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Metzer für Znserate i^rrden bi- spätestens Nittags de» vorbergehmden läge» de« Erscheinen« erbet«' ind die CorruSspaltea >eile mi i" Ps., unter „Eingesandt" mit 20 gj gerechnet Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag, Abonnement-preiS beträgi vierteljährlich I Mark 20 Pi Zwönitz und Umgegend Qrg « n für den Stoolqemeluterakh, den Kirchen- und Zchulvorüand Zwönih. -tedaclion, Druck und Verlag von C. Bernhard Otl in Zwönitz. 4^ 6S Donnerstag, den 12. Juni 1884. 9. Ilwrf. Locale und säcMche Nachrichten. — Der Reichstagsabgeordnete Kutschbach, Vertreter des 20. sächsischen Wahlkreises (Zschopau), hat die Erklärung abgegeben, dah er wegen andauernder Kränklichkeit nicht in der Lage ist, für die nächste Legislaturperiode ein Mandat wieder zu übernehmen. — Seit mehreren Tagen werden die der Firma Friedrich Hermann in Elterlein gehörigen Teiche vom Schlamme gereeinigt. Bei der am 29. März 1848 früh 4 Uhr daselbst stattgefundenen Demolition, wo es hauptsächlich auf die Nagelsabrik von Zimmer mann abgesehen war, welche auch gänzlich demolirt wurde, ent nahmen die Tumltuanten viele in dieser Fabrik gefertigten Nagel und warfen sie in den nahe gelegenen Teich. Unter dem aus dem Teiche ausgeworfenen Unrath sanden sich nun jetzt noch viele von den damals in denselben geworfene Nagel vor. Gleichzeitig sei be merkt, daß der damalige Fabrikbesitzer Zimmermann noch jetzt in Dresden lebt und bekanntlich von dem zuletzt tagenden Landtage für sein ihm durch die Demolierung entrissenes Eigenlhum, vom Staate eine jährliche Rente bewilligt erhielt. — Die städtischen Kollegien in Geyer haben dem Bürger meister, Herrn vr. gur. Goldenberg, kürzlich eine Gehaltserhöhung und auch die Pensionsfähigkeit zugestanden. — Wie verlautet, kommt vom 1. Juli ab der Vorstand des Ehrenfriedersdorfer Amtsgerichts, Herr Amtsrichter Gaudlitz, in gleicher Eigenschaft nach Bernstadt. — Äue. Ein Gesangverein aus dem benachbarten Ober pfannenstiel unternahm während der Pfingstfeiertage eine Partie nach dein böhmischen Städtchen Platten. Fröhlich und Wohlgemuth zogen unsere Sangesbrüder dort ein, labten sich an Bier und Wein und ließen ihrer guten Laune etwas allzusehr die Zügel schießen, doch — mit des Geschickes Mächten ist kein ew'ger Bund zu flechten, und das Unglück schreitet schnell. — Aus Neugierde besuchten sie die dortige Kirche, zeigten sich bei dieser Gelegenheit etivas zu deutlich als „Nichtkatholiken", wodurch Einige von ihnen schon Aergerniß erregten. Später begegneten sie einem Leichenzuge, kamen hierbei — wer weiß, wie dies geschah — mit der Polizei in Konflikt, und das Ende vom Liede war, daß Zwei von ihnen arretirt und Tags darauf nach Eger abgeliefert wurden, wo sie sich, trotzdem man sich erbot, sür sie ein« bedeutende Kaution zu hinterlegen, gegenwärtig noch in Haft befinden, — und die Moral von der Geschicht'; Den Tag lob' vor dem Abend nicht! — Wulm bei Glauchau, 10. Mai. Am 8. d. M. Nachmittags gegen 2 Uhr hat der hier wohnhafte Gartenbesitzer und Korbmacher Christian Ernst Müller seinem Leben durch Ertränken in der Mulde freiwillig ein Ende gemacht. Müller hinterläßt eine Wittwe und 6 Kinder. Als Notiv der That bezeichnet man Schwermuth. — Ho henst ein, 9. Juni. Am gestrigen Sonntag früh gegen 5 Uhr brach in dem Gasthofe zum Lamm in Abteioberlungmitz Feuer aus, welchem auch das Saalgebäude zum Opfer fiel. Das Feuer ist den dabei gemachten Wahrnehmungen zufolge, durch böswillige Brandstiftung veranlaßt worden, denn in der zum Gasthofe gehörigen Scheune fand man Vorbereitungen, welche darauf schließen ließen, daß das Feuer zugleich an 2 Stellen hatte ausbrechen sollen. Die Zeit war so gewählt, daß bei Ausbruch des Feuers der Ort ohne genügende Rettungsmannschaften war, denn die dortige Feuerwehr hatte sür denselben Morgen früh Uhr einen Spaziergang geplant, hatte sich aber, vielleicht durch da« nicht günstige Wetter, etwas ver spätet und war noch in dem unweit gelegenen Gasthof zum grauen Wolf versammelt, als die ersten Signale von dem ausgebrochenen Brande zu vernehmen waren, welchem Umstande es auch zu danken, daß die übrigen Restaurations- und Wirthschaftsgebäude gerettet wurden. Dein-Brandstifter ist man noch nicht auf der Spur. — Crimmitschau, 9. Juni. Zwischen Stücken von hier importirtem Färbeholz fand man in diesen Tagen eine noch lebende sogen. Buschspinne, die nur in Amerika heimisch ist. Das vollständig