Reihe deutscher Buchhändler, die aus eigenster Kraft sich und ihr Werk zu einer Höhe gebracht haben, daß beide ihre Zeit überdauern, gehört auch der Schöpfer der Tauchnitz Edition, Man braucht nur dieses Wort zu nennen, und nicht nur jeder Buchhändler auf beiden Erdhälften, sondern überhaupt jeder Gebildete weiß schon, was damit gemeint ist. Gewiß: Bernhard Tauchnitz hat, als er im Jahre 1837, ein blutjunger Mensch noch, seine Firma gründete, gleich von Anfang an sein Verlags geschäft den verschiedensten Wissenschaften gewidmet, er hat es verstanden, Autoren zu gewinnen, deren Namen unter den ersten und besten ihrer Zeit genannt worden sind, seine größte Schöpfung aber, sein verdienstvollstes Werk ist und bleibt doch eben die Tauchnitz Edition, oder wie sie ungekürzt heißt: die Vollootiou ok Lritisb ao<1 Lmorivan Lutkors, Tauolmitr lückitiou. Das große Unternehmen war eine Tat, die nur dem ehr lichen Empfinden eines Deutschen entspringen konnte, dem es widerstrebte, sich auf Kosten wehrloser Autoren zu bereichern, Tie englischen Schriftsteller genossen auf dem Kontinent keinen Schutz, Jeder Buchhändler diesseits des Kanals konnte ihre Werke in unbeschränkter Weise Nachdrucken, Niemand vermochte das zu verhindern. Der junge vierundzwanzigjährige Tauchnitz ging ans Werk, für sich, sein Haus und für die britischen Autoren einen gesunden Nechtszustand in Deutschland zu schaffen. Dieser fußte auf folgenden drei Hauptsätzen: 1. Zahlung von Honorar an englische Autoren, 2, ausschließliche Autorisation der Tauchnitz Edition für den Kontinent und 3, keine Einfuhr der Tauchnitz Edition nach England und seinen Kolonien, Es bedurfte der ganzen zähen Energie eines deutschen Buchhändlers, das Werk in Szene zu setzen. Die Schwierigkeiten, die sich Bernhard Tauchnitz boten, waren ganz erheblich und lagen vor allem in der großen Verschiedenheit englischer Verhältnisse gegenüber den deutschen, Tauchnitz war der rechte Mann, sie zu bewältigen. Der Plan gelang überaus vorzüglich. Am 1, September 1841 erschien der erste Band: Pelham von Bulwer, und er sowie die große Mehrzahl aller folgenden Bücher der Tauchnitz Edition konnten sich des lebhaftesten Absatzes erfreuen, 1860 kam bereits der 500, Band heraus, 1869 der 1000,, 1881 der 2000,, 1894 der 3000, 1895 starb der Gründer, Mit Recht darf die Firma Bern hard Tauchnitz behaupten, daß die Geschichte der Tauchnitz Col lection eng mit der des internationalen Urheberrechts verknüpft ist. Man könnte sehr Wohl sagen: sie bildet deren Anfang, Schon fünf Jahre später kam der erste literarische internationale Vertrag, und zwar ebenfalls mit England (und Preußen) zu stande, dem auch Sachsen beitrat. Er machte aus der bis dahin nur autorisierten Tauchnitz Edition eine gesetzlich geschützte. Durch die bald darauf abgeschlossenen weiteren Verträge zwischen England und den kontinentalen Staaten, sowie durch das Über einkommen mit den Vereinigten Staaten von Amerika wurde allmählich -der gesetzliche Schutz für die Werke der englischen und amerikanischen Autoren und dadurch zugleich für die Tauch nitz Edition in weitestem Matze gesichert. Für Bernhard Tauchnitz hatten die schönen Worte des hervorragenden sächsischen Ministers von Falkcnsteiu, die dieser Staatsmann an den Gründer der Collection schrieb, eine ganz besondere