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Pilze wirken schädlich. Die eingesammelten Pilze sind ohne Sämnen zuzubereiten. Leicht verdaulich werden sie durch Zugabe einer Messer spitze von Berliner Salz (doppellkohlensaures Natron) zu den im eigenen Wasser zu schmorenden Pilzen. Ungenießbare Pilze geben einen trefflichen Gartendunger. — Die Preißelbeersträuchlein blühen zum 2. Male. Es soll dies einen milden Winter bedeuten. — Eine in Bezug auf die Belheiligung wohl einzig dastehende Wahl hat am vorigen Dienstag in Nossen stattgesunden. Zu wählen hatten zur Handels- und Gemerbekammer die Ortschaften der Amts gerichtsbezirke Nossen und Wilsdruff, einschließlich der gleichnamigen Städte und Siebenlehns. Das Wahllocal für diesen Bezirk befand sich an der Nossener Nathsexpeditionsstelle. In der festgesetzten Wahlfrist sind trotz zweimaliger Anregung in, „Freiberger Anz." erschienen: Wahlberechtigte der Gemerbekammer — 0, Wahlberech tigte der Handelskammer --- 1. Da im Ganzen nur ein Stimm zettel abgegeben morden mar, so verursachte die Stimmenauszählung weder großen Zeitaufwand, noch irgendwelche Gemüthserregung. Dieses Ergebniß läßt nach verschiedenen Seiten Schlüsse ziehen und ist ein Zeichen außerordentlicher Lauheit, die gerade in jetziger Zeit wohl am allerwenigsten auf gewerblichem und industriellem Gebiete bestehen sollte. — Schmiedemeister Polenz in Pfaffen grün, welcher seit 18 Jahren daselbst wohnhaft ist und sich in der Hauptsache mit An fertigung von Wagen und Ackergeräthen beschäftigt, hat am 17. d. M. seinen 1000. Ackerpflug fertiggestellt. Es dürfte wohl zu den Seltenheiten gehören, daß das Fabrikat einer Dorsschmiede ein weit hin gesuchtes wird, zumal hier keine Reclame mitgewirkt, vielmehr nur die gelieferte Arbeit sich selbst empfohlen hat. — Bautzen, 20. Septbr. Ein recht ernstes Necontre, das aber zum Glück noch nicht zu gefährlich ausgefallen, hatte in der Nacht zum Mittwoch der Jnspector Neumann auf der Herrschaft Königswartha zu bestehen. Er befand sich auf der Jnspicirungstour an den Teichen, welche gegenwärtig gefischt werden und darum ab gelassen sind, als er auf einmal von zwei Kerlen, allem Vermuthen nach Felddieben, angefallcn wurde. Sein Gewehr, das er noch zum Anschlag bringen konnte, versagte, und als dann noch eine dritte Person Herzukani, wurde er niedergeworfen und barbarisch zugerichtet. Er trug Stiche, jedenfalls mit einem Messer auSgeführt, in die rechte Seite, in den Arm, in die Wade und einen über die Hand davon. Zum Glück sind dieselben aber nicht tief und bringen keine Gefahr mit sich. — Einen schauerlichen Fund machten dieser Tage Feld arbeiter in der Nähe von Blnnewitz. Durch einen schrecklichen Verwesungsgeruch aufmerksam geworden, stellte man eine Nachsnchung an und fand endlich im Walde den bereits sehr stark in Verwesung übergegangenen Leichnam eines Mannes, der sich erhängen hatte. Der Kopf lag abgetrennt vom Körper da. Die Nachforschungen er gaben, daß der Selbstmörder der bereits seit einigen Monaten ver schwundene Schürnsteinfegermeistel B. aus Bautzen war. Derselbe war in der letzten Zeit geistesgestört. — Ueber einen Streik der Kirmcß-Tänzer schreibt der „C.-A.": Amüsant war es, der am vergangenen Montag zur Kirmeß in Dittelsdorf stattgefundenen Tanzmusik beizuwohnen. Wie üblich, kostet hier die Tour zu diesem Feste 10 Pfg., wofür das Musikchor verstärkt ist; da aber nun das Letztere nicht der Fall war, sträubten sich die Tänzer, namentlich die jugendlichen, 10 Pfg. zu zahlen, son dern nur 5, worauf die Musiker leider nicht eingingen und so be haupteten die streikenden Tänzer, welche den größeren Theil der An wesenden bildeten, ihr Vorhaben durch Zusammenhalt und tanzten eben nicht. Nur Einzelne, die Günstlinge der Musiker, waren es, welche die Capelle in Nahrung setzten. — Eine theuere Ehrenpforte sollte der erste Bauzug