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gehören nur 34 der Fortschrittspartei an, welche in Belgrad' die Regierungspartei repräsentirt, II gehören der liberalen Mtttelpartei an, 61 sind Radicale. Von 7 Deputaten ist die Parteistellnng noch nicht bekannt, 15 Wahlen sind noch nicht vollzogen. Der Negierung steht das Recht zu, 45 Abgeordnete zn ernenne», aber selbst dann würde sie in der Skupschtina noch nicht über die Majorität verfüge». Dieser der Negierung ungünstige Ansgang der Wahlen ist für die Stellung des Cabmets Pirotschanatz sehr bedenklich, doch heißt es, daß Veränderungen in demselben vor der Rückkehr des Königs Milan aus Deutschland nicht erfolgen würden. Bulgarien. Die in Sofia infolge der Demission des bul garischen, von russischen Generälen geleiteten Cabinets eingetretene Ministercrisis hat eine sehr rasche Lösung gefunden. Zankow, der Führer der Liberalen, welcher vom Fürsten Alexander mit der Neu bildung des Ministeriums beauftragt worden war, ist hiermit schnell zu einem Resultate gelangt. Zankow selbst hat das Präsidiuni und das Ministerium des Innern, Matschewitsch die Finanzen, Balaba now das Auswärtige, Stoilow die Justiz, Jcolionow die öffentlichen Arbeiten und Malchow den Unterricht übernommen. Das Kriegs- miuisterium allein ist noch unbesetzt; wie es scheint, verlangt Ruß land die Besetzung desselben mit einem russischen General. China. In Kanton soll unter der eingeborenen Bevölkerung Uoch immer große Erregung gegen die Europäer herrschen. Man befürchtet, daß im Falle eines wiederholten Aufruhres die chinesischen Truppen gemeinschaftliche Sache machen werden. Seitens der euro päischen Colouie werden alle Vorkehrungen gegen eine» erneuerten Angriff der Chinesen getroffen. Germania aus dem Niederwald. Zur Einweihung des deutschen Nationaldenkmäls ain 28. Sept. 1883. Das ist ei» Herbsttag voll Entzücken Am rebenlaubbekränzten Rhein, Ein Grüßen, Jubeln, Händedrücken — Alldeutschland prangt im Sonnenschein; Alldeutsche Herzen, sich begegnend, Stehn in der Freude Hellen, Brand, Es schaut aus goldner Wolke segnend Ein Gott herab auf's weite Land. Und droben auf des Berges Gipfel Ragt wolkeuauf Germamas Bild, Ha, Nheineslust und Eichenwipfel Umrauschen ihren ehrnen Schild — Jndeß die Nebe rankt zu Thale, Das Dampfboot seine Pfade geht Und Berg und Burg, im Morgeiistrahle, Der Trauben würz'ger Duft umweht. O Monument, dem Heldenthume Und einer großen Zeit geweiht, Gekittet mit dem Schlachtenruhme, Gekrönet mit Unsterblichkeit — Dir rauschen aller Gaue Fahne», Dir huldigt jedes Armes Kraft, O bleib' ein heil'ges Treugemahnen Zur echten, deutschen Brüderschaft! Ha, eine stolze Zukunft breitet Sich daun von dir, mein Deutschland, aus! Mauch' ruhiges Jahrhundert gleitet Hin ohne Kämpf und Krieges Braus. Dann flammt, gleich einer Gletscherfirne, Die hehr im Frühlicht strahlt und loht, Des Friedens eiv'ges Prachtgestirne Als heißersehntes Morgenroth. — Ich aber greif' zum vollsten Becher, Es gilt der allerschönsten Maid, Und rufe, ein bewegter Zecher, Hinaus in alle Gaue weit: „Gegrüßt in Deiner Schönheit Blüthen Durch Zeit und Lande, fern uiid nah; So möge Gott Dich stets behüten, Geliebtes Weib, Germania!" Rüdesheim. Karl Böttcher. Vermischtes. * In Berlin sind in der Central-Roßschlächterei, die von 40 Roßschlächtern benutzt wird, in einem Jahre 6294 Pferde geschlachtet, von denen 139 ganz, 2056 theilweise als zur menschlichen Nahrung ungeeignet ausgeschlossen wurden. Außerdem wurden jedenfalls noch vielfach heimlich Pferde geschlachtet. Die Noßwurst-Fabrikation hat sich sehr gehoben und vielfach werden Mettwurst, Salami, Schlack wurst, Jauer'sche Wurst — als aus Rindfleisch hergestellt — dein nichts ahnenden Publikum vorgesetzt. * Von einem empörenden Borkommniß wird aus Alte »essen bei Esten berichtet, wo der auf Arbeit ausgehende 38jährige Schmied Carl Plaug aus Berlin, welcher infolge Nahrungssorgcn ohnmächtig zusammengebrochen war, von der Polizei jedoch für betrunken ge halten wurde, auf dem Rücktransport auf Essener Weichbilde die größten Mißhandlungen zu erleiden hatte und dann im Straßen graben, wo man ihn herzlos liegen ließ, buchstäblich zu Grunde ging. Die Staatsamvaltschaft hat sich der Sache bereits bemächtigt und sind der Polizeisergeaut, sowie der Bureaudiener, welche den Trans port Plaugs vollsührt hatten, in Haft genommen morden. * Die Einführung der sogenannten englischen Geschäftszeit, d.h. die Einrichtung, daß unter Wegfall der sogenannten Mittagszeit bis 5 Uhr durchgearbeitet wird, verallgemeinert sich in Berlin immer mehr und dürfte sehr bald als Regel gelten. * Ein eigenartiges Mißgeschick hat einen Soldaten des Elisabeth- Regiments in Spandau betroffen. Derselbe