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Sucher für Zwönitz und Umgegend 8- IalM. Donnerstag, den 25. October 1883. 12^ Inserate werden bis spätesten Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzrile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal nd zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pj pr»n»m»ranlls>. Organ für den Stadlgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Rcdacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Sächsische Nachrichten. — Zwönitz. Wie wir hören, beabsichtigt der hiesige Frauen- verein eine Verloosung von geschenkten Gegenständen gegen Ende dieses Monats znm Besten der Vereinscasse, an welche in letzter Zeit so bedeutende Anforderungen gestellt worden sind und bekanntlich noch gestellt werden, zu veranstalten. Hinsichtlich des guten Zweckes fühlen mir uns veranlaßt, an dieser nicht allein die Mitglieder, son dern auch diejenigen, welchen ihre Verhältnisse gestatten, für die Armuth ein Schärflein.zu spenden, dieses Unternehmen durch Neber- weisung von Geschenken kräftig unterstützen zu helfen, ivie schon mehrfach geschehen ist. — Die „Kirchliche Correspondenz" giebt kurze Nathschläge für die Lutherfeier: 1. Man schmücke die Kirche, aber vermeide unnützen Pomp. 2. Bei einem Festzug zur Kirche lasse man die Glocken läuten und singe Choräle, weltliche Musik vermeide man. 3. Tanzvergnügen unterlasse man an diesem Tage, dazu ist er zu ernst. 4. Man ver theile an die Schulkinder gute Biographien Luther's. Das Geld dazu sammle man oder nehme es aus der Kirchengemeindecasse. 5. Wird ein Bild Luther's für die Kirche angeschafft, so sei es ein gutes. Goldrahmen werden bald unansehnlich, man nehme schwarz- polirte Holzrahmen. 6. In Gegenden, wo Katholiken wohnen, ver meide man Alles, was deren religiöses Gefühl verletzen könnte, Spott über den Papst und dergl. 7. Beim Gottesdienst singe man frisch, lebendig, nicht langsam, schleppend. Posaunenbegleitung würde die Stimmung erhöhen. 8. Wird ein Kirchenconcert gegeben, so beginne und schließe man es mit einem Choral. 9. Man gründe an diesem Tage eine Stiftung. Paffend wäre es, wenn man eine Stiftung für die Chorknaben in's Leben riefe. Man könnte auch beschließen, ihnen die schwarzen Mäntel wiederzugeben, wen» sie auf dem Kirch hof singen. Die buntscheckigen Anzüge paffen nicht auf den Gottes acker. Wo eine neue Altarkleidung nöthig ist, da schaffe man sie zu diesem Jubelfeste an. 10. Man pflanze einen Lutherbaum, sei es Eiche, Linde oder Buche. 11. Alle Denkmäler, welche an Luther oder die Reformation erinnern, erneuere und reinige man. Reiche Kirchen mögen nicht unterlassen, eine Lutherstatue oder Büste in der Kirche aufzustellen, aber ja nicht auf dem Altar. 12. Man fange mit den Vorbereitungen auf's Fest recht zeitig an. — Schneeberg. Am Freitag Nachmittag erfolgte hier die Hauptübung der freiwilligen und dienstpflichtigen Feuerwehr unserer Stadt. Leider wurde dieselbe durch einen recht betrübenden Un glücksfall, der sich bei den Steigerübungen ereignete, gestört. Ein Steiger, Sticker Seifert, stürzte aus ziemlich beträchtlicher Höhe herab und erlitt einen Armbruch, da der eiserne Haken, an dem die Rettungsleine befestigt worden, abgebrochen war; ob Seifert noch innere Verletzungen davongetragen hat, darüber verlautet noch nichts Bestimmtes. Vor Seifert hatten sich an derselben Leine bereits 4 oder 5 Steiger ohne jeden Unfall Herabgelaffen, und da auch bei den Vorbereitungen zu den Steigerübungen die gebotene Vorsicht beobachtet worden ist, so kann constotirt werden, daß ein Verschulden bei dem Unglücksfalle Niemand trifft. — Mülsen St. Jacob. Nachdem die Vorarbeiten von feiten der hohen Staatsregierung zu einer Eisenbahn für den Mülsengrund beendet sind, so lebt man in der Hoffnung, daß der Beginn des Baues der Eisenbahn schon nächstes Jahr erfolgen wird, denn die im Bau begriffene Brücke über die Mulde in Schlunzig, ist auch schon zum Zwecke einer Eisenbahn angelegt, steht im Bau. Da hören wir mit Verwunderung, daß sich im Mülsengrund Gegner gefunden haben, welche den ganzen Bahnbau zu vereiteln suchen. Atan soll nämlich Unterschriften sammeln für eine Petition an die hohe Staats regierung gegen den Bahnbau, daß man jedenfalls keine Bahn brauche und deren nicht bedürftig sei. Es befremdet dieses Gebühren um so mehr, da man doch im Mülsengrund nun schon eine Reihe von Jahren bemüht war, eine Eisenbahn zu erlangen. Wie oft schon sind Petitionen ergangen und selbst Opfer von der Einwohnerschaft und Gemeinden wurden nicht gescheut, endlich doch diesem