der Mehl- theuer-Weidaer Eisenbahn bei der oberen Haardt passiren. Sie kostete dem aufmerksamen Errichter, Ziegeleibesitzer Kirchner, nahezu 200 baare Thaler. Er hatte nämlich in den Kranz der Ehrenpforte als Embleme zwei Mehltheuer-Weidaer Eisenbahnactien, L 100 Thaler, angebracht. Der Kranz hing zu tief und die Locomotive riß diese Beute mit sich fort. Kotitische Kundschau. Deutschland. Das kleine Taunusbad Homburg ist für einige Tage der Versammlungsort für eine glänzende Versammlung von Königen und Fürsten geworden, welche sich anläßlich der Manöver des !1. Armeecorps um den Kaiser gruppirt hat. Unter den frem den Fürstlichkeiten sind es besonders die Könige von Spanien und Serbien, welche die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, da man ihrer Anwesenheit in Deutschland eine politische Bedeutung bei legt, welche Annahme bezüglich des spanischen Herrschers noch dadurch verstärkt wird, daß sein Minister des Auswärtigen, Marquis de la Vega Armijo, ihn begleitet. Außerdem erscheint es nicht bedeutungs los, daß der Staatssecretär im Berliner auswärtigen Amte, Graf Hatzftldt, ebenfalls in Homburg eingetroffe» ist, was fast mit Ge wißheit vermuthen läßt, daß hier auch politische Fragen zur Er örterung gelangen werden. Am Freitag haben die Homburger Kaiser- Manöver mit der an dem Straßen-Dreieck Ober-Erlenbach, Nieder- Erlenbach und Nieder-Eschbach stattgefundenen Parade des 1l. Armee- corpS ihren Anfang genommen, welcher außer den anwesenden Fürsten auch die Kaiserin, die deutsche Kronprinzessin und Prinzeß Victoria beiwohnten. Der Kaiser, welcher ungemein rüstig und wohl aussah, ließ sämmtllche Truppen zweimal an sich vorüber defiliren; die Parade nahm einen glänzenden Verlauf. Am Freitag Nachmittag ^nd im Curhause zu Homburg ein Parade-Diner von 360 Gedecken patt, an welchem sämmtliche Mrstlichkeiten theilnahmen. Im Ganzen wohnen den Mauöverü einnnddreißig Fürstlichkeiten aus deutschen und europäischen Häuser» bei. Für die Wiederaufnahme der Negicrnngslhätigkeit der ver schiedenen Ressorts ist der l. October angesetzt worden, bis zu wel chem Zeitpunkt sämmtliche, noch auf Urlaub befindliche NessortchefS nach Berlin zurückgekehrt sein werden. Der Bundesrath dürste ebenfalls im Lause des October wieder zusammentreten, da dann für ihn genug Arbeitsmaterial vorhanden sein wird. Als eine der ersten dem Bundesrathe zu machenden Vorlagen bezeichnet man die Reform der Statistik des auswärtigen Waarenverkehrs, welche schon von verschiedenen versammelt gewesenen deutschen Handelstage» beantragt worden ist. lieber den Zusammentritt des preußischen Landtages erfährt man noch nichts Genaueres; vermuthlich wird derselbe erst in, November erfolgen, in welchem Monat auch die Landtage von Sachsen und Baden einberufen werden sollen. Zwischen der „Nordd. Allg. Ztg." und der „Times" ist infolge der perfiden Angriffe des Cityblattes auf Deutschland eine scharfe Polemik entbrannt. In ihrer Abend-Ausgabe vom 2l. September kommt die „N. A. Z." wieder auf diese Angriffe in einem Artikel zurück, in welchem darauf hmgewiesen wird, daß die „Times" keines wegs mehr die öffentliche Meinung Englands repräsentire und daß die „Times" nur noch einen kleinen Nest ihres früher so mächtigen Einflusses in England besitze. Das Berliner ofsiciöse Blatt sagt dann gerade heraus, daß die Wiederaufnahme der früheren tradi tionellen englischen Politik, aus dem Continente Unruhen und Ver wickelungen zu erregen, nur zur Folge haben könnte, daß sich die in Deutschland noch stark vorhandenen Sympathien für England schmälerten und daß Deutschland seine eigene Haltung conform jenen übelwollenden Informationen einrichten würde. Schließlich bezeichnet die „N. A. Z." den Versuch der „Times", Oesterreich gegen Deutsch land mißtrauisch zu machen, als lächerlich; es gehöre eine vollwich tige Dosis von Unkenntniß continentaler