ließ sich im dortigen Garnisonlazareth einen Zahn ziehen; der ausgezogene Zahn rutschte dabei in die Luftröhre hinein und da er schließlich dort sitzen blieb, mußte der arme Mann ersticken. * Bei dem großen Brande Hamburgs im Jahre 1842 wurde auch die inzwischen wieder aufgebaute St. Petrikirche mit ihrem be rühmten Glockenspiel eingeäschert. Jetzt wird ein neues Werk aus gestellt, dessen Anfertigung einem Uhrmacher in Mastricht übertragen ist. Das Glockenspiel wird aus 40 Glocken bestehen und ein Ge- sammtgewicht von 23,000 Pfund haben. Von den acht Glocken spiele» Deutschlands wird Hamburg das größte besitzen. * In Breslau hat sich der Cassirer der Schlesischen Boden creditbank infolge von ihm begangener Veruntreuungen erschaffen. Die veruntreute Summe wird auf 15,000 Mark angegeben. * Ein Schuhmacher in dem preußischen Städtchen Artern zeigte im Localblatle an, daß er das beste Mittel gegen Hühneraugen be sitze. Ein Apotheker hatte nun nichts.Eiligeres zu thun, als den Schuhmacher zur Anzeige zu bringen wegen ungesetzlichen Handels mit Artikeln, welche Privilegien der Apotheker seien. Bei der Ge richtsverhandlung wurde der Schuhmacher befragt, ob er ein Mttttl gegen Hühneraugen verkauft habe? Er antwortete verschnitzt: «r habe nur angezeigt, daß er ein solches besitze. Und überdies, setzte er hinzu, würde es mir nie einfallen, dasselbe zu verkaufen, denn es besteht in meinen vorzüglich gearbeiteten Leisten!" Er wurde frcigesprochen. * Die baierischen Feuerwehrmänner haben beim deutschen Feuer wehrtag in Salzburg eine besonders herzliche Aufnahme gefunden. Beim Festzug konnte man öfter den freudigen Ausruf hören: „Jetzt konnueu die Baiern." Aus vielen Häusern regnete es Edelweiß- sträußchen in weißblauen Bändern auf die Delegirten des baierischen Corps nieder. Die etwa 600 Baiern machten auch durch ihre ein fachen blanken Uniformen und die stramme Haltung beim Vorbei marsch einen sehr guten Eindruck. Den baierischen Feuerwehr-Ver band, welcher jetzt der größte in Deutschland wie Oesterreich ist, zeichnete mau dadurch aus, daß dessen Vorstand, Herr Nath und Obernispector Jung, zum Vorsitzenden des deutschen Feuerwehraus schusses gewählt wurde. Der letztere besteht aus 25 Vorsitzenden deutscher und österreichischer Landes- und Provinzial - Feuerwehr verbände und hat die Interessen von mehr als 12,000 Feuerwehren, welche über 800,000 Mitglieder zählen, zu vertreten. Das Feuer wehrwesen hat seit dem letzten deutschen Feuerwehrtag in Dresden wieder einen bedeutenden Fortgang zu verzeichnen. * Ein Mann mit grasgrünem Haupthaar befindet sich gegen wärtig unter den Patienten einer Filialanstalt des Rochusspitals in Pest. Derselbe, ein junger Mann, seines Zeichens Kupferschied, hat einen dichten Haarwuchs von grasgrüner Farbe und wird ob dieser seltsamen Erscheinung von Aerzten und Laien vielfach bewundert. Das Naturspiel ist ein so überraschendes, daß der Beschauer im ersten Augenblick annehmen möchte, das Haar habe diese Farbe durch künstliche Bearbeitung angenommen. Allein der Patient versichert, er sei mit solchem Haarwuchs zur Welt gekommen und in der That hat die chemische Untersuchung einiger Haare ergeben, daß dis gras grünen Locken echte und unverfälschte sind. Dem Vernehmen nach soll das Tritonenhaupt seitens eines gewandten Impresarios bereits zu einer „Kunstreise" engagirt worden sein. * (Aus der Schule.) Lehrer (beim Erklären eines Lesestückes). „Hier steht das Wort Schande — Was ist denn Schande?" — (Große Pause — endlich erhebt ein Schüler die Hand und sagt): „Schande ist wenn einer einen falschen Wechsel schreibt und es kommt raus!" (Eingesandt.) Auch für Andere von Jutereffe. „Orb. Herrn Apotheker N. Brandt in Zürich. Schon seit „längerer Zeit mar ich mit anhaltenden Kopfschmerzen behaftet. „Durch Auwendung Ihrer vorzüglichen Schweizerpillen, welche „in den Apotheken erhältlich, war ich nach dem Gebrauch von 1 „Schachtel Pillen von diesem lästigen Uebel befreit. Achtungsvoll „Frau Römer. „Ich Endes Unterschriebene bescheinige hiermit, das die Richard „Brandt'schen Schweizer-Pillen gegen Magenbeschwerden meiner Frau „ausgezeichnete Dienste geleistet haben. „Büschgen b. Rcmsdorf, d. 24./4. 83. Bescheinigung. Unter zeichneter bezeugt hiermit, daß die Apotheker Brandt'» Schweizer- Villen ihm sehr gut bekommen, zum Gebrauche für sein Magenübel „und kann dieselben einem jeden der mit derartigen Uebel behaftet „dringend empfehlen. C. W. König. „Gegen Hämorrhoidal-Leiden, Verstopfung, Magen Beschwerden „u. s. w. sind die Apotheker Braudt's Schweizerpillen wirklich vor züglich. Spandau, im Juli. L. Nast. ' Bekanutlich kostet die Schachtel R. Brandt'sche Schmeizerptllen 1 Mark in den Apotheken.