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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich l Mark 20 Ps prsnunxironän. Inserate werden bis spätestens Mittags deS vorhergehenden TageS des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 134. Sonnabend, den 17. November 1883. 8. Jährst. Bekanntmachung. Die diesjährige Herbst-Kontrolversammlung der in hiesiger Stadt aufhältlichen Reservisten — incl. Halbinvaliden der Reserve — und Dispositions-Urlauber findet Dienstag den 2«. November a. e. Nachmittags /g2 Uhr im Saale des „Bürgergarten" zu Stollberg statt. Etwaige Dispensationsgesuche sind rechtzeitig bei dem zuständigen Bezirksfeldwebel anzubringen, finden aber nur auf Grund einer beigebrachten behördlichen Bescheinigung Berücksichtigung. Die Mannschaften haben in reinlicher Kleidung zu erscheinen und den Militärpaß behufs Abstempelung mit zur Stelle zu bringen. Zwönitz, am 5. November 1883. DerBürgermeister. Adam. Bekanntmachung. Der 5. Termin Communanlage ist am 15. dieses Monats fällig und innerhalb achttägiger Frist bei Vermeidung der Erinnerung event. des Vollstreckungsverfahrens an unsere Stadtcassen-Verwaltung abzuführen. Zwönitz, am 12. November 1883. Der Stabtgemeinderath. Adam, Bürgermeister. Ein neues Kuckucksei der Revanchepartei. Die famose Revanchepartei im Franzosenlande ruht und rastet niemals, wenn sie auch einmal kurze Zeit den Kops hängen läßt. Früher hetzte und schimpfte sie meisteuthcils nur gegen Deutschland, jetzt malt sie aber den Kriegsteufel direct an die Wand und hat neuerdings ein Kuckucksei producirt, wie man es kaum für möglich halten sollte. In der trunyaiso", dein geachtetsten französischen Militärfachblatte, ist von einem höheren französischen Officier eine sogenannte „Studie?!" erschienen, welche direct den nächsten euro päischen Krieg prophetisch behandelt und in der Studie natürlich eine Niederlage Deutschlands prophezeihte. Woher der armselige Tropf, mag er nun ein französischer Stabsofficier oder gar ein General sein, diese ausgezeichnete Kenntniß der Zukunft nimmt, wird man bald sehen. Nicht Tugenden, nicht glänzende Eigenschaften der Geg ner sind es, welche Deutschland überwältigen, sondern einfach die ebenso kühnen als frechen Voraussetzungen und Hirngespinste des Verfassers der Studie. Alles athmet in derselben den unverbesser lichen, bis zuni Wahnsinn eitelen und ehrgeizigen französischen Maul helden. Nach demselben geht der nächste Krieg deshalb los, weil in Rußland und Frankreich der Haß gegen Deutschland täglich gewachsen ist. Ein netter Kriegsgrund dieser Haß, dessen Ursache der Verfasser nicht weiter begründet. Als nun der Krieg losgegangen ist, muß Deutschland gleich feine Truppen theilen und nach des Verfassers Idee 8 Armeecorps gegen Rußland und 10 Armeecorps gegen Frankreich wenden. Anders thut es der Herr Prophet nicht, denn es scheint ihm doch selbst etwas gewagt vorgekommen zu sein, Deutsch land besiegt werben zu lassen, wenn es nicht wenigstens von zwei anderen Großmächten angegriffen wird. Deutschlands Verbündeter, Oesterreich - Ungarn, nutzt natürlich den Deutschen gar nichts, denn die ungarischen Regimenter machen mit den Russen gemeinsame Sache (seit wann die Ungarn die Russen so sehr lieben, bleibt Ge- heimniß des französischen Wahrsagers) und der Rest von Oesterreichs Macht leistet nichts. Rumänien und Serbien wollen zwar auch zu Deutschland halten und gegen Rußland kämpfen, werden aber durch die mit Rußland verbündete Türkei (ganz neue Idee des Verfassers) in Schach gehalten, ebenso wird Italien, welches Deutschland gegen Frankreich helfen will, durch die französische Panzerflotte lahm ge legt. — Nun geht