Verhältnisse dazu, um auch nur einen Versuch zu machen, das deutsch-österreichische Bündniß zu untergraben. General v. Blumenthal, der verdiente Führer des 4. Armee corps, ist vom Kaiser in den erblichen Grafenstand erhoben worden. Oesterreich-Ungarn. In Croatien iss die Ruhe doch nicht so vollständig wiederhergestellt, wie es de» Anschein hatte. Erst jüngst hat in Farkas Evaczt ein blutiger Zusammenstoß zwischen tnmul- tuirenden Bauern aus Gradocz und Belovar und der aus Landmehr mannschaften bestehenden öffentlichen Macht stattgefunden; es kant zu einem erbitterten Handgemenge, in dessen Verlaufe 10 Bauern getödtet und zwei Landwehrleute schwer verwundet wurden. Da in Wien am Sonnabend die gemeinsamen Ministerconserenzen behufs Feststellung des den Delegationen vorzulegenden Budgets begonnen haben, so dürfte bei dieser Gelegenheit auch die Lage in Croatien nochmals ernsten Erwägungen unterzogen werden. Frankreich. Die Ungewißheit über den Ausgang der fran zösisch-chinesischen Verhandlungen hat die äußerste Linke der fran zösischen Deputirtenkammer zu dem Entschlusse veranlaßt, ein Manifest an das Volk zu richten. Hierdurch soll die Negierung gezwungen werden, das Parlament wegen der tonkinesischen Händel sofort ein zuberufen. Man betrachtet dieses Vorhaben der Radicalcn als zu sammenhängend mit der Agitation, welche von dieser Seite behufs Sturzes des CabmetS Ferry betrieben wird, doch bezweifelt man, daß diese Agitation den von den Radikalen gewünschten Erfolg haben wird, da es durchaus nicht gewiß ist, daß das gegenwärtige fran zösische Cabinet überhaupt das Vertrauen der Kammer - Majorität verloren hätte. Was die Abreise des bisherigen commandirenden Generals der französischen Expeditionstruppen in Tonkin, Generals Bouet, nach Honkong und dessen provisorische Ersetzung durch den Obersten Bichot anbelangt, so fehlen hierüber noch immer nähere Mittheilungen. Es hieß allerdings, daß die Enthebung Bouet's von seinem Commando infolge von Zwistigkeiten, die zwischen ihm und dem französischen Civilcommissar Harmand entstanden seien, erfolgt sei, doch wird diese Version von competenter Seite in Abrede gestellt. Die nächsten Nachrichten werden hoffentlich hierüber Aufklärung bringen. England. Herr Gladstone, der englische Premierminister, ist von seinem Ausfluge nach Kopenhagen am Freitag wieder nach Eng land zurückgekehrt und hat sich von dem Landungsort Gravesend mittels Extrazuges sofort nach London begeben. Die leitenden Lon doner Blätter, wie „Standard", „Pall Mall Gazette" u. a. sind be strebt, die Reise des leitenden Staatsmannes Englands lediglich als eine Vergnügungstour darzustellen und versichern, daß die verschiedenen politischen Combinationen, welche man an seinen Besuch in Kopen hagen geknüpft habe, durchaus verfehlt seien. In den politischen Petersburger Kreisen theilt man aber keineswegs diese Ansicht der Londoner Blätter, sondern hält an der Meinung fest, welche auch in Berlin und Wien getheilt wird, daß der Entrevue zwischen dem Czaren und Herrn Gladstone ein bestimmter Zweck zu Grunde liege und daß hierbei die bulgarischen Verhältnisse eine Hauptrolle spielen. Rußland. Der Beginn der großen russischen Manöver bei Warschau ist jetzt aqf den 24. September — also für Montag — festgesetzt morden. Damit erledigt sich die in etwas sensationeller Weise aufgetauchte Nachricht von der Verschiebung der Manöver, woran schon verschiedene aufregende Gerüchte geknüpft worden waren. — Nach Berichten Petersburger Blätter sind in dem Budget entwurf für die russische Hauptintendantur pro 1884 für die Unter haltung des Militärs 151 Millionen, also 7 Millionen mehr als 1883, ausgeworfen worden. Serbien. Der Ausfall der Neuwahlen zur serbischen Skupschtina hat dem Cabinet Pirotschanatz eine Niederlage gebracht, das läßt sich jetzt nicht mehr verheimlichen. Von den gewählten Deputaten