Bedeutung: »Sie waren fast der einzige, der die Bedeutung des Vertrags mit England richtig auffatzte und mit Energie benutzte. Jeder, der wie ich, mit gerechtem Stolze die Bedeutung des Leipziger Buch handels erkennt, muß sich Ihrer erfolgreichen Unternehmung auf richtig freuen«. Mit meisterhafter Umsicht hat Tauchnitz dieses, sein größtes Werk von Anfang an ausgebaut. Ein besonders günstiger Stern waltete über diesem insofern, als es genau mit dem Beginn der glänzenden Blütezeit der englischen Literatur im viktorianischen Zeitalter einsetzte. So war es bereits durch die Publikation der wichtigsten Werke von Dickens, DiSraeli, Bulwer, Captaln Marryat und anderen innerlich gefestigt, als jene internationale Vertragsbewegung von 1846 begann. Von Anfang an wurde Wert darauf gelegt, daß die Werke der Tauchnitz Edition neu sein und möglichst gleichzeitig mit der englischen Originalaus gabe erscheinen sollten. Mit feinem Verständnis wußte Tauchnitz von jeher aus der Fülle der Erscheinungen der englischen Gei stesproduktion zu wählen. Dabei trat er mit den Autoren in engste persönliche Beziehungen, die meist sehr bald freundschaft liche wurden und über das Grab hinaus Bestand hatten. Solchen herzlichen Empfindungen entsprachen auch die Honorare, die der deutsche Verleger seinen Autoren gewährte und die man sehr Wohl in vielen Fällen fürstlich nennen kann. So war es kein Wunder, daß das Tauchnitzsche Haus im Grimmaischen Steinweg in Leipzig und das Tauchnitzsche Schloß vor Leipzigs Toren in Kleinzschocher sehr bald zu Magneten auch für die größten und besten der britischen Schriststellcrwelt zweier Menschenalter geworden sind. In engem Zusammenhangs mit der Tauchnitz Edition stan den die Ztuclonts' Zolles kor Zobool, Vollego auä Homo, die für den Schulgebrauch und für das Privatstudium der englischen Sprache von Tauchnitz bestimmt waren. Eine Reihe von Jahren (1867—1892) erschienen weiterhin die vollootiou ok Vormau Lutdors, englische Übersetzungen bekannter deutscher Bücher, und die lkranoo Vlassiguo-Sammlung (1845—1859), Die erstere gedieh bis zum 51,, die zweite bis zum 18, Bande, Großes Glück hatten des Gründers Wörterbücher, die zum Teil in Hun derttausenden von Exemplaren abgesetzt worden sind. Sie ein zeln aufzufllhren, geht hier nicht an. Nur der Wcberschen be rühmten Wörterbücher sei hier besonders Erwähnung getan, die heute noch immer wieder erscheinen und in ihren ersten Auflagen bis in die erste Zeit des jungen Verlags zurllckreichen. Zu den am meisten von Anfang an gepflegten Wissenschaften gehörte die Jurisprudenz, auf deren Gebiet dem jungen Verleger fein älterer Bruder, vr, iur, Theodor Tauchnitz, ein tüchtiger Rat geber war, Das sächsische Recht vor allem wurde gepflegt, große Aufmerksamkeit dem Kirchenrecht, dem Straf-, Staats-, Wechsel- und Handelsrecht gewidmet. Auf dem Gebiete der Theologie treten uns vor allem Ausgaben der Bibel entgegen, ferner beide Testamente in hebräischer, griechischer, lateinischer und deutscher Sprache, Erwähnt sei sodann die Libliolbooa üatrum und zahl reiche Einzelwerke namhaftester Theologen, Reichhaltig waren im Tauchnitz-Verlag die Ausgaben griechischer und römischer Klassiker, für deren Bearbeitung der Verleger ebenfalls die besten Kräfte heranzog. Der Schule in erster Linie dienten auch NI3