Bedürfniß abzuhelfen und gegenwärtig kann man sagen, daß die Mühen und Opfer von Erfolg gekrönt sind. Auf welche Gründe mag wohl eine solche Handlungsweise beruhen, doch einfach nur darauf, weil man keine Bahn wünscht und nicht haben will, daß eine Bahnlinie ge ¬ wissen Grundbesitz durchschneidet, trotzdem sie doch die gehörige Ent schädigung erhalten. Aber wo bleibt bei solchen der rechte Sinn, das Interesse einer Völkerzahl von 13,000 Seelen zu fördern und die Industrie heben zu helfen. Eine hohe Staatsregierung wird wohl am besten wissen, was zu thun sei und derartiges nicht accep- tiren und sieht der Mülsengrund schon für nächstes Jahr einer glück lichen Wendung entgegen. — Eine recht hübsche Ueberraschung wurde am 15. d. M. in Kösen der Frau Stadtsecretär Törpsch zu Theil. Als dieselbe Nachts 2 Uhr, durch ein leises Geräusch geweckt, erwachte und nach ihrem Kindchen blicken wollte, sah sie beim Schein der Nachtlampe — den leibhaftigen Satan beim Ofen stehen! Gottseibeiuns befand sich in voller Ausrüstung mit Zwickelbart, Hut mit rother Feder, Män telchen rc. Im Moment war die Frau ganz starr, aber in ihrem Unglauben faßte sie sich rasch wieder und ries laut nach ihrem Manne im Nebenzimmer, gleichzeitig aber sprang sie auf Satanas zu und schlug ihm eine Wasserflasche an den Kopf; ein heftiger Ningkampf der Gatten mit dem vermummten Einbrecher, der diese sonderbare Maske gewählt halte, entspann sich, und beide Theile erhielten Ver letzungen. Durch den Sturz des Ofens aber gelang es dem Diebe, mit Zurücklassung seiner Maske zu entkommen. — Adorf. In der gleichen Nacht, in welcher die Eheleute Kleint in Bad Elster mörderisch überfallen morden sind, ist in der Gösmann'schen Stickerei hier ein Einbruchsdiebstahl versucht worden und glaubt man in dortiger Gegend, daß die in Hof festgenommenen und des Mordes zu Elster dringend verdächtigen Kerle auch dieses Verbrechen begangen haben. — Bad Elster. Am 19. Oct. wurde die Section des Leich nams des durch Mörderhand geendeten Buchdruckereibesitzers Kleint durch Herrn Bezirksarzt Or. Fickert aus Oelsnitz und Herrn Or. Heckel aus Adorf in Gegenwart der Herren Staatsanwälte Uv. Hartmann und Beutler aus Plauen und des Herrn Amtsrichter Raabe aus Adorf vorgenommen. Der Schädel des Gemordeten war dermaßen zersplittert, daß die Knochenstücke sich einzeln abnehmen ließen. Der Unglückliche war in einer Ecke kauernd vorgefunden worden. Der starke Knittel, welcher als Mordinstrument gedient hatte, war durch die Schläge auf das Opfer zerbrochen. Durch die Festnahme der Mörder ist wenigstens die Furcht vor ähnlichen Vor fällen einigermaßen geschwunden. — Bad Elster, 21. October. Heute Nachmittag ist der er mordete Buchdruckereibesitzer Kleint unter außerordentlich reger Theil- nahme begraben worden. Nicht allein ganz Elster, sondern die ganze Umgegend war bei dem Begräbnisse vertreten, und der große Gottes acker des Ortes mar nicht geräumig genug, um alle die Menschen zu fassen. In ergreifender Weise schilderte der Geistliche Pastor Freiherr v. Bernewitz, das über die Familie des so plötzlich Geen deten hereingebrochene Unglück und theilte dann der Menge mit, daß die in Haft befindlichen zwei Männer und das ehemalige Dienst mädchen Kleint's bereits gestanden haben, daß sie die Mörder seien. Die Menschen hatten meist geglaubt, daß die Mörder zur Theil- nahme am Begräbnisse gezwungen werden würden; daher erklärt sich die zahlreiche Betheiligung. — Sebnitz. Der hiesige, allgemein verehrte und beliebte Pastor Hofmann, welcher sich wegen einer Krankheit nach Heidel berg begeben und daselbst einer schwierigen Operation unterzogen, dieselbe am vergangenen Freitag auch glücklich überstanden hatte, ist Tags darauf laut hier eingegangener Depesche gestorben. Der Ge nannte war im rüstigsten Mannesalter und seit ca. 5 Jahren als Pfarrer der hiesigen Parochie, früher in Leisnig, angestellt. — Oberwiesenthal, 20. Octbr. Ein hochinteressantes Jagd erlebniß theilt man dem „Annab. Wchbl." aus einem der umliegen den Jagdreviere mit. Bei einer dort abgehaltenen Jagd wurde u. A. ein Edelmarder getroffen, welcher auf einem etwa 1jährigen Rehbocke saß, den er eben abgewürgt hatte und dem er das noch warme Blut aussaugte. In seiner Mordgier bemerkte der Edel marder gar nicht den sich heranschleichenden Jäger; ein wohlgezielter Schuß des Letzteren streckte den Mörder auf seinem Opfer hin. — Dresden. Am vorigen Donnerstag wurde Professor Dr- Schilling von einer Deputation des sächsischen Turnkreises, geführt von dem Vertreter Director Bier, begrüßt, welche im Namen dec