mit röthlich-braunem Haar bedeckte Thier hat mit den auügestreckten Beinen eine Länge von 12 om, während der Rumpf allein 4>/z om lang ist. Diese Spinne stellt bekanntlich kleinen Vögeln, vorzüglich Kolibris nach, welche sie völlig umgarnt und ihnen das Blut aussaugt. — Lengefeld i. G., 7. Juni. Der heute Nachmittag thal- abwärts in der Richtung nach Flöha führende Güterzug Nr. 1791 verunglückte beim Passiren einer Weiche vor der Haltestelle Neifland durch Entgleisen auf bis jetzt noch nicht aufgeklärte Weise. Vom Zugspersonal wurde der Wageumärter Günther todt, der Bremser M.ller — beide in Flöha stationirt — zwar noch lebend unter den Trümmern hervorgezogen, starb jedoch auf dem Transporte nach dem Stadtkrankenhause zu Lengefeld. Vom Zugstrain sind 18 Wagen über und durcheinander gefahren und bildeten einen auf dem Gleis liegenden unförmigen Trümmerhaufen; nächstdem sind außer der Locomotive mehrere beschädigt. — Während des Gewitters am 5. Juni schlug der Blitz in das Wohngebäude des Gutsbesitzers Burkhardt in Reudnitz bei Greiz ein. Der Blitzstrahl ging längs der Dachsparren hinunter dann hinaus auf das Dach und von da in den Schornstein. Von dem Schornstein fuhr er in die Küche, um von hier einestheils durch die Hausflur und anderntheils durch die Wohnstube in's Freie zu gelange». Burkhardt, welcher in der Wohnstube auf dem Kanapee saß, war betäubt und einige Zeil bewußtlos; Nachmittags klagte derselbe nur noch über Schwerhörigkeit auf dem rechten Ohr. Durch den Druck des Blitzes ist der von der Esse in den Backofen ge triebene Ruß in Hellen Flammen aufgegangen, das Feuer aber so fort gelöscht worden. — Gera. Im benachbarten Anina ist in diesen Tagen ein Krieger aus dein deutsch-französischen Kriege gestorben, welcher seit dem 2. Dezember 1870 eine in der Schlacht hei Artenay erhaltenen Kugel mit sich herumtrug und infolge dessen kränkelte. Es war selbst berühmten Operateuren s. Z. die Auffindung der Kugel nicht gelungen. Bei der Sektion der Leiche hat nun der Amtsphysikus vr. Flemming in Auma die Kugel „in dem linken Darmbein der Beckenknochenhöhle umittelbar über der Hüftgelenkpfanne entdeckt. Der Verstorbene stand s. Z. beim 94. Regiment, Grobherzog von Sachsen, hieß Senf und war seines Zeichens Schuhmacher und Kleinbauer. — In Berthelsdorf bei Herrnhut hat der Schützenanmerker Schäfer beim Laden eines Mörsers einen Unfall dadurch erlitten, daß der Mörser sich vorzeitig entlud und die Ladung die rechte Hand des Genannten so schwer verletzte, daß sich eine Amputation derselben nöthig machte. — Nach einer Mittheilung aus dem Fichtelgebirge beläuft sich der Export an Preißelbeeren aus den dortigen Waldungen all jährlich auf viele Tausende von Centnern, und es ist für die Armen von großem Interesse, ob die Beerernte eine gute oder schlechte ist. Im vergangenen Jahre mögen für versandte Beeren allein gegen 40,000 Mark in jene Gegend geflossen sein. Die Blüthen haben Heuer nicht so reichlich angesetzt; immerhin aber würde die Beerernte noch eine zufriedenstellende sein,, wenn alle Blüthen auch Früchte trügen. An den sonnigen Stellen haben sich die Blüthentrauben am schönsten entfaltet, so daß man meint, man sei von Blumenbeeten umgeben. Die Heidelbeerblüthen haben theil weise durch die letzten Nachtfröste gelitten. politische Kundschau Deutschland. Die Feier der Grundsteinlegung zum neuen Neichstagsgebäude hat sich am Montag in Berlin in ebenso glän zender wie erhebender Weise und unter begeisterter Theilnahme vieler Tausende vollzogen. Da dies durchaus gemäß dem schon vor her bekannt gewordenen Programm geschah, so verzichten wir auf die Wiedergabe der Einzelheiten und heben nur nochmals die Haupt momente hervor. Als erster derselben erscheint die Vorlesung der Urkunde durch den Reichskanzler Fürsten Bismarck. Mit weithin schallender, klangvoller Stimme verlas er die Urkunde, welche auf die glorreichen Waff«nerfolge der neu geeinten deutschen Stämme zurückweist und betont, wie aus der Begeisterung des Volkes und dem gegenwärtigen Vertrauen der Bundesregierungen für Deutsch land die Kraft erwachsen sei, seine Verfassung und nationale Ent wickelung aus eigener Macht zu schützen und die Pflege seiner Wohl fahrt in die eigene Hand zu nehmen. Namentlich diese Stelle wurde vom Reichskanzler mit verstärkter Stimme verlesen. An die Ver lesung und Einfügung der Urkunde in den Grundstein schloß die Ceremonie der drei Hammerschläge, welche vom Kaiser eröffnet