der Wahrsager zum eigentlichen Kriege über. Der findet nicht durch rasche Entscheidungen statt. Russische und deutsche Heere schlage» sich verzweifelt mit abwechselndem Erfolge in Polen herum und Deutschland, welches mittlerweile auch von Frankreich angegriffen ist, erbittet und erhält von Rußland einen Waffenstillstand. Warum gerade in dieser Crisis, sagt der Verfasser aus strategischen Gründen nicht, wohl läßt er es aber dnrch das Auftreten der Franzosen auf dem Kriegsschauplätze durchblicken, denn diese müssen es ja sein, die den Deutschen die entscheidende Nieder lage beibringen. Allmälig aber sicher werfen dann auch die Fran zosen, nach des Verfassers Prophezeiung, die deutschen Heere über den Rhein zurück, und an der Tauber, nicht weit von Würzburg, kommt es zur großen Entscheidungsschlacht. Dieselbe wird gewonnen durch die Ueberlegenheit der französischen Artillerie und durch den Verrath der Bayern, Württemberger, Hessen und Badenser, welche nach des Verfassers unverschämter Erfindung während der Schlacht zu den Franzosen übergehen und diese bitten, in Deutschland die Zustände vor 1866 wieder einzuführen. Inzwischen hat der König von Preußen den französischen Oberbefehlshaber um Frieden gebeten, Elsaß-Lothringen wird wieder an Frankreich, Ostpreußen an Rußland abgetreten und Frankreich stellt den deutschen Bund, wie er vor 1866 war, wieder her und das deutsche Reich hat wieder aufgehört. So endet der wackere französische Prophet und es bleibt allen Vernünf tigen überlassen, darüber nachzugrübeln, warum die Franzosen noch immer nichts gelernt haben, warum sie dem Fürsten Bismarck, der seit zwanzig Jahren die erfolgreichste Politik trieb, den Abschluß der unsolidesten Bündnisse andichten, warum es nach alter französischer Fabel die Bayern, Württemberger, Hessen und Badenser, die doch 1870/71 treu zur deutschen Sache hielten, sein müssen, die in der nächsten Entscheidungsschlacht zu den Franzosen übergehen und warum ein ernsthaftes französisches Militärfachblatt solchen ebenso albernen als gefährlichen Phantasien seine Spalten öffnete?!! — Es giebt darauf nur eine Antwort: Die Revanche, die Eitelkeit und Ruhm sucht der Franzosen soll künstlich, wenn auch durch die verrücktesten Mittel, groß gezogen werden. Sächsische Nachrichten. — Zwönitz. Wie aus dem Jnseratentheil ersichtlich, wird nächsten Sonntag, Montag und Dienstag im Gasthofe zu Lenkers dorf Herr Weigel einige Vorstellungen geben. Nach den uns vor liegenden Recensionen angesehener Blätter scheinen die Leistungen des Herrn Weigel und seiner Gesellschaft vorzügliche zu sein und wünschen wir ihm ein volles Haus. — Im Jahre 1882 sind im Königreich Sachsen 1054 Brand fälle oorgekommen. Blitzeinschläge, durch welche Gebäude beschädigt worden sind, haben sich 131 ereignet und zwar 49 zündende und 82 kalte. — Die Bibel enthält 1314 Capitel, 31,173 Verse, 773,692 Wörter und 3,366,480 Buchstaben. Der Name „Jehova" kommt 6855 Mal und das Wörtchen „und" 46,227 Mal vor. Die genaue Mitte des Bibeltextes bildet der 8. Vers des 101 Psalm. An dieser Berechnung hat ein Amerikaner drei Jahre lang und täglich 8—9 Stunden gearbeitet. — In Chemnitz hat man wegen Vermehrung der Schüler zahl für nächstes Jahr die Begründung von vierzehn neuen Lehrer stellen in Aussicht genommen. — Reichenbach, 14. Novbr. Als gestern Abend das Geschirr des Caspar Beck von hier auf dem Rückwege von Werdau begriffen und bereits zwischen der Keßler'schen Fabrik und Petzoldt'schen Dampsschneidemühle an der äußeren Zwickauerstraße angelangt war, scheuten, wie man vermuthet durch das Loslösen eines Stranges vom Ortscheit, die Pferde und gingen aller Anstrengungen ihres Führers